⚡︎ einundvierzig ⚡︎
Taehyung
Das Ambiente ist ruhig, friedlich und die Stimmen der vielen Leute hier verschwimmen zu einem eintönigen Gemurmel. Niemand spricht laut, niemand fängt wirklich an zu lachen, denn die meisten flüstern eher in einem tiefen Timbre oder kichern hinter vorgehaltener Hand.
Ich als Werwolf kann trotzdem dem ein oder anderen Gespräch lauschen, aber die meisten sind genauso langweilig wie das, was Jiyong gerade mit mir führt. Keine Ahnung wie ich ihm halbwegs höflich klarmachen soll, dass mich Steuerhinterziehungen einen feuchten Dreck interessieren - ich muss selber schließlich nichts zahlen, vermutlich denkt die Regierung eh das ich tot bin. Keine Schulausbildung, keine Eltern, kein Job. Ich bin unsichtbar.
Das einzige was ich habe ist neuerdings ein Kontostand von 300.000 Won [~ 240€] dank meines Fotoshootings mit Jiyong. Vermutlich werde ich das versteuern müssen, sofern es überhaupt auffällt das ich das Konto nutze. Immerhin habe ich es seit über zehn Jahren und bis auf wenige Zinsen ist da eigentlich nichts drauf gewesen. Aber vielleicht sollte ich mal Jin und Jimin um Hilfe bitten, da die beiden mittlerweile Arbeiten gehen werden sie etwas Ahnung davon haben.
„Ein richtiger Skandal war das, weißt du? Unglaublich, aber der schuldete dem Staat weit über eine Milliarden Won! Und dann-" Ich schalte schon wieder ab und lasse Jiyong einfach weitersprechen. Stattdessen schließe ich kurz die Augen und kratze mich dann am Nacken, denn dieses Kribbeln wird immer stärker.
Eigentlich ist es ziemlich angenehm, aber manchmal schmerzt oder pikst es. Vielleicht habe ich mir ja irgendeine Verletzung geholt? Aber eigentlich müsste die schon längst heilen. Vielleicht habe ich ja auch Flöhe, aber so etwas gibt es bei Werwölfen glaube ich nicht.
Aus dem Augenwinkel sehe ich einen der Kellner an unseren Tisch treten, aber ich schaue nur abweisend auf die Tischplatte. Wenn Jiyong schon wieder was bestellt, dann sitzen wir noch die ganze Nacht hier und so langsam reicht es mir. Aber ich weiß auch, dass er das anders sieht, denn ich spüre wie er meine Hand nimmt, die entspannt auf dem Tisch liegt.
„Wir hätten gerne ein Eis. Am besten den großen Bali-Becher, aber mit zwei Löffeln. Oder vielleicht doch nur mit einem, dann kann ich meine reizende Begleitung füt-"
Eine Hand knallt auf den Tisch.
„Hier kriegt niemand ein Eis. Aber einen Tritt in die Eier kriegen Sie aufs Haus."
Erschrocken reiße ich den Kopf hoch und blicke perplex in das Gesicht des wütenden Kellners, der Jiyong mit seinen Blicken scheinbar töten will. Es dauert einen Moment, bis ich halbwegs erfasse was gerade passiert und als ich meinen Gefährten sehe, rolle ich innerlich mit den Augen, während sich gleichzeitig ein warmes Gefühl in meinem Magen breit macht.
„Jungkook? Was... seit wann arbeitest du?", hauche ich fassungslos und mein Gefährte widmet mir seine Aufmerksamkeit. Sein Blick ist vollkommen verwirrt und verstört sieht er mich an. „Ich arbeite nicht. Und das ist das Erste was Dir einfällt?!"
„Tut mir leid, ich war geschockt!" Schmollend verschränke ich die Arme vor der Brust und funkele Jungkook angepisst an, aber er schnalzt nur mit der Zunge und blickt dann wieder zu Jiyong.
„So du Arschloch. Ich denke, an dieser Stelle ist das ‚Date' vorbei."
Jiyong schiebt mit einem ekeligen Quietschen den Stuhl zurück und baut sich energisch vor Jungkook auf.
„So du Wichsbirne. Ich denke nicht, dass dieser Abend vorbei ist. Aber du bist gleich Geschichte wenn du nicht langsam mal dein dreckiges Maul hälst!"
Ich presse mir erschrocken die Hand auf den Mund und sehe Jiyong mit großen Augen an. Ich habe ihn noch nie so böse reden hören und was viel schlimmer ist - ich habe keine Ahnung, was eine Wichsbirne ist!
„Dreckiges Maul, huh? Aus meinem Mund kommt wenigstens nur die Wahrheit", faucht Jungkook und tritt ebenfalls näher an Jiyong an. Kampflustig starren sich die beiden an und überfordert sehe ich von einem zum anderen. Oh Gott, was mache ich jetzt? Wie soll ich diese Situation entschärfen?
Aber da ist es auch schon zu spät für sämtliche Überlegungen, denn ich spüre wie alles in mir zu Kribbeln beginnt und schon sitze ich als kleiner, weißer Wolf auf meinem Stuhl. Schöne Scheisse. Warum bin ich auch nur immer so nervös?
„Ich sag es dir noch einmal deutlich: Lass Taehyung in Ruhe. Er gehört an meine Seite und nicht an deine", knurrt Jungkook jetzt und packt Jiyong am Kragen. Dabei stößt der Ältere mit seinem Bein an den Tisch und fegt sein Weinglas auf das teuer wirkende Parkett. Als es klirrend auf dem Boden zerspringt, drehen sich auf einmal sämtliche Restaurantbesuchen zu uns um, aber die beiden anderen scheint es nicht zu kümmern.
„Bist... bist du etwa sein Gefährte?", flüstert Jiyong fassungslos, aber gleichzeitig macht sich etwas Hämisches in seiner Stimme breit.
„Selbst wenn es so ist - das sagt gar nichts. Taehyung kann frei entscheiden und ich werde um ihn kämpfen!"
„Als Erstes verlassen Sie bitte das Restaurant, Sie sind zu laut und - Oh mein Gott, was macht der Hund hier?!"
Erschrocken sehe ich zu dem plötzlich aufgetauchten Kellner, der mit anklagendem Finger auf mich zeigt. Hund? Geht's noch? Ich bin ein Wolf!
Wütend knurre ich ihn an, höre aber auf als Jungkook auf mich zuspringt und mich auf den Arm nimmt. Jetzt hält der Idiot auch noch meine Schnauze zu!
„Natürlich, ich war gerade dabei die beiden rauszuwerfen", meint er und deutet auf Jiyong und mich.
Der Kellner lässt seinen Blick kritisch über Jungkooks Kleidung wandern und schüttelt danach den Kopf.
„Sie sind unangemessen angezogen, aber das werden wir später besprechen. Bringen Sie die beiden bitte einfach vor die Tür!"
Sofort nickt Jungkook, drückt mich an seine Brust und läuft mit mir zum Ausgang. Jiyong sammelt noch unsere Jacken von den Stuhllehnen, ehe er uns folgt und dabei den Kopf gesenkt hält. Alle Blicke der Restaurantbesucher liegen auf uns und gerade bin ich froh, mich unbemerkt verwandelt zu haben und als vermeintlicher Hund an Jungkook gepresst zu sein.
„Das werde ich dir heimzahlen!", knurrt Jiyong leise, als wir das Restaurant verlassen haben und auf den Parkplatz zusteuern, wo er sein Auto abgestellt hat. Jungkook bleibt schließlich aber einfach stehen und schnaubt nur verächtlich.
„Warum? Weil ich dich vor all den reichen Schnöseln bloßgestellt habe? Sei nicht so kleinlich, denn du Arschloch wolltest mir meinen Gefährten wegnehmen. Glaub mir, das wirst du noch bereuen!"
Ich spüre Jungkooks angespannte Muskeln, sein ganzer Körper scheint unter Strom zu stehen, also drücke ich sanft meine Schnauze an seine Halsbeuge. Sofort schießt sein Blick zu mir und er wird etwas weicher.
„Ich hab keine Angst vor dir, Strassenköter, und meinen Engel nehme ich auch noch zu mir. Wir sehen uns."
Mit diesen Worten dreht sich Jiyong um und stapft davon. Jungkook will noch etwas sagen, aber ich winsele nur leise um ihn von weiteren Streit abzuhalten.
„Du hast recht, er ist es nicht wert", murmelt mein Gefährte und beginnt mit mir auf dem
Arm in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Er ist schlecht gelaunt, aber ich bin einfach nur froh das es heute nicht allzu sehr eskaliert ist. Zufrieden beginne ich mich langsam zu entspannen und als ich das altbekannte Kribbeln spüre, sitze ich plötzlich in menschlicher Form auf Jungkooks Armen.
„Oh. Hi, Taeby", lacht er leise und erschöpft und ich rolle etwas mit den Augen, ehe ich mich rot werdend abwende.
„Lass uns einfach nach Hause."
„Wie du wünscht", grinst Jungkook und pflanzt mir dann zu allem Überfluss auch noch einen dicken Schmatzer auf die Wange.
„Ey!" Ich schlage ihn halbherzig auf den Oberarm, aber senke dann meinen Blick um mein Grinsen zu verstecken. So ein Idiot.
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