Allison Miller

Es ist zum verrückt werden. Wirklich. Kann denn nicht ein einziges Mal etwas laufen, wie es geplant war? Warum muss jetzt zu all dem auch noch ein weiterer Faktor hinzu kommen? Und dann auch noch seine Ex?

Das alles gefällt mir nicht. Überhaupt nicht. Aber ich bin kein schlechter Mensch. Erika wirkte auf mich nicht so, als wäre sie gern hier oder würde eine Show spielen. Sie wirkt auf mich wirklich niedergeschlagen, überfordert und ich will nicht, dass er sie so sitzen lässt.

Ich habe gespürt, wie ungern Jona mit ihr reden will. Ich glaube, es hat ihn sehr verletzt, dass sie ihn betrogen hat und ich kann auch verstehen, dass er sauer auf sie ist. Das bedeutet aber nicht, dass sie ihm egal ist. Ihre Trennung ist noch nicht lange her. Es ist nicht so, dass ich Angst davor habe, dass er zu ihr zurück will. Mir ist nur klar, dass man Gefühle und Erinnerungen nicht einfach auslöschen kann. Er hatte nie die Gelegenheit wirklich damit abzuschließen. Vielleicht hilft ihm dieses Gespräch dabei. Jedenfalls hoffe ich, dass ihm das hilft. Wenn er mit ihr abschließen kann, können wir erst richtig anfangen.

Seufzend lehne ich mich an die Wand im Flur, schließe einen Moment lang die Augen. Ich weiß noch gar nicht, was ich will. Offenbar stehen wir aufeinander, aber reicht es für eine richtige Beziehung? Bislang haben wir uns noch nicht gestritten, es gab nur Missverständnisse. Wenn wir alle Unklarheiten in den nächsten Tagen klären und uns einander vertrauen, müsste das doch ein guter Grundstein für eine Beziehung sein, oder nicht?

Zumindest hoffe ich es. Die Frage ist nur, ob wir unsere Beziehung schnell genug ausbauen können. Unser gemeinsames Baby wird in weniger als neun Monaten auf die Welt kommen, wenn ich es behalte. Und das steht eigentlich schon fest. Würden wir das schaffen? Kann eine so junge Beziehung die Lasten tragen? Eltern zu sein ist nicht leicht. Nicht einmal dann, wenn man sich schon Jahre lang kennt, blind vertraut und von anderen unterstützt wird.

Mal abgesehen davon, habe ich auch meiner Mutter noch nichts davon erzählt. Ich wette, sie geht an die Decke. Am Anfang dachte ich, dass es schon nicht so schlimm werden wird, aber naja. Jetzt weiß ich, wie sie auf Jona reagiert hat. Und da wusste sie noch gar nicht, wie gut wir uns kennen, dass wir mehr oder weniger zusammen sind und auch nicht, dass ich von ihm schwanger bin. Nur eins davon wäre ihr wahrscheinlich schon zu viel.

Mit kreisenden Gedanken lasse ich mich auf den Boden sinken, den Rücken an die Wand gelehnt, ziehe mein Handy aus meiner Jeans. Ich habe schon eine Weile nicht mehr nachgesehen, ob mir jemand geschrieben hat und tatsächlich habe ich einige neue Nachrichten von Larissa, Theresa und Don, die ich gleich beantworte. So habe ich zumindest eine Beschäftigung, wenigstens für eine Weile. Immerhin hoffe ich, dass sie alles klären, gleichzeitig sollen sie nicht so lange brauchen, dass mit der Hintern vom Sitzen weh tut.