L O U I S

Zwei Monate waren vergangen.

Zwei Monate ohne Harry.

Zwei Monate in denen ich depressiv auf der Couch oder in meinem alten Kinderzimmer saß und mich selbst bemitleidete.

Zwei Monate in denen ich jeden Anruf und jede SMS von Harry nicht beachtet habe.

Und erst jetzt, nach zwei Monaten, dachte ich erstmals wieder ernsthaft darüber nach, Harry anzurufen und ihn zu fragen wie es ihm geht.

"Louis?" meine 17-jährige Schwester Lottie klopfte leise an den Türrahmen meiner Zimmertür, da die Türe bereits offen war.

Ich blickte von meinem Handy auf und sah sie fragend an.

Lottie hatte lange blonde Haare und große blaue Augen. Sie sah mir in keiner Weise ähnlich, dass einzige was wir gemeinsam hatten war die Augenfarbe.

Ich hatte insgesamt sieben Halbgeschwister.

Georgina, war mit ihren 17 Jahren die Älteste. Sie war meine einzige Halbschwester die väterlicherseits war.
Danach folgte Lottie, die eigentlich Charlotte hieß, mit ebenfalls 17 Jahren.
Félicité war 15, danach kamen die Zwillinge Daisy und Phoebe mit 12 Jahren und schließlich Doris und ihr Zwillingsbruder Ernest, die allerdings gerade mal eineinhalb Jahre alt waren.

Wir waren das, was man eine Großfamilie nannte.

Georgia wohnte allerdings bei meinem leiblichen Vater und ihrer Mutter, weswegen wir sie nicht oft sahen.

Meine Mutter Johanna Poulston und mein Vater Troy Austin hatten sich getrennt als ich noch sehr jung war. Als meine Mutter dann Mark heiratete nahm ich seinen Nachnamen an. Also hießen alle außer Georgina - die mit Nachnamen Austin hieß - mit Nachnamen Tomlinson.

Vor drei Jahren ließen sich Mark und meine Mum dann scheiden, jedoch blieben meine Geschwister bei meiner Mutter, die seit ungefähr einem Jahr einen Anwalt datete, mit dem sie schließlich auch (ungeplant) Doris und Ernest bekam, den allerdings keiner von uns wirklich mochte. Er war einfach ein schmieriger Lackaffe.

"Mum fragt ob du etwas essen willst." erklärte sie mir, doch ich schüttelte nur den Kopf.

Nein. Ich wollte nichts essen. Mir war seit Harrys und meinem Streit im wahrsten Sinne des Wortes der Appetit vergangen.

"Louis. Du kannst nicht für immer in deiner Zimmerecke sitzen und deinem Lover hinterher trauern." sie seufzte, schloss die Tür hinter sich und schmiss sich neben mir aufs Bett.

"Kann dir doch egal sein." murmelte ich und sie schmiss ein Kissen nach mir.

"Nein, weil du mein Bruder bist und ich dich liebe." sie umarmte mich von der Seite, legte ihr Kinn auf meiner Schulter ab und zog Grimassen, um mich zum Lachen zu bringen.

Ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen. Mehr nicht. Mehr hatte ich auch in den letzten zwei Monaten nicht gemacht.

"Louuuuuuu!" quengelte sie und pustete mir ins Ohr, weswegen ich schnell meinen Kopf wegzog und das Gesicht verzog.

"Lottie, du nervst." murmelte ich und versuchte meine Schwester abzuschütteln, doch sie blieb hartnäckig.

"Du bist schlimmer als ich." ihr Blick fiel auf mein Handy, wo ich schon die ganze Zeit Harrys Nummer gewählt hatte, doch mein Daumen bis jetzt nur auf dem grünen Telefon-Symbol geschwebt war.
Aber immerhin.

"Ist das seine Nummer?" fragte sie neugierig nach und ich zog schnell mein Handy weg, als sie meinen Daumen auf das grüne Symbol drücken wollte.

"Wehe!" warnte ich sie, doch zu spät.

Ehe ich mich versah hatte sie mir das Handy aus der Hand gerissen und sprintete aus dem Zimmer.

"Charlotte, du Miststück!" schrie ich und rannte ihr hinterher, doch sie war schon aus der Haustür geflohen.

"Louis! Hör auf in der Anwesenheit von Doris und Ernest solche Wörter zu sagen!" schimpfte mich meine Mum, als ich fluchend am Wohnzimmer vorbeirannte und in meine Schuhe schlüpfte.

"Bald werden sie das auch mal sagen. Ist nur eine Frage der Zeit!" rief ich, bevor ich aus dem Haus sprintete. Die Mühe die Tür zuzumachen machte ich mir erst gar nicht, sondern lief direkt auf die kleine unbefahrene Straße die in unser Wohnviertel führte.

Suchend sah ich mich nach Lottie um und entdeckte gerade noch, wie sie um eine Kurve bog. Das Handy an ihrem Ohr.

"Verdammte scheiße!" fluchte ich, ehe ich einen beeindruckenden Sprint hinlegte.

H A R R Y

Mein Herz setzte aus und schlug doppelt so schnell weiter, als ich sah, dass Louis mir einen FaceTime Anruf schickte.

Schnell nahm ich an und sah in blaue Augen, die jedoch nicht Louis sondern einem jungen Mädchen mit blonden Haaren gehörten.

Sie schien kurz davor gerannt zu sein, da sie ziemlich aus der Puste war.

"Hallo" sie schnappte nach Luft "Harry. Ich bin die Schwester von L-"

Sie konnte gar nicht aussprechen, da sie eine mir ziemlich bekannte Stimme unterbrach.

"Lottie, du Stück Scheiße! Gib mir mein Handy wieder!" Louis Stimme schien etwas weiter weg, doch kurz darauf sah ich auch schon wie Lottie wieder los sprintete.

"Was zur Hölle macht ihr da?" fragte ich amüsiert und lehnte mich auf der Couch zurück.

"Das erklär ich dir gleich!" hörte ich sie nur rufen und kurz darauf schenkte sie von der Innenkamera auf die Rückkamera. Das Bild war zwar etwas verwackelt, doch ich konnte deutlich genug Louis einige Meter hinter Lottie auf sie, und ja eigentlich auch mich, zusprinten sehen.

Hatte er trainiert oder wieso war er auf einmal so schnell?

"Charlotte! Ich sag es dir jetzt ein letztes Mal! Gib mir mein Handy wieder!" schrie er und ich hörte seine Schwester lachen.

"Sag schön Hallo zu deinem Lover!" rief sie zurück und ich konnte seine verwunderte Miene sehen.

"MACH DU ETWA GERADE FACETIME!" brüllte er auf einmal los und beschleunigte sein Tempo.

"Fuck. Ich kann nicht mehr." keuchte Lottie und bog in irgendeinen Weg ab.

Kurz darauf hörte ich eine Tür zuschlagen und wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde, bevor Lottie wieder zur Innenkamera drehte.

Anhand des Hintergrundes, in dem ich eine rosa Wand mit Postern von verschiedenen Bands sah, nahm ich an, dass es Lotties Zimmer war.

Ich hörte es knallen und Lottie zuckte zusammen, ehe sie laut loslachte.

Louis leises fluchen drang mir in mein Ohr und Lottie lachte noch lauter.

"Bist du grad ernsthaft gegen die Tür gerannt, du Vollidiot?" rief sie und legte das Handy neben sich, sodass ich Ihre weiße Zimmerdecke sehen konnte.

Ein sehr informatives Gespräch.

Ich holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte mich anschließend wieder auf die Couch, während ich Lotties lachen und Louis fluchen zuhörte.

Doch kurz darauf schwenkte die Kamera und Lottie erschien wieder auf dem Bildschirm.

"Wir müssen reden, Harry. Es geht um Louis."

~*~

Authors note: 1106 Wörter

Es steht fest! Ich kriege eine Metallstange in die Fresse geschoben. Auf gut Deutsch: eine Zahnspange!😖

Ich hasse mein Leben jetzt schon!

Naja. Hier ein kleiner Ausschnitt aus meinem Alltag zwischen meinem Bruder und mir.😂🙌🏽🙈

Liebe euch,
Carlotta ☀️💕