Kapitel 42
Frohe Weihnachten meine Lieben!
Ich hoffe ihr habt alle schön gefeiert?
Und ordentlich abgesahnt. ;)
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“Meine Eltern…waren übers Wochenende weg gefahren. So ein Pärchen Wellness Trip, weißt du?”, erzählte ich, während mein Blick an der Decke haftete. Seit einer Weile lagen Jungkook und ich jetzt einfach aneinander gekuschelt im Bett und redeten. Wir waren ganz von alleine auf das Thema zurückgekommen. Und wenn ich ehrlich war, war es erleichternd, sich das alles endlich mal von der Seele zu reden.
“Deswegen haben sie ihren 17 jährigen Sohn ausnahmsweise alleine zuhause gelassen. Ich fand das natürlich mega. Auch wenn es hieß ‘Keine Partys!’, hab ich natürlich trotzdem ein paar Freunde eingeladen”, gab ich schmunzelnd zu. Auch wenn ich das nicht als Party bezeichnet hätte. Tae und zwei andere Freunde aus der Schule hatten bei mir gepennt. Wir hatten Pizza bestellt und Filme geguckt, das war alles.
“Als sie sich Sonntag auf den Heimweg gemacht haben, schickte Eomma mir eine Sprachnachricht. Natürlich habe ich wie ein Blöder die Bude geputzt, aus Angst sie würden rauskriegen, dass ich Besuch gehabt hatte.”, sagte ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Jedoch sank dieses immer mehr, wenn ich daran dachte, wie die Geschichte weiterging.
Jungkooks Fingerspitzen strichen sanft über meinen Oberarm und hinderten mich daran, in meinen negativen Gedanken zu versinken. Die Finger seiner anderen Hand hatte er mit den meinen verschränkt und auf seinem Bauch ruhen. Ich spürte seinen Blick auf mir, wie er mich beobachtete und genauestens musterte. Jedoch lauschte der Jüngere einfach schweigend meinen Worten.
“Ich hab gewartet und…gewartet…”, verließ es nur noch schwer meine Lippen.
“Die zwei Stunden, die sie gebraucht hätten…waren längst um, doch sie waren immer noch nicht zuhause. Ich hab mir Sorgen gemacht und versucht…sie zu erreichen…”, redete ich weiter und musste mich immer wieder selbst unterbrechen.
Tief atmete ich durch, als sich die Erinnerungen wie ein Film vor meinem inneren Auge abspielen.
“S-Sie sind an diesem Tag…nicht mehr…nach Hause gekommen. Stattdessen…”, sagte ich mit zitternder Stimme. Jedoch musste ich kurz innehalten, um die aufkommenden Tränen zurück zu kämpfen.
Beruhigend streichelte Jungkooks Daumen immer wieder über meinen Handrücken, was mir wirklich half, mich wieder zu sammeln. Seine Nähe beruhigte mich, genauso wie sein angenehmer Geruch in meiner Nase und seine Wärme an meinem Körper.
“Stattdessen…stand plötzlich die Polizei vor der Tür.”, kam es fast lautlos von mir.
Diesen Moment würde ich nie wieder in meinem Leben vergessen. Lange Zeit war es Teil meiner Albträume gewesen, wie ich die Tür öffnete und zwei Polizisten vor mir standen. Sie baten mich darum, sie rein zu lassen, da es um meine Eltern ging. Ich ahnte bereits, dass etwas passiert sein musste, aber als sie mir sagten, dass sie in einen Autounfall verwickelt wurden und sofort tot waren…riss es mir den Boden unter den Füßen weg.
“An die zwei Tage danach kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich hatte wohl einen ziemlich schweren Nervenzusammenbruch. Das erste, was ich weiß, ist, wie ich im Krankenhaus wach wurde und Tae neben meinem Bett saß. Als dann die Frau vom Jugendamt auftauchte, wurde mir erst so richtig bewusst, dass dieser Albtraum…meine Realität war.”, schluckte ich schwer.
Niemand konnte sich diesen Schmerz vorstellen, wenn einem von einer Sekunde auf die nächste, einfach alles genommen wurde. Ich hatte die wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren und mit ihnen auch mich selbst. Auf einen Schlag musste ich erwachsen werden. Niemand hatte mich auf all das vorbereitet, was mich erwartet hatte. Niemand hatte gefragt, ob ich das wollte, oder ob ich bereit dazu war.
Denn das war ich nicht!
Das Haus, in das wir erst ein paar Monate zuvor gezogen waren, musste ich verkaufen. Ich war noch Schüler, ich hätte es nie bezahlen können. Aber natürlich bekam ich auch nicht mehr den Preis dafür, denn meine Eltern bezahlt hatten. Also blieb ich auf gut 100 Millionen Won sitzen und musste, da das ja noch nicht reichte, auch die Beerdigung bezahlen.
“Seit 5 Jahren…stottere ich die Schulden jetzt schon ab…und vermutlich werde ich das noch den Rest meines Lebens.”, seufzte ich schwer. Selbst mit zwei Jobs bekam ich das Geld für die monatliche Rate kaum zusammen. Von irgendwas musste ich ja auch leben. Und noch weiter runter setzen konnte ich sie auch nicht. Es war schon das absolute Minimum.
“Deshalb warst du damals in der Bank so…aufgelöst.”, meldete sich Jungkook leise zu Wort. Ich bestätigte seine Worte nur mit einem sachten Nicken. Es tat mir noch immer Leid, wie ich ihn angefahren hatte. Nur hatte er mich echt in einem blöden Moment erwischt.
“Tut mir Leid. Wenn ich das gewusst hätte…”, fing der Jüngere an.
“Woher denn?”, unterbrach ich ihn direkt. Endlich löste ich meinen Blick von der langweilig weißen Zimmerdecke und drehte mich Jungkook zu. In seinen Augen lag schon wieder so viel Sorge und auch etwas Mitleid. Ich konnte verstehen, dass er nach dieser Geschichte so fühlte, doch brachte mir sein Mitleid rein gar nichts.
Mit einem liebevollen Lächeln sah ich den Rothaarigen an.
“Du konntest es nicht wissen. Neben Tae und seinen Eltern, bist du auch der einzige, dem ich je davon erzählt habe.”, verriet ich und schaute in seine überraschten Augen. Er schien meine Worte einen Moment sacken lassen zu müssen, bis sie richtig bei ihm ankamen.
“Echt?”, gab Jungkook erstaunt von sich.
“Und…Yoongi?”, fragte er nur zögerlich, was mich leicht schmunzeln ließ. Jedoch war die Frage berechtigt, immerhin war ich lange mit dem Älteren zusammen gewesen und noch immer eng mit ihm befreundet. Allerdings schüttelte ich leicht verneinend den Kopf, bevor ich ihn auf Jungkooks Schulter ablegte.
“Er weiß…das meine Eltern bei einem Autounfall gestorben sind, aber…ich hab ihm nie die ganze Geschichte erzählt.”, erklärte ich, was der Jünger mit einem verstehenden Nicken zur Kenntnis nahm. Kurz vergrub ich meine Nase in dem Shirt, das der Jüngere trug, und atmete seinen betörenden Duft ein, während ich überlegte, ob ich noch weiter erzählen sollte.
Amüsiert schmunzelte ich, als Jungkook mir diese Entscheidung abnahm.
“Du hast bei Tae gewohnt, oder? Nachdem…du weißt schon.”, fragte er und vermied es dabei, den Unfall auszusprechen. Wieder nickte ich leicht.
“Eigentlich hätte ich ins Heim gemusst, weil ich noch Minderjährig war. Aber Tae’s Eltern haben gleich mit dem Jugendamt geklärt, dass sie mich aufnehmen. Also kann man sagen, dass sie meine Pflegefamilie waren.”
“Hm.”, kam es nur leise von dem Jüngeren. Für einen Moment kehrte Stille ein und ich ging davon aus, dass Jungkook nachdachte. Unerwartet drehte er sich plötzlich auf die Seite, weshalb mein Kopf von seiner Schulter hinunter auf seinen Arm rutschte. Überrascht blinzelte ich meinen Gegenüber an, welcher mir nun so nahe war, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten.
Seine Hand löste er von der meinen, nur um diese auf meiner Hüfte abzulegen, damit er mich noch näher an sich heranziehen konnte. Sofort schlug mein Herz einen Takt schneller und ich spürte, wie meine Wangen zu brennen begannen. Dennoch konnte ich meine Augen nicht von denen Jungkook’s lösen und verlor mich immer mehr in den braunen Tiefen.
“Wieso…”, unterbrach er nach einer kleinen Weile die Stille, die sich über uns gelegt hatte. In der ich einfach nur seine sanften Berührungen genossen und in seine Augen geschaut hatte.
“...wolltest du, dass ich bleibe? Tae hat gesagt, dass du an diesem Tag lieber alleine sein willst. Aber mich hast du nicht weggeschickt.", stellte er fest und sprach damit eine Frage aus, die ihm wohl schon länger auf der Seele brannte.
Leise seufzend schloss ich für einen Moment meine Augen, bevor ich ihn etwas unsicher anblickte.
“Tae und seine Eltern…haben so viel für mich getan.”, flüsterte ich leise. Es fiel mir schwer es auszusprechen und vielleicht würde Jungkook es dumm finden, aber diese Gedanken quälten mich früher oft.
“Sie haben mich aufgefangen und ohne sie wüsste ich nicht, wo ich heute wäre. Ich wollte…einfach keine noch größere Last sein und sie jedes Mal…mit runter ziehen. Sie sollen sich nicht ständig Sorgen um mich machen.”, gab ich leise schniefend von mir.
Schweigend blinzelte der Jüngere mich an. Seine Mimik ließ mich nicht eine Sekunde erahnen, was gerade in ihm vorging, bis er mir leicht gegen die Stirn schnippte. Erschrocken zuckte ich zusammen und kniff kurz meine Augen zu, bevor ich meinen Gegenüber völlig entsetzt ansah.
“Au! Hey~”, gab ich nur von mir und schob schmollend meine Unterlippe vor. Sanft rieb ich mit meinen Finger über die nun leicht schmerzende Stelle.
“Wofür war das?”, wollte ich gleich wissen.
“Tae ist dein bester Freund und weiß wohl am besten, wie schwer dieser Tag für dich ist. Glaubst du wirklich, er hat gestern entspannt zuhause gesessen und sich keine Sorgen gemacht?”, antwortete Jungkook mir mit einer Gegenfrage.
Kurz ließ ich mir seine Worte durch den Kopf gehen, bevor ich meinen Blick senkte und leicht den Kopf schüttelte. Ich kannte Tae gut, vermutlich hatte er sich den ganzen Tag verrückt gemacht.
“Er wäre sicher beruhigter gewesen, wenn er für dich hätte da sein dürfen. So wie ich….”, sagte der Jüngere sanft und zog mich in seine Arme.
Eng schlangen sich seine Arme um meinen Körper und hielten mich dicht bei ihm. Er hatte recht. Es war dumm von mir zu glauben, mich von allen abzuschotten, würde es für einen von uns leichter machen. Denn wenn ich ehrlich war, hasste ich es an diesem Tag alleine zu sein. Es verstärkte dieses unerträgliche Gefühl der Einsamkeit immer noch mehr.
Ein leises Schniefen gab ich von mir, als ein paar kleine Tränen über mein Gesicht liefen. Sofort krallte ich mich vorsichtig in das Shirt des Jüngeren und vergrub mein Gesicht, wie so oft schon heute, an seiner Brust.
“Ich bin echt ein Idiot.”, nuschelte ich in den Stoff, der meine Worte fast verschluckte.
“Ja, aber das ist schon okay. Du bist jetzt mein Idiot.”, sagte Jungkook und brachte mich damit leise zum kichern. Der Gedanke, dass das mit uns nun wirklich was ernstes war, brachte mein Herz wieder zum schneller Schlagen.
“Das finde ich schön.”, flüsterte ich und spürte sogleich, wie er mich noch etwas mehr an sich drückte.
Ich genoss Jungkooks Nähe und wie er mich einfach in seinen starken Armen hielt, so sehr. Ich hätte ewig einfach hier liegen und seine Wärme spüren können. Jedoch meldete sich mein Magen mit einem energischen Knurren und ruinierte unseren Moment. Peinlich berührt stieg mir die Röte ins Gesicht, kaum dass ich das süße Lachen des Rothaarigen hörte.
“Wie spät ist es eigentlich?”, wollte ich wissen. Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl mehr, so lange wie wir hier schon lagen und kuschelten. Widerwillig ließ ich zu, dass Jungkook sich etwas von mir entfernte. Er drehte sich wieder auf den Rücken und griff nach seinem Handy, welches auf dem Nachttisch lag.
“Gleich 11:30 Uhr erst.”, beantwortete er meine Frage und lächelte mich an.
“Hast du heute auch frei?”, fragte ich gleich weiter. Ich hatte heute meinen freien Tag, daher hatte ich mir gar keine Gedanken darum gemacht aufstehen zu müssen. Aber wie das bei Jungkook aussah, wusste ich gar nicht.
“Och…ich hätte eigentlich vor 2 Stunden in der Uni sein müssen, aber weißt du…”, sagte er ganz locker und beendete seinen Satz einfach mit einem Schulterzucken. Mit beiden Armen drückte ich mich aus der Matratze hoch, nur um den Jüngeren unter mir entgeistert anblicken zu können.
“Und das sagst du erst jetzt?! Was machst du dann noch hier?”, wollte ich aufgebracht wissen. Er konnte doch nicht einfach so schwänzen. Jedoch fing mein Gegenüber nur an zu kichern, wobei er so niedlich die Nase kraus zog. Jungkook konnte wirklich süß sein, wenn er nicht den starken Macho raushängen ließ.
Widerstandslos ließ ich mich von dem Jüngeren auf ihn runter ziehen, sah ihn dabei aber weiter eindringlich an.
“Keine Sorge. Ich habe heute keine Vorlesung mit Anwesenheitspflicht. Vermutlich vermisst mich nicht mal jemand.”, gab er beruhigend von sich. Sanft strich er mir die Haare aus den Augen und lächelte schon wieder so unheimlich liebevoll, dass es mein Herz hüpfen ließ.
“Außerdem warst du mir einfach wichtiger. Und weißt du, was wir heute machen?”, grinste er mich an. Seine Worte ließen mich schon wieder erröten, jedoch schüttelte ich auf seine Frage hin nur überrascht den Kopf.
“Wir werden jetzt was Frühstücken und dann fahren wir zu mir, holen Bam und gehen eine große Runde spazieren. Was meinst du?”, unterbreitete er mir seinen Plan und ich musste gestehen, dass sich das nach einem wirklich schönen Tag anhörte.
Lächelnd nickte ich also zustimmend und ließ es mir nicht nehmen, mich noch einmal an den Jüngeren unter mir zu kuscheln, bevor wir endlich aufstehen würden.
So ein entspannter Tag war genau das, was ich heute brauchte.
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Das Kapitel war echt ansträngend zu schreiben. ^^'
So viel gerede finde ich immer schwierig.
Aber es war wichtig und jetzt kennt auch ihr Jiminies ganze Geschichte :3
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