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Jona Thompson

Am Montagmorgen bin ich allein im Studio, wie erwartet. Kelvin hat sich nicht gemeldet und hebt nicht ab, wenn ich anrufe, darum mache ich mich auf einen langen Tag gefasst. Wenn er nicht auftaucht, muss ich seine Kunden übernehmen, so sind die Regeln vom Chef.

Obwohl ich es wusste, ist der Tag natürlich stressig und ich bin die ganze Zeit am Rotieren. Sogar mein Mittagessen fällt aus, weil ich weder die Zeit dazu habe, noch ist in meinem Kopf Platz genug, um überhaupt daran zu denken.

Ich hatte den ganzen Tag keinen Hunger, dafür würde ich jetzt einfach alles essen. Das Studio ist abgeschlossen und ich laufe direkt zu dem Asiaten gegenüber. Der Weg ist kurz und es gibt ein Büfett, das heißt ich muss nicht warten, bis das Essen fertig ist.

Allein zu Essen ist mittlerweile ungewohnt und ein bisschen unangenehm, aber auch befreiend. Ich muss mit niemandem reden, nicht für irgendetwas aufstehen, ausgenommen ich selbst brauche etwas. Mir war bis eben gar nicht bewusst, dass Erika mich herum geschickt hat. Für die Freundin aufzustehen ist normal, das macht man einfach. Sie hat es jedoch manchmal wirklich übertrieben. Vielleicht habe ich mir einfach zu viel gefallen lassen, aber ich wusste es auch nicht besser. Es hat mich nicht so sehr gestört, dass ich es unterbunden habe und sie war glücklich. Nächstes Mal werde ich es anders machen, vorausgesetzt natürlich, ich finde wieder eine Freundin. Mein Talent ist da nicht sehr ausgeprägt und wählerisch bin ich noch dazu. Aufgeben will ich deshalb jedoch nicht.

>Jona?<, höre ich Susann hinter mir, als ich das asiatische Restaurant verlasse und sehe mich nach ihr um. >Du bist es wirklich, hi. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen<, sagt sie lachend und kommt zu mir, schließt sich mir an, auf meinem Weg nach Hause.

>Wie geht's dir?<, frage ich sie, weil ich nicht so recht weiß, was ich sonst sagen soll und sie lacht.

>Bestens, bestens. Vince und ich sind jetzt übrigens fest zusammen<, erzählt sie und schwärmt mir vor, wie toll das ist. Susann war schon immer lebhaft und liebt es zu reden, was mir ganz recht ist. Es ist schön zu hören, dass es ihr gut geht, auch wenn wir schon länger nicht mehr allzu viel miteinander zu tun haben. Das Leben geht weiter, die Erde dreht sich und überall kommen Leute zusammen, sind glücklich oder gehen wieder getrennte Wege.

Es ist wohl besser, wenn ich lerne mehr nach vorne zu schauen und die Vergangenheit ruhen lasse. Dafür muss ich nur Erika dazu bringen, mich nicht mehr anzurufen, denn mein Handy klingelt bereits wieder leise, doch ich ignoriere es. Susann bemerkt es nicht und redet weiter, lenkt mich ab und wir entscheiden spontan etwas trinken zu gehen, über die alten Zeiten zu reden.

Grade noch wollte ich die Vergangenheit ruhen lassen, aber die gemeinsame Zeit mit Susann und meinen anderen Freunden damals war schön. Ich muss trennen, was mich weiter begleitet und was ich hinter mir lassen muss.

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Und weiter geht's :)

Morgen das Nächste, dieses ist ja wieder ziemlich kurz.


Viel Spaß und bitte an die Kommis denken.


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