06
Yoongi
*
Ich habe schon vieles gesehen, aber das war neu. Wirklich neu. Wir alle dachten, wir kennen die Park Brüder, aber so wie es aussah, kannten wir sie doch nicht so gut. Klar, wir waren heute zum ersten Mal bei ihnen zu Hause, weil einige Sachen immer bei einem anderen stattfanden. Was jetzt nicht schlimm war, doch dass der Kleine Tollpatsch mit den süßen Wangen, ihr kleiner Bruder war, erstaunte nicht nur mich, sondern auch meine Jungs.
Das Jimin vor seinem großen Bruder flüchtete, war mir etwas suspekt, das er dabei auf meinem Schoß landete, war jedoch etwas Gutes.
Sein geschocktes Gesicht amüsierte mich.
Minho und Changbin konnten selbst nicht ganz glauben, was gerade noch vor einigen Minuten hier abging. Jinyoung Hyung setzte sich genervt auf seinen Sessel.
"Hyung, reg dich ab! Es gibt schlimmeres!", kam es von Yugyeom.
"Yugyeom! Du vergisst, dass ein verlorenes Portemonnaie Arbeit und weiteres Geld kostet, auch wenn wir das nötige Geld haben, heißt es noch lange nicht, dass wir es zum Fenster rauswerfen müssen. Jimin muss lernen Verantwortung zu übernehmen."
Oh je, ganz der große Bruder. Für meinen Geschmack zu ernst. Ich blickte zu Hobi, der recht still war. Er sah mich an und man konnte in seinen Augen Gewissensbisse sehen. Er hatte Jimin praktisch ins offene Messer geliefert, wobei wir es nicht einmal schlimm fanden. Das konnte jedem passieren. Scheinbar passierte es Jimin sehr oft.
"Passiert es denn öfter, dass euer kleiner Bruder etwas verliert?", fragte Namjoon neugierig.
Sofort schnaufen Jinyoung Hyung und Youngjae Hyung auf. Letzterer eher belustigt.
"Öfter? Eher permanent! Sei es die Fernbedienung, Ladekabel, Kopfhörer, Handy, Schlüssel, Stifte, Unterlagen, Klamotten, Schuhe. Die Liste ist endlos.", sprach Youngjae und nippte an seinem Getränk, konnte sich jedoch beim Trinken nicht das Lachen verkneifen.
"Okay, und woran ist jetzt das Problem? Wenn es auch Geld kostet, ist alles ersetzbar. Ich glaube nicht, dass euer kleiner Bruder das mit Absicht macht.", sprach Changbin aus und rieb sich das Kinn.
"Ich glaube er ist einfach so und das macht ihn irgendwie, ja keine Ahnung… niedlich?", fügte Minho schulterzuckend ein.
"Ja oder?", kam es auch von Hobi.
"Der Kleine macht sich sobald er schusselig ist oder wenn ihm jemand das Zeug, was er in der Schule verlegt, wieder bringt, Gedanken. Unserem Yoongi hier hat er sein Lieblingsgetränk gebracht und sich bedankt. Ich glaube, es ist einfach seine Art.", zuckte Hobi mit den Schultern.
"Das mag sein, dennoch ist er alt genug, Verantwortung zu übernehmen.", sprach Jinyoung Hyung und beharrte auf seiner Meinung.
"Okay. Da magst du recht haben, doch erdrückst du ihn mit deiner Art, verlierst du ihn.", sprach Namjoon ziemlich scharf zu ihm.
"Was meinst du damit?", kniff er die Augen zusammen.
"Nah! Vergiss es! Ihr macht das schon. Na kommt! Bestellen wir langsam, das Spiel geht gleich los.", lenkte Namjoon vom Thema ab und es klappte.
Hobi klopfte Namjoon auf die Schultern und ich ebenso. Wir wussten genau, was Phase war. Namjoon hätte beinahe seine Schwester verloren, da er, so wie Jinyoung Hyung, immer gemeckert hatte.
Namjoons Schwester lief ihm eines Abends davon, weil er nur auf ihr rumgehackt hatte, obwohl seine Schwester ihm was Gutes tun wollte. Fazit: Sie stritten sich gewaltig und die kleine Ahri lief weg. Im Winter ohne Jacke.
Stunden später, nach mehreren Anrufen bei uns und der Polizei, fanden sie Ahri in einem kleinen Park. Sie war eine Treppe heruntergefallen, hatte sich den Arm gebrochen und eine Platzwunde am Kopf zugezogen sowie eine Unterkühlung.
Namjoon fraß das alles so sehr auf, sein schlechtes Gewissen plagte ihn Wochenlang. Seine Eltern haben im Maß geregelt, dass es nicht seine Aufgabe wäre, Ahri zu erziehen und sie zu richten. Er sollte sie stattdessen so akzeptieren, wie sie ist. Mehrere Wochen Hausarrest, kein Taschengeld sowie im Haushalt helfen, war für ihn die Strafe.
Nach dem Unfall hatte Ahri für längere Zeit ihr Lächeln verloren. Daraufhin schaffte es Namjoon, sich zu ändern. Er lernte Ahri zu akzeptieren, wie sie ist. Jetzt haben sie ein perfektes Verhältnis zueinander.
Ich griff nach meinem Getränk, am Ende ging es uns nichts an.
Es dauerte auch nicht lange und es kehrte wieder Normalität ein, und der Abend war lustig, eben wie ein Männerabend sein sollte.
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Ich wurde wach, wie einige anderen.
"Hmm! Was riecht hier so gut?", murmelte JK und richtete sich selbst auf.
"Scheint so, als macht hier jemand Frühstück.", sprach Jackson grummeld und stand auch auf.
"Das ist bestimmt Hyung.", sprach Yugyeom.
"Nein, bin ich nicht.", kam es mürrisch an der Tür. Er war der einzige der in seinem Zimmer geschlafen hatte.
Wir standen alle auf und gingen in die Küche und ich war überrascht. Der große Küchentisch war gedeckt und bereits mit leckeren Sachen bestückt. Am Herd stand Jimin. Er drehte gerade mit einem Pfannenwender einen Pancake.
"Guten Morgen, Minie!", sprach Youngjae und sah erstaunt auf den Tisch.
Jimin zuckte leicht zusammen und drehte sich zu uns und bei seinem Anblick zog es in meiner Brust.
Ich hatte das Bedürfnis, ihn in den Arm zu nehmen. Er hatte übergroße Kleidung an, seine blonden Haare standen zu Berge, auf seiner linke Wange zierte ein Mehlfleck.
"Oh! Guten Morgen, Hyungs! Bitte nehmt Platz! Frühstück ist so gut wie fertig.", lächelte er, dabei funkelten seine Augen.
"Wow, Jimin! Das sieht köstlich aus.", sprach Namjoon und nickte begeistert.
"Danke Hyung." lächelte er zu Namjoon. Er nahm den Pancake aus der Pfanne und legte es auf einen Teller. Nahm den Teller und stieg von etwas herunter. Verwirrt sah ich dahin. Am Herd stand eine kleine Trittbank.
Süß!
Er kam lächelnd zu uns und stellte den Teller hin.
Er sah zu seinem großen Bruder, der noch immer mürrisch drein schaute. Dieser setzte sich einfach hin. Yugyeom strich Jimin über seine Mehl befleckte Wange.
"Danke für das tolle Frühstück."
"Gerne Hyung.", nickte Jimin und in dem Moment kamen seine Jungs. Sie begrüßten uns und setzten sich ebenfalls.
Zunächst war es recht still, bis Jimin die Stille durchbrach.
"Hyung? Ist alles in Ordnung?", fragte er Jinyoung Hyung, der ihm am nächsten saß.
"Hmm."
"Das hört sich nicht so an. Ist es wegen dem Portmonnaie?", ließ der Kleine nicht locker. Würde ich auch nicht, die Stimmung hier war nicht gerade prickelnd.
Wie konnte man nur so sein?
Doch Jinyoung sprach nicht, schaute stattdessen Jimin lange an. Jimin schien bei dem Blick immer kleiner zu werden.
"Hyung! Sag endlich was.", sprach Jimin leise und man merkte, wie unangenehm ihm die Situation war.
"Was soll ich deiner Meinung nach sagen? Ich sage dir oft genug, dass du aufpassen sollst! Du musst endlich lernen Erwachsen zu werden. Willst du weiterhin so dein Leben beschreiten?", schimpfte Jinyoung ihn an.
Es war still, bis Jimins Stimme die Stille durchbrach.
"Findest du mich wirklich so schlimm, Hyung?", kam es wispernd von ihm. Er hatte, nachdem Hyung anfing zu schimpfen, auf seine Hände geschaut, die sich merklich verkrampften.
"Findest du mich wirklich so erbärmlich, weil ich nicht perfekt in deinen Augen bin? Du hackst ständig auf mir herum. Immer wieder sagst du mir was ich machen soll. Immer wieder regelst du mich Maß. Immer wieder versuchst du mich in etwas zu pressen, wo ich nicht hinein passe.", sprach Jimin und blickte zu seinem Hyung. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
"Jimin.. Jinyoung meint…", fing Jaebeom Hyung an zu sprechen, doch Jimin unterbrach ihn.
"Er meint es nicht so? Warum fängt er immer wieder damit an und gibt mir das Gefühl, wertlos zu sein?"
Jimin blickte weg und wischte sich die Tränen von der Wange, doch so schnell wie er sie weg wischte, kamen neue hinzu.
"Minie…", kam es von Tae, der Aufstand.
Jimin schniefte.
"In seinen Augen bin ich doch ein Versager, der nie etwas erreichen wird. Also, warum gibst du dich dann überhaupt noch mit mir ab, wenn ich doch so ein Schwächling für dich bin?", rief er und stand abrupt auf.
Er sah anklagend zu seinem Bruder.
"Wenn du mich so sehr hasst, warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?", flüsterte er am Ende. Er strich sie wieder die Tränen aus dem Gesicht und wandte sich ab.
"Ich habe keinen Hunger mehr.", und lief an uns vorbei und ging raus aus der Küche.
"Ji…", sprach Jinyoung.
"Große Klasse! Das hast du ja wieder gut hinbekommen.", klatschte Yugyeom in die Hände.
"Hyung! Langsam gehst du mir auch mächtig auf den Keks mit deiner Art! Lerne Jimin endlich zu lieben wie er ist."
Yugyeom sah mächtig angepisst aus. Er stand auf.
"Jungs? Wollt ihr nach Jimin sehen? Ich bringe euch Frühstück rauf."
"Ja, Hyung!", nickte sein bester Freund erleichtert. Tae rannte förmlich raus. Die anderen folgten ihm.
"Ich meinte es doch nicht so.", sprach nun Jinyoung Hyung und strich sie die Haare aus dem Gesicht.
"Ach ja? Dann hör auf ständig zu meckern. Du bist nicht sein Appa, sondern sein Bruder!", schimpfte jetzt auch Jackson.
"Hyung! Seitdem du an der Uni bist und im Krankenhaus arbeitest, benimmst du dich so. Vorher hattest du auch alles belächelt und jetzt so? Bekomme dein Stock aus dem arsch.", sprach Youngjae und stand auf. Er ging ohne weiteres Wort raus.
Er ging wohl, um nach Jimin zu schauen.
Jinyoung Hyung selbst seufzte auf, als auf einmal ein Signal ertönte. War das ein Pieper?
Er kramte in seiner Hose und holte es hervor.
"Ich werde heute Abend mit Jimin reden. Ich muss los.", stand er auf und ging einfach.
"Na wenn er geht, können die Jungs auch wieder runter kommen.", sprach Jaebeom Hyung und stand auf.
"Holst du sie?", fragte Yugyeom.
"Ja."
Er verschwand und Yugyeom setzte sich wieder seufzend hin.
"Sorry Leute!", blickte er zu uns.
"Schon okay.", brummte Namjoon. Ich blickte zu ihm. Er sah mich an.
Er kannte das ganze Schauspiel.
"Wenn euer Bruder weiter so macht, wird es irgendwann böse enden. Ich gehe nicht ins Detail, aber seht zu, dass sich etwas ändert.", lehnte sich Namjoon zurück.
"Sorry! Hätte ich nur meine Klappe gehalten zwecks dem verlorenen Portemonnaie.", ließ Hobi bedröppelt verlauten.
"Schon okay, Hyung.", murmelte eine leise Stimme hinter uns. Jimin kam mit einem verheulten Gesicht herein. Inklusive seiner Jungs und seinen Brüdern.
"Gott, mein Kleiner!", stand Yugyeom auf und drückte Jimin beherzt an sich.
"Hör nicht auf diesen Idioten, ja?"
"Hmm.", nickte er, aber er strahlte eine immense Traurigkeit aus.
Das gefiel mir nicht.
Jackson stand ebenfalls auf, setzte sich auf den Platz von Jinyoung Hyung und packte Jimin an seine Arme und zog ihn zu sich. Jimin selbst sah Jackson mit großen ängstlichen Augen an.
"Jimin! Ich möchte niemals wieder hören, dass du dich als erbärmlich betitelst! Das bist du nicht, klar? Und jeder der das behauptet bekommt es mit mir zu tun. Hyung bekommt von mir noch einen Arschtritt, der sich gewaschen hat. Ich weiß, dass wir auch nicht immer einfach sind, wenn du etwas verlegst und es nicht mehr auffindbar ist, aber wir lieben dich so wie du bist. Klar?", sah Jackson ihn scharf an.
Die Augen von Jimin schwammen über, als er nickte.
"Gott! Warum bist du so süß, wenn du weinst? Da will ich am liebsten mit weinen.", quietschte Jackson auf einmal los und packte Jimin in eine herzliche Umarmung. Jimin selbst schniefte und musste leicht lachen.
"Ist Jackson immer so?", fragte Minho.
"Glaubt mir, ihr wisst noch nicht alles von uns.", grinste Yugyeom.
"Jackson! Lass Jimin los! Er muss was essen.", kam Jaebeom zu ihm, zog Jimin weg und in seine Arme.
"Hey! Nimm mir meinen Mochi nicht weg!", schimpfte Jackson.
"Doch, das mache ich gerade.", grinste Jaebeom. Jimin lächelte in seinen Armen, als er von Youngjae fortgezogen wurde.
"Ha! Jetzt hab ich ihn!", grinste er und setzte sich. Zog Jimin auf seinen Schoß.
Jimins Freunde lächelten und wirkten auch viel entspannter. Die anderen setzten sich ebenfalls wieder auf ihre Plätze.
"Hyung. Ich kann auch allein auf meinem Stuhl sitzen.", sprach der Kleine.
"Weiß ich, aber jetzt benötige ich meine Portion Jimin.", strich Youngjae über seinen Kopf.
"Und Sorry Minie. Wir bekommen das alles wieder hin."
Jimin nickte nur, ehe er nach einem Pancake griff.
"Na los. Esst alle!", sprach Jackson. Das taten wir. Mein Kaffee war mittlerweile kalt, doch das war nicht weiter tragisch.
Viel schlimmer fand ich, wie der große Bruder auf dem Kleinen herumhackte. Meine Aufmerksamkeit in der Schule war meistens auf meine Freunde und den Unterricht beschränkt. Andere interessierten mich nicht. Doch als ich das Portemonnaie fand und reinschaute wem es gehört, Minho gleich sah und wusste wem, galt meine Aufmerksamkeit ihm.
Und zum ersten Mal dachte ich darüber nach, jemanden kennen lernen zu wollen, so richtig.
"Yoongi Hyung? Kann ich bitte die Schokolade haben?", sprach mich Jimin an und holte mich aus meinen Gedanken.
Er deutet neben mir auf die kleine Flasche. Flüssige Schokolade. Ich blickte ihn an. Seine Augen waren noch rot vom Weinen und irgendwie kam das Bedürfnis auf, ihn vor allen zu schützen.
"Natürlich!", reichte ich sie ihm.
Er lächelte mich an.
"Danke Hyung.", er griff er sie und ich nickte. Die anderen sprachen auch wieder miteinander und ich beobachtete den Kleinen. Er schüttelte die Flasche, öffnete sie. Durch den Druck spritzte er sich damit ins Gesicht.
Sofort verstummte die Gespräche, doch Tae war der Erste der lachte.
"Minie! Dein Gesicht.", lachte er sich kaputt und dann lachten wir alle. Auch ich.
Das war viel schöner. Doch noch viel schöner waren Jimins funkelnde Augen, wenn er lachte.
*
Copper-Curly
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