Kapitel 8❤
Jennie
Yoongi war der Meinung, ich sollte mir neue Klamotten kaufen. Er hatte auch recht. Ich besaß kaum vernünftige Sachen zum Anziehen und außerdem hatte ich die Nase voll von diesen knappen Fummeln. Welches Mädchen braucht das schon?
"So. Hier. Das kannst du dir leihen, solange wir in der Stadt sind.", sagte Irene. In ihrer Hand hielt sie einen roten Pullover in Oversize, einen weißen Gürtel, eine schwarze kurze Hose und weiße Sneakers. "Zieh dich um. Wir warten vorne." "Gut. Dann bis gleich."
Ich verzog mich ins Badezimmer. Aus reiner Vorsicht klemmte ich ein Handtuch zwischen die Tür und den Türrahmen. Wenn Yoona so clever sein würde und das lange Handtuch aus der Tür zieht, könnte ich mit meinem Fuß auf den Gegenstand treten und sie daran hindern. Es war unwahrscheinlich, dass sie es noch einmal versuchen würde, doch ich wollte auf Nummer sicher gehen.
Schnell zog ich meine neuen Klamotten an, schminkte mich etwas und flitzte aus dem Badezimmer.
Dahyun und Irene warteten schon am Eingang auf mich. "Da bist du ja. Bereit für unsere Shopping-Tour?", lachte Dahyun und klatschte freuestrahlend in die Hände. "Ähm ... ja schon ... irgendwie.", stotterte ich und spielte nervös mit meinem Gürtel herum. Irene sah mich skeptisch an. "Warum so schüchtern? Du bist noch nie richtig shoppen gewesen, oder?" Ich verneinte ihre Frage mit einem Kopfschütteln. Dahyun und Irene lachten leise. "Dann wird es ja mal Zeit, Süße. Komm. Wir nehmen den Zweit-Wagen von Yoongi und fahren jetzt in die Stadt. Ich sag's dir. Das wird so was von cool." Ich zog nur die Schultern hoch. "Wenn du das sagst."
Dahyun drehte das Radio im Auto auf volle Lautstärke auf. Der Beat wurde durch die Boxen so enorm verstärkt, dass ich ihn von den Zehenspitzen bis hin zu meinem Herzen spürte. Doch es störte mich nicht. Ganz und gar nicht. Zum ersten Mal hörte ich mir was anderes an als diese ätzende Strip-Musik, die mir schon bis zu den Ohren raushing.
Leider heiterte mich die Musik kein Stück auf. Ich hatte immer noch Angst um Yoongi, Hyuna und Misa. Jackson war bestimmt extrem wütend, weil ich immer noch nicht zurückgekehrt bin. Ob Yoongi heile zu Hause angekommen ist und meine Freundinnen auch? So viele Dinge schwirrten in meinem Kopf herum und es wurden immer mehr. Ich machte mir Sorgen. Extreme Sorgen sogar.
"Was ist los, Jennie? Du siehst so aus, als würdest du dir um irgendetwas Gedanken machen.", sagte auf einmal Irene. Ich schreckte hoch und blinzelte erst einmal etwas verwirrt. Sollte ich es Irene sagen? Ach ne, sie würde sich nur unnötige Sorgen machen. Und ich wollte sie nicht in Gefahr bringen.
"Ist ... ist schon okay. Es kommen nur alte Erinnerungen hoch. Das ist alles." Irene sah mich skeptisch an. Sie merkte scheinbar, dass ich log, doch was hätte ich anderes tun sollen? Ihnen die Wahrheit über meinen Job zu verraten wäre einfach viel zu riskant gewesen. "Nun gut. Ich verstehe es schon, wenn du nicht darüber reden willst. Doch wenn du ein offenes Ohr brauchst, melde dich einfach bei mir, okay? Ich bin für dich da." "Mach ich. Versprochen."
Schließlich kamen wir in einer Tiefgarage an. Irene parkte den Wagen zwischen zwei Sprintern. "So, Mädels. Wo wollen wir denn als erstes hin? Klamotten, Essen oder Beauty-Geschäft?", fragte sie und stieg langsam aus. Ich reichte Dahyun mein Handy, damit sie es in ihre Handtasche stecken konnte. "Ich würde sagen, wir suchen erst einmal einen Laden für Accessoires und so. Jennie braucht dringend eine kleine Handtasche." "Warum das denn?" Irene legte lässig ihren Ellebogen auf meiner Schulter ab. "Erste Regel in der Frauenwelt: Deine Handtasche ist deine allerbeste Freundin und treue Begleiterin. Ohne sie gehst du nicht aus dem Haus. Egal, wohin es geht." "Genau, Jennie. Wir suchen dir erst einmal eine neue Handtasche .... oder auch zwei." Ich lächelte einfach nur. Ihre Großzügigkeit war so süß, dass ich mich zusammenreißen musste, diese nicht abzulehnen.
Dahyun und Irene nahmen mich zwischen sich und hakten sich bei mir ein.
"Los. Ab ins Handtaschen-Paradies!"
Ich fiel beinahe aus meinen Schuhen, als ich diese riesige Shopping Mall erblickte. Wohin ich auch sah, waren die exklusivsten Geschäfte. Mit allen möglichen Marken. Gucci, Valentino, Georg-Gina-Lucy, Alexander McQueen, Prada und noch so viele anderen.
Irene zeigte auf ein exklusives HipHop-Geschäft. "Gehen wir dort rein. Vielleicht findest du ja etwas, das dir gefällt. Und so teuer ist es auch nicht. Handtaschen gibt es dort ebenfalls reichlich." Über der Eingangstür stand "Dancing Diamond". Ein Tanzgeschäft? Ob es dort auch bequeme Jogginghosen und Sporttops gibt?
Irene begleitete mich in den Laden, während Dahyun sich in ein Paar Prada-Stiefeletten verliebt hatte, die im Schaufenster des gegenüberliegenden Ladens standen. Irene schüttelte nur den Kopf. "Komm. Lass uns was passendes für dich finden.", sagte sie schließlich und zog mich hinter ihr her.
In aller Ruhe sah ich mich um. Ich fand Unmengen an Schuhen, Dekogürteln und Handschuhen, doch nichts, was mir gefiel. "Hey, Jennie. Ich habe was gefunden, das dir vielleicht gefallen könnte.", rief Dahyun. Wo kam denn jetzt ihre Stimme her? Nervös sah ich mich um und fand sie bei den extra weiten Jogginghosen. War sie nicht noch gerade eben im anderen Laden? "Hier. Probier das an und sag mir, ob es dir gefällt." "Danke. Aber wie bist du so schnell hierher gekommen?" "Die Schuhe waren zu teuer. Also habe ich mich direkt umentschieden." Ich nahm die Sachen entgegen und verschwand in einer Umkleide. In Windeseile tauschte ich meine Klamotten durch die neuen Teile aus und betrachtete mich dann im Spiegel.
Zum ersten Mal fühlte ich mich ein wenig wohl in meiner Haut.
Langsam trat ich aus der Umkleide. Dahyun und Irene staunten nicht schlecht über mein neues Outfit. "Wow. Jennie. Du siehst fabelhaft aus." "Ja. Schon fast wie eine professionelle Tänzerin." Verlegen strich ich mir die Haare hinter's Ohr. "Findet ihr?" "Ja. Du musst dir dieses Outfit kaufen. Yoongi wird es sicher auch gefallen." Und mal wieder lief ich rot an. Es gab nichts zu leugnen. Dahyun und Irene konnten deutlich sehen, dass ich Gefühle für Yoongi hatte. Nur ich war die einzige, die sich das nicht eingestehen wollte.
Ich packte das neue Outfit in eine Plastiktüte, suchte mir noch passende Schuhe dazu und schlenderte zur Kasse. Nachdem ich dann alles gezahlt hatte, ging ich auf die Tür zu, doch blieb abrupt stehen, als ich zwei Gestalten im gegenüberliegenden Cafe sah. Scheiße! Es war Jackson und er hatte ein Mädchen dabei. Leider konnte ich sie nicht richtig erkennen.
Ich schnappte mir meine Tüte und versteckte mich hinter einem Kleiderständer. Wenn Jackson mich jetzt sah, hatte ich ein riesiges Problem.
"Jennie. Wo bist du?", rief dann Irene und blieb vor meinem Versteck stehen. Ich griff zwischen den Klamotten hindurch und zupfte an ihrer Jacke. Irene bückte sich zu mir herunter. Noch bevor sie etwas sagen konnte, gab ich ihr ein Zeichen, dass sie sich neben mich setzen sollte. Das tat sich auch, nachdem sie gefühlte zwei Minuten zögerte.
"Warum versteckst du dich hier?" Ich nickte zu dem Pärchen herüber. "Ist das etwa Jackson?" "Ja. Doch wer ist dieses Mädchen?" Sie hatte uns den Rücken gekehrt, weswegen ich nur ihre dunklen Haare sah. Sie war groß und schlank und trug ausschließlich Designer-Klamotten. Sie kam mir so bekannt vor, doch ich kam einfach nicht drauf.
Dahyun zückte ihr Handy und schoss ein paar Bilder von der Szenerie. Wenn meine Theorie stimmt, dann mussten wir ganz schnell zu Yoongi nach Hause. Ich hoffe doch sehr, dass ich mich irrte.
Wir verließen das Einkaufszentrum, nachdem ich zwei Stunden nach einer perfekten Handtasche gesucht hatte, die ich schließlich auch fand. Es war eine große Ledertasche von Valentino im Schlangenlook mit hunderten kleinen Extra-Taschen. Es war sogar genug Platz für meine neuen Klamotten. Doch das heiterte mich gerade gar nicht auf.
Wie von Raubtieren gejagt rannte ich zum Wagen und riss die hintere Beifahrertür auf. Dahyun und Irene blinzelten etwas verwirrt, stiegen dann aber ein.
"Jennie. Was ist los?", fragte Dahyun aufgebracht. Ich ballte die Hände zu einer Faust. "Ich glaube, dass Yoona Yoongi betrügt. Hast du das Mädchen bei Jackson gesehen?" "Klar, doch du hast doch keinen Beweis, ob es tatsächlich Yoona ist." Ich grinste sie nur siegessicher an. "Du hast doch Bilder von ihnen gemacht? Wenn wir die Yoongi zeigen und er Yoona auf den Fotos erkennt, haben wir unseren Beweis." Dahyun und Irene lachten nur. "Jennie. Du bist total verrückt geworden. Wenn dein Plan funktioniert, laden wir dich zum Essen ein und sorgen für ein Rendevouz zwischen dir und Yoongi. Das ist ein Versprechen." "Und was wird dann aus Yoongi? Er wird vielleicht am Boden zerstört sein, wenn er es erfährt. Ich will nicht wissen, wie lange sie ihn schon betrügt.", murmelte Dahyun.
Ich biss die Zähne zusammen. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
Ich gab offen zu, dass ich Yoongi mochte und etwas Mitleid mit ihm hatte, doch ich wollte ihm wegen dieser Szenerie nicht das Herz brechen.
Mir blieben also nur zwei Möglichkeiten.
Erstens: Ich sage ihm die Wahrheit und er schmeißt mich dann vielleicht raus oder
Zweitens: Ich verschweige es und laufe mit einem schlechten Gewissen durch die Gegend.
Egal, welche Entscheidung ich traf, am Ende wird es einen von uns leiden lassen.
Es wurde wieder still im Auto. Mit meinen Gedanken war ich weit, weit weg und es drehte sich alles um Yoongi. Ich erinnerte mich daran, wie freundlich er an meinem ersten Tag war. Seine Augen zeigten mir ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Etwas, was ich zuvor noch nie sah. Weder bei Jackson noch bei meinen alten Kunden. Und auch meine Gefühle fuhren Achterbahn.
Mein Handy holte mich wieder in die Realität zurück. Ich schaltete es an. Eine Nachicht von Yoongi:
》Hoffe, ihr drei hattet einen schönen Tag. Wenn ihr zu Hause seit, muss ich mit dir reden. Es ist wichtig.《
Er wollte mit mir reden?. Ich hoffte so sehr, dass ich bei ihm bleiben konnte und nicht wieder zurück zu Jackson musste. Denn ich hielt es bei ihm keinen Tag länger aus.
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