Kapitel 93


Jungkook POV

Als ich von der Uni nach Hause kam, war das erste, was ich hörte, ein ziemlich verdächtiges Kau-Geräusch in der Stille der Wohnung. Jimin war noch auf der Arbeit, das wusste ich. Der einzige, der dieses Geräusch also verursachen konnte, war Bam, weshalb meine Beine mich auch ziemlich schnell in die Küche trugen, wo ich den Ursprung ausmachen konnte.

Da lag mein Hund und kaute seelenruhig auf einem der Holz Stuhlbeine herum.
"Hey!", unterbrach ich den Dobermann in seinem Tun, der sofort ertappt zu mir aufsah. So unschuldig, als hätte er noch nie etwas angestellt.
"Was wird das Kumpel, hm?", fragte ich streng und ging zu Bam, der sich gleich hinsetzte.

Ich sah mir das Übel an und seufzte schwer. Man sah seine Zahnabdrücke überall in dem Holz und leider war es auch nicht das erste Mal, dass Bam die Möbel anknabberte.
"Ich weiß, dir ist langweilig, aber Jimin bringt mich deinetwegen noch um.", tadelte ich die Fellnase, der ein entschuldigendes Winseln von sich gab und mich von unten herauf mit seinen großen Knopfaugen ansah.

Bam so lange über den Tag alleine hier einzusperren, tat mir unheimlich leid, aber es musste nun mal sein. Jimin war viel arbeiten und ich musste zur Uni. Uns blieb sprichwörtlich keine andere Wahl. Es war also mehr als verständlich, dass der Dobermann nicht ausgelastet war. Ich ging kurz mit ihm joggen und spielte mit ihm, um wenigstens einen Teil seiner Energie loszuwerden. Doch es war nicht genug und das war mir leider klar.

Gerade als ich aus der Dusche kam, mich abgetrocknete und wieder anzog, hörte ich die Wohnungstür auf und wieder zu gehen. Mein hübscher Freund war also von seiner Schicht im Café wieder zuhause. Lächelnd beeilte ich mich ein wenig, damit ich noch ein bisschen was von ihm hatte, bevor ich gleich wieder weg musste.

Leider wurde meine Vorfreude schnell wieder gedämpft, als ich plötzlich ein genervtes 'Jungkook!' durch die Wohnung hallen hörte. Sein Ton verriet mir gleich, dass ich wohl wieder irgendwas angestellt haben musste. Niemals hätte ich gedacht, dass mit jemandem zusammen zu leben, so anstrengend sein könnte. Wir hatten uns während unserer ganzen Beziehung nie so viel gestritten, wie in den letzten 3 Wochen, seit ich hier bei ihm wohnte.

"Hey, Pretty.", versuchte ich es also gleich ein wenig versöhnlich, als ich aus dem Bad kam.
"In der Küche...", bekam ich auch gleich die Antwort. Nichtmal ein Hallo, das konnte nichts Gutes bedeuten. Mit einem leisen Seufzen und der schlimmsten Befürchtung, ging ich zu ihm.

Jimin lehnte an der Küchenzeile und massierte sich gestresst den Nasenrücken.
"Alles okay?", fragte ich vorsichtig. Ich ließ meinen Arm um seine Mitte gleiten, zog ihn etwas an mich und hauchte einen Kuss auf seine Wange, was mein Freund auch widerstandslos zuließ. Dennoch sah er nicht glücklich aus.

"Bam hat wieder an den Stühlen gekaut, oder?", überging er meine Frage einfach und ich konnte nichts anderes tun als zu bejahen.
"Wir müssen uns echt was überlegen, bevor er noch meine ganze Einrichtung frisst.", drängte der Blonde. Ich konnte sehr gut verstehen, dass ihn die Situation frustrierte, doch uns war noch keine Lösung eingefallen, die auch langfristig half.

"Ich weiß...", antwortete ich also nur knapp.
"Und könntest du BITTE...dein dreckiges Geschirr IN die Spülmaschine stellen?! Wie oft muss ich dir das noch sagen?", seufzte Jimin erneut. Ich folgte seinem Blick zur Spüle.

"Es ist doch nur eine Tasse.", entgegnete ich und rollte genervt mit den Augen. Jedes Mal meckerte er mich deswegen an und langsam ging es mir wirklich auf die Nerven. Es war ja nicht, dass ich sie nicht weg räumen wollte...ich vergaß es einfach.

"Jaja! Und aus einer Tasse werden drei. Dann kommt noch ein, zwei, drei Teller, Schüsseln und Stäbchen dazu und am Ende sieht man die Spüle nicht mehr! Tu es doch einfach sofort. Ist das echt zu viel verlangt?", wollte er mit Nachdruck wissen.
"Was ist denn dabei, wenn ich es später weg räume? Lass es doch einfach stehen.", brachte ich ihm jedoch angesäuert entgegen, ohne seine Frage zu beantworten.

Ich verstand einfach nicht, warum er ständig wieder auf diesem Thema rumreiten musste. Die eine Tasse tat doch jetzt wirklich niemandem weh. Jedoch schien Jimin das ganz anders zu sehen.
"Nein, werde ich nicht. Weil du es dann nämlich nie tust! Später heißt es dann 'mach ich morgen' und morgen 'Oh, hab ich vergessen'. Ich kenn dich doch!", patzte der Blonde auch sogleich zurück.

Mit einem frustrierten Seufzen, wandte ich mich schließlich von ihm ab. Die Stimmung war schon wieder in die völlig falsche Richtung gekippt und das Letzte, was ich wollte, war, mich richtig mit ihm zu streiten. Also ergriff ich die Flucht, bevor es noch ganz eskalierte.
"Ich muss jetzt weg, lass uns...das später klären.", grummelte ich und ging, ohne auf eine Antwort zu warten, in den Flur, wo ich mir Schuhe und Jacke anzog, meinen Schlüssel griff und aus der Tür verschwand.

"Klar. Du machst doch eh, was du willst.", hörte ich Jimin noch zu sich selbst sagen. Lautstark ging die Spülmaschine auf und wieder zu, bevor ich die Wohnungstür ganz zugezogen hatte.

~~

"Okay, spucks schon aus. Warum guckst du, als hätte man dir deinen Lolli geklaut?", fragte Junghyun Hyung plötzlich in die Stille und zog damit meine Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte mich abgeholt und nun waren wir auf dem Weg zum Haus unserer Eltern. Ich wollte noch ein paar Sachen holen und, beim besten Willen, nicht alleine dahin gehen müssen.

Dass ihm natürlich nicht entging, dass ich mir die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrach, wie Jimin und ich vorhin wieder auseinander gegangen waren, wunderte mich kaum. Doch anstatt seine Frage zu beantworten, stellte ich eine Gegenfrage.
"Sag mal Hyung. Als Da-eun und du zusammengezogen seid, ist es euch da auch...so schwer gefallen?", wollte ich wissen.

Fragend blickte ich den Älteren an, als er plötzlich zu lachen begann. War meine Frage etwa so abwegig?
"Oh Gott, ja. Wir haben uns so oft an die Köpfe gekriegt. Es war zum verrückt werden.", sagte er und klang dabei so amüsiert, dass ich verwirrt eine Augenbraue hochzog.
"Und wie konntet ihr das klären?", fragte ich weiter. Die beiden lebten nun schon so lange zusammen, dass er doch sicher einen Rat für mich parat hatte.

"Hör zu, Jungkook. Mit einer anderen Person zusammen zu leben, ist immer eine Herausforderung und harte Arbeit. Man muss sich aufeinander einstellen, Kompromisse eingehen und vor allem Achtsam sein!", erklärte er und ich nickte verstehend.
"Was ist denn das Problem?", fragte mein Hyung gleich noch, weshalb ich anfing, ihm die Lage zu schildern, was die letzten Wochen so abging und was unsere Haupt-Streit-Gründe waren.

In der Zeit, in der Junghyun mir aufmerksam zugehört hatte, erreichten wir auch die Villa. Wieder vor diesem Gebäude zu stehen, in dem ich aufgewachsen bin und doch nie wirklich zuhause war, löste gemischte Gefühle in mir aus. Wir betraten das Haus und wie erwartet, waren unsere Eltern nicht da. Nur das Personal schien überrascht uns zu sehen. Jedoch hielten sie uns auch nicht auf, als wir mein Zimmer ansteuerten.

"Es geht also in erster Linie um den Haushalt. Habe ich das richtig verstanden?", nahmen wir unser Gespräch wieder auf, als Junghyun mir dabei half, meinen Koffer mit Klamotten zu füllen.
"Ja, irgendwie ist Jimin da richtig...empfindlich.", bestätigte ich. Allein daran zu denken, nervte mich schon wieder.
"Welche Aufgaben übernimmst du denn?"

Bei seinen Worten geriet ich ins Stocken. Für einen kurzen Moment hielt ich inne, ehe unsere Blicke sich trafen und mein Bruder, abwartend, eine Augenbraue hob.
"Naja...ähm...", druckste ich herum und kratzte mich dabei leicht unwohl im Nacken, während ich überlegte, was ich darauf antworten sollte.

"Okay, also gleich vorweg, um das klarzustellen und werd jetzt nicht sauer.", fing der Ältere an und richtete seinen Zeigefinger auf mich. Wie gelähmt wagte ich es nicht, mich zu bewegen oder den Blick ab zu wenden.
"Jimin hat recht und du bist ein Idiot!", haute mein Gegenüber schonungslos raus und mir klappte leicht der Mund auf.

"Was? Aber wieso?!", protestierte ich direkt.
"Jungkook, DU ziehst bei Jimin ein. Bringst damit seinen gewohnten Alltag, seine Routine durcheinander. Es ist für euch beide eine riesige Umstellung, weil es so plötzlich kam und dann ist da noch Bam.", begann Junghyun aufzulisten und mit jedem Wort, das seine Lippen verließ, fing ich an, mich schuldiger zu fühlen.

"Jimin arbeitet 2 Jobs und hat nur einen Tag in der Woche mal frei und dann lässt du ihn zuhause im Ernst noch alles alleine machen? Kein Wunder, dass er leicht reizbar ist. Vermutlich ist er gestresst, überfordert und frustriert.", fuhr mein Bruder jedoch unbeirrt fort und führte mir meine Fehler damit mehr als deutlich vor Augen.

Betreten senkte ich meinen Blick. Hatte ich Jimin wirklich, ohne es zu merken, so viel Ärger bereitet? Ich dachte an meine Worte und mein genervtes Verhalten von vorhin zurück. Ich war wirklich ein Idiot. Er hat mich nur um etwas gebeten und ich habe zum wiederholten Male so abweisend reagiert. Warum musste ich immer alles falsch machen?

"Hey...Brüderchen.", riss Hyung mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn wieder an. Die Reue stand mir wohl deutlich ins Gesicht geschrieben, so mitleidig, wie er mich anlächelte. Er kam auf mich zu und legte seine Hand brüderlich auf meine Schulter. Eine kleine Geste, aber für mich sehr bedeutsam.

"Ich weiß, du bist es gewohnt, dass andere hinter dir her räumen, aber Jimin ist dein Partner und nicht dein Hausmädchen. Wenn du also willst, dass das mit euch noch lange hält, dann findest du lieber schnell heraus, wie man einen Staubsauger benutzt und die Waschmaschine bedient.", riet er mir und klopfte mir auf die Schulter, ehe er weiter den Koffer füllte.

Er hatte wohl recht. Ich durfte damit nicht warten, bis es vielleicht zu spät war. Auf keinen Fall wollte ich Jimin ein zweites Mal verlieren, nicht wegen sowas banalem.

"Danke, Hyung.", nuschelte ich kaum hörbar, doch seine abwinkende Handbewegung verriet mir, dass er mich verstanden hatte. Als ich meinen Blick einmal durch mein Ankleidezimmer schweifen ließ, blieb dieser an einem ganz bestimmten Teil hängen.

"Können wir gleich noch woanders halten, bevor du mich zurück fährst?"

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Wozu hat man den Geschwister, wenn nicht, damit sie einem brutal die Wahrheit ins Gesicht klatschen xD

Was meint ihr, hat Kookie jetzt vor?

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