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Allison Miller
Es fällt mir schwer, ein richtiges Gespräch mit ihm zu führen. Aus irgendeinem Grund ist er sehr schweigsam und zurückhaltend, nicht so offen wie sonst. Ich habe ihn schon ein paar Mal gefragt, was mit ihm los ist, aber nie eine Antwort bekommen, mit der ich etwas hätte anfangen können.
Wir sind fertig mit dem Frühstück und haben auch schon alles weggeräumt, darum gibt es keine Ablenkung mehr. Wenn wir nicht reden, sehen wir uns gegenseitig an oder betrachten die nächstbeste Wand. Er hat seine Jacke über den Stuhl gehängt, darum kann ich auch die kleinen Symbole an seinen Armen betrachten. Allerdings will ich nicht, dass er denkt, ich würde ihn begaffen.
>Du musst mit mir reden<, versuche ich es noch einmal, erwidere seinen Blick. >Wenn du mir nicht sagst, was dich beschäftigt und mir nicht deine Fragen stellst, kann ich dir auch nicht helfen.<
>Ich versuche es<, weicht er aus und mir entfährt ein Seufzen.
>So kommen wir aber nicht weiter.< Schließlich versucht er es schweigend. Er nickt knapp, reibt sich das Gesicht.
>Gut, von mir aus<, beginnt er und lehnt sich etwas vor, stützt seine Ellbogen auf dem Tisch ab. >Ich will ein Ultraschallbild.< Für einen Moment bleibt mir das Herz stehen, dann schlägt es ganz langsam weiter. Was will er damit sagen?
>Du glaubst, dass ich dir etwas vorspiele?< Für wen oder was hält er mich? Er schweigt einen Moment, scheint nach den richtigen Worten zu suchen.
>Ich will einfach nur sicher sein und nicht schon wieder verarscht werden.< Wütend stehe ich auf und verlasse die Küche. Es verletzt mich, dass er so denkt. Dass er überhaupt die Möglichkeit in betracht zieht, dass ich so sein könnte. Er kennt mich doch, zumindest ein bisschen.
Aus dem Bad hole ich mein Handy, dann bringe ich es zu ihm, lege es auf den Tisch.
>Heute ist Samstag, mein Frauenarzt hat also nicht offen. Du kannst ihn aber gerne anrufen und ihm auf die Mailbox sprechen, vielleicht schickt er dir eins. Oder reicht es dir, wenn ich am Montag einen Termin mache?< Ich bin wüten und habe kein Problem damit, ihn das spüren zu lassen. >Leider habe ich vergessen, die Bilder mitzunehmen, als er mir erzählt hat, dass ich von einem Stand schwanger bin und ich Kinderlos bleiben werde, wenn ich es abtreibe.< Er vergräbt das Gesicht wieder in seinen Händen und schweigt. Gespannt warte ich, was er dazu sagen will und starre ihn erwartungsvoll an.
>Es tut mir leid.< Ist das alles? Es tut ihm also leid, dass er mich für eine so verlogene Frau hält, dass ich ihm das alles vorspiele und das war alles?
>Weißt du was? Schenk es dir. Ich weiß gar nicht, warum du dir so einen Kopf darüber machst, ob ich lüge oder nicht. Wenn ich in den nächsten Wochen keinen Babybauch bekomme bist du doch sowieso raus. Was interessiert es dich, ob ich lüge, oder die Wahrheit sage? Du bist doch nur hier, weil ich wollte, dass du weißt, dass ich schwanger bin. Ohne das alles, ohne dieses Baby, bin ich dir doch egal, also was soll's? Geh nach Hause und wenn wir uns irgendwann wiedersehen, kannst du sehen, dass es wahr ist. Bis dahin-< Er unterbricht mich, indem er seinen Stuhl grob nach hinten schiebt, aufsteht und meine Schultern packt. >Was-< Er presst seine Lippen auf meine und augenblicklich verpufft meine Wut.
Mir ist plötzlich heiß und seine Hände auf meiner Haut lösen eine Gänsehaut aus. Mit Leichtigkeit erobert er meinen Mund und mein Kopf versinkt im Chaos, aber nicht lange. Nur wenige Sekunden später schweigt er wieder und räumt meinen Gefühlen das Feld. Heim Herz klopft wild in meiner Brust und mein Bauch flattert aufgeregt und das nur, weil er mich küsst. Seine Hände wandern zu meiner Taille, ziehen mich etwas näher an ihn heran. Ich erschaudere, muss den Kuss kurz unterbrechen, aber nicht mehr als eine Sekunde lang. Seine Lippen sind weich, sein Kuss fest und einfach nur berauschend.
Sobald er sich wieder von mir löst, will ich ihn eng an mich ziehen, aber ich traue mich nicht.
>Es ist mir nicht egal<, sagt er leise und doch überzeugend, sieht mich eindringlich an. >Du bist einfach nur zu gut um wahr zu sein. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ich in gewisser Weise an eine Frau gebunden bin, die genau so ist, wie ich sie haben will. Und das zufällig.< Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und er lässt sich anstecken. Er hat ein wunderbvolles Lächeln. Ihn so zu sehen, lässt mein Herz aufgehen. >Außerdem dachte ich eigentlich auch, dass du nichts von mir willst. Nur hat sich das eben ein bisschen anders angehört.< Zur Antwort stelle ich mich auf die Zehnspitzen und küsse ihn. Sanft erwidert er meinen Kuss und ich vergrabe eine Hand in seinem nachtschwarzen Haar, lehne mich an ihn.
Es ist unglaublich schön, ihm wieder so nahe zu sein, die Wärme seines Körpers zu spüren. Offenbar haben wir beide einiges Missverstanden oder sind von Fakten ausgegangen, die nie existiert haben.
Er zieht meine Hüften an sich, schiebt sich mir entgegen und ich glaube, ich weiß ganz genau, was er will. Nein, ich bin mir sogar sicher, dass ich ihn richtig verstehe.
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