Kapitel 9❤

Irene parkte den Wagen vor der Haustür. Als ich das Auto von Yoongi sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Er war zu Hause.
Aufgeregt rannte ich die Verandertreppe hinauf. "Warte, Jennie. Ohne Schlüssel kommst du dort nicht rein.", lachte Irene und wedelte mit dem Schlüsselbund herum. Ich machte mich vor Scham ganz klein. "Ist es so offensichtlich, dass ich ihn mag?" Dahyun kicherte. "Und wie. Zwischen euch beiden knistert es stärker als Feuer."
Irene schloss die Tür auf. Ich spürte, dass irgendetwas anders war als sonst. "Mädels, seit ihr zu Hause?" Yoongi war hier. Wusste ich es doch.
"Ja, sind wir. Die Shopping-Tour war ein voller Erfolg. Du müsstest Jennie mal in ihren neuen Klamotten sehen.", trällerte Irene und hopste von einem Bein auf das andere wie ein kleines Mädchen, welches gerade ihr Traumkuscheltier bekam.
Irene stellte die Einkaufstüten vor der Garderobe ab. Yoongi saß am Esstisch und machte etwas an seinem Computer. Er schaute von seiner Arbeit auf, klappte seinen Laptop zu und erhob sich von seinem Platz. Mein Herz machte wieder einen Satz und schlug wie verrückt.
"Hey. Und? Hattet ihr einen schönen Tag?", fragte Yoongi. Ich erinnerte mich wieder an die Szenerie aus dem Einkaufszentrum. Mein Gewissen sagte mir, dass ich Yoongi die Wahrheit ruhig erzählen konnte, doch mein Herz wehrte sich dagegen.
Yoongi sah mir an, dass ich mir zu viele Gedanken machte.
Er kam auf mich zu und nahm mich völlig unerwartet in den Arm. Ich konnte in diesem Moment nichts anderes tun als stumm dazustehen. Dann legte Yoongi seine Lippen an mein linkes Ohr und flüsterte: "Wir müssen dringend reden." Seine Stimme klang streng und ernst.

Yoongi führte mich in sein Zimmer.
"Was machen wir hier?", fragte ich ängstlich. Er drehte sich kurz zu mir um. "Zieh dich obenrum aus und drehe dich um.", sagte er schließlich. Mir stockte vor Schock der Atem. Warum wollte er das denn?
Ohne zu widersprechen zog ich meinen Pulli und BH aus. Schon immer fühlte ich mich unwohl, wenn ich mich vor Männern ausziehen sollte, doch dieses Mal war es noch etwas anders.
Mein ganzer Körper und Geist war auf das Schlimmste vorbereitet. Yoongi konnte nämlich in manchen Momenten extrem streng und herrisch wirken. Und das faszinierte mich so an ihm. Doch es geschah nichts. Kein Schlag, kein Ruck an meinen Haaren oder sonstiges. Es blieb ruhig. Zu ruhig, wenn man mich fragte.
"Stimmt was nicht, Yoongi?" "Das will ich eher dich fragen. Was hat Jackson dir angetan? Hat er dich geschlagen oder gar verprügelt? Von alleine bekommst du ja nicht solche heftigen blauen Flecken." Ich zuckte zusammen, als er dies sagte. Yoongi hatte vollkommen recht, was meine blauen Flecken betraf.
"Ja. Es stimmt. Jackson schlägt mich gerne mal." Yoongi fuhr mit einem Finger meine Wirbelsäule runter. "Tut es weh, wenn ich dies tu?" Ich schüttelte den Kopf. Doch meine Atmung wurde schneller. Yoongi nahm seinen Finger von meinem Rücken.
"Gefällt dir das etwa?", fragte er. Ich drehte mich zu ihn um. "Ich sage es mal so. So vorsichtig und sanft ist noch nie jemand mit mir umgegangen. Du bist der Erste." "Mit was hat Jackson dich geschlagen?" Mal wieder biss ich mir auf die Unterlippe. Alte unschöne Erinnerungen kamen wieder hoch. Wie dieser eine Tag vor zwei Wochen, wo ich einem Kunden versehentlich das Getränk über das Hemd gekippt hatte. Jackson war danach so wütend auf mich, dass er mich in sein Privatzimmer zog und mit einer Peitsche verprügelte. Zwar dauerte es nur fünf Minuten an, doch es waren die schlimmsten und längsten Minuten meines Lebens.
"Jackson hat mich mal mit einer Peitsche verprügelt. Daher kommen die blauen Flecken." "Wie lange ist das her?" "Etwa zwei Wochen. Es tut nur weh, wenn man sie kräftig berührt." "Wie lange hat er dich verprügelt?" "Fünf Minuten."
Yoongi presste die Lippen aufeinander. Ich sah ihm an, wie wütend er war.
"Ich versorge erstmal deine Flecken. Dann reden wir noch einmal."
Hatte ich jetzt was falsch gemacht?

"Danke, Yoongi.", murmelte ich. Er lachte nur und räumte dabei meine neuen Klamotten in den Kleiderschrank. "Wofür bedankst du dich, Jennie?" "Einfach ... für alles. Ich bin zwar noch nicht lange hier, doch du hast so viel für mich getan und dafür muss ich dir einfach danken."
"Ich tue nur das, was ich für richtig halte. Das ist wirklich kein großes Ding." "Du hast damit aber jemanden sehr glücklich gemacht. Das ist dir schon bewusst."
Yoongi schloss den Kleiderschrank und drehte sich zu mir um. "Dabei habe ich dir noch nicht einmal Blumen geschenkt oder so." Ich stand auf und ging auf ihn zu. "Vielleicht musst du das auch nicht tun, um jemanden glücklich zu machen." Dann umarmte ich ihn. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich geborgen, wie ein Baby in den Armen seiner Mutter. Doch leider hielt dieser Augenblick nicht lange an.
Yoongi drückte mich leicht von sich weg. Sein Blick war nicht mehr warm und mitfühlend, sondern kalt und streng. Ich befürchtete das Schlimmste. "Yoongi. Was ist los?", fragte ich besorgt. Er seufzte. "Ich habe bei Jackson im Büro einen ziemlich interessanten Fund gemacht." Ich legte fragend den Kopf schief. "Inwiefern interessant?"
"Bei der Geldübergabe konnte ich einen kurzen Blick in Jackson's Tresor werfen. Hat er dich und deine Freundinnen irgendwie unter Drogen oder so gesetzt?" "Ja .... so .... haben wir nie wirklich gemerkt, was unsere Kunden mit uns machen. Ich habe mich nie dagegen gewehrt, da er mich sonst wieder geschlagen hätte." Yoongi sah mich mit großen, schockierten Augen an. "Er hat euch tatsächlich unter Drogen gesetzt? Wieso seid ihr nicht zur Polizei gegangen?"
Empört stand ich auf und verlor die Beherrschung. "Was hätte ich sonst tun sollen? Er hätte uns noch schlimmeres angetan, wenn wir ihn verpfiffen hätten. Du kennst ihn nicht so gut wie ich es tue. Jackson ist unberechenbar." Yoongi sah mich schweigend an. Scheiße! Jetzt hasst er mich bestimmt, weil ich ihn abgeschrien habe.
Ich drehte mich zur Tür um und wollte gerade rausrennen, doch Yoongi hielt mich am Handgelenk fest. Mit einer Drehung nahm er mich in den Arm. Warum machte er das denn? "Yoongi ... wieso ....?", stotterte ich. Ich war wie eingefroren und konnte mich nicht mehr rühren. "Dahyun und Irene haben recht.", murmelte er. "Ich empfinde tatsächlich mehr für dich, als ich mir selber eingestehe. Und aus diesem Grund wird Jackson dich nicht noch einmal anfassen, ohne dass ich ihn fertig mache. Ich will, dass du bei mir bleibst. Für immer." Geschockt schnappte ich nach Luft. War das gerade etwas eine Liebeserklärung? "Yoongi ...." Ich sprach meinen Satz nicht zu Ende, sondern ließ mich einfach in seine Arme fallen. Scheiße! Yoongi schien mich wirklich zu mögen. Doch das war nicht der Grund, warum ich mir Sorgen machte.
Jackson würde meine Gefühle für Yoongi nicht dulden. Ein falsches Wort zu ihm könnte uns beide in große Gefahr bringen. Ich wusste genau, wie gefährlich und unberechenbar Jackson sein konnte. Und ich wollte nicht Yoongi dafür leiden lassen.

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