Kapitel 17


Grinsend lehnte ich an der Wand neben der Haustür. Noch immer raste mein Herz viel zu schnell in meiner Brust. Als ich vorsichtig einen Blick durch die gläserne Tür nach draußen warf, konnte ich noch sehen wie Jungkook auf seinem Motorrad davon fuhr. Ich legte die Hände auf meine brennenden Wangen und atmete schwer aus. Fast hätte ich zugelassen, dass er mich wirklich küsst.

Langsam wich das Lächeln von meinen Lippen. Jungkook war Heute so süß zu mir gewesen, dass ich fast vergessen hätte, wie ich ihn zuerst kennen gelernt hatte. Konnte ich ihm wirklich vertrauen, oder spielte er nur mit mir? Es verwirrte mich so sehr!
Langsam machte ich mich auf den weg, die Treppe hoch in meine Etage.

Einerseits, wollte ich glauben, dass das was wir Heute zusammen hatten, echt war. Dass das sein wahres Ich war und ich einen falschen ersten Eindruck von ihm hatte. Dass er lieb und aufmerksam sein konnte und sich ernsthaft für mich interessierte. Dass ihm etwas an mir als Mensch lag...und nicht nur an meinem Körper. Dass ich mehr war, als der Hauptgewinn von irgend einem blöden Spiel.

Ich schloss meine Wohnungstür auf und trat hinein. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und hing die Jack zurück an die Garderobe, nachdem sich sie ausgezogen hatte. Langsam schleppte ich meine müden Glieder ins Wohnzimmer und ließ mich auf meine kleine Couch plumpsen. Eine angenehme Stille umgab mich, während ich gedankenverloren an die Decke starrte.

Wie sollte ich mir sicher sein können, ob Jungkook mich nicht doch nur benutzt? Ich meine, wieso sollte gerade er sich für einen normalen Typen wie mich interessieren? Was hatte ich denn schon zu bieten, außer einem hübschen Gesicht und einem tollen Körper. Natürlich war er nur darauf aus. Und wenn er es erstmal hat, dann wurde es langweilig und er würde mich genau so weg schmeißen, wie all die anderen Kerle vor mir.

Oder?

Ein frustriertes Stöhnen kam mir über die Lippen und ich rieb mir mit beiden Händen übers Gesicht, bevor ich mit ihnen durch meine Haare strich. Ich konnte Jungkook einfach nicht einschätzen. Dafür kannte ich ihn viel zu wenig. Am besten sollte ich einfach kein Risiko eingehen und ihm fern bleiben, bevor er mich noch ganz verrückt machte.

Träge setzte ich mich auf und zog mein Handy aus meiner Hosentasche. Auf dem Motorrad hatte ich gar nicht mitbekommen, dass es vibriert hatte. Daher sah ich erst jetzt die Nachricht von meinem besten Freund. Es war noch gar nicht so lange her, dass er mir geschrieben hatte., also antwortete ich ihm.


Tae-Bear
19:12 Uhr

Hey, Pupsie ;)
Wie war euer 'Date'?!

Ich
19:27 Uhr
Es war kein Date!

Ich
19:27 Uhr

Nur ein Treffen unter Bekannten...

Ich
19:28 Uhr

Es war....

Ich
19:29 Uhr

Keine Ahnung...nett?


Ich wusste nicht, wie ich beschreiben sollte wie der Tag heute war. Wie ich meinem besten Freund erklären sollte, was gerade in mir vorging. Ich wusste es ja selbst nicht. Vielleicht hatte er ja gleich Zeit um ein bisschen zu quatschen. Das würde es auf jeden Fall leichter machen. Ich stand erstmal auf und ging in mein Schlafzimmer, um mich um zu ziehen.

Nur in Boxershorts und einem weiten gammel Shirt ging ich ins Bad um mich frisch zu machen und schon mal ab zu schminken. Ich trocknete mir gerade mein Gesicht ab, als ich den Nachrichtenton von meinem Handy hörte. Ich nahm es in die Hand und sah, dass Tae mir geantwortet hatte.


Tae-Bear
19:41 Uhr

Nett? :/
Das ist alles?

Ich
19:42 Uhr

Ja...nett.

Ich
19:42 Uhr

Hast du vielleicht Zeit zum reden?


Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickte, fing mein Handy an zu klingeln und ich sah Tae's Namen auf meinem Display aufleuchten. Ohne zu zögern nahm ich den Anruf entgegen und hielt mir mein Handy ans Ohr, während ich in die Küche tapste.
"Hey Tae~", sagte ich leise.

"OMG! Was hat er dir angetan?!", wollte dieser sofort aufgebracht wissen und brachte mich damit leicht zum kichern.
"Entspann dich. Er hat mir gar nichts angetan.", beruhigte ich meinen besten Freund sofort. Jedoch fragte ich mich im selben Moment selbst, ob das wirklich stimmte.
"Naja...zumindest nichts schlimmes.", korrigierte ich mich.
"Du redest in Rätseln, Pupsi. Los erzähl, was ist passiert? Ich will jedes Detail wissen.", verlangte er aufgeregt. Ich konnte das Grinsen in Taes Gesicht förmlich hören.

Während ich mir also noch eine Packung Instant Nudeln zubereitete, um mehr als nur Kuchen zu mir zu nehmen heute, erzählte ich ihm alles. Von der Motorradfahrt, dem schicken französischen Café außerhalb der Stadt, in das er mich gebracht hatte. Ich verriet ihm, worüber wir so geredet hatten und auch von dem, was auf unserem kleinen Spaziergang und hier vor der Tür passiert war.

Ein leises Seufzen verließ meine Lippen, als meine Erzählung endete.
"Der Kerl verwirrt mich total...", gestand ich frustriert. Ich saß bereits mit meinen Nudeln an meinem kleinen Esstisch und aß diese nebenbei.
"Klingt doch eigentlich echt süß. Er hat sich auf jeden Fall vorher ein paar Gedanken gemacht. Das ist doch gut.", sah mein bester Freund wieder nur das Gute. Und er hatte ja recht, es war wirklich gut.

"Und was, wenn er nur mit mir spielt?", nuschle ich in mein Handy. Ich hatte keine Lust direkt in mein Verderben zu rennen.
"Jimin...", setzte Tae zu reden an, doch ich unterbrach ihn direkt.

"Du weißt, was für ein Aufreißer er ist! Jungkook flirtet doch wirklich mit jedem, der nicht bei 3 auf dem Baum ist. Wenn ich nachgebe...und er bekommen hat, was er will...wird er mich auch einfach fallen lassen.", äußerte ich meine Bedenken und wurde mit jedem Wort leiser. Traurig ließ ich die Schulter hängen und rührte mit meinen Stäbchen in den restlichen Nudeln rum.

Tae kennt mich genau so gut, wie ich mich selbst. Vielleicht sogar besser. Er wusste genau, wie groß meine Angst davor war, verlassen zu werden. Wenn Menschen die mir wichtig waren, einfach verschwanden. Ich konnte nicht zulassen Gefühle für jemanden zu entwickeln, für den ich nur einer von vielen war. Es würde mich zerstören und ich wollte mich nie wieder so fühlen müssen, wie damals!

Gedankenverloren starrte ich vor mir auf den Tisch, bis ich Taes ruhige Stimme in meinem Ohr hörte.
"Ich versteh dich, Pupsi.", sagte er sanft.
"Das tue ich wirklich, aber du kannst dich nicht ewig von deiner Angst einschränken lassen. Menschen kommen und gehen, das ist ganz normal. Und ja, es tut weh! Aber die, denen du wirklich etwas bedeutest, die werden für immer an deiner Seite sein.", hörte ich ihn liebevoll sagen. Ich konnte nichts dagegen tun, als sich kleine Tränen in meinen Augenwinkeln sammelten.

"Yoongi, Hobi, Eomma und Appa...und besonders ich. Wir werden immer für dich da sein, Jimin. Hörst du?", sprach er weiter. Meine einzige Antwort darauf, war ein leises schniefen. Ich schaute nach oben und blinzelte angestrengt gegen die Tränen an.

"Und auch deine Eltern sind immer bei dir, auch wenn du sie nicht sehen kannst. Ich wette, sie sind super stolz darauf, was ihr kleiner Jimin schon alles geschafft hat!", sprach er immer weiter und klang dabei zunehmend weinerlicher.

Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen, als ich hörte, wie mein bester Freund seine Nase hoch zog. Kichernd wischte ich mir die nassen Spuren von den Wangen, die die einzelnen Tränchen hinterlassen hatten.

"Weinst du etwa?", neckte ich etwas.
"Sei bloß still! Du hast doch angefangen.", motzte er mich beleidigt an und brachte mich nur noch mehr zum lachen.
"Du weißt genau, ich kann das nicht haben wenn du weinst.", schniefte er leise.

Am Ende mussten wir beide lachen. Taes Sympathie heulen war so süß. Seine Worte hatten mich wirklich berührt und ich wusste ja, dass er recht hatte. Trotzdem erwärmte es mein Herz, zu hören, wie sehr Tae hinter mir stand und dass ich immer auf ihn zählen konnte. Ich war so unendlich dankbar ihn zu haben!

"Ich wünschte du wärst jetzt hier...", murmelte ich traurig. Eine dick Umarmung würde diesen Moment noch viel besser machen. Jetzt gerade bereute ich es alleine zu wohnen und nicht mehr bei Tae, wo ich Nachts einfach zu ihm ins Bett krabbeln konnte, wenn es mir schlecht ging. Dann hatte er mich immer an sich gedrückt und mir den Kopf gekrault, weil ich das so sehr mochte.

"Ja, ich würde jetzt auch gerne kuscheln.", stimmte er meinen Gedanken zu. Lächelnd sah ich auf und schaute direkt auf den Bilderrahmen mit den ganzen Fotos von Tae und mir. Sie zeigten all die Jahre unserer Freundschaft, bis zurück zum Kindergarten. Bis zu dem Tag, an dem wir uns zum ersten mal getroffen hatten. Wir waren sofort ein Herz und eine Seele und das war noch Heute so.

Damals war alles noch so einfach und unbeschwert. Das einzige worum wir uns Sorgen machen mussten war, womit wir als erstes spielen wollten. Ich vermisse diese Zeit, ganz ohne Verantwortungen.
"Warum muss das Leben nur so kompliziert sein?", fragte ich gedankenverloren.
"Wenn ich das wüsste, Pupsi. Aber irgendwann wird es auch wieder leichter, versprochen.", sprach er mir aufmunternd zu.

Schmunzelnd ließ ich meinen Blick wieder sinken. Ich wollte seinen Worten so gerne Glauben schenken.
"Ja...ich hoffe es...", antwortete ich ihm leise.

"Und Jimin...", holte Tae sich meine Aufmerksamkeit. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, da er mich nur mit meinem Namen ansprach wenn er das, was er gleich sagen würde, auch wirklich, wirklich ernst meinte.

Bei seiner Stimmlage allerdings...

"Wegen deiner Rate diese Woche...", sprach er langsam weiter.

...ahnte ich nichts gutes.

"...da mach dir mal keine Sorgen."

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Wie unser Jiminie sich wohl entscheidet? ^3^

Und was hat Tae wohl vor?

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