Kapitel 40
Die heiße Dusche hatte wirklich geholfen, meinen völlig ausgekühlten Körper wieder aufzuwärmen. Nachdem ich auch wieder angezogen war und mich so weit fertig gemacht hatte, kam ich aus dem Bad. Kurz stockte ich, als ich den Jüngeren im Wohnzimmer vor den Bilderrahmen stehen sah.
Und das oben ohne.
"J-Jungkook?", machte ich vorsichtig auf mich aufmerksam und sofort lag sein Blick auf mir. Jedoch konnte ich meine Augen nicht daran hindern, noch einmal nach unten zu wandern und seinen durchtrainierten Oberkörper zu mustern. Als ich wieder in seine Augen schaute, lag ein wissendes Schmunzeln auf seinen Lippen.
Sofort wurde ich rot und schaute schnell weg.
"Willst du auch schnell duschen?", fragte ich stattdessen. Immerhin war er genau so durchnässt, wie ich und mit Sicherheit ausgekühlt. Etwas überrascht sah Jungkook mich an, so als hätte er nie im Leben mit dieser Frage gerechnet.
"Ähm...wenn es dich nicht stört. Sonst warte ich, bis ich zuhause bin.", sagte er und deutete auf die Tür. Ich kam nicht umhin enttäuscht zu sein, dass er offensichtlich vor hatte, wieder zu gehen.
"Nein. Es stört mich nicht. Ich hab sicher ein paar Sachen, die dir passen.", wank ich nur ab und lief schnell in mein Schlafzimmer. Als ich vor meinem Schrank stand, entfloh mir ein trauriger Seufzer.
Wie hatte ich nur glauben können, dass er hier bei mir bleiben würde. Nach unserem Kuss waren meine Hoffnungen wohl einfach zu groß gewesen. Schnell suchte ich ihm eine Jogginghose, die mir locker 2 Nummern zu groß war, und ein weites Shirt heraus und ging wieder in den Flur. Jungkook stand bereits vor dem Badezimmer, also drückte ich ihm die Sachen in die Hand.
Während der Jüngere duschen war, schleppte ich mich ins Wohnzimmer. Der Tag war furchtbar anstrengend gewesen und wirklich viel gegessen oder getrunken hatte ich auch nicht. Das alles zehrte an meinen Kräften, doch bevor ich mich auf die Couch fallen ließ, holte ich noch das Fotoalbum aus dem Schrank.
Ich setzte mich im Schneidersitz, mit dem Album auf dem Schoß, hin und schlug es auch direkt auf. Ich wusste genau, wie weh es tun würde, mir diese Erinnerungen anzusehen, aber gleichzeitig machte es mich glücklich und ich wollte es nicht missen. Die Fotos anzugucken gehörte für mich zu diesem Tag, so wie alles andere, was ich heute gemacht hatte.
Es war eine Routine, die ich einfach brauchte. Denn ich wollte sie nicht vergessen, die Dinge, die meine Eltern liebten. Langsam blätterte ich durch das Fotoalbum, sah mir jedes Bild genau an, obwohl ich sie doch alle kannte. Ich erinnerte mich an viele Momente zurück, die noch in meinem Gedächtnis präsent waren, was mich lächeln ließ, mir aber im selben Moment auch die Tränen in die Augen trieb.
Ich versuchte mich zusammen zu reißen, da ich ja nicht alleine hier war und biss mir leicht auf die Unterlippe. Doch immer wieder kam mir ein kleiner Schluchzer über die Lippen, den ich nicht zurückhalten konnte. Schnell schlug ich mir die Hand vor den Mund, um leiser zu sein und bemerkte gar nicht, wie sich die Tür zum Bad bereits öffnete.
Erst als sich zwei starke Arme um mich legten und mich an ihre Brust zogen, wusste ich, dass ich nicht mehr alleine war. Sofort lehnte ich mich an Jungkook und vergriff mich mit meinen Fingern in seinem T- Shirt. Ich hielt mich nicht länger zurück, sondern ließ all den Schmerz einfach raus. Es fühlte sich gut an, dabei gehalten zu werden.
"Bitte, geh nicht.", schluchzte ich zwischen meinen verzweifelten Versuchen, noch Luft zu bekommen. Jungkooks Griff um mich wurde noch etwas stärker und ich krallte mich richtig an ihm fest.
"Ich bleibe so lange, wie du mich hier haben willst. Keine Angst, Pretty.", flüsterte er mir ins Ohr, was mich nur noch mehr zum Weinen brachte.
Bitterlich weinte ich an seiner Brust, während ich spüren konnte, wie der Jüngere mir immer wieder sanft durch die Haare strich. Jedes Mal, wenn ich die Nase hochzog, stieg mir sein Geruch in die Nase. Jungkook roch so gut nach meinem Duschgel, gemischt mit seinem ganz eigenen Geruch, welcher mich langsam aber sicher beruhigte.
"Erzähl mir von ihnen.", hörte ich Jungkook nach einer Weile, in der wir eng aneinander gepresst hier gesessen hatten, schließlich sagen. Langsam ließ ich etwas von ihm ab, weshalb er gleich seinen Griff um mich lockerte. Grob wischte ich mir mit den Händen übers Gesicht, um die Tränen zu trocknen, bevor ich meinen Gegenüber verwirrt anschaute und erneut leise schniefte.
"Wie bitte?", fragte ich mit ganz rauer Stimme.
"Erzähl mir von deinen Eltern.", wiederholte er und deutete auf das Fotoalbum, welches noch immer aufgeschlagen auf meinem Schoß lag.
"Also...nur wenn du möchtest, natürlich.", fügte er noch hinzu und lächelte mich sanft an.
Es verblüffte mich wirklich, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Besonders weil ich den Eindruck bekam, dass es ihn wirklich interessierte, weshalb ich leicht nickte. Irgendwie hatte dieser Jungkook, der mir hier gegenüber saß, nicht mehr viel mit dem gemeinsam, denn ich damals kennengelernt hatte.
Nachdem ich mir erstmal die Nase geputzt und Jungkook uns beiden einen Tee gemacht hatte, wobei ich ihm immer wieder sagen musste, wo er was fand, saßen wir nun wieder zusammen auf der Couch. Wir hatten uns meine Kuscheldecke über die Beine gelegt, wobei ich meine noch etwas mehr an mich zog.
Sofort legte der Jüngere seinen Arm um meine Schultern, sodass ich mich richtig an ihn anlehnen konnte. Mit der Tasse in der einen Hand nahm ich das Fotoalbum in die andere und legte es zwischen uns. Ich hatte kein Problem damit, dass Jungkook gleich meine Kinder Fotos sehen würde, auch wenn einige davon schon echt peinlich waren.
Zusammen blätterten wir also schließlich durch das Album und ich erzählte ihm immer wieder etwas zu den Bildern und den Momenten, an die ich mich noch so gut erinnern konnte. Auch wenn ich zwischendurch immer wieder den Tränen nah war, gab Jungkooks Nähe mir genug Halt und Kraft, um weiter zu reden.
"Weißt du...meine Eltern waren das lebende Beispiel für das Sprichwort: Gegensätze ziehen sich an.", meinte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
"Appa war immer sehr bodenständig und ein realistischer Mensch. Er hatte einen normalen langweiligen Bürojob und war damit glücklich. Aber Eomma war ein Freigeist. Sie konnte nie lange still sitzen, musste immer was in den Händen haben und einfach kreativ sein.", erklärte ich dem Jüngeren während wir uns Bilder anschauen, auf denen ich mit meiner Eomma gerade am Basteln war.
Dabei sah der Tisch aus, als hätte eine Bombe darauf eingeschlagen und auch überall an meinem 8 jährigen Ich klebten Papierschnipsel und Glitzer. Aber das breite Grinsen auf unseren Gesichtern verriet, wie viel Spaß wir dort hatten.
"Sie waren so unterschiedlich und doch...haben sie sich mehr geliebt als alles andere.", flüsterte ich seufzend. Sanft spürte ich Jungkooks Hand über meinen Arm streicheln, was mich gleich wieder etwas beruhigte, bevor ich erneut anfangen konnte zu heulen.
"Ich bin mir sicher, dass es eine Sache gab, die sie noch mehr geliebt haben.", hörte ich ihn sagen.
Verwirrt schaute ich den Rothaarigen an, doch er lächelte nur. Vorsichtig strichen seine Finger mir eine Strähne aus dem Gesicht und hinter das Ohr. Seine Berührungen waren so federleicht, dass sie mir eine Gänsehaut bereiten.
"Dich.", klärte er mich schließlich auf. Sofort musste ich wieder an die letzte Sprachnachricht meiner Eltern an mich denken.
'Wir lieben dich, Spätzchen'
Meine Unterlippe begann, gefährlich zu beben, als ich schon wieder die Tränen in meinen Augen aufsteigen spürte. Es war das letzte Mal gewesen, dass ich ihre Stimme gehört hatte. Ich wollte nicht schon wieder weinen, aber dieses Mal konnte ich es nicht verhindern und begann zu schluchzen.
Augenblicklich nahm Jungkook mir die fast leere Tasse aus der Hand und stellte sie, zusammen mit seiner, auf den Tisch ab. Dann zog er mich wortlos in seine Arme und damit halb auf ihn drauf.
Nachdem ich mich erneut an seiner Schulter ausgeheult hatte, war ich nun gänzlich erschöpft. Auch der letzte Funke Kraft hatte meinen Körper verlassen und ich war einfach nur noch müde.
"Meine Augen brennen.", jammerte ich und rieb mit meinen Händen leicht über diese.
"Das glaub ich gerne. Es ist spät, wir sollten schlafen, dann kannst du deine hübschen Äuglein ausruhen.", sagte der Jüngere und grinste mich dabei nur leicht an. Kurz schauten wir uns in die Augen, bevor Jungkook einfach aufstand.
Ich wollte es ihm gleich tun, allerdings schob der Rothaarige bereits seine Hand in meine Kniekehlen und ließ den anderen Arm meinen Rücken entlang gleiten und umgriff damit fest meine Talie. Ohne mit der Wimper zu zucken, hob er mich hoch, als wäre ich eine Feder. Ich wollte etwas einwenden, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken.
Schweigend sah ich den Jüngeren einfach nur an, als er mich in mein Schlafzimmer trug und mich auf dem Bett absetzte. Jungkook ließ mich wieder los, doch bevor er sich von mir entfernen konnte, vergriff ich mich in seinem T- Shirt. Kurz sah der Jüngere auf meine Hand, bevor er mir wieder in die Augen blickte.
Ich wollte nicht, dass er sich zu weit von mir entfernte. Ich wollte ihn so nah wie möglich bei mir behalten, er ließ mich gut fühlen. Geborgen und sicher. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es bei ihm okay war, wenn ich meine Mauern fallen ließ. Sanft zog ich an dem Stoff und sofort folgte Jungkook.
Langsam ließ ich mich auf die Matratze sinken, während der Jünger sich über mich beugte. Keine Sekunde lösten sich unsere Augen voneinander und ich versuchte, ihm allein mit meinem Blick zu sagen, wie sehr ich ihn bei mir brauchte.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine verführerischen Lippen, als er sich immer weiter sinken ließ. Letztendlich stützte Jungkook sich nur noch auf seinen Unterarmen ab, um mich nicht ganz unter seinem Gewicht zu begraben. Unsere Gesichter waren sich dabei so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
Sachte streiften sich unsere Lippen. Meine Hände fanden ihren Weg in seinen Nacken, wo ich eine von ihnen unter den Kragen seines Shirts wandern ließ und die andere in seine weichen Haare schob. Diese Nähe zu ihm fühlte sich so gut an, dass sie mich richtig berauschte. Ich wollte mehr davon.
Ich zog ihn die letzten Millimeter, die uns noch trennten, zu mir und verband unsere Lippen endlich miteinander. Genüsslich schloss ich dabei meine Augen, als er seine Lippen so sanft gegen meine zu bewegen begann. Ein angenehmer Schauer zog durch meinen ganzen Körper und ließ mich gut fühlen. Er betäubte den Schmerz.
Als ich seine Finger spürte, wie sie mein Shirt etwas hoch schoben und zärtlich über die Haut an meinem Hüftknochen tänzelten, spürte ich dieses Kribbeln überall da, wo er mich berührte. So hatte ich mich wirklich schon ewig nicht mehr gefühlt. Doch ich merkte, dass er sich zurückhielt.
"Jungkook...", hauchte ich seinen Namen, als wir uns kurz voneinander lösten, um Luft zu holen. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und sah ihn an. Ich wollte mich noch besser fühlen. Jungkooks Lippen bahnten sich einen Weg meinen Hals entlang, wo sie immer wieder kleine Küsse verteilten und mich wohlig seufzen ließen.
"Schlaf mit mir.", raunte ich in sein Ohr und spürte, wie er in jeglichen Bewegungen inne hielt. Sofort ließ der Jüngere von mir ab und drückte sich etwas hoch, um mich völlig perplex anzublinzeln. Offensichtlich hatte er das nicht erwartet.
"Bitte, Koo. Ich will es.", quengelte ich, als er keine Anstalten machte, weiter zu machen. Ich sah, wie er schluckte und zu überlegen schien, was mich ungeduldiger werden ließ. Mir war klar, dass Jungkook es auch wollte, dass es ihm von Anfang an nur darum ging. Doch gerade war mir das egal.
Um so mehr überraschte mich jedoch seine Antwort.
"Nein."
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Gott sei dank ist das ganze geweine bald vorbei Q.Q
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