Part 2, Kap. 36

Tamara Miller

Ich fühle mich nicht wohl. Brad sitzt mit mir am Küchentisch, zwischen uns liegt mein Handy. Er hat mich doch tatsächlich dazu überredet Allison anzurufen und mit ihr zu reden. Aber anstatt gleich alles am Telefon zu klären, möchte sie, dass ich zu ihrem Freund komme. Es wurmt mich und macht mich auch wütend, dass sie jetzt sogar eine Beziehung zu diesem Mann hat. Das macht alles nur komplizierter.

>Warum bist du so bedrückt? Für mich klang das alles sehr vielversprechend<, will Brand sanft wissen, seine Hände vor sich auf dem Tisch verschränkt. Skeptisch hebe ich eine Braue, betrachte den Mann, der mich leider viel zu leicht durchschaut.

>Was daran ist vielversprechend, dass sie jetzt mit diesem Mann zusammen ist?< Er lächelt, als wäre die Antwort ganz einfach.

>Würde Allison mit jemandem eine Beziehung eingehen, dem sie nicht vertraut oder der das Kind schlecht behandeln würde?< So weit ich mich erinnern kann, hatte sie noch nie einen Freund. Zumindest hat sie mir nie jemanden vorgestellt. >Ich schätze Allison nicht als unvernünftig ein. Also, möchtest du allein zu den beiden fahren, oder möchtest du, dass ich mitkomme?< Klüger ist es vermutlich, wenn er mitkommt. Er ist immer sachlich und weiß genau, wie er mich beruhigen kann, wenn ich aufgewühlt bin. Nur könnte mich genau das davon abhalten, meine Meinung zu sagen und den Mann zum Teufel zu jagen, sobald er mir bestätigt hat, dass er meiner Tochter nicht gut tut. >Ich könnte auch im Auto warten<, bietet er an und ich schüttle den Kopf. Brad ist einfach viel zu freundlich. Er hat mitbekommen, dass sie mich zum Abendessen eingeladen haben und doch bietet er mir an, die ganze Zeit im Auto zu warten.

>Ich werde ihr schreiben, dass du mitkommst<, entscheide ich und nehme mein Handy wieder in die Hand. Brad würde mich mit Sicherheit von einem Ausraster abhalten, aber er würde mir auch die Augen öffnen, wenn, also falls, dieser Jona doch kein so schlechter Kerl ist. Also theoretisch.

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Strafend starre ich Brad an, doch der hat seine Aufmerksamkeit voll auf die Wohnungstür vor sich gerichtet. Schon an der Haustür hat er mich nicht kurz durchatmen lassen und jetzt hat er auch sofort auf die Klingel gedrückt. Dabei hätte ich mir gerne noch ein paar Sekunden genommen.

Bevor ich mich aber bei ihm beschweren kann, öffnet sich die Tür und meine Allison steht vor uns. Sie sieht gut aus, glücklich und erholt. Zugegeben besser, als ich gedacht, aber natürlich nicht zu hundert Prozent gehofft habe.

>Mom, Brad. Schön euch zu sehen<, begrüßt sie uns munter, nimmt erst Brad in den Arm, dann steht sie vor mir. Es war natürlich, dass sie denjenigen zu erst richtig begrüßt, der ihr näher ist, aber die Situation jetzt ist merkwürdig. Wir beide zögern, sehen uns unschlüssig an, bis Brad sich einmischt und Allison in meine Richtung schiebt.

>Hallo<, sage ich, weil ich einfach nicht weiß, was ich sonst sagen soll, nehme sie kurz in den Arm. Sie erwidert die Umarmung, löst sie aber auch gleich wieder und deutet in die Wohnung.

>Kommt doch rein<, bittet sie uns mit einem Lächeln und genau das machen wir.

>Es riecht köstlich<, versucht Brad die Stimmung zu lockern, während wir ihr durch den kurzen Flur in das Wohnzimmer folgen. Es ist ordentlich hier, wirkt recht gemütlich, wenn auch ein bisschen zu modern für meinen Geschmack.

>Nicht wahr? Jona ist ein ausgezeichneter Koch<, erzählt Allison und automatisch halte ich nach ihm Ausschau. Die Küche ist offen zum Wohnzimmer, darum kann ich ihn sehen. Genau wie letztes Mal hat er ein freundliches Lächeln im Gesicht und ein hübscher Kerl ist er auch, aber die Tattoos stören mich.

>Bin gleich bei euch<, versichert er, wendet sich wieder an den Herd und Brad nimmt meine Hand. Fragend sehe ich zu ihm, aber er lächelt einfach nur.

>Ihr könnt es euch auf der Couch bequem machen, das Essen dauert noch ein paar Minuten. Wollt ihr etwas trinken?<

>Einen Kaffee würde ich nehmen<, antwortet Bard sofort und ich nicke zustimmend. Ich bin mir einfach nicht sicher, wie ich mich verhalten soll.

>Kommt sofort<, versichert sie uns und eilt in die Küche. Sie und Jona wechseln ein paar Worte, beide Lächeln und wirken vertraut. Er wirkt tatsächlich viel sympathischer, als ich bisher dachte, aber der Eindruck kann auch täuschen.

>Entspann dich<, bittet mich Brad leise, lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. >Wir sind gerade erst angekommen.< Er lächelt mich noch einen Moment aufmunternd an, dann huscht sein Blick an mir vorbei und ich sehe mich wieder um. Jona ist aus der Küche zu uns gekommen, reicht mir die Hand. Perplex starre ich ihn an, bis Brad aufsteht und mich mit sich zieht.

>Letztes Mal haben wir uns leider nur kurz gesehen, deshalb freue ich mich, Sie heute endlich richtig kennen zu lernen<, meint er und wieder braucht es einen leichten Anstoß von Brad, damit ich ihm die Hand gebe und seinen festen Händedruck erwidere.

>Nenn mich bitte einfach Tamara und ich freue mich auch.< Er wirkt nicht sehr überzeugt, aber ich bin mir nicht sicher.

>Würdest du mir dann einen Gefallen tun?<, bittet er, noch immer freundlich und ich hebe eine Braue. >Kleider und Tattoos machen Leute, das weiß ich. Meine Tattoos sind ein Teil von mir, aber sie machen mich nicht aus.< Mein Mund öffnet sich, ich will etwas erwidern, aber ich weiß einfach nicht was. Da steht dieser junge Mann vor mir und hat einfach genau erraten, was mir durch den Kopf gegangen ist.

>Gut gesagt. Ich bin Brad<, stellt sich nun auch mein Freund vor und ich sehe zu, wie sie sich die Hand geben.

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