Part 2, Kap. 13
Allison Miller
>Es tu mir leid<, sagt Brad leise, sieht sich um, doch meine Mutter ist noch in der Küche, wir sitzen nach wie vor im Wohnzimmer. >Ich wollte mich raushalten, aber langsam mache ich mir Sorgen um dich<, erklärt er. Zu gern würde ich mir Don schnappen und unter irgendeinem Vorwand verschwinden, aber er ist schon gegangen. Es ist spät geworden, aber wir waren so in unsere Gespräche vertieft, dass ich Spaß daran hatte noch mit den beiden auf der Couch zu bleiben und einfach zu reden.
Wieder sieht er sich um, dann liegt der Blick seiner freundlichen, aber auch besorgten, braunen Augen auf mir. >Ist Don der Vater? Willst du deshalb nicht darüber reden?< Mir weicht alle Farbe aus dem Gesicht. Mir war klar, dass Brad ein Therapeut ist und ihm mein Verhalten auffallen würde, deshalb habe ich schon damit gerechnet, dass er mich fragen würde, ob bei mir alles in Ordnung ist, weil ich das nicht sehr gut verberge, aber das? Woher weiß er denn, dass ich schwanger bin?
Automatisch lege ich eine Hand schützend über meinen Bauch, schüttle den Kopf.
>Nein, natürlich nicht<, gebe ich leise zurück, stehe auf. >Ich werde schlafen gehen, ich bin müde.< Auch er steht auf, fängt mich auf dem Weg zum Flur ab, hält mich am Arm fest. Seine Berührung ist sanft, er zwingt mich nicht stehen zu bleiben, er bittet nur darum.
>Du kannst mit mir reden. Du musst nicht, aber ich bin für dich da. Wir können-<
>Brad, bitte. Ich kann nicht. Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Du bist der Freund meiner Mutter, das passt einfach nicht.< Wir fahren beide herum, als etwas klirrend zu Boden fällt, starren meine Mutter an.
>Schatz, ich-<
>Worüber redet ihr da?<, unterbricht sie Brad, Tränen stehen in ihren Augen. Plötzlich wird mir klar, wie das aussieht und klingt, wenn man nur die letzten beiden Sätze von uns gehört hat. Dass sie so von mir denkt tut mir im Herzen weh, mein Mund ist trocken.
Brad sieht zu mir, zögert. Ihm scheint klar zu sein, dass ich ihr noch nichts von dem Kind erzählt habe. Deshalb hat er die Wahl sie glauben zu lassen, wir hätten oder wollten miteinander schlafen, oder ihr mein Geheimnis zu verraten. Warum nur muss mir immer wieder so etwas passieren? >Sagt schon!<, fordert sie, einzelne Tränen laufen über ihre Wangen.
>Ich habe Allison lediglich angeboten mit mir als Therapeut zu reden. Ich habe bemerkt, dass es ihr nicht gut geht, aber sie möchte wohl nicht mit dem Freund ihrer Mutter über ihre Gefühle und Probleme sprechen.< Die geröteten Augen meiner Mutter richten sich auf mich, sie wirkt verwirrt.
>Was denn für Probleme?<, will sie wissen und ich schlucke.
>Ich möchte nicht darüber reden<, weiche ich aus, aber da fällt ihr Blick auf meine Hände, die noch immer auf meinem Bauch liegen. Sie presst die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, sieht Brad an.
>Woher weißt du davon?< Ihm ist anzusehen, wie unwohl er sich fühlt und es tut mir wirklich leid, dass das alles so gekommen ist.
>Ich bin Therapeut, Tamara. Mir fallen Dinge auf. Seit ich Allison kenne ist mir aufgefallen, dass sie ein wenig verschlossen ist, heute war sie sehr nachdenklich. Don hat ihr beigestanden und während den letzten Stunden hat sie immer wieder eine Hand auf ihren Bauch gelegt. Es wirkte nicht so, als hätte sie Schmerzen, also war eine Schwangerschaft die einzige, logische Erklärung für mich.< Langsam versiegen ihre Tränen, sie lässt erleichtert die Schultern sinken. Wir alle schweigen, warten darauf, dass jemand etwas sagt. Die Stille ist nicht angenehm, aber mir ist auch nicht danach sie zu durchbrechen.
>Warum hast du denn nicht mit mir darüber gesprochen?<, fragt sie jetzt mich, wischt sich mit einem Taschentuch das Gesicht trocken. Zu gern würde ich einfach davonlaufen, aber das kann ich nicht.
>Es ist ein bisschen kompliziert<, weiche ich wieder aus, ihre Augen richten sich auf mich. Dann sieht sie wieder zu Brad.
>Warum? Du musst mir nicht sagen, was es ist, nur sag mir warum? Ich will wissen, warum du das Gefühl hast, nicht mit mir reden zu können.< Sie wirkt verletzt, was ich sehr gut verstehen kann. Tief atme ich durch, sehe hilfesuchend zu Brad, aber der sieht nicht so aus, als würde er mir helfen wollen. Oder können.
>Weil ich es bekommen will und du den Vater nicht magst.< Sie sieht mich an, Streicht ihre Haare nach hinten, scheint nachzudenken. >Wäre ich von meinem Freund schwanger, den du schon als Schwiegersohn bezeichnest, hätte ich es dir gesagt<, versichere ich ihr, doch ihre Züge werden steinern.
>Doch nicht etwa dieser Junge von letztens<, bringt sie hervor, starrt mich fassungslos an. >John, oder wie er heißt.< Ich kann an ihrem Gesicht und ihrer Haltung genau ablesen, was sie denkt. Da brauch ich nicht auch noch ihre Worte. Stumm sehe ich sie an, versuche nicht zu weinen, aber sie wendet den Blick ab. >Ich möchte, dass du gehst<, sagt sie und Brad neben mir versteift sich.
>Tamara, ich-<
>Nicht du<, unterbricht sie ihn, fixiert nun mich mit ihrem stechenden Blick.
>Du wirfst mich raus, weil ich schwanger bin und du Jona nicht leiden kannst? Du kennst ihn überhaupt nicht!<, werde ich laut, aber das interessiert sie überhaupt nicht. Sie schüttelt den Kopf, Wut steht in ihren Augen.
>Nein. Ich werfe dich raus, weil du dich für ein Kind von einem Mann wie Jona entschieden hast. Ich dachte wirklich, ich hätte dich besser erzogen, aber was machst du? Lässt dich aufreißen, zu seinem Flittchen machen. Du glaubst seine Versprechungen und dann willst du auch noch sein Kind austragen? Mach die Augen auf, Allison. Er wird dich wegwerfen, wenn er genug von dir hat, wenn er es nicht schon getan hat.< Ich weiß, dass aus ihr die Frau spricht, die von ihrem Mann, meinem Vater, verlassen worden ist, aber das ändert nichts daran, dass jeder ihrer Sätze mein Herz in noch kleinere Teile bricht.
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