⚡︎ siebenundsechzig ⚡︎
Taehyung
„Und ich dachte, nur weil ich schwul bin würde ich nie in das Dilemma geraten, mit kranken Stimmungsschwankungen konfrontiert zu sein. Entweder du bist schwanger oder hast deine Tage."
Jungkook sieht mich rätselnd an und ich werfe wütend einen Küchenschwamm nach ihm.
„Halts Maul und raus aus meiner Küche, wenn du besser kochen kannst als ich, kannst du ja wieder angekrochen kommen", fauche ich erbost und schmeiße noch ein paar Stäbchen hinterher.
„Das ist nicht nur deine Küche", klugscheißert Yoongi, der sich gerade ein paar neue Schuhe anzieht. Ursprünglich waren das meine - eine kleine Aufmerksamkeit von Jiyong, nachdem ich erneut für eine Werbekampagne modeln durfte - aber mir haben sie nicht so gut gefallen, weshalb ich sie meinem Hyung überlassen habe.
„Aber ich koche mit Jin zusammen am meisten", kontere ich und fuchtele wie zum Beweis mit einem Löffel in der Luft herum. Denn seit es Jin wieder besser geht, kümmern wir uns meistens zu zweit ums Essen. Zum Arbeiten gehen ist Jin immer noch zu schwach, weshalb Hoseok spontan seinen Job an der Tankstelle übernommen hat, aber im Haushalt kann er immer mal wieder helfen.
Erst vor wenigen Tagen sind wir in unsere neue Wohnung gezogen, die - wie hätte es auch anders sein können - uns von Jiyong zur Verfügung gestellt wurde. Erst wollte er mir sie schenken, aber ich konnte das nicht annehmen, weshalb wir jetzt einen vergleichsweise geringen Betrag an Miete zahlen. Sehr zum Leidwesen von Jungkook, der viel zu Stolz war um das grosszüge Angebot anzunehmen. Lieber wäre er in unserer winzigen Einzimmerwohnung geblieben, aber die Aussicht auf einen Raum für uns alleine hat ihn dann schließlich umgestimmt.
Wir haben in dieser Wohnung nämlich drei Schlafzimmer, ein Bad und eine Küche, dazu einen offenen Bereich der für alles Mögliche fungiert. Für sieben Leute ist das immer noch wenig Platz, aber tausend Mal mehr als wir je vorher hatten. Manchmal finde ich es unglaublich zu sehen, dass wir von Strassenhunden zu Wohnungswölfen geworden sind.
„Ich bin dann mal weg, ihr beiden. Jin, Namjoon und ich wollen Schwimmen gehen, damit Jin-Hyung langsam wieder anfängt Muskeln aufzubauen. Das soll angeblich sehr gut sein", erklärt uns Yoongi, der sich seit Neustem zu unserem Mediziner aufspielt. Unglaublich, aber er klaut immer die Zeitschriften aus Apotheken und sucht darin nach möglichen Wegen, Jins Heilungsprozess zu beschleunigen.
Doch egal wie fit und kräftig unser Hyung wieder wird - die gigantischen Narben an seiner Seite lassen sich nicht auslöschen. Dort, wo ihm die Haut zerfetzt und große Stücke Fleisch ausgerissen worden sind, kann man die Erinnerungen an das Geschehene nicht nehmen.
Ich weiß wie unangenehm Jin das ist und wie sehr er sich am Anfang für seine Erscheinung geschämt hat. Mittlerweile schafft er es, seine neue Seite zu akzeptieren und hat gelernt zu verstehen, dass die Narben und Wunden zeigen, dass er sich selbst bei den größten Rückschlägen nicht unterkriegen lässt.
Manchmal witzelt er sogar, dass seine verstümmelte Hälfte wie mein böser Seelenteile ist und ihm jetzt unfassbar viel Macht verleihen wird. Dann lächele ich zwar, aber trotzdem macht es mich irgendwo traurig.
„Wir sehen uns später, ihr beiden!", ruft Yoongi als er das Apartment verlässt und ich kann nur den Kopf darüber schütteln, wie gut der Junge gelaunt ist. Wenn man Namjoon fragt, dann hängt das mit einem Mädchen zusammen, welches mein Hyung angeblich kennengelernt hat.
„So, jetzt sind es nur wir zwei", höre ich Jungkook sagen und spüre, wie er von hinten seine Arme um meine Taille legt. Zufrieden brummend legt er sein Kinn auf meiner Schulter ab und ich fange an zu kichern, weil das verdammt nochmal kitzelt.
„Kookie, jetzt hör auf. Die anderen sind in zwei Stunden wieder da und ich muss das ganze Gemüse weiterschälen!", versuche ich zu argumentieren und drehe mich in seinen Armen, sodass ich ihm einen strengen Blick zu werfen kann und meine Hände Platz auf seiner muskulösen Brust finden.
Hätte mir jemand vorher gesagt wie verdammt lange es dauert, eine ausgewogene Mahlzeit für sieben Leute zu kochen, hätte ich gelacht - schließlich war ich nie etwas anderes als Abfall gewohnt. Aber seit wir Geld besitzen, gehen wir gelegentlich einkaufen und versuchen uns gesund zu ernähren (auch eine Idee von Yoongi, damit Jin schneller heilt).
„Ach, in diesen Stundenb haben wir ganz viel Zeit Dinge zu tun, für die die anderen außer Haus sein müssen", raunt mein Gefährte nur und nähert sich mit seinem Gesicht meinem, sodass sein warmer Atem über meine empfindliche Haut tanzt.
„D-Du bist echt unmöglich", schimpfe ich abgelenkt von seinen Händen, die jetzt flink unter mein Shirt wandern. In letzter Zeit ist Jungkook noch anhänglicher und körperlicher als sonst, manchmal habe ich das Gefühl er würde am liebsten wer weiß was mit mir anstellen.
Zärtliche Küsse an meinem Schlüsselbein reißen mich aus meinen Gedanken und bringen mich ungewollt dazu zu seufzen. Warum riecht mein Gefährte auch nur so gut? Und warum weiß er ganz genau, wie er mich anfassen muss, damit ich Butter in seinen Händen werde? Und warum kann ich mich nicht einmal durchsetzen und Nein sagen?
„Jungkook..." Mein Protest wird im Keim erstickt, als die weichen Lippen meines Gefährten meinen Hals hochwandern, über mein Kinn und bis zu meinen Mundwinkeln. Die Stellen, an denen er mich berührt glühen förmlich und mein Mund prickelt fast schon vor ungeduldiger Erwartung.
„Wenn du mich schon von meinen Aufgaben ablenkst, dann küss mich auch richtig!"
Triumphierend beginnt Jungkook zu Grinsen, ehe er schließlich seine sündhaften Lippen auf meine senkt und mich zu einem wilden Kuss herausfordert. All meine Bedenken sind sofort wie ausgelöscht, mein Kopf leergefegt und mit geschlossenen Augen erwidere ich die Berührung meines Gefährten. Gott, hätte man mir vor ein paar Monaten noch gesagt, dass Jungkooks Küsse süchtig machen können, hätte ich spöttisch gelacht, aber jetzt kann ich gar nicht genug davon bekommen.
Ich spüre die Hände meines Gegenübers an meinem Hintern und bevor ich weiß was er da tut, hat Jungkook mich bereits hochgehoben. Sofort schlinge ich meine Beine um seine schmale Hüfte und mein Gefährte trägt mich in Richtung unseres Zimmers, ohne dabei auch nur einen Moment von meinen Lippen zu lassen.
„Taehyung", murmelt er atemlos, als wir uns lösen um Luft zu holen und er mich wenig sanft auf unser Bett fallen lässt. Sofort ist er wieder über mir und sieht mit geschwollenen Lippen auf mich hinab.
„Ich liebe dich."
Mein Herz setzt einen Schlag aus und beginnt danach noch heftiger zu pochen, während irgendetwas in meinem Magen zu ziehen anfängt. Perplex starre ich Jungkook an, der scheinbar genauso überrascht über sein plötzliches Geständnis ist wie ich. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass sich ein irres Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitet.
„Ich liebe dich auch."
Wir beiden müssen komplett bescheuert aussehen, wie wir hier einfach nur liegen und uns anlächeln, als hätten wir Drogen genommen. Wer hätte gedacht, dass so wenige Worte so viel auslösen können? Ich fühle mich fast wie berauscht, als ich Jungkooks Hand an meiner Wange spüre und er mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen haucht.
„Willst du dann mit mir den letzten Schritt gehen?"
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