⚡︎ neunundzwanzig ⚡︎
Jungkook
Ich sehe nervös in den dunklen Abendhimmel, während ich mit meinem Bein auf und ab wippe. Taehyung und die anderen sind immer noch nicht zurück und in mir macht sich das drängende Gefühl breit, meinen Gefährten wieder in die Arme zu schließen, auch wenn er sich weigern sollte.
Vor meinem inneren Auge sehe ich Taehyung, wie er heute morgen süß neben mir geschlafen und nicht mitbekommen hat, dass ich aufgestanden und trainieren gegangen bin. Von den anderen weiß ich, dass er mit meinem Alpha und Jin unterwegs ist und mich wurmt es extrem, dass ich nicht mitkommen durfte.
Sicher, Taehyung und ich verstehen uns nicht sonderlich gut und ich habe etwas mit einer anderen Wölfin gehabt, aber trotz dieser Differenzen sind wir immer noch Gefährten und seine Abwesenheit bereitet mir Schmerzen. Schon seit einiger Zeit ist mir irgendwie übel, aber ich war froh als Hoseok mir den Grund dafür erklärt hatte.
Denn mir ist nur übel, nicht mehr und nicht weniger. Und das bedeutet, dass Taehyung nur weit weg von mir ist, nicht mehr und nicht weniger. Er betrügt mich nicht und ich kann beruhigt sein, dass er keine sexuellen Akte mit anderen auslebt, als mit mir.
An mir nagt das schlechte Gewissen, weil ich genau das getan habe, vor dem ich jetzt Angst habe, aber ich dränge es zurück. Taehyung und ich sind nicht zusammen und wir beiden dürfen etwas mit anderen anfangen. Er demnach eigentlich auch.
Aber gerade in meiner jetzigen Situation verstehe ich meinen Kleinen und seine Reaktion viel besser und die Tatsache, dass ich ihm verdammte Schmerzen zugefügt habe, lässt mir Tränen in die Augen steigen.
„Nein, Jungkook. Es ist alles gut. Taehyung geht es gut, er ist nur sauer, wie immer." Ich atme einmal tief durch und muss ein bisschen grinsen, als ich an meinen kleinen Stinkstiefel denke. Taehyung ist so frech und aufsässig, aber gerade das macht ihn irgendwie interessant für mich.
Ich will mich durchsetzen und ihn endlich an meiner Seite wissen, aber er macht es mir verdammt noch mal nicht einfach. Einerseits würde ich ihn alleine wegen seines unmöglichen Verhaltens gerne stehen lassen, aber ich weiß das ich das niemals könnte.
Er mag unsere Verbindung nicht so stark spüren, doch ich brauche seine Nähe wie die Luft zum Atmen. Und mit jedem Tag wird diese Anziehungskraft schlimmer.
Ein betörender Geruch steigt mir in die Nase, der zwar deutlich von einem anderen überlagert wird, aber dennoch ist er für mich unverkennbar: Taehyung.
Sofort springe ich von meinem Platz auf einer kleinen Mauer auf und laufe die wenigen Meter Richtung Lager. Dort stelle ich mich ungeduldig an den Eingang, wo mir Jimin nur einen genervten Blick zuwirft.
„Was ist?", maule ich ihn an und er zuckt nur mit den Schultern und nimmt ein Schluck aus seinem Wasserbecher.
Ich wende mich wieder ab und sehe die kleine Gasse hoch, an deren Ende jeden Moment Taehyung erscheinen müsste.
Alles in mir kribbelt und ich spiele nervös mit meinen Fingern, bis ich schließlich Namjoon um die Ecke kommen sehe. Auf seinem Rücken trägt er einen schlafenden Jin, von dem eine ekelige Alkoholfahne ausgeht. Und schließlich kommt mit etwas Abstand mein kleiner Gefährte dazu.
„Taehyung!" In sekundenschnelle bin ich bei ihm und schließe ihn in meine Arme. Ein warmes Gefühl breitet sich aus meinem Inneren aus und ich habe das dringende Bedürfnis, den Wolf in meinen Armen auf unseren Schlafplatz zu schleppen und nie wieder loszulassen.
Aber dieses Bedürfnis rückt immer weiter in den Hintergrund, als ich nach meinem euphorischen Ausbruch das ekeligste wahrnehme, was ich je gerochen habe.
„Warum habt ihr so lange gebraucht? Und wonach riechst du?" Meine letzte Frage ist in ein vorwurfsvolles Knurren übergegangen, als ich einen Schritt zurücktrete und meinen Gefährten aus kleinen Augen mustere.
„Warum. Stinkst. Du. Nach. Einem. Anderen. Wolf?!"
Bemüht ruhig atme ich einmal ein und aus, doch Taehyung scheint sich meiner Anspannung und Wut gar nicht bewusst zu sein. Er zuckt nur unbekümmert mit den Schultern und schiebt mich noch mehr von sich.
„Die sind von Jiyong, damit ich nicht so viel friere. Hier sind noch mehr." Er hält eine Tüte hoch und ich kann nur schwer den Drang unterdrücken, die Tüte zu nehmen und zu zerfetzen, mitsamt allem, was nach diesem Jiyong riecht. Außer Taehyung natürlich, aber den würde ich am liebsten waschen oder anders mit meinem Geruch kennzeichnen.
„Du wirst nichts von einem anderen Wolf außer mir tragen!", befehle ich rau und drücke meine Zunge an die Innenseite meiner Wange, um mich irgendwie zu beruhigen. Er soll das ausziehen! Er darf nach niemand anderem außer mir riechen!
In Taehyungs Augen legt sich eine gewisse Kälte und sofort spüre ich, wie die Distanz zwischen uns wieder größer wird.
„Soweit ich mich erinnern kann, hast du ganz extrem nach einer fremden Wölfin gerochen, die deinen verdammten Penis im Mund hatte", gibt er nur tonlos von sich. „Also geh mir aus dem Weg, ich kann anziehen was ich will und es geht dich dabei einen Scheissdreck an, von wem die Klamotten sind!"
Er schubst mich aus dem Weg und ich bin so überrumpelt, dass ich es geschehen lasse. Mit großen Augen starre ich ihm nach, wie er genau wie Namjoon mit Jin vorhin in unserem Lager verschwindet.
Geräuschvoll atme ich aus, während ich meine Fingernägel in meine Handinnenfläche bohre.
„Taehyung!", brülle ich, aber mein Gefährte lässt sich nicht noch einmal bei mir blicken.
Ich werde ganz sicher nicht zulassen, wie irgendwelche fremden Wölfe meinem Taehyung ihre verdammten Klamotten aufschwatzen! Wenn er nicht hören will, muss er eben fühlen und das, obwohl er doch von seinem eigenen T-Shirt nur zu gut kennt, dass ich mit Klamotten keinen langen Prozess mache.
Taehyung ist immerhin mein Taebaby und egal wie viel wir uns streiten, am Ende des Tages gehört er an meiner Seite.
Wütend stapfe ich also los in Richtung Lager, werde aber von Jimin abgefangen, ehe ich überhaupt in die Nähe meines Schlafplatzes kommen kann.
„Jungkook, beruhig dich bitte. Dieser Jiyong will nur helfen", murmelt er und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Woher weiß Jimin eigentlich schon wieder über alles Bescheid?! „Ja, helfen das mein Gefährte mich im Stich lässt, oder was?! Hast du mal an Taehyung gerochen?"
Jimin schüttelt den Kopf und seufzt dann."
„Nein hab ich nicht. Aber er hat Taehyung sogar einen Job angeboten, damit er das Rudel unterstützen kann! Und Tae hat zugesagt. Ist das nicht klasse? Das bedeutet, er will uns helfen und ihm liegt etwas an uns!" Jimins Augen leuchten auf, aber in mir macht sich ein dunkles Gefühl breit. Ich kann mich überhaupt nicht darüber freuen.
„Was ist das denn für ein Job?", hake ich nach und der kleine Wolf zuckt mit den Schultern.
„Ich glaube Modeln oder so."
Ich schnaube wütend und sehe vor meinem inneren Auge schon Szenen, wie Taehyung sich vor anderen Menschen oder Wölfen umzieht. Eifersucht krallt sich um mein Herz und lässt mich auf einmal ganz kalt werden.
„Das kann sich Taehyung abschminken. Ich werde nicht zulassen, dass er vor anderen posieren wird und irgendjemand sonst seine Schönheit bewundert!"
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