Part 2, Kap. 16

Jona Thompson

Irgendetwas stimmt nicht. Den ganzen Weg zu mir nach Hause habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie alles so kommen konnte und warum Allison schon einen Freund hat, aber es gibt keine sinnvolle Erklärung. Ich habe sie nicht so eingeschätzt. Nicht eine Sekunde lang dachte ich, dass sie so schnell jemandem vertraut. Er muss jemand sein, den sie schon länger kennt. Ich habe ihr weh getan, sie zurückgewiesen, trotzdem verstehe ich nicht, warum sie als Reaktion darauf in die Arme eines Anderen flüchtet. So ist sie nicht.

Leise schließe ich die Wohnungstür hinter mir, ziehe meine Jacke aus. Die Frage, was hier falsch ist, beschäftigt mich. Ich glaube einfach nicht, dass Kim mich angelogen hat. Da muss sich jemand als ihr Freund vorgestellt haben, aber es kann unmöglich so sein.

>Alles in Ordnung?< Erschrocken fahre ich zu Erika herum, die mich besorgt ansieht. >Warum antwortest du mir nicht?<

>Ich war in Gedanken, entschuldige.< Sie lächelt sanft, streicht sich eine Strähne von ihrem schwarzen Haar hinter das Ohr.

>Kein Grund sich zu entschuldigen. Hast du Lust ins Kino zu gehen. Ich habe uns Tickets für einen schönen Action-Film reserviert.<

>Morgen gerne, aber nicht heute.< Mir ist nicht danach. Ich habe so viele Fragen in meinem Kopf und wenn ich mir ein bisschen Zeit nehme, finde ich heute sicherlich ein paar Antworten. Allerdings nicht, wenn ich dabei einen Film sehe.

Sie wirkt etwas niedergeschlagen, lächelt aber.

>Okay, wie du möchtest. Dann storniere ich die Tickets und schaue, wann die Vorstellung morgen läuft.< Ein Nicken ist meine Antwort, dann dreht sie sich schon um und geht ins Wohnzimmer. Sobald sie außer Sicht ist, ziehe ich mein Handy aus meiner Jeans, schreibe eine SMS an Allison. Ich will mich nicht in ihr Leben einmischen, ihr kein schlechtes Gefühl geben oder so. Ich möchte einfach nur wissen, wie es ihr geht und ich denke schon, dass ich sie das fragen kann.

Jona: Guten Abend, Allison. Ich weiß, die Frage ist unangebracht, grade von mir, aber ich möchte wissen, wie es dir geht. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe und das tut mir leid, wirklich. Trotzdem sorge ich mich um dich, um euch. Wenn du mich hasst, ist das in Ordnung, aber ich bin für euch da, wenn ihr etwas braucht. Immer.

Erst zögere ich, ob ich es abschicken soll, ob das eine gute Idee ist, aber dann drücke ich einfach auf „senden". Ich habe mir schon über genug Dinge den Kopf zerbrochen und mich davor gedrückt, aber ich muss etwas tun. Ich kann nicht einfach die Füße stillhalten und darauf warten, dass etwas besser wird. Ich selbst muss etwas tun, wenn sich etwas ändern soll. Davonlaufen hat mich hier her gebracht und so kann es nicht bleiben.

Es tut uns beiden weh, voneinander getrennt zu sein, sonst wäre Don hier niemals aufgetaucht. Ich muss wenigstens wissen, ob es ihr mit ihrem Freund jetzt besser geht, damit ich heute Nacht schlafen kann. Sie soll zumindest in guten Händen sein, wenn ich es schon nicht bin, der sie beschützt.

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So schnell ich kann, greife ich nach meinem Handy, entsperre es. Erika neben mir sieht mich komisch an, aber ich ignoriere sie. Wir sitzen auf der Couch, sehen Fern. Mein Handy habe ich vor mir auf den Wohnzimmertisch gelegt und jedes Mal, wenn ich eine Nachricht bekommen habe, war meine Reaktion dieselbe. Doch diesmal ist sie von Allison und ich will sie so schnell lesen, dass ich es zwei Mal tun muss, um die Worte zu verstehen.

Allison: Lass mich in Ruhe. Mein Leben geht dich nichts mehr an. Ich werde deine Nummer blockieren also mach dir nicht die Mühe mich noch einmal anzuschreiben.

Starr ist mein Blick auf mein Handy gerichtet, meine Gedanken stehen einfach still. Ich habe viel erwartet, Anschuldigen und vielleicht auch einfach nur ein „Gut". Aber das? Wieder und wieder lese ich die Nachricht und versuche es zu verstehen.

>Jona?< Vor Schreckt bleibt mein Herz kurz stehen, dann sehe ich zu Erika. >Du bist ja ganz bleich. Was hast du?<, will sie wissen und meine Gedanken kommen langsam wieder in Fahrt.

>Das ist wegen dir.< Meine Stimme klingt hol, monoton.

>Was ist wegen mir? Was habe ich denn gemacht?<, fragt sie vorsichtig, aber ich höre auch den Vorwurf heraus. Sie will noch immer nicht verstehen, dass Allison mich nur aus ihrem Leben verbannen will, weil sie da ist. Weil sie schwanger ist und mich damit unter Druck setzt. Aber das will ich nicht mehr. Mir reicht es. Ich bin nicht ihr Spielzeug.

>Ich gehe<, erkläre ich schlicht, stecke mein Handy ein und stehe auf. Sie packt meine Hand, will mich zurückziehen, doch ich mache mich von ihr los. >Fass mich nicht an!< Sie macht große Augen, setzt sich wieder auf ihren Platz.

>Was hast du? Wo gehst du hin?<, fragt sie wieder und ich gehe zur Garderobe, um ihr Gesicht nicht mehr sehen zu müssen.

>Zu Allison.<

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