Kapitel 82


Jungkook POV

Mit einem unwohlen Gefühl im Magen blickte ich zum wiederholten Male heute auf mein Handy. Jimin hatte mir noch immer nicht zurück geschrieben. Seit dem Essen mit meinen Eltern vor fast einer Woche, hielt der Ältere sich ziemlich bedeckt. Jedes Mal, wenn ich ihn anrief, fand er irgendeine Ausrede, warum er nicht hätte rangehen können.

Auf meine Nachrichten antwortete er immer nur sehr knapp und irgendwie...kalt. Normalerweise war Jimins Nachrichten immer seine fröhliche Art anzumerken. Er benutzte gerne Unmengen an Emojis, doch seit dem Tag waren es kaum noch welche. Es fühlte sich an, als würde er seine Gefühle vor mir verstecken wollen.

Meine Fragen, ob wir uns treffen, oder ob ich ihn von der Arbeit abholen sollte, verneinte er immer. Angeblich war er zu beschäftigt. Am Anfang hatte ich mir nichts dabei gedacht, aber langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen. Er wollte mich offensichtlich nicht sehen und nicht mit mir reden.

Und ich verstand einfach nicht, wieso.

Hatte ich etwas falsches getan? Oder ging es um etwas, das ich nicht getan hatte? Warum zum Teufel war das so verwirrend?! Frustriert raufte ich mir die Haare und konnte gerade noch so ein lautes Seufzen herunter schlucken. Immerhin saß ich gerade mitten in einer Vorlesung und würde gut daran tun auch mal aufzupassen. Nur leider schwirrte ausschließlich Jimin in meinem Kopf rum.

"Alter, was ist los?", hörte ich Namjoon neben mir flüstern. Er hatte das Trauerspiel sicher die ganze Zeit beobachtet.
"Ich hab das gefühl Jimin meidet mich und dass macht mich wahnsinnig.", grummelte ich. Angespannt lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück.

"Wieso meidet er dich denn?", fragte mein Kumpel verwirrt. Gut, dass es scheinbar nicht nur mir so ging.
"Ja, das wüsste ich ja auch gerne.", seufzte ich leise.
"Aber ich würde mein gutes Aussehen darauf verwetten, dass es mit dem Essen mit meinen Eltern zu tun hat.", fügte ich jedoch noch hinzu.

"Oh!", kam es leise, aber mit Nachdruck von Namjoon.
"Oh?", wiederholte ich fragend. Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete ich meinen Nebenmann, der mich schief angrinste.
"Jimin war bei euch zum Essen? Das erklärt doch irgendwie alles. Ich meine, ich hatte einmal das 'Vergnügen', deine Eltern kennenzulernen. Das war keine Freude.", versicherte er mir.

Ich erinnerte mich gut an den Tag, an dem Namjoon einmal bei mir war. Anfangs war mein Vater noch beeindruckt von dem Kim Jungen gewesen. Doch als herauskam, dass Namjoon ebenso wie ich an Männern interessiert war, änderte sich das schlagartig. Mein Vater hasste ihn und Namjoon kam nie wieder zu uns nach Hause.

"Ich werde heute zu Jimin fahren und ihn zur Rede stellen.", beschloss ich kurzerhand und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Präsentation unseres Professors. Wenn der Ältere mir aus dem Weg ging, würde ich mich eben genau vor ihn stellen. Ich musste einfach wissen, was los ist.

"Vielleicht braucht er ja nur ein bisschen Zeit für sich.", wandte mein Kumpel ein, doch ich schüttelte vehement den Kopf. Es war beschlossene Sache.

Ich würde mir Antworten von meinem Freund holen!

~~

Das unwohle Gefühl hatte mich seit heute Mittag nicht verlassen. Ich wusste nicht wieso, aber mir war, als müsste ich jeden Moment kotzen. Mein Magen krampfte, immer wenn ich daran dachte, was Jimin mir wohl gleich sagen würde. Ob er überhaupt mit mir reden würde.

Gekonnt lenkte ich meinen Wagen in die Parklücke unweit vom Aquarium. Mein Freund würde hier gleich seine Schicht antreten und ich hatte vor, ihn davor noch abzufangen. Meinen Anruf hatte er ja wieder ignoriert. Angespannt biss ich die Zähne aufeinander. Diese Erkenntnis tat unheimlich weh und hinterließ ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Brust. Besonders, weil ich einfach nicht wusste, was los war.

Kaum sah ich den Bus und wie der Blonde an der Haltestelle ausstieg, stieg auch ich aus meinem Wagen und schloss die Tür, welche sich von alleine verriegelte. So unsicher wie noch nie in meinem Leben, aber mit genauso zielstrebigen Schritten ging ich auf den Älteren zu, der mich noch nicht bemerkt hatte.

Er sah nachdenklich aus. So, als würde ihn etwas beschäftigen und das machte mir irgendwie nur noch mehr Sorgen.
"Jimin!", rief ich meinen Freund, ehe er weiter den Hintereingang des Aquariums ansteuern konnte. Erschrocken hielt er an und hob den Blick. Unsere Augen trafen sich und ich hätte schwören können, kurz Panik in ihnen aufblitzen sehen zu können.

"J-Jungkook...was machst du denn hier?", fragte er nervös. Kurz huschte sein Blick um uns herum, als ob uns irgendjemand belauschen könnte, ehe er mich wieder ansah.
"Ich wollte dich sehen, da du mir ja offensichtlich aus dem Weg gehst.", fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. Ich hatte keine Lust, um den heißen Brei herum zu reden und Jimin nicht die Zeit. Also kam ich gleich zum Punkt.

"W-Was?", kam es stotternd aus meinem Gegenüber.
"Komm schon, Jimin. Ich bin nicht dumm. Glaubst du ehrlich, ich merke das nicht?", wollte ich ein wenig eingeschnappt wissen. Ich wusste ja nicht, was Jimin glaubte, wie sein Verhalten auf mich wirkte, aber unauffällig war er sicher nicht. Ertappt biss der Blonde sich auf die Unterlippe und senkte seinen Blick.

"Jimin... Pretty, was ist los?", fragte ich nun etwas einfühlsamer. Ich tat noch einen Schritt auf meinen Freund zu und hob bereits meine Hand, um sie auf seine Wange zu legen. Ich wollte ihn endlich wieder berühren und seine Nähe spüren. Viel zu lange war es her und die Sehnsucht in mir wurde nur noch größer, jetzt, wo ich ihn endlich wieder vor mir hatte. Doch ich hielt inne, als der Ältere sich abwandte und seinen Weg weiter ging.

"Es ist nichts. Ich...bin gerade einfach nur sehr beschäftigt.", versuchte er mir klarzumachen. Wenig überzeugt, zog ich die Augenbrauen zusammen und folgte ihm, ohne zu zögern. Ich versuchte wirklich, es nicht persönlich zu nehmen, dass er meine Berührung abgelehnt hatte. Allerdings war das gar nicht so leicht.

"Ja, natürlich. Und die Wahrheit?", grummelte ich verstimmt. Es machte mich wütend, dass er wirklich glaubte, mich anlügen zu können.
"Jungkook, können wir bitte wann anders darüber reden? Ich muss zur Arbeit.", wollte Jimin mich abwimmeln, doch so leicht kam er mir sicher nicht davon.

"Ich will doch nur wissen, was nicht stimmt. Habe ich wieder irgendwas falsch gemacht? Sag es mir doch einfach.", beharrte ich aber weiter auf eine Antwort. Frustriert seufzend fuhr der Blonde sich durch die Haare.
"Nein, ich... Du hast nichts...falsch gemacht.", brabbelte er und lief einen Schritt schneller. Doch ich hielt easy mit.

"Was ist es dann? Mann, Jimin!", verzweifelt griff ich nach seinem Handgelenk, als er bereits dabei war, die Tür für Mitarbeiter mit seiner Chipkarte zu öffnen. Er sah mich nicht mal an und lief vor mir weg, als würde ich ihm was tun wollen. Merkte er denn nicht, wie sehr mich das verletzte?

"Jungkook, bitte...", gab er fast flehend von sich und versuchte, sich dabei aus meinem Griff zu befreien. Doch ich ließ nicht locker. Zwar drückte ich nicht zu fest zu, schließlich wollte ich Jimin nicht weh tun, aber er würde mir auch nicht so einfach entkommen. Erneut versuchte ich seine Augen mit meinen einzufangen, doch er wich meinem Blick vehement aus.

"Es ist wegen meinen Eltern, nicht wahr?", äußerte ich schließlich meine Vermutung. Augenblicklich versteifte sich der zierliche Körper vor mir. Schwer sah ich ihn schlucken.
"Also ja.", deutete ich seine Reaktion seufzend. Ich wusste, dass sie dieses Mal mehr als zu weit gegangen waren und ich wünschte mir inständig, ich könnte es rückgängig machen.

"Bitte nimm dir ihre Worte nicht so sehr zu Herzen. Sie sind in ihrer veralteten Meinung so festgefahren. Was das angeht, haben sie echt keine Ahnung. Es tut mir Leid, dass du das meinetwegen aushalten musstest. Ich mach es auch wieder gut, hm? Wie wäre es, wenn..."

"Vielleicht ist es besser, wenn wir uns nicht mehr sehen!"

Ich redete mich um Kopf und Kragen. Wurde jedoch schmerzlich zum Schweigen gebracht. Als Jimins Worte meine Ohren erreichten, verstummte ich sofort, jedoch wollte mein Kopf diese nicht begreifen. Augenblicklich wich jegliche Kraft aus meinem Griff, mit dem ich mein Gegenüber festgehalten hatte.

Vorsichtig befreite Jimin seine Hand aus meiner und zog sie dicht an seine Brust. Perplex blinzelte ich den Blonden an, während meine Hand weiter in der Luft schwebte. Ich war nicht imstande, mich zu bewegen. Nur langsam begriff ich die Bedeutung hinter seinen Worten.

"Das meinst du doch nicht ernst...", hauchte ich hoffnungsvoll. Meine Stimme versagte mir fast und ich musste schwer schlucken. Doch Jimins schuldbewusster Blick sagte mir, dass ich mich nicht verhört hatte. Schmerzhaft zog sich alles in mir zusammen. Es fühlte sich an wie ein Schlag direkt in den Magen, dem ich nicht hatte ausweichen können.

"Jimin...", kam es geradezu flehend über meine Lippen, doch wieder konnte ich nicht weiter reden.
"Ich hab...nachgedacht und...ich glaube einfach nicht, dass wir das hier weiterführen sollten. Es tut mir Leid.", sprach der Ältere mit ruhiger Stimme. Jedoch schaffte er es nicht mehr, mir dabei auch in die Augen zu sehen.

Kaum hatte das letzte Wort seine Lippen verlassen, schob er sich durch die Tür und schloss diese hinter sich, bevor ich überhaupt reagieren konnte. Mein Körper war angespannt und doch fühlte sich alles so taub an. Ich hatte mein Umfeld völlig ausgeblendet, während ich auf die Stelle starrte, wo mein Freund eben noch gestanden hatte.

Naja...vermutlich sollte ich ihn nun nicht mehr so betiteln, oder?

Nach dem Schlag in den Magen folgte nun also der Stich direkt ins Herz. So einen Schmerz hatte ich in meinem Leben noch nie gespürt und ich hatte schon einiges durch. Er lag penetrant in meinem Brustkorb und schnürte mir die Luft zum Atmen ab. Immer hektischer versuchte ich den Sauerstoff in meine Lungen zu befördern, doch er wollte einfach nicht ankommen.


Fühlte sich so ein gebrochenes Herz an?

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2/6

Also mein Herz ist gerade gebrochen Q3Q


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