Kapitel 4

Belustigt beobachte ich, wie Grauauge hinter dem Schülerbau verwirrt hin und her geht. Warum kapiert nie jemand, dass ich oben drauf bin? Ich beobachte das Schauspiel, bis Grauauge wieder dahinter vor geht und ich ungesehen vom Bau runter kann. Als ich dahinter hervor trete, schauen mich alle erstaunt an. "Komm, wir müssen ins Tal!" Meine Schwester kommt auf mich zu. "Wie hast du das gemacht? Grauauge hat dich da hinten nicht gefunden und kurz darauf kommst du da raus!" "Tja. Mein Geheimnis!" "Frostpfote! Wenn du nicht sofort hier her kommst, hole ich Schneestern! Warum kannst du nie machen, was man dir sagt?" "Oh oh! Grauauge ist ganzschön sauer!" "Mir egal. Du kennst mich!" "Ja und genau das macht mir irgendwie Sorgen! Sie wollen Schneeestern um Hilfe bitten, weil du ja ansonsten nie das machst, was dir gesagt wird!" "Und du hast jetzt was vor?" "Dich mitnehmen, damit wir jetzt endlich auf Patrouille gehen können!" Ich folge ihr zu Schneegesicht und Grauauge, die mir beide zornige Blicke zuwerfen. Statt ihnen jetzt eine bissige Bemerkung zu zuwerfen, gehe ich einfach weiter und versuche, sie zu ignorieren. "Können wir dann endlich mal los?", frägt Grauauge mit genervtem Unterton. Ich hebe den Kopf und nicke dann, kurz darauf traben wir schon durch den Schnee in Richtung Tal. Juhu... Unten angekommen grabe ich meine Krallen in die weiche Erde. Ich glaube, ich mag das Gefühl! "Wo gehen wir lang?" "Na die Grenzen eben! Ich und Silberpfote die beim Bach und ihr die andere, ok?" Na toll, jetzt darf ich mit Schneegesicht rumlaufen. Ist das nicht eigentlich unlogisch? Aber was soll man machen? Ich nicke und gehe dann zu Schneegesicht, die mich kurz überfordert anschaut und dann verzweifelt zu Grauauge blickt. Oh, danke! Ich fühle mich geschmeichelt! Ich fauche leise und wende mich dann von den dreien ab. Ich mache mich auf den Weg zur Grenze, bis ich Schritte hinter mir höre. Schneegesicht rennt von hinten auf mich zu und geht dann neben mir her, nachdem sie mich erreicht hat. "Warum bist du einfach verschwunden? Du bist noch eine Schülerin!" "Deine Blicke waren nicht unbedingt nett, weswegen ich mir gedacht habe, lieber zu gehen, bevor ich mit meinen Krallen auf euch losgehe!" "Oh..." "Ja. Da vorne ist schon die Grenze, also würde ich sagen, du markierst jetzt schnell und dann gehen wir wieder. Ich schnüffel derweil schonmal vorraus, um sicher zu gehen, dass niemand unser Terretorium betreten hat!" "Warum habe ich gerade das Gefühl, als wäre ich die Schülerin?" "Wie auch immer. Ich gehe dann mal los." "Nein, machst du nicht! Du bleibst bei mir!" Ich bleibe stehen, drehe mich allerdings nicht zu ihr um. Um mich ab zu reagieren fahre ich meine Krallen aus, nur um sie kurz darauf wieder ein zu ziehen. Das wiederhole ich immer wieder, bevor ich mich zu ihr umdrehe. Sie schnüffelt an einem Busch bevor sie ihn makiert und geht dann zum nächsten. Wenn sie so weiter macht, sind wir morgen noch unterwegs! Als sie gerade nicht aufpasst, schleiche ich mich davon und laufe ein bisschen, bevor ich beginne zu schnüffeln. So gesehen finde ich nichts, außer an einer Stelle. Eine einzelne Katze hat unser Terretorium betreten, aber noch nicht wieder verlassen. Na warte! Ich trabe los und folge der Spur. Laut ihrem Duft kommt sie aus keinem der Clans, also ist sie eine Einzelläuferin. Oder haben die Ältesten nichtmal was von wandernden Katzen erzählt? Aber eigentlich ist es doch egal, weil es nur Märchen sind! Als ich am Ende der Spur angekommen bin, sehe ich eine graue, weiß getigert Katze. Sie sitzt im Gras und putzt sich gerade, neben ihr die Knochen einer Maus. Eigentlich sollte ich jetzt zu Schneegesicht oder Grauauge laufen, aber sie ist kaum größer als ich. "Du bist in unser Territorium eingedrungen." Ich trete aus meinem Versteck und setze mich nur zwei Fuchslängen von ihr entfernt ins Gras, meinen Schwanz habe ich um meine Beine gewickelt. "Das tut mir leid! Das habe ich nicht gewusst!" "Die Grenzmarkierungen waren also nicht offensichtlich genug?" "Ich weiß nicht, was das ist." "Was bist du?" Man kann ja nie wissen. "Eine wandernde Katze." "Euch gibt es also wirklich?" "Ja." "Wie heißt du?" "Sturmeis." "Du bist kaum älter als ich! Wie kommst du zu so einem Namen?" Wieso hat die einen Kriegertitel, obwohl sie nicht einmal in einem Clan ist. "Nun ja. Sturm ist mein Name, den ich schon bei meiner Geburt hatte. Mein Vater hieß Eisrot. Der vordere Teil seines Namens wurde zu meinem hinteren, weil er mein Mentor war. Wenn ich mal meine Kinder unterrichte, werden sie auch meinen vorderen Teil hinten haben." "Und wo ist deine Mutter? Du musst doch von beiden aufgezogen werden!" "Nein, bei uns ist das nicht so. Nach vier Monden entscheiden unsere Eltern, von wem wir trainiert werden, den anderen sehen wir nie wieder." Ok, es gibt diese Wanderkatzen also tatsächlich. Jetzt habe ich eindeutig genug gefragt! "Du musst mit mir kommen. Zu meinen Clan.Gefährten. Die werden dann entscheiden, was mit dir passiert." "Aber ich will nicht!" "Entweder du kommst freiwillig mit oder ich bringe dich dazu!" Ich fahre meine Krallen in freudiger Erwartung aus und schaue Sturmeis dann an. Sie scheint auch zu erkennen, dass ich nicht blöffe, da sie jetzt aufsteht und auf mich zu kommt. "Ich dachte, du bist nett. Dabei hast du mich nur manipuliert. Auch eine junge Katze, die wissen will, ob wir Wanderkatzen nur ein Märchen sind." "Das hast du wohl schon öfters migekriegt. Und jetzt geh, bevor ich dich mit meinen Krallen dazu bringe!" Ok, ich gebe zu, dass ist nicht ganz fair, aber ich bin numal so! Da die Grenze, die meine Schwester abläuft, näher ist, gehen wir da hin. Kurz darauf haben wir sie zum Glück schon gefunden! "Silberpfote? Wo ist Grauauge?" "Die ist mit Schneegesicht los, um dich zu suchen! Wo warst du?" "Ich habe auch jemanden gesucht. Nur im Gegensatz zu den Beiden hatte ich Erfolg!"

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