Part 2, Kap. 32
Brad O'Connor
Nach einem langen Arbeitstag gibt es nur wenige Dinge, die mir lieber sind, als mit einem leckeren Essen fernzusehen. Mit Tamara in einem hübschen Restaurant zu sitzen ist ein schönes Beispiel dafür. Sie anzusehen, mit ihr zu reden, das könnte ich den ganzen Tag machen. Mir wäre es nur lieber, wenn sie mir dabei ihre volle Aufmerksamkeit schenken würde. Seitdem sie ihre Tochter rausgeworfen hat, ist sie nicht ganz bei sich und immer in Gedanken woanders.
Sie kann das gut überspielen, aber es ist mein Job, genau das zu sehen und etwas dagegen zu unternehmen. Und ich habe diesen Beruf gewählt, weil genau das mich einfach glücklich macht. Menschen zu helfen, sie auf jede erdenkliche Art und Weise zu unterstützen ist das, was ich am liebsten mache.
>Warum sprichts du nicht mit ihr?< Mir ist selbstverständlich schon längst klar, dass sie zu Stolz ist, um über ihre verletzten Gefühle hinweg zu sehen, aber sie muss sich das auch selbst eingestehen.
>Ich möchte jetzt nicht über meine Tochter sprechen<, gibt sie schlicht zurück, hält den Blick dabei auf ihr Glas gerichtet. Wir haben bestellt, das Essen müsste jeden Moment kommen und bis dahin möchte ich, dass sie zumindest ein einziges Mal gelächelt hat. Das ist mein heutiges Tagesziel, denn ich liebe es, wenn sie lächelt.
>Dann solltest du auch nicht über sie nachdenken. Sprich doch mit mir darüber, Tamara. Sie ist deine einzige Tochter und sie hat eine Entscheidung getroffen. Es ist eine große Entscheidung, ja, aber für ihr Leben, nicht zwangsweise für deines. Und mehr als das Ergebnis weißt du nicht darüber. Du kennst nicht die Gründe für ihre Entscheidung und du hast auch kein Recht, deine volljährige Tochter zu verurteilen, weil sie ihr Leben selbst bestimmt.< Sie hebt den Blick, sieht mich direkt an und in ihren schönen, braunen Augen kann ich nur Wut erkennen.
>Belehre mich nicht, Brad<, fordert sie. >Ich habe meine Tochter zur Selbstständigkeit erzogen und nicht dazu, sich mit Anfang zwanzig ein Kind machen zu lassen. Und worüber soll ich mit ihr sprechen? Es gibt nur einen Grund, warum sie es bekommen will und das ist, dass sie ihm gefallen will. Oder, er fordert es von ihr und sie spielt einfach mit. Ich kenne solche Typen. Sie hat keine Wohnung, keine Ahnung vom Leben und will ein Kind in die Welt setzten.< Mit ihrer Denkweise und dem, was sie sagt, erinnert sie mich an ein junges Mädchen.
Wenn es um derartige Themen geht, hat sie eigene Erfahrungen gemacht und verhält sich so, als ginge es nicht anders. Aber auch mein Sohn war nicht geplant. Genau so wie Allison von ihrer Mutter und ihrem damaligen Freund nie geplant war. So etwas passiert. Frauen werden schwanger und nicht allzu viele bringen es über sich, ihr Kind abzutreiben. Es passiert sogar um einiges Häufiger, als manche glauben, dass diese Kinder zur Welt kommen und niemand spricht je wieder darüber, dass nichts davon so hätte passieren sollen.
Und ich für meinen Teil habe es nie bereut. Ich liebe meinen Sohn, auch wenn er mich nicht mehr sehen will. Und ich weiß, dass Tamara auch ihre Tochter liebt.
>Sie ist nicht du, Tamara. Allison hat viel von dir, aber sie ist nicht du. Du kannst nicht wissen, ob er das von ihr fordert. Soweit ich das mitbekommen habe, kennst du den Vater des Kindes nicht und genau so wenig weißt du über die Umstände.< Ihr treten Tränen in die Augen, sie presst die Lippen aufeinander. Ich weiß, dass ich einen Nerv getroffen habe, aber anders bekomme ich sie nicht aus der Abwehrhaltung, in die sie sich zurückgezogen hat.
>Natürlich ist sie nicht wie ich. Sie macht aber dieselben Fehler, Brad. Ich habe so sehr versucht sie davor zu bewahren, sie nicht auch an einen Mann wie ihren Vater zu verlieren und was macht sie? Sie verhält sie wie ein ahnungsloses, kleines Kind. Sie ist naiv und-<
>Tamara<, bevor sie sich zu sehr in diese Geschichte hineinsteigert, muss ich sie ausbremsen und ihre Gedanken mit Gefühlen auf den Richtigen Weg lenken. >Liebst du deine Tochter?< Noch mehr Tränen steigen in ihre Augen, rinnen über ihr Gesicht und sie wischt sie wütend bei Seite.
>Was ist das denn für eine Frage? Selbstverständlich liebe ich meine Tochter.< Nun habe ich sie fast da, wo ich sie haben will, muss mir mein Lächeln aber verkneifen. Das hier reicht noch nicht.
>Seit wann? Wann hast du dich zum ersten Mal mit ihr verbunden gefühlt?< Ihre Hände legen sich auf ihren Bauch, sie sieht weg. >Du hast sie vom ersten Moment an geliebt, nicht wahr? Sobald du gewusst hast, dass da ein Kind in dir heranwächst, dein Baby. Warum denkst du, dass es bei Allison nicht auch so sein kann? Warum kann es nicht einfach sein, dass sie ihr Baby liebt und es nur deshalb behalten will? Warum musst du diesem Jona die Schuld geben? Er hat es gezeugt, ja, dafür kannst du ihm die Schuld geben. Aber nicht dafür, dass sie vielleicht einfach nur ihr ungeborenes Kind liebt.< Schweigend warte ich auf eine Reaktion, gebe ihr Zeit. Sie muss nachdenken, sich über einige Dinge klar werden und dazu lasse ich ihr nur zu gern alle Zeit, die sie braucht. Ich hoffe einfach nur, dass sie sich mit Allison ausspricht oder sich wenigstens mir gegenüber öffnet.
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