⚡︎ zweiundsechzig ⚡︎
Jungkook
Ich rieche ihn noch bevor die feindlichen Wölfe überhaupt eine Ahnung haben, dass er auf sie zukommt.
Vielleicht liegt es daran, dass wir Gefährten sind, oder aber weil ich mich wie verrückt auf ihn konzentriere.
Taehyung soll nicht herkommen um mir zu helfen, er würde selber zugrunde gehen und zu einer Marionette von Lia werden. Er soll sich und die anderen in Sicherheit bringen, lieber bleibe ich hier zurück und stelle mich meinem unausweichlichen Schicksal, als mein Taeby in den Händen dieser Schlampe zu sehen.
Sein Geruch wird immer stärker und meine empfindliche Nase nimmt eine Note wahr, die von seinem üblichen Duft abweicht.
Ich weiß nicht was es ist, aber Taehyung riecht wilder als sonst.
Er soll umdrehen und verschwinden. Bitte. Ich presse meine Lippen aufeinander und versuche nicht allzu deutlich zu wittern, schließlich will ich die Wölfinnen nicht frühzeitig auf Taehyung aufmerksam machen.
Und obwohl ich ihn aus der Gefahrenzone haben will, fühle ich mich irgendwie gut bei dem Gedanken, dass er kommt um mich zu retten.
Das bedeutet, dass ihm viel an mir liegen muss, so viel, dass er sich dafür selber in Gefahr bringt. Und das wiederum lässt mich all die vergangene Zeit, in der er mich abgewiesen hat, in einem anderen Licht erscheinen. Denn jetzt bin ich mir sicher, dass Taehyung wirklich mein Gefährte sein will - auch wenn es ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt ist, um sich darüber bewusst zu werden.
„Er kommt."
Lia sieht auf und ein triumphales Lächeln liegt auf ihren Zügen, als sie sich zu mir dreht und auf mich hinabsieht.
„Schau gut zu, Jungseok. Du wirst deinem kleinen Taehyung jetzt dabei zusehen dürfen, wie er untergeht."
Sie gibt ein kleines Handzeichen und beinahe sofort stellen sich alle Wölfe ihres Rudels an unterschiedlichen Ecken der dreckigen Lagerhalle auf, in der wir uns befinden.
Lediglich die Schlampe die mich festhält und mir hin und wieder an den Haaren reißt, bleibt an ihrem Platz.
Wenn ich hier lebend rauskomme sollte oder als ein Geist zurückkehre, werde ich der Ollen auch mal an den Haaren ziehen oder sie gleich daran aufhängen, denke ich giftig, aber werde sofort von meinen Gedanken abgelenkt, als mich ein unfassbares Verlangen durchströmt.
Zittrig atme ich Taehyung Duft ein als er immer näher kommt und über meinen Körper rollt ein erregter Schauer. Der Duft meines Gefährten ist von einer wesentlich anderen Note an Pheromonen geschwängert und egal wie unpassend die Situation ist, gerade habe ich verfluchte Lust auf Sex mit ihm.
Taehyung riecht so rein und gleichzeitig so verführerisch, dass es verboten sein sollte. Ich lecke mir unruhig über die aufgeplatzte Lippe und atme immer wieder seinen Geruch ein, als wäre er meine Droge. Den anderen Wölfen geht es nicht anders, ich spüre wie auch sie unruhig werden und ich kann es ihnen nicht einmal verübeln.
Taehyung riecht so erotisch und gleichzeitig nach purer Unschuld.
Und dann steht er plötzlich in der Lagerhalle.
Von jetzt auf gleich trifft er vollkommen unvorbereitet auf ein Rudel streitlustiger Wölfe und strahlt dabei ein solches Selbstbewusstsein aus, dass es mich fast in die Knie zwingt. Er wirkt in keiner Weise eingeschüchtert und sieht schon fast herablassend auf Lia hinab, als er auf sie zukommt als sei es das selbstverständlichste der Welt.
Er wirkt nicht außer Atem, nichts deutet daraufhin das er sich für einen Kampf vorbereitet hat. Stattdessen schlendert er ganz gelassen herein und analysiert die Situation.
„Lasst meinen Gefährten gehen."
Seine Stimme ist so dunkel wie sonst auch, aber in ihr schwingt ein gefährlicher Bariton wieder, der mir eine unangenehme Gänsehaut beschert. Und das, obwohl er hier ist um mich zu beschützen. Aber Taehyungs kühler Blick und seine gefasste, aber zugleich angriffslustige Haltung machen mir wirklich Angst.
Er wirkt vollkommen beherrscht und dabei gleichzeitig so losgelöst, dass es mich zum Zittern bringt.
Und den anderen geht es nicht anders.
Dazu sein verwirrender Cocktail aus verschiedenen Düften machen es fast unmöglich, ihn einzuschätzen.
„Wir geben Dir deinen Gefährten nicht ohne Gegenleistung", antwortet Lia und fast schon bewundere ich sie dafür, wie sie in dieser Situation noch eine feste Stimme bewahren kann. Sie tritt Taehyung entgehen und bedenkt ihn mit einem Blick, für den ich sie am liebsten geköpft hätte. Sie soll ihn nicht so anschauen, als würde sie ihm am liebsten das Hemd vom Körper reißen und gleichzeitig vor seiner Dominanz niederknien wollen.
„Wir können versuchen das hier friedlich enden zu lassen - wenn ihr Jungkook auf der Stelle gehen lässt", antwortet mein Gefährte jedoch nur und ich schlucke, als er nicht einmal ansatzweise darüber nachdenkt, auch nur nachzufragen was das für ein Handel sein könnte.
Gleichzeitig sehe ich, wie er seine Hand zur Faust ballt und hinter seinem Rücken versteckt. Er muss sich scheinbar viel mehr beherrschen als gedacht, um nicht von jetzt auf gleich auf die anderen los zu gehen. Seine Augenbraue zuckt in die Höhe, als die Alpha vor ihm nicht seiner Bedingung nachkommt.
Lia lächelt nur kalt und schüttelt dann den Kopf.
„Tz tz tz, Taehyung. Ich bin enttäuscht von dir. So handelt man doch nicht fair."
Sie legt den Kopf schief und mustert sein Gesicht, während Taehyung ein Knurren entweicht, bei dem ich zusammenzucke, so dunkel und durchdringend ist es.
Die anderen Wölfe fühlen sich sofort bedroht und ich sehe, wie sich zwei der Mädchen in eindrucksvolle Tiere verwandeln. Sie fletschen die Zähne und haben ihr Rückenfell aufgestellt, aber Taehyung wirkt ihn keiner Weise beeindruckt oder eingeschüchtert. Stattdessen scheint es seine Wut auf das feindliche Rudel nur noch mehr anzustacheln und ich bekomme so viel Angst um ihn, dass es beinahe weh tut. Gleichzeitig fühle ich mich von ihm selber bedroht und würde am liebsten zurückweichen, aber seine Art fesselt mich.
„Du denkst, du kannst mir drohen? Mir? Pfeiff deine Hunde zurück oder ich werde wirklich sauer", zischt er jetzt und kommt Lia einen Schritt näher. Sofort reagiert ihr Rudel und stellt sich schützend neben sie, während ich mich frage, was zum Henker dieses Selbstmordkommando von Taehyung soll.
Was versucht er? Bezweckt er Zeit zu schinden und hat er vielleicht in Wirklichkeit unser Rudel informiert, damit sie uns helfen? Oder denkt er wirklich, dass er es mit einem Rudel Wölfe aufnehmen kann, die im Gegensatz zu ihm beachtliche Größe und Kraft haben?
„Taehyung...", huste ich und sofort reißt das Mädchen hinter mir an meinem Haaren, aber ich sehe mir glasigen Augen zu meinem Gefährten.
„Geh", murmele ich bittend und ein schmerzerfüllter Laut entflieht mir, als mir das Mädchen strafend in meine gebrochene Schulter beißt.
„Fass meinen Gefährten nicht an!"
Urplötzlich steht Taehyung vor mir, packt nach dem Handgelenk des Mädchens und dreht es in einer fließenden Bewegung einmal im Kreis.
Es knackt einmal deutlich und während ich Taehyung immer noch erschrocken anstarre, hat er die Brünette zu sich gerissen und vor sich auf den Boden geschleudert.
Das Ganze geschieht ihn weniger als einer Sekunde und noch bevor das Rudel ihr zu Hilfe eilen kann, hat Taehyung den Körper beinahe mühelos wieder hochgehoben und schleudert sie gegen eine Wand der Lagerhalle. Es gibt einen unangenehmen Laut, als das Mädchen hustend zu Boden fällt und Blut spuckt, aber mein Gefährte kümmert sich nicht darum.
Stattdessen geht er auf mich zu, legt er seine Hände an mein Gesicht und sieht mich liebevoll an. Seine Haut ist ungewöhnlich kühl und fühlt sich angenehm auf meiner erhitzen und geschundenen Wange an.
„Ich hole dich hier ganz schnell raus, Kookie. Versprochen."
Und dann stürzt sich das Rudel von hinten auf ihn.
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