32
Allison Miller
Ich verstehe nicht, warum dieser Mann bei Jona ist. Sein Kommentar war einfach nur respektlos und unangebracht. Es gibt mir ein sehr ungutes Gefühl, dass Jona mit diesem Mann unterwegs ist. Ich weiß offensichtlich rein gar nichts über ihn. Oder ist es nur diese eine Seite, die er vor mir versteckt hat? Kann ich mit jemandem, der mir etwas so Wichtiges verschweigt, ein Kind aufziehen? Unsicher sehe ich zwischen den beiden hin und her.
>Hast du einen Freund, Süße?<, will der Mann wissen und ich schütte automatisch den Kopf. Was will er von mir und warum sagt Jona überhaupt nichts?
>Entschuldigt, aber ich muss los<, erkläre ich ausweichend und wende mich ab, doch er folgt mir.
>Hey, hey. Nicht abhauen<, bittet er und holt mich mit wenigen Schritten ein, versperrt mir den Weg. Was soll das hier? Er ist groß und hat eine erdrückende, einschüchternde Ausstrahlung. Jetzt stehe ich zwischen ihm und Jona, der noch immer nichts sagt oder tut. Ich fühle mich eingeengt und unter Druck gesetzt, Spannung liegt in der Luft.
>Was willst du von mir?< Er verzieht sein Gesicht zu einem Lächeln und beugt sich zu mir vor.
>Oh, ich denke, das weißt du. Ohne diese komischen Klamotten siehst du bestimmt gleich noch schärfer aus.< Er ist viel zu nah und ich will vor ihm zurückweichen, doch weiter als drei Stritte komme ich nicht, denn plötzlich steht Jona direkt hinter mir, legt die Hände an meine Hüften.
>Vertrau mir und spiel mit, bitte<, flüstert er dicht an meinem Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut. Soll ich auf ihn hören? Der Mann sieht für mich nicht so aus, als hätte ich eine Wahl, darum nicke ich knapp. >Sie gehört zu mir<, sagt er zu dem Mann, dessen Lächeln breiter wird.
>Ich dachte, du hast nichts laufen?<
>Nichts festes, keine Beziehung, das habe ich gesagt, ja<, erklärt Jona und ich ahne, worauf dieses Gespräch hinausläuft. Mir soll es Recht sein, wenn ich dann von diesem Mann wegkomme.
>Also fickst du sie doch, nur ohne den ganzen verdammten Schnickschnack von Beziehungen. Feiner Zug. Und du hast nichts dagegen, sein Spielzeug zu sein?<, will er von mir wissen und ich schlucke schwer. Warum gibt es nur solche Menschen? Jonas Griff um meine Hüften wird fester. Wenigstens weiß ich jetzt, dass es ihm wirklich nicht gefällt, wie dieser Mann über mich und mit mir redet.
>Überhaupt nicht, er ist gut im Bett.< Der Mann lacht und die Anspannung löst sich etwas auf. Offenbar habe ich das richtige gesagt.
>In irgendetwas muss er ja gut sein. Aber solange ihr beide Spaß habt, will ich mich nicht einmischen. Wenn er dir aber zu langweilig wird, komm vorbei. Jona weiß, wo du mich findest.< Ich nicke knapp, weil ich nicht das Gefühl habe, dass ein Korb in dieser Situation irgendjemandem helfen würde. Nachdenklich reibt er sich das Kinn. >Dann muss ich mich wohl noch ein bisschen umsehen, mit wem ich das Wochenende verbringen kann. Wir sehen uns Jona, fick sie später für mich mit<, bittet er und hebt eine Hand zum Abschied, geht davon. Was ist das bloß für ein Mensch? Wir bleiben still stehen und schweigen, bis er außer Sicht ist.
>Es tut mir leid. Ich hatte die letzten vier oder fünf Jahre nichts mit ihm zu tun und bin ihm vorhin zufällig begegnet. Er ist nicht leicht abzuwimmeln.< Soll ich ihm das glauben? Seine Hände an meinen Hüften fühlen sich gut an und ich will nicht, dass er sie wegnimmt, aber wir müssen reden und dabei will ich ihn ansehen. Sobald er weiß, dass ich mich zu ihm umdrehen will, lässt er mich los.
>Du kennst solche Leute?< Er wirkt unzufrieden, nickt aber.
>Früher. Ich habe mich eine Zeit lang mit denen rumgetrieben, aber das ist lange her und ich war nie wirklich wie sie. Natürlich habe ich Scheiße gebaut und war auch nicht immer so gut zu Frauen, wie ich es hätte sein sollen, aber ich war nie wie er.< Ich glaube ihm. Ich weiß selbst, wie schwierig es manchmal ist, sein altes Leben und die dazugehörigen Menschen hinter sich zu lassen. Meine Schultern entspannen sich, doch er wirkt, als würde ihn noch etwas beschäftigen. Ich sehe mich um, aber der Mann kommt nicht zurück.
>Was hast du?< Er zögert, mustert mein Gesicht. Mein Bauch fühlt sich komisch an. Was will er mir sagen?
>Ich habe dich gestern Nacht gesehen<, beginnt er und meine Augen werden groß. Wann hat er mich gesehen? Die meiste Zeit war ich nicht allein, außerdem sind Don und ich oft Hand in Hand herumgelaufen. Für außenstehende muss das praktisch missverstanden werden. Bisher hat mich das nicht gekümmert, weil meine Freunde Don kennen und wissen, dass er mein bester Freund ist. Jona weiß das allerdings noch nicht.
>Mit Don?< Daran, wie angespannt die Muskeln seiner zusammengepressten Kiefer sind, kann ich erkennen, dass er genau das denkt, was ich befürchte. >Don ist mein bester Freund, seit ich denken kann. Er war ein Jahr lang in Norwegen und ist gestern wieder zurückgekommen. Zur Feier des Tages hat er mich zum Essen eingeladen und dann sind wir zu ihm, um noch ein bisschen zu reden. Wir sind nicht zusammen<, versichere ich ihm schnell und hoffe, dass ich alles wichtig gesagt habe. Ich will nicht, dass er etwas Schlechtes von mir denkt. Schon gar nicht, wenn es keinen Grund dazu gibt.
Er wirkt gleich etwas entspannter, aber nicht so sehr, wie er sollte. >Was noch? Du kannst mich alles fragen, was dich beschäftigt<, biete ich ihm an und will es gleich zurücknehmen. Ich hoffe inständig, dass er mich nicht fragt, ob ich ihn mag oder etwas für ihn empfinde. Sein Blick wandert zu meinem Bauch und wieder zögert er. >Wollen wir zu mir gehen?<, schlage ich ihm vor und deute die Straße entlang. >Dann können wir in Ruhe reden. Ich glaube, du hast noch mehr als eine Frage und ich würde gerne Frühstücken. Hast du Lust beides zu kombinieren?< Er nickt knapp und ich wende mich um, gehe voraus.
Das kann noch lustig werden.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top