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Allison Miller

Mit seinen großen Händen hält er mir die Augen zu und schiebt mich langsam über den Gehweg. Der Wind frischt auf und spielt mit meinem Türkisfarbenen Kleid, meinem blonden, hochgesteckten Haar.

>Sag es mir<, bitte ich ihn und er lacht leise.

>Wir sind doch gleich da, entspann dich.< Seit einigen Tagen fällt es mir eher schwer, mich zu entspannen und besonders heute ist das keine meiner Stärken.

>Bitte, Don.<

>Eine Minute wirst du noch überstehen<, entgegnet er leise mit einem Lachen in der Stimme und schiebt mich sanft weiter. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen, was mit den hohen Schuhen ohne etwas zu sehen recht schwierig ist und versuche nicht die Arme auszustrecken.

>Seit wann bist du eigentlich einer von den Leuten, die mich überraschen wollen?< Er lacht leise und beugt sich an mein Ohr.

>Seit heute.< Ich will mich zu ihm umdrehen, ihm gegen die Brust boxen und mich beschweren, aber er lässt mich nicht. >Sooo<, sagt er langgezogen und wir werden langsamer. >Die Überraschung wird gelüftet in drei, zwei, eins<, zählt er ab, dann nimmt er seine Hände weg. Blinzelnd versuche ich mich an das Licht zu gewöhnen, obwohl es schon spät und somit dämmrig ist.

>Romantica, der perfekte Ort für ungestörte Zweisamkeit<, lese ich das Werbeplakat vor mir und kann mir ein Lachen nicht verkneifen. >Ist das dein Ernst?< Er legt seine Hände auf meine Schultern und drückt sie sanft.

>Nein, natürlich nicht, war nur ein Spaß. Die richtige Überraschung ist hinter dir.< Er dreht mich um und sobald ich wieder sicher stehe, starre ich das Logo von Da Vinci an, einem der edelsten Restaurants der Stadt.

>Bist du wahnsinnig?< Er lacht und nimmt meine Hand, zieht mich sanft über die Straße.

>Natürlich nicht. Ich habe dir gesagt, dass der heutige Abend besonders wird.< Nur mit Mühe kann ich meinen Blick von dem Restaurant lösen und Don ansehen. In seinem eleganten, schwarzen Anzug sieht er richtig gut aus und auch älter. Oder habe ich ihn nur schon zu lange nicht mehr gesehen?

>Hast du im Lotto gewonnen?< Er lacht nur und zieht mich weiter.

>Komm<, drängt er mich neckend und wir gehen zum Eingang.

Drinnen sind die Kellner alle gekleidet wie Butler, haben eine gerade Haltung und wirken ausnahmslos professionell. Das Ambiente ist unglaublich schön, mit den cremefarbenen Wänden, dem dunklen Holzboden, den braunen Tischen und Stühlen. Sogar das Licht ist Angenehmer als in den Restaurants, die ich sonst kenne.

>Bist du dir wirklich sicher?<, frage ich ihn leise und er nickt knapp, dann wendet er sich an eine Frau, die uns an unseren Tisch führt. Wir bedanken uns und er schiebt meinen Stuhl zu Recht, wie ein wahrer Gentleman. Ich bedanke mich schmunzelnd und er setzt sich zu mir, mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

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Das Essen war absolut fabelhaft, selbst die Fruchtsaftschorlen hier sind irgendwie ganz anders. Es hat gut getan, sich wieder einmal mit ihm zu unterhalten und sich ein bisschen gehen zu lassen. Es hat mir schon immer sehr geholfen, in seiner Nähe zu sein und mich von seiner lockeren Art anstecken zu lassen.

>Du siehst schon viel entspannter aus<, sagt er leise und nippt an seinem Wein.

>Im Moment geht bei mir alles rauf und runter, aber darüber reden wir wann anders. Du wolltest mir mehr über die Delfine erzählen.< Er lacht und stellt sein Glas ab, stützt sein Gesicht in seine Handfläche, sieht mich an.

>Ein Jahr lang bin ich weg und das ist das Einzige, was du wissen willst<, stellt er fest und ich muss Lächeln.

>Alles andere hast du mir schon lang und breit erzählt.< Seufzend richtet er sich wieder auf.

>Ich habe dir noch nichts von meinem Freund erzählt<, murmelt er und tut geheimnisvoll. Meine Augen werden groß und die Delfine werden zu einer Nebensache.

>Du hast jemanden gefunden?< Kurz bevor er für ein Jahr nach Norwegen gegangen ist, hat er entdeckt, dass er auch auf Männer steht und war sich nicht sicher, ob er nun bi oder homosexuell ist. Offenbar ist zumindest sicher, dass er auf jeden Fall gefallen an Männern findet.

>Ja, sehr unerwartet sogar. Ich war auf einer Fähre und wollte einfach nur mit dem Rad irgendwo hin und er hat Gesellschaft gesucht. Er ist auch immer viel mit dem Rad unterwegs und hatte keine Lust mehr allein das Land zu erkunden<, erzählt er verträumt, mit einem sanften Lächeln.

>Dann habt ihr also dieselbe Leidenschaft.< Er lacht und hebt die Schultern.

>Das schon, aber Norwegen ist weit von hier. Wir wollen es versuchen, aber ich bin nicht bereit dauerhaft nach Norwegen zu gehen und er will auch nicht von zu Hause weg. Vorerst werden wir uns nur immer Mal besuchen.< Das ist wirklich schade. Ich wünsche ihm alles Glück dieser Welt, aber das wird tatsächlich nicht leicht.

>Wenn es so sein soll, wird es halten und irgendwann trefft ihr euch in der Mitte. Wann lerne ich ihn kennen?< Seine Wangen bekommen einen so sanften Rotton, dass ich er mir nicht aufgefallen wäre, wenn ich ihn nicht so gut kennen würde.

>Er kommt in ein oder zwei Monaten her, dann stelle ich euch vor. Das ist zumindest der Plan.< Offenbar hat er ihn wirklich gern.

>Wie heißt er denn?<

>Morten<, sagt er sofort, als hätte er auf die Frage gewartet, dann erzählt er mir von seinem Freund und all den schönen Dingen, die sie zusammen gesehen und erlebt haben. Es muss schön sein, eine sichere Beziehung zu führen, bei der man weiß, dass man geliebt wird.

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