Part 2, Kap. 15

Allison Miller

Seit zwei Stunden starre ich in ein und dasselbe Buch über Schwangerschaften, versuche zu verstehen, was da steht, aber mein Kopf will nicht. Er ist voll von den Erinnerungen an gestern Abend, all den Dingen, die meine Mutter gesagt hat. Ich will nicht glauben, dass sie Recht hat, aber der Gedanke, dass er mich wirklich nur benutzt haben könnte, lässt mich nicht los. Vielleicht war ich auch nur der Lückenfüller, bis er sich wieder mit Erika versöhnt hat und da das jetzt wohl der Fall ist, werde ich fallen gelassen.

Ein Teil von mir will mich aus diesem Sumpf rausholen, zeigt mir immer wieder Erinnerungen an die schönen Momente mit Jona, was nicht schwer ist, denn sie waren alle schön. Von der Bar, über unseren Ausflug am Strand, bis hin zu dem Moment, als wir zu seiner Wohnung gelaufen sind, um uns endlich näher zu kommen, war einfach alles wundervoll. Dieser Teil von mir will und kann nicht akzeptieren, dass es vorbei ist. Dass alles nur ein Spiel war und ich ihm nichts bedeute.

>Hast du Hunger?< Träge drehe ich den Kopf zu Don, der eben mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad gekommen ist. Nachdem mich meine Mutter rausgeworfen hat, habe ich Don gefragt, ob ich eine Weile bei ihm bleiben kann und er hat sofort gesagt, dass er mich abholt. Heute Morgen hat er mich dann dazu gedrängt mich Krank zu melden, damit ich Zeit für mich habe, trotzdem ist er selbst arbeiten gewesen.

>Nein.< Er seufzt, trocknet mit einem kleinen Handtuch seine Haare.

>Du hast heute noch gar nichts gegessen und wir haben gleich sechs Uhr abends.<

>Ich hatte ein Sandwich.< Er schüttelt den Kopf, durchquert den Raum und steuert sein Schlafzimmer an.

>Das zählt nicht. Ich werde uns was bestellen, ich muss erst einkaufen, bevor ich dich wieder bekochen kann.< Er lächelt mich an und ich versuche es zu erwidern, was allerdings nicht sonderlich gut funktioniert. Für Späße bin ich einfach nicht in der Stimmung. Nur die Sache mit Jona und Erika oder meiner Mutter hätte mir völlig ausgereicht, aber es muss wieder alles auf einmal passieren.

>So wie immer<, murmle ich vor mich hin, versuche ein weiteres Mal die Seite in meinem Buch zu lesen.

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Mein klingelndes Handy lenkt mich von dem Film ab, den wir uns nach dem Essen angemacht haben, lässt es mich vom Wohnzimmertisch holen.

>Es ist Theresa<, informiere ich Don kurz, der daraufhin nickt und von der Couch aufsteht. Ihm ist klar, dass wir jetzt mehr als zwei Minuten Pause machen, wenn eine meiner beiden besten Freundinnen bei mir anruft. Schließlich haben wir viel zu besprechen.

>Allison, bis du dran?<, höre ich Theresa sofort fragen, als ich abgehoben habe und muss lachen. Sie klingt aufgeregt und das bedeutet, dieses Gespräch wird lustig.

>Tut mir leid, Allison ist nicht da. Hier ist die Königin von Neuseeland.< Sie kichert leise und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

>Mach mir dieses Land nicht kaputt, ich will da wirklich irgendwann hinziehen. Aber gut, darum geht es jetzt nicht. Larissa hat sich den Fuß gebrochen<, erzählt sie gut gelaunt und ich runzle die Stirn.

>Und warum genau ist das so lustig?< Sie macht ein glucksendes Geräusch, dann flüstert sie.

>Na weil sie sich im Hotelzimmer vom Chef den Fuß gebrochen hat. Sie waren beide total betrunken und jugendfrei war das nicht, was die da getrieben haben. Ihr Kleid hat schrecklich ausgesehen, als ich zu ihr gekommen bin. Er hat es ihr fast vom Leib gerissen<, kichert sie und ich weiß nicht, ob ich das lustig finden soll, oder nicht.

>Larissa und euer Chef?<, hake ich nach und sie stöhnt. Theresa und Larissa sind in dem Thema anders als ich, offener.

>Ally, sei nicht immer so verklemmt. Unser Chefist Single und Larissa auch, außerdem wissen beide nicht mehr so richtig, wie alles so gekommen ist. Wahrscheinlich wollten sie nur ein bisschen Spaß haben und Ende.< Larissa hat sich vor etwa über einer Woche von Kai getrennt, den sie in der Bar kennen gelernt hat, an dem Abend, als Jona und ich uns das erste Mal begegnet sind.

Mein Herz zieht sich schmerzhaft bei dem Gedanken an ihn zusammen. >Jedenfalls geht es ihr gut. Wir sind grade im Krankenhaus und sie bekommt einen Gips. Sobald der trocken ist werde ich mit einen Edding schnappen und draufschreiben: Mein Chef war's.< Sie lacht leise, vermutlich, damit sich im Krankenhaus nicht jeder nach ihr umdreht, aber mein Gesicht bleibt regungslos. Ich kann einfach nicht mit ihr lachen. Nicht einmal ihr zu liebe. >Erzählmir davon<, sagt sie plötzlich leise. Sie klingt besorgt und einfühlsam, wie sie immer ist, wenn sie bemerkt, dass mich etwas bedrückt.

Dass sich Jona nicht mehr bei mir meldet, wissen die beiden. Aber das Neuste wissen sie noch nicht. Es widerstrebt mir, es ihr zu sagen, aber ich muss darüber reden. Don ist zwar für mich da und hört mir zu, aber mit fällt es leichter zu reden, wenn es eineFrau ist, die mir zuhöret und mich wirklich versteht.

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