Kapitel 11❤
Mittlerweile war es spät am Abend. Yoongi meine, dass ein kleiner Spaziergang gut wäre, um den Schock zu verdauen. Doch er wollte mich unter keinen Umständen alleine lassen. Also gingen wir beide eine Runde durch den kleinen Wald. Von Yoongi's Küchenfenster konnte man perfekt die Vögel beobachten, wie sie von Baum zu Baum flogen und nach Futter suchten.
"Hat Yoona dich tatsächlich den Hügel heruntergeschubst?", fragte Yoongi nach einiger Zeit. Angestrengt biss ich mir auf die Unterlippe.
"Ja, hat sie. Ich hatte noch versucht, mich an ihr festzuhalten, doch dann ging alles so schnell. Ich bin überrascht, dass ich nicht gestorben bin. Das hätte auch übler enden können." Yoongi schnaupte verachtend. "Sie hätte dich auch umbringen können." Verträumt blickte ich in den Himmel hinauf. Ich hatte schon über den Tod nachgedacht und hin und wieder mit diesem Gedanken gespielt. Mir selbst habe ich aber noch nie etwas angetan.
"Ja. Ja, das hätte sie, doch sie hat es nicht getan. Vielleicht will Yoona ja auf etwas ganz anderes hinaus. Vielleicht ist ihr Ziel sogar noch viel schlimmer als der Tod." Yoongi sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. "Hast du wirklich mal mit dem Gedanken gespielt, dich umzubringen?" Ich sah ihn mit einem verletzten Lächeln an. "Was würdest du tun, wenn dir dein ganzes Leben weggenommen wurde? Dann hast du einfach keinen Grund mehr zu bleiben." Yoongi hüllte sich in Schweigen. Es tat ihm wahrscheinlich leid, so etwas gefragt zu haben. Idiot! Aber auf eine süße Art und Weise. "Ich weiß, ich habe keine Vorstellung von dem, was du durchgemacht hast. Und ich will dich auch nicht mit Mitleid überschütten." Weise Entscheidung. "Doch du musst wissen, dass ich immer für dich da bin, wenn du Probleme hast. Wenn du Alptäume hast, meine Tür ist immer offen. Es stört mich nicht, wenn du mitten in der Nacht in mein Bett gekrochen kommst."
Noch nie hat jemand so etwas zu mir gesagt. Yoongi war so unfassbar nett zu mir. Er behandelte mich auch nicht wie den letzten Dreck oder ähnliches. Nein. Er schien sich wirklich um mich zu kümmern. Als ... wäre ich seine Freundin.
Schließlich fragte ich: "Also ... macht es dir nichts aus, wenn ich bei dir schlafe?" Yoongi grinste nur. Wie sehr ich sein freches Grinsen liebte. "Nein. Wenn du unbedingt bei mir übernachten willst, kannst du das gerne tun." Yoongi schien sich fast schon darüber zu freuen.
"Aber du hast auch keine Ahnung, warum Yoona das getan hast, oder?", fragte ich und ließ mich auf einer Wiese nieder. Mir taten die Füße weh und mein Kreislauf beschwerte sich auch etwas. Yoongi setzte sich neben mich. "Nein. Und sie wird es mir auch nicht sagen. Und ganz nebenbei hat Yoona sich noch nie so rebellisch verhalten. Ich meine sie sperrt dich im Badezimmer ein und schubst dich ein paar Tage später einen Hügel hinunter. Das ist schon ziemlich eigenartig." Ich musste grinsen. "Sie hasst mich einfach. Da gibt es nicht viel nachzudenken." "Nein, Jennie. Da ist definitiv mehr dran als nur Hass. Glaub mir." Ich wurde skeptisch. Was könnte Yoona denn so wütend machen, dass sie mich sogar umbringen wollte?
Nach einer Weile hielten wir an. "Warum bleibst du stehen?" "Setz dich einfach mal hin und genieße den Augenblick. Du denkst zu viel nach. Entspann dich." Yoongi setzte sich auf einen umgestürzten Baum. Ich tat es ihm gleich. "Kann es sein, dass Yoona einfach was gegen Prostituierte hat?" Yoongi sah mich kurz an, als hätte ich ihn beleidigt. Schließlich antwortete er: "Nein. Zu Dahyun und Irene war sie auch so, doch bei dir ist das was anderes. Sie ist einfach nur eifersüchtig und will sich ihren Platz zurückerobern. Das hat nichts mit deinem Beruf zu tun." Ich schmunzelte. "Doch du hast doch gesagt, dass sie in jedem Mädchen eine Gegnerin sieht." "Ja, das habe ich. Doch du bist in ihren Augen mehr als das. Und Yoona würde alles tun, um dich loszuwerden." Klingt einleuchtend.
"Aber jetzt mal eine andere Frage, Jennie. Ich weiß, dass es mir nicht erlaubt ist, dich auf Jackson anzusprechen." "Richtig." "Oder auf deinen Beruf allgemein." "Genau." Er nahm große Rücksicht darauf, mich nicht in eine Flutwelle voller Angst zu schubsen. "Doch eine Frage habe ich diesbezüglich doch. Wenn du diesem Job doch so sehr hasst, warum bist du dann nicht einfach abgehauen?" Ich hätte jetzt mit jeder Frage gerechnet, nur nicht damit. "Ich meine, du hättest die Stadt verlassen und dir irgendwo neu dein Leben aufbauen können. Was hält dich dort fest?" "Nun ... ich ..." Mein Magen zog sich zusammen und mir wurde schon wieder schlecht. Kacke, nochmal!
"Tut mir leid.", murmelte Yoongi und schaute auf seine Füße. "Nein ... entschuldige dich nicht. Du hast keinen Grund dafür. Es ist nur ... Ich habe mir die gleiche Frage gestellt und immer noch keine Antwort darauf gefunden. Ich weiß einfach nicht, was mich dort hielt, doch ich weiß jetzt, dass ich nie wieder dort hin zurück will." "Heißt das, du willst unbedingt hier bleiben?" Ich warf ihm einen sehnsüchtigen Blick zu. Alles, was ich wollte, war das Gefühl geliebt zu werden. Mehr nicht.
Yoongi zog meinen Kopf nah an seine Brust. Ich konnte ganz deutlich seinen Herzschlag hören. Es war wie eine entspanndene Melodie oder ein Schlaflied. Ich wurde tatsächlich wieder ruhiger und vergaß meine Angst für diesen Moment. Ich kuschelte mich so eng an Yoongi heran, dass ich ihn versehentlich vom Baumstamm schubste. Er versuchte noch, sich an mir fest zu halten und riss uns beide zu Boden. Jetzt lag ich auf ihm drauf. Vor Schreck rührte ich mich nicht mehr und sah ihm nur noch in seine kleinen schokobraunen Augen. Yoongi musste grinsen. "Willst du jetzt auf mir liegen bleiben, bis mir Wurzeln wachsen oder hilfst du mir jetzt auf?" Als ich die Lage realisierte, rollte ich mich rasch von Yoongi's Oberkörper runter. Mir war dieses kleine Missgeschick richtig peinlich. "Ist dir das jetzt unangenehm?" Ich drehte mich zu Yoongi um, grinste und umarmte mich schließlich von hinten. "Komm. Lass uns nach Hause gehen. Es wird kalt und ich will nicht, dass du eine Nierenentzündung holst." Ich lachte über seine kleine Bemerkung. "Warum machst du dir Sorgen um mich?" Yoongi zog die Schultern hoch. "Vielleicht, weil ich dich mag, Jennie." Ich beugte mich zu ihm nach vorne und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Dann lass uns gehen. Dahyun und Irene machen sich bestimmt auch schon Sorgen."
Nach diesem Spaziergang war ich ziemlich erschöpft und fertig. Sowohl körperlich als auch emotional. Und meine Gefühle führen wieder Achterbahn. Ich war Hals über Kopf in Yoongi verliebt, ich hatte Angst vor Yoona und Jackson und ich spürte, dass mir etwas im Leben fehlte. Vielleicht war es einfach das Gefühl, richtig geliebt zu werden und einen Platz zu haben, wo man hingehört.
Ich nahm mir ein Buch und las, um mich irgendwie auf andere Gedanken zu bringen. Leider half es kein bisschen. Es drehte sich alles nur noch um Yoongi. War das normal? Ich war überfordert und verwirrt. Noch dazu wusste ich immer noch nicht, ob Yoongi das gleiche wie ich fühlte. Und was war mit mir? Liebte ich ihn oder wollte ich nur das Gefühl bekommen, nicht wertlos zu sein?
Genervt klappte ich das Buch zu und legte es in die oberste Schublade meiner Kommode. Dann klopfte es an meiner Tür. "Komm rein!" Yoongi betrat mein Zimmer. Was wollteer denn noch so spät von mir?
"Wieso klopst du immer, wenn du mein Zimmer betreten willst?", fragte ich. Yoongi grinste nur. "Es wäre unhöflich und respektlos, das Zimmer einer Frau ohne vorherige Ankündigung zu betreten." Ich warf den Kopf nach hinten und musste lachen. "Was ist daran so lustig, Jennie?" "Nichts, alles gut. Es ist nur, dass ich noch nie so lieb und nett behandelt wurde." "Ist das was gutes, oder was schlechtes?" Ich schnappte mir ein Kissen und warf es Yoongi an den Kopf. Er lachte nur. Sein süßes Lachen war mehr als nur ansteckend.
"Was willst du, Yoongi?" "Ich wollte nur nachsehen, wie es dir geht. Du musst doch 'nen ziemlichen Schock davon getragen haben." Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht. "Mir geht es gut. Du musst dir keine Sorgen um mich machen." Ich legte mein Buch zur Seite. "Im Ernst. Was willst du wirklich von mir?" Yoongi setzte sich auf mein Bett. "Von dir will ich erst mal nichts. Nur, dass du mir zuhörst." Dieser Junge wurde immer sonderbarer. "Willst du mir jetzt deine dunkelsten Geheimnisse verraten?" "Nicht direkt, aber ja. Es ist ein Geheimnis." Ich verschränkte die Arme und grinste. "Dann mal raus damit. Ich bin ganz Ohr."
Yoongi's Mimik wurde ernst. "Ich möchte dich nicht auf deinen Beruf festnageln, aber hast du das ganze schon einmal mit jemandem gemacht, den du magst?" Ich schnappte vor Schock nach Luft und mein Gesicht wurde ganz heiß. "Ähm ... nein." Mir war dieses Thema richtig unangenehm und peinlich. Yoongi zog eine Augenbraue hoch und grinste. "Also weißt du nicht, wie sich Liebe wirklich anfühlt?" Wieder verneinte ich seine Frage. Er fand dies wohl amüsant, denn er hörte einfach nicht auf zu grinsen.
Yoongi rutschte näher zu mir. "Weißt du, was BSDM ist?" Ich riss geschockt die Augen auf. Diese Frage hat er mir jetzt nicht wirklich gestellt, oder? "Geschäftlich ... oder privat?" Er zog die Schultern hoch. "Ich sage mal geschäftlich." "Ja. Erfahrungen habe ich damit schon gemacht, doch sie waren alles andere als schön. Mein letzter Käufer hat mich behandelt wie einem Hund." Yoongi riss schockiert die Augen auf. "Wieso bist du nicht einfach weggerannt?" "Ich hatte einfach zu viel Angst. Das ist der Grund."
Ich ließ mich in Yoongi's Schoß fallen. Die Erinnerungen an meinen letzten Käufer waren grauenhaft. Ich konnte mich sogar noch an seinen Namen erinnern. Er hieß Mark. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er und Jackson sich kannten. Ob er damals mit Absicht mein Gebot angenommen hat?
Yoongi kraulte mich sanft am Kopf. "Ich verspreche dir, bei mir wird es anders sein. Ich werde dich zu nichts zwingen, was du nicht willst." Ich drehte mich mit dem Gesicht in seine Richtung. "Meinst du das ernst oder sagst du das nur, damit ich mich besser fühle?" Yoongi grinste wieder. Auf einer Seite will ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht wischen und andererseits fand ich es unglaublich süß. "Du bist ein sonderbares Mädchen, Jennie." "Warum bin ich sonderbar?" "Weil du die erste bist, die ein bestimmtes Gefühl in mir auslöst." Ich sah Yoongi nur verwirrt an. Er stand auf und reichte mir die Hand. "Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen." Verwirrt ergriff ich sie. Wo wollte er denn jetzt mit mir hin?
"Wo sind wir? Was suchen wir in deinem Ankleidezimmer?", fragte ich. Yoongi zog die Tür hinter sich zu und verschloss sie mit einem Sicherheitscode. "Bewahre dir die Fragen auf. Lass mich dir erst einmal den Raum hinter dieser Tür zeigen." Yoongi zog an einem Hebel, der eine Tastatur aus der Wand holte. Es war ein Zahlenbrett. So etwas kannte ich nur aus Serien und Filmen. Yoongi tippte einen Zahlencode ein und die Tür öffnete sich. Was ich dort sah, übertraf all meine Erwartungen.
Das komplette Zimmer war mit rotem Samt und Leder verkleidet. An der Decke hingen mehrere Paar Handschellen und ein großes Zwei-Meter-Bett gab es auch.
"Ist das dein ..." "...Spielzimmer? Ja. Doch ich habe es noch nie benutzt. Yoona hat diesen Raum verabscheut. Sie sagte, ich sei krank." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Trotzdem bist du mit ihr zusammengeblieben?" Yoongi lächelte verlegen und zog die Schultern hoch. "Wenn du sagen willst, dass ich töricht gewesen bin, dann kannst du das ruhig machen."
Ich ignorierte Yoongi und sah mich im Raum um. Es erinnerte mich an meinen Arbeitsplatz, doch aus unerklärlichen Gründen fühlte ich mich hier wohl. Ich hatte auch keine Angst, irgendetwas falsch zu machen. Wahrscheinlich lag es daran, dass Yoongi bei mir war. Und ich ihm vertraute.
"Darf ... ich mich selbst umsehen?", fragte ich zögerlich. "Natürlich. Du wohnst jetzt hier." Ich nickte dankend. Der Raum hat mich voll und ganz in seinen Bann gezogen.
"Yoongi, warum besitzt du dieses Zimmer und woher hast du das ganze Geld? Das kann sich doch kein Mensch leisten." Er setzte sich auf das rot überzogene Bett und schlug die Beine übereinander. Yoongi wirkte in dieser Haltung wie ein Prinz, der nur darauf wartete, dass ich ihm jeden Wunsch von den Augen ablas und ihm auf Schritt und Tritt folgte.
"Ich bin Musikproduzent, Jennie. Um Geld mache ich mir keine Gedanken. Es ist mir ehrlich gesagt auch nicht wichtig." Yoongi wurde von Minute zu Minute sonderbarer.
"Aber warum hast du so ein Zimmer, wenn du es noch nie benutzt hast?" "Ich habe einfach auf die richtige gewartet. Dahyun und Irene haben dir doch sicher erzählt, dass ich eine neue Freundin suche. Deswegen habe ich ..." "... auch so viele Frauen als Personal. Das weiß ich bereits." Die Hitze in meinem Körper stieg immer weiter an. Yoongi musterte mich skeptisch. "Alles in Ordnung bei dir, Jennie? Du siehst nervös aus." Er hatte mich erwischt. Ich war super nervös, sodass ich auf dem Bett hin- und herrutschte. "Bleib ruhig. Dir wird schon nichts passieren." Yoongi zog mich ganz nah an sich heran, sodass ich seinen Herzschlag hören konnte. In aller Ruhe atmete ich ein und aus, um mich wieder zu beruhigen.
"Jennie. Ich werde dich zu nichts zwingen. Es ist deine Entscheidung, ob du das hier willst oder nicht.", flüsterte Yoongi in mein Ohr und strich mir langsam und vorsichtig über den Hinterkopf. Ich wurde allmählich wieder ruhiger. In Yoongi's Nähe fühlte ich mich einfach sicherer. "Wirst du mir auch niemals wehtun?" "Nein. Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts passiert. Und Jackson wird dich nie wieder zwischen die Finger bekommen. Das verspreche ich dir."
Langsam löste ich mich von Yoongi. "Dann werde ich alles machen, was du willst.", sagte ich und sah ihm fest in die Augen. Er zog zum wiederholten Male die Augenbraue hoch. "Sicher, dass du mir dies versprechen willst?" "Ja. Ich bin mir hundertprozentig sicher." Yoongi grinste kurz und sagte schließlich: "Gut. Dann können wir uns jetzt um den Papierkram kümmern." "Papierkram? Meinst du so etwas wie einen Vertrag?" "Ganz genau. Nun komm. Danach wollten Irene und Dahyun dich auf die Jobsuche mitnehmen, um sich noch etwas Geld dazu zu verdienen." "Um Geld mache ich mir eher weniger Sorgen." Yoongi musste wieder grinsen. "Da du nicht mehr bei Jackson arbeitest, wäre ein kleiner Nebenjob ganz praktisch, bevor du ohne Geld dasteht." Da musste ich ihm recht geben. "Komm mit. Ich will dir noch etwas zeigen." "Willst du mir jetzt deine Spielzeuge zeigen?", fragte ich skeptisch und musterte Yoongi von oben bis unten. "Wenn du sie sehen willst, werde ich sie dir zeigen."
Ich griff nach Yoongi's Hand. Er führte mich quer durch den Raum, bis wir an einem Schrank ankamen. "Hier verwahre ich Handschellen, Augenbinden und das ganze Kleinzeug."
Ich öffnete langsam die schweren Holztüren. Im Inneren des Schrankes hingen Unmengen an Handschellen und Gerten in den verschiedensten Größen und Designs. Eigentlich sollte ich weniger überrascht sein, da ich diese ganzen Utensilien schon kannte, doch von Yoongi hätte ich dies am aller wenigsten erwartet. "Woher hast du das ganze Zeug?" "Teiweise habe ich es geschenkt bekommen und teilweise habe ich mir auch was im Internet bestellt. Es stand zwei Jahre unberührt, weil Yoona es gehasst hat." Yoongi presste angestrengt die Lippen aufeinander. Er schien von Yoona ziemlich enttäuscht zu sein. Ob er es bereute, mit ihr zusammen gewesen zu sein? Bewusst verkniff ich mir die Frage.
"Komm mit, Jennie. Es wird langsam spät und ich will mich noch um den Papierkram kümmern." "Warum denn Papierkram?" "Ohne deine schriftliche Einwilligung werde ich dies hier nicht machen. Und es gibt noch ein paar Regeln, die beachtet werden müssen. Keine Sorge. Ich werde nichts von dir verlangen, was du nicht willst. Versprochen."
Yoongi nahm mich auf eine schützende Art in die Arme. Ich seufzte. Noch nie hat mir jemand etwas versprochen, geschweige denn mich so herzlich und warm in die Arme genommen. Dennoch war ich nicht richtig glücklich. Um ehrlich zu sein fühlte ich mich miserabler denn je. Mir fehlte scheinbar noch etwas, obwohl ich jetzt alles hatte, was ich wollte. Doch dieses tiefe, schwarze Loch in meiner Seele wollte sich nicht schließen. Es wurde sogar immer größer und schien mich von innen heraus aufzufressen. Yoongi's Stimme holte mich wieder in die Realität zurück. "Komm mit. Wir kümmern uns jetzt schnell um den Papierkram." Ich nickte und folgte ihm nach draußen.
Nachdem ich mich schnell frisch machte, traf ich Yoongi in seinem heimischen Arbeitszimmer. Er war gerade dabei einen kleinen Stapel Papiere mit einem Hefter zu heften.
"Ist das der Vertrag?", fragte ich, schloss die Tür hinter mir und nahm auf dem rot gepolsterten Stuhl Platz. Yoongi stellte den Hefter zur Seite.
"Ja. Ich habe ihn gerade fertig bearbeitet. Du müsstest dir aber etwas mehr Zeit dafür nehmen. Er ist sehr detailliert. Wenn du Fragen hast, dann frag ruhig. Wenn dich Punkte stören, werde ich dies natürlich berücksichtigen." "Hast du dies schon öfter gemacht?", obwohl Yoongi mir bereits sagte, dass Yoona seine erste Freundin war. Er wuschelte sich durch die blonden Haare. War Yoongi etwa nervös oder so? "Nein. Eigentlich noch nie. Ich wollte es verwahren, bis ich die richtige gefunden habe." Unsere Blicke trafen sich wie zwei Magnete. War ich etwa seine Auserwählte? Ich bekam mal wieder Gänsehaut am ganzen Körper.
Yoongi schob mir mein Exemplar des Vertrages vor die Nase. "Lies ihn bitte genau. Sei dir vor allem sicher, dass du dies auch unterschreibst. Hast du einmal dein Zeichen gesetzt, bist du an diesen Vertrag gebunden, so wie ich." "Kann man sich nicht von diesem Vertrag wieder entbinden?" "Doch, aber das würde nur doppelt so viel Papierkram bedeuten." "Du klingst so, als muss ich mich an diesen Vertrag halten, sobald ich ihn unterschrieben habe." Ich spürte, wie ich in mich zusammensackte. Yoongi verschränkte die Arme und grinste. "Hab ich dich etwa eingeschüchtert?" Na super! Yoongi wusste immer, was ich gerade dachte und wie es mir im Moment ging. Als könnte er meine Gedanken lesen. Er wurde von Minute zu Minute sonderbarer und interessanter.
"Wissen Irene und Dahyun von diesem Vertrag?", fragte ich schließlich, um schnell das Thema zu wechseln. Yoongi zog eine Münze aus seiner Jackentasche und spielte damit herum. "Ich lasse mein Personal nur das wissen, was es wissen muss. Das müsste deine Frage beantworten." Also, die beiden wussten davon so gut wie nichts.
"Aber warum schenken sie dir dann diese ganzen Items?" "Um mich zu ärgern. Sie wissen ja nicht, dass ich es tatsächlich mal benutzen werde." Dabei musterte Yoongi mich von oben bis unten. Ich kniff vor Scham die Beine zusammen. Mein Herz pochte vor Aufregung. Yoongi sah mir diesen Adrenalinschub scheinbar an, denn er stand auf und kam auf mich zu. Ich hielt die Luft an. Seine Arme kreierten mich ein und jetzt konnte ich nicht mehr verschwinden. "Ich könnte diese Utensilien ja auch an dir ausprobieren, wenn du das willst. Dann weiß ich, dass alles ohne Komplikationen funktioniert." Sein Daumen fuhr vorsichtig über meine Unterlippe. Keine Ahnung, was Yoongi gerade mit meinem Herzen und meinem Körper machte, aber ich mochte es. Wirklich.
"Gut. Ich bin dabei.", stimmte ich schließlich zu. Yoongi schien über meine schnelle Entscheidung überrascht zu sein. "Bist du dir auch wirklich sicher? Sobald du einmal unterschrieben hast, gibt es kein Zurück mehr. Überdenke dies lieber noch einmal." Sein Gesichtsausdruck war kühl und doch war ich mir sicher, dass er sich schon ausmalte, wie ich wehrlos und gefesselt auf dem roten Bett lag. Dieser Junge war nicht leicht zu durchschauen, doch wenn es um seine sexuellen Neigungen und Bedürfnisse ging, war er wie ein offenes Buch. "Ich bin mir ganz sicher. Und jetzt her mit dem Papierkram." Eifrig streckte ich meine Hand aus, damit er mir den Vertrag gab. Yoongi grinste zufrieden und gab mir die Papiere. "Gut. Aber ließ es genau. Wenn du etwas nicht verstehst, dann frag mich." Ich nickte als Zeichen, dass ich ihn verstanden habe.
Es dauerte, bis ich mir alles genau durchlas. Der Vertrag war tatsächlich ziemlich detailreich und ich hatte teilweise Schwierigkeiten, mitzukommen.
Als ich nach einiger Zeit alles durchgelesen habe, nahm ich mir den Stift neben dem Vertrag und setzte meine Unterschrift. Ich war mir zu einhundert Prozent sicher, dass ich das wollte. Es würde mein Leben vielleicht komplett verändern, doch dieses Risiko ging ich ein.
"Schön, dass du einverstanden bist." Ich lachte. "Warum? Magst du mich etwa?" Yoongi zog die Schultern hoch. "Schon möglich. Durch deine kühle, abweisende Art machst du dich für mich ziemlich interessant." Ich zog skeptisch die Augenbrauen hoch. "Ich mache mich also interessant, nur weil ich mich nicht gerne mit Männern abgebe oder habe ich das jetzt falsch verstanden?" Yoongi lachte wieder. "Wenn du es so ausdrücken willst, dann ja." Yoongi lochte beide Verträge und heftete sie in einem schwarzen Ordner ab. Ich war mehr als nur erstaunt, dass er sein Heimbüro so geordnet und sauber hielt. Das konnte ich von Jackson nicht behaupten. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass es ihm nur um das Geld ging und nicht um seinen Job. Das würde auch erklären, warum er mich immer wie Dreck behandelt hat.
"Wie schon gesagt, ich werde dich zu nichts zwingen. Wenn du etwas nicht willst, dann werde ich dies natürlich berücksichtigen. Ich war froh, dies zu hören. Dennoch hatte ich Angst. Ich hatte ja keine Ahnung, wie sich Sex anfühlte, wenn es nicht um Geld ging.
"Komm mit. Dahyun und Irene wollen sich nach einem Nebenjob umgucken, um sich etwas Geld dazu zu verdienen. Vielleicht hättest du ja auch Interesse daran. Da du nicht mehr bei Jackson arbeitest, kannst du das Geld ganz gut gebrauchen." Ich sah ihn verwirrt an. "Warum das denn?" "Du arbeitest doch nicht mehr bei Jackson. Und mit dem Geld, was du dir dann dazuverdienst, kannst du dir vielleicht bald dein eigenes Leben aufbauen. Ich kenne eine Stelle, die jedem Mitarbeiter 5.448.414 ₩ (4200 €) zahlt. Im Monat." Mir fiel vor Erstaunen die Kinnlage runter. "Wie kannst du dir das leisten?" "Mein Vater hat gute Kontakte." Ich legte fragend den Kopf schief. "Ich verdiene rund 32.046.577 ₩ (25000 €) im Monat. Und mit jeder verkauften Platte kommen noch mal 6.486.208 ₩ (5000 €) dazu. Um Geld mache ich mir keine Sorgen." "Du wirst wegen Geld ja auch nicht ausgenutzt." Dieses Gespräch hat mich schon wieder runtergezogen. Wenn ich eines will, dann ist es mein altes Leben einfach zu vergessen und alles hinter mir zu lassen. "Jennie. Ich würde jetzt sagen, dass du einfach nur Pech hattest. Aber das wäre nicht fair von mir." "Pech wäre dennoch das richtige Wort dafür, Yoongi."
Da klopfte es an der Tür. "Jennie. Wir wollen los. Beeile dich.", rief Irene und stöckelte wieder davon. Ich seufzte. "Dann sehen wir uns morgen, Jennie. Ich wollte übrigens mit euch brunchen gehen." "Okay. Soll ich was bestimmtes anziehen oder so?" Yoongi wurde wieder von diesem Grinsen überrollt. "Lass dich einfach überraschen, Jennie. Und jetzt ab mit dir." Ich lächelte ihn an, schnappte mir meine Jacke und verließ Yoongi's Arbeitszimmer.
"Was lief denn zwischen euch beiden? Sieht für mich aus, als hätte ihr zwei da eine Romanze am Laufen." "Halt die Klappe, Irene.", knurrte ich und verließ zügig das Haus.
Wir fuhren mit Yoongi's Zweitwagen zu seiner Firma. Ich schwieg wie ein Grab und äußerte mich auch nicht zu Irene's Fragen, mit denen sie mir Löcher in den Bauch bohrte.
"Wieso willst du uns nicht sagen, was du und Yoongi besprochen habt?" Leicht angepisst rollte ich mit den Augen. "Weil es geschäftlich ist und das nur Yoongi und mich etwas angeht. Wenn ihr weitere Informationen haben wollt, dann fragt euern Chef." Mein Blick wanderte zur Welt außerhalb des Wagens.
Die ganze Zeit schwirrten mir Gedanken um Yoongi's Vertrag durch den Kopf. Warum vertraute ich ihm so leichtsinnig? Wahrscheinlich, weil er der erste ist, der mich nicht wegen meinem Körper bei sich wohnen ließ. Doch manchmal hatte ich den Eindruck, dass er mir sehr gerne an die Wäsche wollte. Ich sah es in seinen Augen. Dieses Verlangen nach Körpernahe und Zärtlichkeit. Die ganze Zeit hatte ich diesen Blick vor meinen Augen. Er wollte zu einhundert Prozent mehr als nur eine gewöhnliche Beziehung. Die Frage war nur, ob mein Körper und mein Herz das auch wollten. Und diese Entscheidung fiel mir mehr als nur schwer. Ich könnte ihm beides geben. Aber wollte er auch beides? Wollte er überhaupt mich?
Einige Minuten später kamen wir am Firmengebäude an. Es war viel größer als ich es mir vorgestellt habe. Wie viele Angestellte betreute Yoongi dort? Fünfhundert?
"Wie viele Leute arbeiten denn hier?", fragte ich und ließ meinen Blick über das Gelände schweifen. "Reichlich. Und trotzdem kann Yoongi alle gut genug bezahlen. Keiner wird hier benachteiligt.", antwortete Irene. Je mehr ich über Yoongi erfuhr, desto mehr fielen die Unterschiede zwischen ihm und Jackson auf. Sie könnten die perfekten Rivalen sein.
Irene tippte einen Code in das Amaturenbrett neben dem Firmentor ein. "Ich habe mal vier Monate ausgeholfen. Es wurde mir auch bezahlt." Daher kannte sie also den Code.
Eine weibliche Stimme meldete sich durch den Lautsprecher.
"Guten Morgen. Wie kann ich Ihnen helfen?" Die Stimme aus dem Lautsprecher war weiblich. Und sie kam mir irgendwie bekannt vor. Leider wusste ich nicht mehr, woher.
"Guten Morgen.", antwortete Dahyun. "Wir sind hier, um uns für eine Stelle zu bewerben. In der Kellnerabteilung." "Ah. Guten Morgen. Ich lasse Sie rein. Das Empfangskomitee holt Sie in der Eingangshalle ab." "Vielen Dank." Ich warf einen Blick auf das Namensschild der Empfangsdame. Die Frau hieß Jessica Jung. Irgendwo habe ich diesen Namen schon einmal gehört.
Wenig später kam Mrs Jung zurück. Sie öffnete mit einer Chipkarte die Tür und ließ uns rein. "Kommen Sie bitte mit. Ich zeige Ihnen Ihre Arbeitsstelle." Irgendetwas an dieser Mrs Jung kam mir so böse vertraut vor. Ich wusste nur nicht, was es war.
Mrs Jung führte uns in die Cafeten-Abteilung. Eine Tür führte in die Großküche. "Wie viele Mitarbeiter gibt es in der Küche?", fragte ich. Mrs Jung öffnete eine kleine Tür rechts neben der Küche. "Dreißig, wenn man den Chef und Su-Chef mitzählt. Es gibt jeden Tag etwas neues, frisches zum Mittag- und Abendessen.", antwortete Mrs Jung. Klang vielversprechend.
"Und was ist hinter dieser Tür?", fragte ich und blieb vor einer Tür stehen, welche den Anschein einer Abstellkammer machte. "Mr Min will nicht über diese Tür sprechen. Leider kann ich Ihnen auch keine Auskunft dazu geben. Verzeihen Sie." Ich schmunzelte und verbeugte mich als Entschuldigung. "Tut mir leid, dass ich gefragt habe." Mrs Jung seufzte nur. "Kein Grund sich zu entschuldigen. Das könnten Sie ja nicht wissen. Kommen Sie mit. Ich zeige Ihnen die Kellner-Garderobe."
Irene, Dahyun und ich dackelten Mrs Jung hinterher, als wären wir Hunde. Es war fast schon unangenehm. Und es fühlte sich gerade zu unnatürlich an. "Müssen wir ein bestimmtes Outfit tragen?", fragte ich. "Nein. Nur eine Schürze und Rollerskates. Was Sie sonst tragen, ist Ihnen selbst überlassen, Madame."
Mrs Jung öffnete eine weitere Tür. Es war ein Kleiderschrank mit wirklich sperrlicher Ausstattung. Ich stieß einem erstaunten Pfiff aus. "Die sind ja schick. Lasst mich raten. Schuhe, Prada? Kleid, Coco Chanel? Schürze .... Gucci?" Mein geschultes Auge für Mode erwies sich mal wieder als äußerst hilfreich. "Genau. Woher wissen Sie das?" "Jahrelanges Training. Nichts weiter. Also, wo können wir uns einschreiben?" Mrs Jung gab uns eine Liste. "Einfach Ihren Namen eintragen und unterschreiben. Dann sehen wir uns am Montag wieder. Ich werde Sie am Eingang in Empfang nehmen." Dahyun unterschrieb auf dem Blatt und schob es mir zu. Zitternd nahm ich den Stift in die Hand. Es dauerte eine Zeit, bis ich die Kraft aufbrachte, diesen Zettel zu unterschreiben. Keine Ahnung, woher auf einmal dieser Schwächeanfall kam. Vielleicht lag es auch einfach nur an den Erinnerungen des Vertrages zwischen Yoongi und mir.
Ich gab Mrs Jung den Zettel zurück. Mit einer kurzen Verbeugung verabschiedeten wir uns voneinander.
Draußen war es schon am Dämmern. Mir war kalt und ich bekam mit einem Mal richtig Hunger. Sogar mein Magen knurrte. "Hast du etwa Hunger, Jennie?", fragte Irene. Ich rieb mir über den Bauch und schmunzelte. "Ja. Ein bisschen." "Na gut. Dann lass uns schnell nach Hause fahren. Yoongi freut sich bestimmt auch schon darauf, dich wiederzusehen." Mein Gesicht lief schon wieder rot an und glühte wie glimmernde Kohle. Um ehrlich zu sein, vermisste ich Yoongi. Sehr sogar. Und ich konnte es gar nicht abwarten, ihn wiederzusehen.
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