Part 2, Kap. 1

Allison Miller

Erschöpft schließe ich meine Augen, bleibe einfach auf dem Boden liegen. Mir tut jeder einzelne Knochen weh. Meine Muskeln sind müde, die blauen Flecken an meinen Armen und Beinen pochen unangenehm. Ich fühle mich ein wenig so, als wäre ich durch den Fleischwolf gedreht worden. Oder so, als hätte ich Tagelang nicht geschlafen. Oder beides. Im Nachhinein war das alles wohl doch nicht die beste Idee.

>Komm schon, steh auf<, höre ich Don sagen, dann tippt er meine Schulter an, aber ich denke gar nicht daran, mich auch nur einen Millimeter weit zu bewegen. >Du wolltest das<, erinnert er mich freundlicherweise an meine dumme Entscheidung und ich starre ihn an. Bei seinem nervigen Lächeln funkeln seine Augen. Zu gern würde ich ihm dafür gegen die Brust boxen, aber mir fehlt einfach die Kraft. Und die Motivation mich überhaupt zu bewegen.

>Vielleicht war es zu viel für das erste Mal<, höre ich nun auch Morten belustigt irgendwo sagen. Offenbar lacht mich hier gerade jeder aus. Er hat spontan entschieden für eine Wochenende Don zu besuchen und fliegt morgen Abend wieder zurück. Ich mag ihn ganz gerne, er passt gut zu Don, aber er schlägt sich auch immer auf seine Seite. Don sieht sich nach ihm um und lächelt glücklich. Das macht er immer, wenn er Morten ansieht. Ich vermisse es, so angesehen zu werden.

>Das war nicht ihr erstes Mal, nicht wahr?<, erklärt er und sieht dann mich an.

>In diesem Jahrzehnt schon.< Er lacht und steht auf, reicht mir die Hand.

>Komm schon. Ich war sanft zu dir also stell dich nicht so an. Du bist doch hier um etwas zu lernen, oder nicht? Auf dem Boden herum liegen kannst du immer und überall.< Seufzend hebe ich eine Hand und er packt sie, zieht mich auf die Beine. Das alles geht so schnell, dass sich die Welt einen Augenblick lang dreht und ich mich an ihm festhalten muss. >Zu schnell?<, fragt er neckend, lagt seine Hände auf meine Schultern, gibt mir Halt und mustert mein Gesicht.

>Du hast einfach zu viel Kraft.<

>Das stimmt nicht. Du bist zu leicht<, erwidert er mit einem Augenrollen, dann steht plötzlich Morten hinter ihm, schlingt seine Arme um Dons Oberkörper.

>Also ich finde das super. Ich stehe auf seine Muskeln.< Bevor die beiden sich wieder abknutschen, drehe ich mich um und hole meine Wasserflasche. Ich habe nichts dagegen, wenn sich gleichgeschlechtige Leute küssen. Ganz und gar nicht. Ich will einfach grade keine glücklichen Pärchen sehen. Nicht heute und auch sonst nie mehr.

>Ally.< Nach einem großen Schluck Wasser setzte ich die Flasche wieder ab, drehe mich zu Don um. Seine Augen mustern mich besorgt und auch in seiner Stimme erkenne ich die Sorge um mich. >Du willst sicher nicht mehr darüber reden? Jona und Erika-<

>Nein. Ist schon gut.< Natürlich ist es das nicht. Nichts ist in Ordnung.

Jona hat sich seit zwei Wochen nicht bei mir gemeldet. Ich weiß nicht, was Erika von ihm wollte. Er hat mir nicht gesagt, warum sie aufgelöst vor seiner Wohnung gesessen hat und mich nur gebeten nach Hause zu gehen. Ich konnte weder in seinem Gesicht lesen, noch an seiner Stimme erkennen, was los sein könnte. Er war einfach neutral. Nicht wütend, traurig oder nachdenklich. Dann hat er mich noch gebeten ihm Zeit zu geben und er hat mir versichert, dass er sich bald melden würde.

In den letzten Tagen habe ich ihm ab und an geschrieben und ihn gebeten, mir zumindest zu sagen, ob es ihm gut geht, aber es kam nie etwas zurück. Ich finde nicht, dass ich mich aufgedrängt habe und einen Fehler auf meiner Seite finde ich auch nicht.

>Kommst du mit ins Diner? Nach dem Training wollen wir etwas essen gehen und du hast ja momentan immer Hunger<, versucht er die Stimmung wieder etwas zu lockern und ich schenke ihm auch ein Lächeln. Schließlich kann er nichts dafür. Er hat mir auch schon versichert, dass er sich um das Kind kümmern wird, wenn es Jona nicht macht.

Eigentlich war ich dagegen. Ich dachte, dass ich Jona kenne und er mich niemals allein lassen würde. Vielleicht würden wir nie zusammen sein, aber ich war mir wirklich sicher, dass er für mich und das Kind da sein würde. Nur passt sein momentanes Verhalten überhaupt nicht dazu. Einfach Wochenlang den Kontakt abzubrechen und sich nicht zu melden, ist nicht in Ordnung. Vielleicht als Bekannter, aber nicht als Freund, in einer Beziehung und schon gar nicht als werdender Vater, der für uns da sein will. Der mir versprochen hat, immer für mich da zu sein. Dem ich alles geglaubt habe, was er mir gesagt hat und dem ich vertraut habe.

Das passt einfach alles nicht zusammen.

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