Part 2, Kap. 27
Jona Thompson
Sie zittert am ganzen Leib, ganz egal, wie fest ich sie an mich drücke. Was alles in ihr vor geht, möchte ich gar nicht wissen. Sie muss sich verstoßen und alleingelassen fühlen.
Von Theresa weiß ich, dass Allison von ihrer Mutter rausgeworfen wurde und das wegen mir. Oder eben, weil sie schwanger ist und es behalten will. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum eine Mutter ihre Tochter im Stich lassen sollte. Wäre ich gemeingefährlich oder unsere Beziehung verboten, könnte ich das vielleicht noch verstehen, aber da ist nichts. Ich bin ein ganz normaler Kerl und Tamara kennt mich überhaupt nicht.
Und dann ist natürlich noch die Sache mit Don. Von seinen engsten Freunden so behandelt zu werden ist mehr als nur falsch. Ich kann sehen, was er ihr damit angetan hat und dafür könnte ich ihn verprügeln. Normalerweise bin ich gegen Gewalt und würde auch niemals jemanden vorsätzlich verletzten, aber anders weiß ich mir grade nicht zu helfen. Aber jetzt muss ich erst einmal für Allison da sein.
Leider muss ich sie frei geben, um an die Taschentücher auf dem Wohnzimmertisch zu kommen, ziehe sie aber dann gleich wieder an mich.
>Hier.< Sie sieht auf, nimmt mir die Packung ab. Mit zitternden Händen wischt sie sich das Gesicht trocken, putzt sich die Nase. Ihre Augen sind rot und glasig, als würde sie sofort wieder weinen. Sanft und langsam streiche ich weiter über ihren Rücken, versuche ihre Kraft zu spenden.
>Ich verstehe das einfach nicht<, sagt sie leise, mit belegter Stimme. >Warum hat er mich angelogen? Warum will er so unbedingt, dass wir voneinander getrennt sind?< Zu gern würde ich ihr diese Fragen beantworten, aber auch ich kenne die Antwort nicht. Mir würde nicht ein Grund einfallen, warum überhaupt jemand seinen besten Freund oder seine beste Freundin belügen sollte. Schon gar nicht auf diese Weise.
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Mittlerweile hat sie sich beruhigt, starrt aber nur aus dem Fenster und sagt nichts mehr. Sie hängt ihren Gedanken nach, während sie zwischen meinen Beinen auf der Couch sitzt, den Rücken an meine Brust gelehnt. Meine Hände liegen auf ihrem Bauch, ihre liegen über meinen. Ihr Kopf lehnt an meiner Schulter, was mir die Gelegenheit gibt, ihren wundervollen Duft zu genießen. Ihre Nähe tut mir gut.
>Würdest du mit mir zu Don fahren? Ich will nicht allein mit ihm reden.< Meine Augen lösen sich von dem Fenster, richten sich auf ihr Profil. >Nicht heute. Ich brauch noch Zeit.<
>Natürlich.< Sie nickt knapp, dann sinkt sie in sich zusammen, schließt die Augen.
>Ich bin so müde.< Aus einem Impuls heraus küsse ich ihr Haar und tatsächlich lächelt sie kurz, drückt meine Hände. >Danke.< Verwirrt mustere ich sie, doch sie lässt die Augen geschlossen.
>Wofür?< Sie hebt leicht sie Schultern, verschränkt ihre Finger vorsichtig mit meinen.
>Hättest du auf Don gehört, wäre alles vorbei gewesen. Ich glaube nicht, dass ich den Mut aufgebracht hätte, dich anzurufen. Du hast mich nicht aufgegeben.< Ihre Stimme war am Ende so leise, dass ich sie fast nicht verstanden habe, aber das ist nicht wichtig. Viel wichtiger ist, was ihre Worte in mir auslösen.
>Allison.< Sie öffnet die Augen, sieht zu mir auf. >Ich gebe dich niemals auf. Ich gebe uns niemals auf.< Wieder steigen Tränen in ihre Augen, aber sie sieht nicht traurig aus. Wortlos löst sie sich aus meiner Umarmung, dreht sich um und schlingt die Arme um meinen Hals.
>Das alles tut mir so leid. Ich hätte einfach zu dir kommen sollen oder anrufen oder irgendetwas<, sagt sie, vergräbt ihr Gesicht an meinem Hals und ich halte sie fest.
>Schon gut<, versichere ich ihr, muss lächeln. >Wir beide hätten einiges anders machen können und vielleicht wäre es dann besser gelaufen, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Wir sind beide hier und das ist alles, was zählt.< Sie nickt knapp, lässt mich wieder los. Langsam entfernt sie sich etwas von mir, sieht mich an. Ihre grünen Augen sind hell, obwohl sie auch von weinen leicht gerötet sind. >Was ist?< Sie lächelt, dann kniet sie sich hin, legt ihre Hände auf meine Schultern. Ihr Blick ist jetzt anders, lässt mein Herz schneller schlagen.
Automatisch lege ich meine Hände an ihre Hüfte, dann beugt sie sich zu mir herunter. Ihre Lippen sind weich, ihr Kuss ist sanft. Sonst haben immer die Frauen Schmetterlinge im Bauch, aber sehr viel anders würde ich meine Gefühle nicht beschreiben.
Sanft ziehe ich sie enger an mich, erwidere ihren Kuss langsam und genieße es einfach. Sie bei mir zu haben, sie zu berühren und all die schönen Gefühle in mir. Nichts davon will ich je wieder missen. Ich werde sie nie wieder loslassen. Nicht eine einzige Sekunde lang.
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