⚡︎ fünfundsechzig ⚡︎
bereitet euch auf 1600 wörter brainfuck vor;)
Taehyung
„Irgendwie habe ich das Bedürfnis dich in hohem Bogen aus meiner Villa zu werfen und gleichzeitig will ich dich einfach umarmen."
Ehe ich reagieren kann, hat Jiyong seine Arme um mich geschlungen und zieht mich schwungvoll an sich. Ich gebe einen erschreckten Laut von mir, aber der Alpha lacht nur leise: „Ich bin froh das du wohlauf bist, Engel."
Ich murmele irgendetwas Unverständliches an seiner Schulter, bis er mich schließlich loslässt und sich Yoongi zuwendet.
„Und du bist...?"
„Min Yoongi", stellt sich mein Hyung vor und die beiden verbeugen sich höflich voreinander.
„Also, was wollt ihr beiden? Ich bezweifele, dass ihr nur zum Kaffeetrinken hier seid, wenn man mich nicht einmal im Krankenhaus besuchen kann." Jiyong wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu, ehe er losläuft und wir ihm brav folgen. Wir lassen die spektakuläre Eingangshalle hinter uns und begeben uns stattdessen in ein großes Wohnzimmer, wo wir alle in kleinen Sesseln Platz nehmen.
„Deine blöden Wachhunde wollten mich nicht zu dir lassen", verteidige ich mich und der Alpha seufzt leise. „Das habe ich mir schon gedacht. Kaffee oder etwas anderes?"
Er sieht uns fragend an und wie das letzte Mal auch erscheint ein Dienstmädchen, so als hätte sie nur darauf gewartet eine Aufgabe zu bekommen.
„Ein Wasser reicht vollkommen", bedanke ich mich und Yoongi bestellt leise einen Espresso. Ich weiß nicht was das ist, aber mein Hyung scheint es zu kennen und zu mögen - vielleicht darf ich ja gleich mal probieren.
Unsicher wie ich jetzt beginnen soll sehe ich mich in dem großen Raum um, aber immer wieder bleiben meine Augen an einem komischen, gigantischen Ding in der Mitte stehen.
„Jiyong... was ist das?", frage ich leise und auch etwas beschämt und mein Hyung lacht.
„Das ist ein Flügel, Engel. Dadrauf kannst du Klavier spielen und die schönsten Melodien zum Leben erwecken."
Verträumt mustert er das Instrument und insgeheim mache ich mir die Notiz, mich unbedingt mit Klavierspielen auseinander zu setzen. Wenn man darauf Melodien lebendig machen kann, vielleicht dann auch andere Wesen. Wie schön wäre es, meine Mutter nur durch diesen Flügel wieder zum Leben zu erwecken? Jiyong hat einen wahren Schatz hier.
„Aber ich bezweifele das du wegen meines kleinen Schmuckstückes hergekommen bist, mein Engel. Was brennt dir wirklich auf der Seele?", fragt Jiyong und hat mit seiner Formulierung auf der Seele wirklich den Punkt getroffen.
„Brennen tut da gar nichts - viel mehr ist sie gespalten und die Risse konkurrieren untereinander", gebe ich leise zu und linse heimlich zu Yoongi rüber, der gerade eine kleine Tasse von dem Dienstmädchen angeboten bekommt. Ich weiß nicht, wie er reagieren wird und habe etwas Angst vor meinen eigenen Beschreibungen.
„Also bist du innerlich keine vollständige Person?", hakt Jiyong nach und schwenkt nachdenklich ein Weinglas in der Hand, ehe auch ihm von dem Dienstmädchen eingeschenkt wird. Ich frage mich, ob der Alpha wohl ein kleines Alkoholproblem hat und wie ratsam es ist, in seinem noch immer schwachen Zustand Wein zu trinken.
„Doch schon, irgendwie. Ich bin eine Person aus mehreren Stücken. Aber die Teile sind allesamt so unterschiedlich und manchmal... da habe ich das Gefühl, sie streiten sich untereinander. Sie streiten darüber, wer gerade den Befehl über den Körper und die Gedanken erhält. Meine Seele zankt sich um ihre Hülle", versuche ich zu erklären und Jiyong nippt bedächtig an seinem roten Getränk.
„Da ist so eine ungeheuerliche Kraft in mir, die ich kaum kontrollieren kann. Töten macht mir Spaß, andere zu quälen ist ein Genuss und der Geruch von frischen Blut ist wunderbar. Aber trotzdem ist dieser Teil kein ganzes Monster, denn... die anderen Teile gleichen ihn aus. Sie verhindern, dass dieser Teil denjenigen wehtut, die ich liebe."
Hilflos starre ich in den Alpha vor mir an und merke von der Seite, wie Yoongi nachdenklich zu mir sieht. Er scheint mich nicht ganz zu verstehen, aber verurteilen tut er mich trotzdem nicht.
„Taehyung, wie sind deine anderen... Seelenteile?", fragt Jiyong langsam.
„Der eine ist so... hingebungsvoll", murmele ich. „Anders kann man ihn nicht beschreiben. Er ist voller Liebe und Güte, aber er erwartet nichts dafür. Dieser Teil würde sich aufopfern für seine Geliebten und sieht in allem das Gute."
Ich atme einmal aus und nehme einen Schluck von meinem Wasserglas, dass mir das Dienstmädchen auf einen kleinen Tisch neben meinem Sessel gestellt hat. Mir ist kalt und ich spüre in mir die Sorge um Jungkook. Aber ich will erst zu ihm zurück, wenn ich ihm Antworten über mich selber bringen kann.
„Der letzte Teil ist klar und rein, wie eine saubere Waage", versuche ich es zu erklären. „Er will nichts Böses, aber auch nichts Gutes, wie ein ungeschriebenes Blatt Papier. Aber das macht ihn so unfassbar anziehend und obwohl er so unschuldig ist, strahlt er gleichzeitig pure Erotik und Weisheit aus. Es ist... einfach nicht zu erklären."
Kurz ist es still und ich höre Yoongi unruhig ein Bein über das andere legen, aber ich sehe nicht hin. Jiyong hat mir nachdenklich gelauscht, aber jetzt steht er auf und geht ohne ein Wort zu sagen davon. Unwohl bleibe ich sitzen, unsicher darüber was jetzt passiert, aber schon nach kurzer Zeit kommt unser Gastgeber zurück, in seiner Hand ein altes Stück Papier.
Er setzt sich wieder und runzelt die Stirn.
„Das hier ist ein Teil einer originalen Schriftrolle, die von den Sagen der Omega-Wölfe handelt. Hier werden unteranderem die drei mächtigsten Omegas, die es je geben soll, beschrieben: Ying, Yang und Taheba."
Er legt die Rolle auf einen kleinen Nachtisch und faltet die Hände.
„Eine unfassbare Waffe und Kraft in einem fleischlichen Körper. Drei Legenden, von denen niemand dachte, dass sie je wahr werden würden.
Und genau das bist du, Taehyung. Nur das du nicht ein Omega bist, sondern das alle drei eine Person formen - und sie können scheinbar nicht ohne einander existieren."
Verwirrt blinzele ich. Ich wusste schon woher, dass meine Seele gespalten war, aber ich dachte immer, dass diese Teile uneinig sind.
„Also... sind meine Seelenteile komplett abhängig voneinander? Warum denn das?"
„Naja", beginnt Jiyong.
„Schau dir Yang an: Seine pure Boshaftigkeit muss unbedingt ausgeglichen werden und das kann nur durch Ying, der bedingungslosen Liebe, geschehen. Einseitig wäre keiner der beiden Seelenteile eine machtvolle Bereicherung. Yang würde die Beherrschung und Kontrolle verlieren, Ying würde sich selber in seiner Naivität und Gutgläubigkeit untergehen lassen."
„Aber was ist mit Taheba?", wirft Yoongi ein und ich erschrecke mich etwas, da ich seine Anwesenheit schon ausgeblendet habe.
Jiyong wiegt den Kopf hin und her.
„Taheba mag ausgeglichen wirken, aber das ist gleichzeitig der Vor- und Nachteil. Die Rationalität und gleichzeitige Anziehungskraft ist bewundernswert, aber Taheba selber scheint vollkommen emotionslos. Erst Ying und Yang bringen das Leben. Ohne die beiden Emotionalen Teile würde es nicht einmal einen existenziellen Sinn für Taheba geben. Das ist quasi der Vermittlerteil, der sich gegen beide anderen behaupten kann."
Mir schwirrt mein Kopf und ich versuche das Gesagte in eine logische Reihenfolge zu bringen. Vieles ist metaphorisch und macht praktisch keinen Sinn, aber ich weiß einfach, dass Jiyong die Wahrheit sagt.
„Bin ich denn nun Taheba, Ying oder Yang?", frage ich leise und Jiyong schüttelt den Kopf.
„Du bist Taehyung. Aber deine Uralte Seele formt sich aus drei Teilen, ähnlich wie ein Körper, der aus mehreren Gliedmaßen besteht und doch eine Instanz ist. Deine Aufgabe ist jetzt, die Teile kontrollieren zu können und deine unterschiedlichen Seiten so einzusetzen, dass sie im richtigen Maß wirken können."
„Aber warum kommt das jetzt alles erst? Warum ist es mir noch nie vorher aufgefallen?", frage ich ein wenig verzweifelt und auch Jiyong scheint länger darüber nachzudenken.
Aber plötzlich meldet sich Yoongi zu Wort.
„Ich glaube, es liegt an Jungkook. Du hast nicht grundlos so lange als Streuner überlebt und als wir dich das erste Mal fanden, hattest du diese unfassbar unschuldige Ausstrahlung. Du warst... betörend, aber gleichzeitig auch nicht. Erst durch deinen Gefährten scheinen deine Gefühle zum Vorschein zu kommen, so als hätten Ying und Yang erst aktiviert werden müssen. Taheba scheint der Anfang zu sein."
Seine Erklärung macht Sinn, aber trotzdem verstehe ich nicht, warum ich so fürchterliche Angst vor dem Wesen, welches sich als mein böser Seelenteile entpuppt hat, hatte.
Als ich die Frage stelle, schaltet sich wieder Jiyong ein, sein Weinglas ist mittlerweile leer und wird wieder gefüllt.
„Vielleicht warst du vorher noch nicht bereit dazu, diesen schwierigen Teil deiner selbst anzunehmen. Yang muss durch Ying ausgeglichen werden und erst als deine Gefühle gereift sind, konntest du damit umgehen."
Mir kommt der Traum in den Sinn, bei dem ein Baby fürchterliche Schmerzen erlitt und sich Teile seiner Seele trennten.
Jetzt weiß ich, dass ich das Baby war und damals zu schwach für Yang. Dieser Teil hätte mich von innen heraus zerstört, auch wenn ich ihn letztlich brauche.
Aber meine wachsende Liebe zu Jungkook und die Freundschaft zum Rudel können den Teil für mich ungefährlich machen.
Müde schließe ich die Augen und fühle mich gleichzeitig vollkommen und zerrissen. So viele Dinge schwirren in meinem Kopf herum und am liebsten hätte ich mich auf meinem Teppich Pang eingerollt und wäre all den Gedanken entkommen.
Aber trotzdem muss ich lächeln.
Denn ich weiß, wer ich wirklich bin.
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uff, hoffentlich habt ihr die informationsflut überlebt - und seid glücklich, dass jiyong jungkook als taehyungs gefährten akzeptiert;)
ich weiß, die idee hinter den seelenteilen mag kompliziert klingen, aber eigentlich ist sie es nicht (oder mein philosophenherz geht wieder mit mir durch, haha)
wenn ihr trotzdem fragen habt, kommentiert ruhig, ich versuche dann weitere erklärungen in kommenden kapiteln einfliessen zu lassen, trotzdem würde es mich freuen wenn ihr erst selber versucht alles zu verstehen:D
ganz viel liebe 💖
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