39

Jona Thompson

Ich denke, ich weiß, was in ihr vorgeht. Zumindest würde ich es verstehen, wenn sie sich wie immer zu viele Gedanken macht. Schließlich bin ich in diesem Punkt nicht anders als sie. Nur erdolche ich beim Nachdenken nicht die mir gegenüberliegende Wand mit meinen Blicken.

>Ist bei dir alles in Ordnung?< Ihre Augen weiten sich einen winzigen Augenblick lang, dann sieht sie zu mir auf. >Du bist so angespannt.< Ich will nicht, dass sie sich verkrampft. Wenn sie zu viel nachdenkt, hört sie vielleicht nicht mehr auf damit und dann wird es schwierig, mit ihr zu reden. >Entspann dich. Ich beiße nicht und du bist auch zu überhaupt nichts verpflichtet.< Sie atmet tief durch, dann umspielt ein leichtes Lächeln ihre schönen Lippen.

>Danke. Ich grüble wahrscheinlich wirklich zu viel.< Sie drückt kurz meine Hand und ich erwidere den Druck, lächle zu ihr herunter und endlich bleibt der Fahrstuhl stehen. Sofort weicht ihr Lächeln und sie ist wieder angespannt.

>Allison<, versuche ich ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, doch sie zieht mich aus dem Fahrstuhl, ohne mich anzusehen.

>Schon gut. Ich versuche es ja.< Froh, dass sie selbst entschieden hat, sich zusammen zu reißen und dem ganzen eine Chance zu geben, ohne die ganze Zeit den eigenen Gedanken nachzuhängen, lasse ich mich mit ihr ziehen.

Nur wenige Schritte später wird sie allerdings langsamer. Zögernd bleibt sie stehen und ich sehe mich um. Bis eben war ich nur auf sie konzentriert, aber jetzt sehe ich den Grund ihres Zögerns. Diesmal ist es nicht unbegründet.

>Erika<, kommt mir ihr Name über die Lippen, meine Füße tragen mich nur etwas weiter, als die von Allison. Als müsste ich diese beschützen. Meine Ex sitzt vor meiner Wohnung, starrt mich mit Tränen überströmten Gesicht an. Bis eben hatte sie ihr Gesicht noch in den Händen vergraben und leise geschluchzt.

Ich frage mich, warum sie weint. Ich will ihr helfen, ihr beistehen. Gleichzeitig ist es mir völlig egal. Wahrscheinlich hat ihr neuer Typ ihr das Herz gebrochen. Es spielt keine Rolle.

>Jona.< Ihre Stimme klingt schrecklich. >Kann ich mit dir reden?<, will sie wissen, meine Schultern spannen sich an. Zu gern würde ich sie davon jagen, aber zum einen weint sie schon eine Weile, wenn sie so mies klingt und zum anderen will ich mich vor Allison nicht so benehmen.

>Schieß los.< Ich klinge doch etwas kälter als beabsichtigt, aber darum will ich mich nicht kümmern. Ihr Blick huscht von mir zu Allison, dann zu unseren verschränkten Händen.

>Allein?<, fragt sie leise, wischt sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. >Bitte.< Nun sehe auch ich zu Allison, die ihre Aufmerksamkeit besorgt auf Erika gerichtet hat.

>Schon okay<, sagt sie leise, lässt meine Hand los. Es ist wie ein kleiner Stich ins Herz, dass sie mich loslässt. >Ich warte hier, ja?<, fragt sie, sieht zu mir auf. Ihre schönen Augen mustern mein Gesicht kurz aufmerksam, dann lächelt sie. >Ich laufe dir schon nicht weg<, meint sie locker, deutet auf ihre Tasche. >Schon gar nicht, solange du meine ganzen Sachen hast. Also bis gleich<, betont sie, macht ein paar winkende Handbewegungen in Richtung Erika. >Sie braucht dich jetzt mehr als ich.< Mir ist schon klar, dass sie nur Tapfer sein will. Welches Mädchen würde sich schon in meine Arme werfen und darum betteln, sie nicht allein zu lassen, wenn es ihr gut geht? Offenbar will sie Erika nicht so stehen lassen und ich will das hier klären. Außerdem weiß Allison, dass ich das so schnell wie möglich hinter mich bringen werde.

>In Ordnung. Bis gleich.< Zögernd setzte ich mich in Bewegung, erhasche noch einen Blick auf ihr schönes Lächeln, dann führe ich Erika in meine Wohnung.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top