Part 2, Kap. 28
Don Chaplin
Tief ziehe ich den Rauch der Zigarette in meine Lungen, folge der Straße, versuche mich zu beruhigen. Vor über zwei Jahren habe ich mit dem Mist aufgehört, aber jetzt brauche ich sie. Zwar war es nicht geplant, dass ich an nur einem Abend eine halbe Schachtel rauchen würde, aber alles andere war schließlich auch nicht geplant.Zum Beispiel, dass Theresa mich anruft, mir eröffnet, dass es Allison gut geht und sie bei Jona ist.
Ich habe so viel dafür getan, dass genau das nicht passiert. Erika sollte Jona beschäftigen und ich immer bei Allison sein. Nur ein einziges Mal habe ich sie allein zu Theresa gelassen und schon kleben die beiden wieder aneinander.
>Scheiße<, entfährt es mir, dann schnippe ich den Rest meiner Zigarette auf die Straße. Natürlich ist es jetzt vorbei. Mein Plan ist nur noch ein Haufen Müll und alles, was mir jetzt noch übrigbleibt, ist Schadensbegrenzung zu betreiben. Oder Erika auf Jona anzusetzen. Oder doch eher auf Allison?
Mit dem Chaos in meinem Kopf komme ich nicht weiter, darum fische ich mir eine weitere Zigarette aus der Packung, zünde sie an. Leider habe ich keine wirkliche Idee, wie ich auch nur einen Bruchteil von dem, was ich in den letzten Wochen getan und gesagt habe, erklären soll. Bis auf die Wahrheit fällt mir keine plausible Ausrede ein und die werde ich ihr garantiert nicht erzählen.
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>Wer bist du denn?< Der eindeutig bekiffte Typ vor mir starrt mich aus seinen geröteten Augen an, als wäre ich ein Alien.
>Ein Freund von Erika. Ich muss mit ihr reden.< Skeptisch mustert er mich von oben bis unten und ich sehe ihm an, dass er mich wegschicken will, da taucht sie hinter ihm auf.
Sie trägt nur ein zu großes T-Shirt, sonst nichts, legt Lukas eine Hand auf die Schulter, zieht ihn von der Tür weg.
>Geh zurück ins Bett, das dauert nicht lange<, meint sie und ich hebe eine Braue. Mir war klar, dass sie nur hier sein kann, wenn sie nicht bei Jona ist, aber ich dachte nicht, dass sie gleich wieder mit ihm in die Kiste geht. Bisher hat sie sich über Lukas immer nur beschwert.
Schweigend sehe ich den Typen nach, bis er es durch den Hausflur in eines der Zimmer geschafft hat, dann richte ich meine Aufmerksamkeit auf Erika.
>Die beiden haben miteinander gesprochen.< Ich habe mir schon überlegt, wie sie wohl reagieren würde und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie entweder frustriert oder genauso durcheinander sein würde wie ich. Aber ein Lächeln habe ich nicht erwartet.
>Und?<, fragt sie provozierend, lehnt sich an den Türrahmen. >Das ist nicht optimal, aber es gibt schlimmeres.< Wütend schlage ich gegen die Wand neben der Tür, funkle sie an.
>Was daran ist nicht schlimm? Sie weiß jetzt, dass ich sie angelogen habe und dein ach so toller Jona klebt wieder an ihr.< Sie hebt eine Braue, legt den Kopf schief.
>Ich bekomme was ich will, Don. Immer. Das ist ein Rückschlag, ja, aber das ändert für mich nichts. Ich bin und bleibe von Jona schwanger. Da kommt er nicht raus.< Sie sieht so selbstgefällig aus, dass ich kotzen könnte.
>Und du meinst, wenn ihre beide euer Baby bekommt, kümmert er sich um dich genauso gut, wie um Ally?< Zufrieden kann ich feststellen, dass der selbstgefällige Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwindet. >Er wird sie dir immer vorziehen und das weißt du.< Wütend funkelt sie mich an, verschränkt die Arme vor der Brust.
>Wenn du das so genau weißt, warum bist du dann hier?< Genau das ist der Punkt, an dem ich nicht weiter komme. Dafür brauche ich sie.
>Du musst mit Allison reden.< Sie öffnet den Mund, starrt mich fassungslos an.
>Bitte was soll ich machen? Ich kann dieses Mädchen nicht leiden, das weißt du genau.< Diesmal bin ich derjenige, der lächelt.
>Und genau deshalb solltest du es machen. Du wirst jede Menge Dinge sagen, die sie verletzten und gleichzeitig Jona schlecht machen. Kann sein, dass er ihr gesagt hat, dass ihr nicht wieder zusammen seid. Aber du könntest ihr sagen, dass ihr trotzdem Sex hattet, das würde wieder einen Keil zwischen die beiden treiben. Abgesehen davon fällt dir bestimmt noch mehr ein.< Langsam schleicht sich ein hinterhältiges Lächeln in ihre Züge.
>So gefällst du mir, Don Chaplin. Ich wusste, dass du eine dunkle Ader hast.< Abwartend sehe ich sie an, sie jedoch starrt an mir vorbei, denkt wohl nach. Dabei weiß ich schon, dass sie zustimmen wird. Sie würde alles tun, damit Jona nur ihr allein gehört. >Okay, gut. Um wie viel Uhr geht Allison am Montag arbeiten?<
>Um acht<, antworte ich gleich, denn offenbar hat sie schon einen Plan.
>Gut. Am Montag, wenn er zur Arbeit geht, werde ich zu seiner Wohnung gehen und mit ihr reden. Dann habe ich ein Fenster von einer Stunde, er geht nämlich immer schon um sieben.< Dass ihr Lächeln jetzt nicht mehr hinterhältig, sondern glücklich wirkt, jagt mir einen Schauder über den Rücken.
Ich war nicht immer so, wie ich jetzt bin und habe versucht Menschen auseinander zu bringen. Ich habe mich nie wohl gefühlt, wenn ich gelogen habe und auch heute finde ich es nicht gut oder sogar schön. Sie dagegen scheint dabei voll aufzugehen.
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