Part 2, Kap. 22
Don Chaplin
Unruhig sehe ich ein weiteres Mal von meinem Buch auf. Es ist nach drei Uhr und sie ist immer noch nicht wieder bei mir. Sie wollte zwar mit Theresa reden und das dauert schon immer eine Weile, aber nicht den halben Tag.
Angerufen habe ich sie auch schon, um zu hören, ob bei ihr alles in Ordnung ist, aber sie geht nicht ran.
Ich mache mir Sorgen um sie. Es kann schließlich auch sein, dass sie gar nicht bei Theresa ist, sondern bei Jona oder so. Nur weiß ich nicht, warum sie mich hätte anlügen sollen. Logisch gesehen ist da nichts, warum sie anfangen sollte, nicht mehr ehrlich zu mir zu sein, aber natürlich kann man das nie wissen. Seit ich damit angefangen habe sie zu belügen, bin ich in dem Punkt ein wenig paranoid geworden.
Kurzentschlossen nehme ich mein Handy wieder in die Hand, ignoriere den entgangenen Anruf von Morten und rufe Allison an. Allerdings hebt sie auch diesmal nicht ab, darum wähle ich direkt danach die Nummer von Theresa. Stumm warte ich ab, aber auch sie scheint nicht ran zu gehen.
>Don?<, höre ich sie fragen, als ich grade auflegen wollte und nehme mein Handy wieder ans Ohr.
>Hi Theresa. Wie geht's dir?< Sie lacht leise, was mich lächeln lässt. Sie ist einfach immer gut drauf und das ist ansteckend.
>Super, aber das ist nicht deine eigentliche Frage, habe ich Recht?<, mutmaßt sie und natürlich weiß sie, dass sie Recht hat. >Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Sie ist laufen gegangen und hat mich seitdem noch nicht angerufen. Mach dir keine Sorgen.< Mein Herz setzt aus, mir weicht alle Farbe aus dem Gesicht. Ich soll mir keine Sorgen machen? Ich weiß sehr gut, dass Allison nur dann laufen geht und sich lange nicht meldet, wenn sie den Kopf frei machen will. Das bedeutet, irgendetwas beschäftigt sie.
>Was ist passiert?< Ich bete, dass es nichts mit Jona zu tun hat, aber etwas anderes kann ich mir einfach nicht vorstellen.
>Nichts, Don. Gib ihr Zeit und lass sie so lange laufen, wie sie will. Sie wird sich melden und dann schreibe ich dir, damit du Bescheid weißt und dich nicht verrückt machst.< Unruhig stehe ich auf, lege mein Buch weg und sehe schon wieder auf die Uhr.
>Wann ist sie los gegangen?<, hake ich nach, sehe mich in meiner Wohnung um. Ich muss irgendetwas tun.
>Beruhige dich, sie ist schon nicht von Außerirdischen entführt worden. Gegen zwölf, glaube ich, ist sie los.<
>Das sind drei Stunden.< Sie seufzt, langsam ist wohl sogar sie genervt.
>In den letzten Wochen ist sie immer mindestens zwei Stunden weg gewesen, hör auf dir Sorgen zu machen<, meint sie und tatsächlich kann ich mich beruhigen. Theresa hat gesagt, dass nichts passiert ist und Allison ist tatsächlich in den letzten Tagen oft draußen gewesen um zu laufen. Sie wollte sich einfach bewegen und allein sein. Das ist normal für sie. Daran ist nichts Auffälliges.
>Okay, gut<, gebe ich schließlich nach, atme tief durch. >Vergiss nicht mir zu schreiben, wenn sie sich meldet.<
>Klar<, versichert sie mir und meine Schultern entspannen sich. >Ich habe Besuch, muss also wieder auflegen. Bis dann<, verabschiedet sie sich und ich nicke knapp, auch wenn es niemand sieht.
>Bis dann. Danke.< Sie legt auf, dann stehe ich da und starre die Wand an.
Das alles sollte anders laufen. Nach meinem Trip nach Norwegen und der schönen Zeit mit Morten habe ich gehofft, dass die Gefühle weg sind, aber sie waren noch da. Und sie sind stärker geworden. Obwohl ich so sehr versucht habe mich in Morten zu verlieben um mich mit ihm von ihr abzulenken, habe ich es nicht geschafft. Vom ersten Moment, als ich sie wiedergesehen habe, war mir klar, dass es niemand anderen als sie für mich gibt.
Morten habe ich nur gesagt, dass ich ihn nicht liebe und es zu nichts führen wird, wenn wir zusammen bleiben, deshalb versucht er mich zu erreichen. Er will verstehen, was los ist oder ob etwas passiert ist, weil ich es so schnell beendet habe. Nur kann ich ihm unmöglich sagen, dass ich Allison liebe und ihn deshalb verlassen musste.
Nur darf sie nicht wissen, was ich empfinde. Noch nicht. Sie soll denken, dass ich glücklich bin und sich zu mir hingezogen fühlen. Mehr als zu einem Freund. Sie soll sehen, dass ich der Richtige für sie bin. Wenn ich ihr zu nahekomme und jede normale Frau denken würde, dass ich auf sie stehe, hat sie auf diese Weise immer im Hinterkopf, dass ich schwul bin und einen Freund habe. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich ihr also nahe sein, sie für mich gewinnen, ohne ihr Misstrauen zu wecken oder Fragen aufzuwerfen.
Aus diesem Grund habe ich mich auch mit Erika zusammengeschlossen. Wir beide wollen Allison und Jona voneinander trennen und so geht das am besten. Sie dürfen sich unter keinen Umständen sehen oder aussprechen. Dann wäre alles um sonst und wenn ich Pech habe, fliege ich auf. Dann wird sie nicht nur wieder mit Jona zusammenkommen, sondern auch wissen, dass Erika und ich ihr das alles angetan haben.
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