Kapitel 1❤
"Jennie! Sofort in mein Büro!", schrie Jackson. Ich zuckte zusammen. Wahrscheinlich habe ich mal wieder etwas falsch gemacht und er wird mich dafür erneut schlagen. So wie fast jeden Tag.
Ich stöckelte zum Büro des Bordels. Jackson saß an seinem Schreibtisch, hatte die Arme verschränkt und schaute mich so zornig an, dass dieser Blick mich hätte töten können. Fuck! Ich war so was von geliefert.
"Was gibt es?" "Gerade hat ein neuer Kunde angerufen. Er würde dich gerne für sieben Nächte buchen." Ich nickte, um mein Einverständnis auszudrücken. "Er holt dich morgen früh ab." "Wie viel zahlt er denn?" "781510 ₩ (sind ca. 600€). 390750 ₩ (sind ca. 300€) gehören wie immer dir." "Gut." Jackson deutete mit seiner Hand auf die Tür. "Mach dich bitte fertig. Er wird in wenigen Stunden hier sein." Ich verbeugte mich und ging in mein Zimmer. Zum Teil wohnte ich in dem Puff, doch mein eigentliches Zuhause besuchte ich nur am Wochenende.
Ich hatte große Geldprobleme, weswegen ich vor einem Jahr diesen Job annahm. Jackson sprach mich in einem Cafe an und meinte, er hätte den perfekten Job für mich und die Bezahlung wäre auch sehr gut. Er hatte dennoch nur in einem Punkt recht. Der Job gefiel mir gar nicht. Ich hatte zwar viel Geld dadurch verdient, doch ich war nicht glücklich. Noch dazu war er Zuhälter und mein fester Freund. Alles, was ich wollte war jemand, der nicht meinen Körper wollte und an andere weiter verkaufte, sondern mich so liebte, wie ich war. Mit all meinen Fehlern und Macken. Bei Jackson hatte ich dieses Gefühl nie. Ich war ihm völlig egal und er trat auf mir herum, als wäre ich ein Fußabtreter. Ich blieb nur bei ihm, da ich ohne ihn keinen Job hätte. Doch ich wollte nicht länger von ihm abhängig sein.
Mit Tränen in den Augen packte ich Reizwäsche, Mini-Röcke und Highheels in eine riesige Tasche und zog den Reißverschluss zu. Im Badezimmer wischte ich mir dann das verschmierte Make-Up weg und frischte es auf. Mit einer stark deckenden Flüssigcreme deckte ich die blauen Flecken an meinem Hals, an den Handgelenken und an meinem Oberkörper ab. Keiner will eine Prostituierte mit blauen Flecken bei sich haben. Enttäuscht schaute ich in den Spiegel. Noch immer fragte ich mich, warum ich so naiv war und auf sein Angebot eingegangen war. Ach ja. Weil er ja mein Freund war und ich ihm vertraut habe. Nie hätte ich gedacht, dass er so etwas mit mir abziehen würde. Ich war schon drauf und dran, mit ihm Schluss zu machen, doch er drohte, mir was anzutun, wenn ich gehen würde. Ich war eingeschüchtert, also blieb ich dort. Eine andere Wahl wurde mir leider nicht gegeben.
Mit meiner Tasche und einem schwarzen Mantel setzte ich mich an die Bar. Es war recht wenig los. Zwei meiner Kolleginnen, Doyeon und Misa, tanzten jeweils auf einem Tisch und ließen sich die Scheine in die Wäsche stecken.
(DOYEON/WEKIMEKI)
(MISA)
Sie hatten Spaß daran. Im Gegensatz zu mir, die seit Monaten unglücklich war. Sie unterbrachen ihren Tanz und stolzierten auf mich zu, als sie mich sahen.
"Hey, Jennie. Wohin des Weges?", fragte Doyeon und legte einen Arm um meine Schultern. "Werde gleich von einem Kunden abgeholt. Er soll ziemlich reich sein." "Uhhh. Das klingt nach vollen Taschen, Süße. Wie viel zahlt er?" "780.000 ₩. Bekomme aber nur 391.000 ₩. So wie immer. Auch, wenn er bis jetzt am meisten von allen bisherigen gezahlt hat." "Wow. Das heißt dann wohl Full House, Süße. Viel Glück. Und noch mal. Ich wünsche mir wirklich, dass du diesem Job hier aufgibst. Du bist mehr wert als das. Und von uns dreien behandelt Jackson dich doch eh wie den letzten Dreck." Ich lächelte Doyeon warm an. "Danke für dein Verständnis." Ich umarmte sie und Misa ein letztes Mal und zog meinen weißen Pelzmantel an. Draußen war es arschkalt. Ein letztes Mal winkten die Mädels mir zu, bevor sie wieder an ihre Arbeit gingen.
Jetzt stand ich alleine draußen vor dem Puff und wartete auf meinen Kunden. Ich dachte darüber nach, warum dieser Kunde so viel zahlte. Das waren fast 800.000 ₩. Für gewöhnlich bekam ich nur 100.000 ₩ (ca. 77€). Dieses Mal war es das 8-fache von meinem normalen Verdienst. Das war auch ein Grund, warum mich Jackson voll auf dem Kika hatte. Er sagt, ich sei nicht gut genug, doch leider brauchte ich diesen grauenhaften Job.
Da riss mich ein blinkendes Licht aus meinen Gedanken. Ein schwarzer Porsche hielt am Bürgersteig an. Die Fahrertür ging auf und ein junger Mann stieg aus. "Hey. Du musst Kim Jennie sein, oder bin ich an der falschen Adresse?" "Nein, Sie sind richtig. Ich bin Jennie." Der junge Mann nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie in seine schwarze Ledertasche. Warum trug er überhaupt bei der Dunkelheit eine Sonnenbrille?
"Mr Min, richtig?", fragte ich und zog meinen Hut in die richtige Position. "Genau." "Ist in der Tasche das Geld drin? Die Bezahlung erfolgt aber erst hinterher." Er grinste nur. "Weiß ich. Da ist auch nur die Hälfte des Geldes drin. Die andere Hälfte bekommt dein Zuhälter nach sieben Tagen. Steig schon einmal in den Wagen. Ich komme gleich nach." Mr. Min öffnete die Beifahrertür und nahm mir meine Tasche aus der Hand. Diese warf er in den Kofferraum. Ich setzte mich in den Sitz und schloss die Tür. Mr. Min ging in den Klub und unterhielt sich noch geschätzte zehn Minuten mit Jackson. Dieser nahm die Tasche entgegen, schüttelte Mr Min die Hand und ging wieder ins Lokal. Ich warf den Kopf gegen die Kopflehne des Sitzes.
Der junge Mann stieg wieder in seinen Wagen und startete den Motor. Eine geraume Zeit herrschte Stille zwischen uns, dann fragte Mr. Min: "Ist das eigentlich dein einziger Job?" Ich warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Ne. Tagsüber arbeite ich noch in einem Cafe. Doch ich verdiene so wenig, dass ich beide Jobs brauche." "Und deine beiden Freundinnen?" "Sie haben nur diesen einen Job. Liegt aber auch daran, dass sie mehr als das sechsfache von meinen Einnahmen verdienen." Er lachte verachtend. "Muss doch scheiße sein, das Schlusslicht zu spielen." Ich seufzte nur. "Das ist auch ...." Als ich merkte, was es mich fragte, wurde ich ruhig. Eigentlich durfte ich nicht über meine Einnahmen sprechen. Mr. Min wollte scheinbar mehr über mich wissen.
"Wieso auf einmal so ruhig, Jennie?", fragte er stutzig. Ich schaute ihn nicht an und machte mich ganz klein. "Alles in Ordnung bei dir?" Er schien zu sehen, dass mich etwas bedrückte. Dann seufzte er: "Wir reden noch einmal, wenn wir zu Hause sind."
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