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Allison Miller
Meine Kopfschmerzen sind nicht halb so schlimm wie erwartet, was zum Teil daran liegen könnte, dass ich glücklich bin. Letzte Nacht war unglaublich schön. Mir ist klar, dass ich vermutlich einen Fehler gemacht habe, einfach so mit einem Fremden zu schlafen, aber so wichtig ist das auch nicht. Es war wundervoll.
Das Lächeln in meinem Gesicht ist schon da, seit ich wach bin und das ist eine ganze Weile her. Meine Wangen schmerzen etwas, aber ich kann nicht aufhören zu Lächeln. Verlegen vergrabe ich mein Gesicht in meiner Decke. Ich weiß jetzt, wovon Larissa spricht, wenn sie von einem schönen Stand erzählt. Ich kann nachvollziehen, warum sie sich keine Gedanken darüber macht, wenn sie ab und an mit einem Mann schläft, der ihr gefällt, auch ohne Dates und eine Beziehung. Natürlich wäre eine Beziehung auch schön und etwas Sicheres, aber deshalb ist ein Stand nichts Schlechtes.
Es ist nur ein wenig schade, dass ich nichts über ihn weiß. Obwohl das irgendwie auch etwas Schönes ist. Es macht ihn geheimnisvoll und es reizt mich, etwas in der Art wieder zu tun. Obwohl ich glaube, dass es sehr schwer für mich ist, jemanden zu finden, mit dem ich einfach so schlafen würde. Dieser Mann letzte Nacht hat mich einfach ohne ein Wort um den Finger gewickelt und mein Alkoholpegel hat sein Übriges getan. Selbstverständlich nehme ich das nicht als Ausrede, nur war gestern einfach einer der Tage, an denen ich wirklich nicht schwer zu haben war.
Obwohl ich, wenn ich so darüber nachdenke, ziemlich sicher mit niemand anderem in diesen Raum gegangen wäre- der sich als das Lager des Clubs herausgestellt hat. Da war einfach eine Anziehung zwischen uns, der ich nachgegeben habe, ohne nachzudenken. Es hat sich gut und richtig angefühlt. Bei den Gedanken, so jemanden wieder zu finden, wird mir ganz warm. Ich fühle mich wie ein Teenager, obwohl diese Zeit schon ein bisschen her ist und ich früher nie so war.
Aber ich sollte es nicht wieder tun. Wirklich nicht. Was ich allerdings unbedingt hinbekommen muss, ist mein Lächeln unter Kontrolle zu bringen. So kann ich nicht raus in die Welt, meine Mutter würde mich ausfragen und ich will nicht, dass sie davon erfährt. Wenn ich ihr erzähle, was wirklich passiert ist, bekomme ich Hausarrest oder irgendeine andere Strafe, obwohl ich alt genug bin, mein eigenes Leben so zu leben, wie ich es will. Sie anzulügen ist etwas, das ich meide, soweit es geht, darum ist es am besten, wenn sie einfach nie erfährt, was passiert ist. Jedenfalls bereue ich nichts, ganz egal wer davon erfährt und wie die Leute über mich urteilen.
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>Wie geht es dir?<, will meine Mutter wissen, als ich aus dem Bad komme, wohin sie gerade auf dem Weg ist.
>Ganz gut, die Kopfschmerzen sind schon fast weg. Hast du gekocht?< Es ist schon spät, allerdings riecht es in der Wohnung nicht nach Essen, was um ein Uhr Mittag recht ungewöhnlich ist.
>Nein, ich bin zum Essen eingeladen<, erklärt sie verheißungsvoll und zwinkert mir zu. Bevor ich weiter nachfragen kann, ist sie im Bad verschwunden und ich gehe in die Küche, um mir etwas zum Essen zu besorgen.
Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich noch in der Grundschule war und seitdem hatte meine Mutter höchstens drei oder vier Dates, darum freue ich mich für sie. Natürlich wünsche ich mir – wie alle naiven Kinder geschiedener Eltern -, dass sie wieder zusammen kommen. Nach fünfzehn Jahren sehe ich da allerdings keine Chancen mehr. Sie soll glücklich sein und wenn ich sie so sehe, voller Vorfreude auf ein Date mit einem Mann, den sie mag, wünsche ich mir für sie, dass sie noch einmal so jung sein kann wie ich. Sie hätte sicher mehr Erfolg in der Liebe. Ich bin da so geübt wie ein Stein oder ein Eiswürfel.
Sobald es um Gefühle geht, bin ich aufgeschmissen, denn mehr als ein paar Schmetterlinge oder Herzklopfen hat es nie gegeben. Selbst letzte Nacht war nicht mehr als das, aber es macht mir nichts aus, denn obwohl es eben nur ein Stand war, war es wundervoll und man soll schließlich auch die kleinen Dinge im Leben genießen und wertschätzen.
Jetzt bin ich auf jeden Fall erst einmal gespannt, was meine Mutter über ihr Date zu berichten hat.
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Und hier ist auch schon das Vierte für euch.
Denkt an die Kommis :)
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