Part 2, Kap. 4
Erika Brookes
Er ist so anstrengend. Früher war er definitiv nicht so. Eher wie ein gehorsamer Hund, der jede Menge Tricks konnte. Er hat immer gewusst, was ich gerade will oder brauche, manchmal musste ich gar nichts sagen. Ich hoffe sehr, dass er wieder wie früher wird, wenn wir wieder zusammen sind und er diese Allison endlich vergisst.
Jona ist mein Freund. Er wird wieder mit mir zusammen sein, ich werde wieder hier wohnen und er wird der Vater meiner Kinder. Das war für mich schon immer klar. Oder wenigstens ziemlich schnell. Die wenigsten Kerle in unserem Alter sind zu etwas zu gebrauchen. Lukas zum Beispiel war ein kleiner Ausrutscher. Zugegeben, es war doch mehr als einer, aber das ändert nichts. Lukas war nur zum Vergnügen da, Jona ist viel mehr. Er kann kochen, ist selbstständig, hat einen festen Job und ist ein viel angenehmerer Gesprächspartner. Lukas verliert nach fünf Sätzen immer den Faden und man kann sich mit ihm auch nur über Baseball oder Partys unterhalten. Abgesehen davon sieht Jona auch besser aus.
Ich stehe auf seine Tattoos, seinen Körper, seine schönen Augen und sein bezauberndes Lächeln. Einfach alles an ihm gefällt mir. Außer natürlich, dass er auf diese Prinzessin steht. Sie hat ihm das Gehirn ausgebrannt. Mit ihren hässlichen, blonden Haaren und ihrem Engelsgesicht. Klar ist sie hübsch. Aber es ist ätzend zu wissen, dass sie kein Make-up braucht, um so auszusehen. Schließlich kann ich auch gut aussehen, brauche aber mindestens eine halbe Stunde im Bad, um nicht als Zombie durchzugehen.
Früher war es mir egal, wenn Jona mich so gesehen hat. Er achtet nicht auf so etwas. Er will immer nur, dass es einem gut geht. Ob man dabei sterbenskrank aussieht oder nicht, spielt für ihn keine Rolle, wenn er die Person mag und es ihr gut geht. Und mich mag er. Er versucht es nur zu überspielen, weil er verletzt ist.
Das kann ich ja auch irgendwo verstehen, aber irgendwann muss es auch Mal gut sein. Es ist fünf Wochen oder noch länger her, dass er herausgefunden hat, dass ich ein einziges Mal fremdgegangen bin. Zumindest ist das seine Information.
Momentan sorge ich dafür, dass er mich nur in meinem besten Zustand sieht. Frisch geschminkt aber nicht zu sehr, in normalen Klamotten, nie in Jogginghose oder ähnlichem und immer mit gemachten Haaren. Es ist anstrengend, immer auf alles zu achten und sich nicht gehen lassen zu können, aber das wird immerhin nicht so bleiben. Früher oder später kommt er zu mir zurück und dann kann ich wieder zu meinem alten Trott zurückkehren. Vielleicht nicht von heute auf morgen, aber sehr lange werde ich das alles nicht machen, wenn es nicht sein muss.
>Bist du fertig?< Wortlos wende ich mich von meinem Spiegelbild ab, öffne die Badtür. Jona steht vor mir, betrachtet mich. Schon wieder ist absolut keine Regung in seinen Zügen zu erkennen. Wenigstens sieht er mich aber nicht mehr so Hasserfüllt an, wie vor meinem Auftritt letztens.
>Entschuldige<, gebe ich klein bei, weil er mir schon vor fünf Minuten gesagt hat, dass er ins Bad will und ich es blockiert habe. Manchmal ist es besser, nicht aufmüpfig zu sein. Das ist zugegeben wirklich nicht einfach, aber in solchen Situationen kann ich meine angriffslustige Antwort herunterschlucken und nett sein. Schließlich sind wir hier bei ihm und ich muss ihn dazu bringen, sich für mich zu entscheiden.
Wortlos schiebt er sich an mir vorbei ins Bad und mich auf den Flur, dann schließt er die Tür. Zu gern würde ich auf die Tür einschlagen und ihn anschreien. Ihn fragen, was das soll, aber ich lasse es. Das wird seine Art sein mich spüren zu lassen, wie er sich fühlt. Nur rechnet er sicherlich nicht damit, dass mich das nicht trifft. Ich bin wütend, aber nicht verletzt. So weit kommt es nicht, dass ich wegen ihm heule oder auch nur eine Sekunde darüber nachdenke, ob ich etwas falsch gemacht habe.
Natürlich ginge es besser, aber er hat keine Ahnung von mir. Er kennt mich nicht und wenn er denkt, dass ich ihm nichts schlimmeres antun kann, als ihn zu betrügen, wird er noch sein blaues Wunder erleben.
Ganz egal was er macht, früher oder später wird er wieder an meiner Seite sein und wenn alles nach Plan läuft, ist das schon sehr bald. Laut seinem Handy ignoriert er sogar Allison und das spielt mir nur in die Hände.
Ein entspanntes Lächeln breitet sich in meinem Gesicht aus und ich durchquere das Wohnzimmer, lasse mich auf die Couch fallen. Es läuft einfach alles perfekt.
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