Part 2, Kap. 24

Allison Miller

Meine Füße schmerzen, aber das ist schon okay. Viel schlimmer ist es, dass ich hier heulend auf dem Gehweg herum sitze und mir so langsam die Taschentücher ausgehen.

Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber ich bin müde. Mein Magen knurrt ständig, mein Mund ist trocken und kalt ist mir auch. Mein Hintern tut vom sitzen weh, aber ich will weder stehen, noch laufen. Ich will einfach nur nach Hause und in mein warmes, weiches Bett. Oder zu Jona.

Wieder steigen mir Tränen in die Augen. Ich weiß nicht, was los ist. Ich glaube Jona, aber seine Geschichte passt nicht zu der von Don. Überhaupt nicht.

Jona hat erzählt, er hätte Don belogen und behauptet, er würde nichts von mir wollen aber laut Don hat er deutlich gemacht, dass er wieder mit Erika zusammen ist. Das mag für mache keinen großen Unterschied machen, aber für mich ist er gigantisch.

Hätte mir Don nämlich erzählt, dass Jona nichts von mir will, aber auch nicht wieder mit Erika zusammen ist, hätte ich längst mit ihm geredet, geklärt, ob er dann wenigstens für das Kind da ist. Dann hätte ich mich nicht so hintergangen gefühlt, wäre nicht so verletzt gewesen. All diese Tage voller Schmerz und Sorgen wären vollkommen überflüssig gewesen und unnötig. Die Frage ist jetzt, wem von beiden ich glauben soll. Meinem besten Freund oder dem Vater meines Kindes, für den ich mehr empfinde, als mir im Moment lieb ist.

Meine Gefühle für Jona bringen mich durcheinander. Ich kann unmöglich sagen, dass ich ihm glauben will, weil er so ehrlich gewirkt hat oder ob mein Herz einfach alle Warnzeichen ignoriert hat.

Langsam atme ich tief durch, wische mir mit einem Tuch über das Gesicht. Ich wollte die ganze Zeit, dass Jona mit mir redet und meine Fragen beantwortet. Das hat er irgendwie auch, aber jetzt sind da noch viel mehr Fragen, die in meinem Kopf kreisen. Und zusätzlich eben die Frage, ob er die Wahrheit sagt. Nur kann das nicht sein.

Don würde mich nie belügen. Er hat mir seit Tagen immer wieder gesagt, dass Jona und Erika zusammen sind und ich ihn vergessen soll. Es würde mir nur weh tun, an ihn zu denken. Und von der Nachricht, die Jona mir geschrieben haben will, weiß ich auch nichts. Abgesehen von mir kann nur Don an meinem Handy gewesen sein. Aber warum um Himmel willen sollte Don mich belügen? Nur um mich zu beschützen? Das ergibt keinen Sinn.

Mein zittriger Atem hinterlässt kleine, weiße Wölkchen in der Luft. Ich hätte mir wirklich mehr als diese dünne Jeansjacke anziehen sollen, aber wie sollte ich wissen, dass ich so lange draußen sein würde? Und das auch noch um diese Zeit?

Ein Auto fährt mit quietschenden Reifen über eine Kreuzung, doch ich ignoriere es. Mir ist nicht wirklich danach, aus meinem Gedankenkarussell auszusteigen, solange ich keine Antworten gefunden habe. Meine Augen sind auf den Boden zu meinen Füßen gerichtet, bis das Auto direkt vor mir zum stehen kommt.

Ich habe noch nicht ganz den Kopf gehoben, um nachzusehen, wer das ist, da schwingt die Beifahrertür auf und Jona stürmt auf mich zu. Seine besorgten, blauen Augen sind auf mich gerichtet, lassen mein Herz höher schlagen.

Wieder steigen mir Tränen in die Augen und ohne nachzudenken strecke ich meine Arme nach ihm aus. Er packt meine Hände, zieht mich auf die Füße und schon bin ich wieder in seinen Armen.

Meine Hände krallen sich in seinen Rücken, während seine beruhigend über meinen Kopf und Rücken streichen. Ich will mich an ihm festhalten, ihn als Stütze nutzen und nie wieder loslassen. Ich will seine Berührung genießen, seine schöne Wärme und einfach das Gefühl, in Sicherheit zu sein.

>Ich habe mir solche Sorgen gemacht<, flüstert er dicht an meinem Ohr, seine Stimme zittert. Ich glaube ihm. Die Frage ist nur, wie viel, von dem was er sagt, wirklich wahr ist.

>Mach mir nie wieder so eine Angst<, mahnt Theresa, ihre Stimme bebt. Schnell mache ich mich von Jona los, ziehe meine beste Freundin fest in meine Arme.

>Es tut mir leid.< Sie klammert sich an mich, drückt mich fest.

>Das sollte es auch<, zieht sie mich auf, doch ihre Stimme bebt noch immer. >Du kannst doch nicht einfach so verschwinden und nicht mehr erreichbar sein.< Mit einem knappen nicken lockere ich meine Umarmung. Sie schiebt mich von sich, sieht mich eindringlich an. Tränen schwimmen in ihren Augen. >Mach das nie wieder.<

>Versprochen<, versichere ich ihr gleich, was sie erleichtert aufatmen lässt. Mein Blick wandert von ihr zu Jona, der uns beobachtet hat und jetzt zaghaft lächelt. >Ich muss mit dir reden. Können wir zu dir?< Er nickt sofort, sein Lächeln wird breiter und er wirkt wirklich erleichtert.

>Dann fahre ich euch<, beschließt Theresa, nimmt eine meiner Hände und zieht mich zu ihrem Auto. Sanft schiebt sie mich auf den Beifahrersitz, während Jona hinter mir einsteigt. Sobald meine Tür geschlossen ist, umrundet Theresa das Auto und steigt ebenfalls ein. >Wir haben dich ewig gesucht, dabei hätte mir gleich klar sein müssen, dass du im „Lights" sein würdest. Oder zumindest ganz in der Nähe.< Mit einem leichten Lächeln sehe ich noch einmal zurück zu dem Logo über dem Club.

Hier hat alles Angefangen. Hier haben Jona und ich uns kennen gelernt, hier hatten wir ein paar wundervolle Momente und hier bin ich schwanger geworden. Vorsichtig lege ich meine Hände über meinen Bauch. Ich muss mit Jona reden, sehr viele Dinge klären, aber hieran wird sich nichts ändern. Ganz egal, was jetzt passiert, ich bereue diese Nacht im „Lights" nicht. Das werde ich nie.

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