Underground

Kurz bevor der Zug anhält, kommt der rothaarige Mann aus der Führerkabine heraus. Leonie sieht dabei zum ersten mal sein Gesicht, das sie sofort erkennt. Langsam beginnt sie zu verstehen, in welcher Lage sie sich befindet. Ein Blick auf seine Hände, die er weder in Handschuhen noch in den Jackentaschen versteckt und sie erkennt die metallenen Prothesen.
Die anderen im Wagen haben kurz nach Beginn der kleinen Reise ihre Masken und Mäntel abgenommen. Auch wenn niemand zu ihr gekommen ist während der ganzen Fahrt, hat sie bei der Frau erkannt, das die kleinen Erhöhungen unter ihrer Kapuze echte Katzenohren sind. Sie sind mit Fell bedeckt, das genau wie ihre Haarfarbe, sandbraun ist.
Die anderen, welche bei ihr sitzen, sehen für Leonie ganz gewöhnlich aus, wobei der Junge noch jünger als sie mit ihren Achtzehn aus sieht. ZeroZeroFour und Ai haben es sich hingegen in einer anderen Reihe bequem gemacht.
"Katie, du darfst Wohnungsmakler für Emiko und die Neue spielen. Ai, wir haben einen Gast mal wieder" murrt Lucifer und zerrt die Tür zum Aussteigen auf, als der Zug zum stehen kommt. "Der schon wieder." steckt sich Ai mit Lucifers Laune an, als sie auf der linken Seite aus dem Fenster schaut und zu Lucifer eilt, die Tasche aber bei ZeroZeroFour lässt.
"MAAAANNN!" beginnt Katie aufzuheulen, als die anderen über sie beginnen zu Lachen. "Das kommt davon, wenn man nur ans Fressen denkt." "Halt du mal die Klappe, Jack." Sie wendet finstere Blicke an den Anzugsträger ihr gegenüber. "Wir wissen alle genau, wie du die Zwillinge zum Glücksspiel anregst." Jack blickt gegen die Decke und beginnt unschuldig zu Pfeifen. "Ich weiß nicht wovon du redest."
Weiterhin auf die Gruppe sich konzentrierend, erkennt Leonie im Augenwinkel wie ZeroZeroFour zu ihr kommt, womit sich ihre Aufmerksamkeit auf sie richtet. "Weißt du wohin sie uns gebracht haben ZeroZeroFour?" Noch bevor sie antworten kann, meldet sich Katie, die auf einmal bei ihnen steht. "Das mit der Nummer, solltest du dir schnell abgewöhnen. Sowohl Lucifer, als auch wir sehen das nicht so gerne." „Also soll ich sie ab jetzt Emiko nennen, wenn ich nicht komplett falsch liege." zögert Leonie ein wenig. Emiko selber nickt nur um dies zu bestätigen.
„Da wir den Punkt jetzt haben, würde ich euch bitten die Beine in die Hand zu nehmen, da ich euch eine Wohnung zum schlafen suchen soll und ich selber gerne schlafen würde." Katie packt die beiden an ihren Schultern und schiebt sie aus dem Wagen vor sich heraus.
Auf dem ersten Blick haben sie an einem komplett normalen Bahnsteig gehalten. Über ihnen wurden die Lichter in die Decke eingelassen und an den Säulen zwischen den beiden Gleisen hängen immer wieder Schilder mit den Bahngleisnummern Eins und Zwei. Während sie auf Gleis eins mit ihrem grauen Zug gehalten haben, steht auf dem anderen Gleis ein Kunstwerk aus Stahl. Die Formen der beiden Züge gleichen sich, der andere hingegen ist in scharlachrot getränkt wurden. Die Fensterrahmen sind mit Gold verziert und durch die offenen Türen kann man einen leuchtend roten Teppich sehen.
Katies Blick verharrt kurz auf dem Zug ihnen gegenüber. „Jetzt weiß ich, warum Lucifer sich so beeilt hat." Sie schiebt die beiden Neulinge, die nur verwirrt sind, weiter zu einer Treppe, die höher führt. Vor der Treppe stellt Emiko dann doch die Frage: „Wieso ist mein Vater so in Eile?" Mit einem schiefen Lächeln blickt Katie in Emikos Augen. „Der Sohn des Kaisers vom Imperialen Königreich ist hier. Und das mal wieder ohne Ankündigung."
„Warte! Im Imperialen Königreich gibt es einen Kaiser?!" ist Leonie verwundert und stolpert deshalb schon fast. „Habt ihr bei der Ausbildung zu was auch immer in FTC nie gelernt wie das System eures Feindes funktioniert?"
Langsam nähern sich die Drei dem Ende der kleinen Treppe. „Sie ist eigentlich noch in der Ausbildung zum FRS." lacht Emiko. „Dann Herzlichen Glückwunsch." gratuliert Katie Leonie. „Mit sofortiger Wirkung erkläre ich deine Ausbildung als Abgebrochen und die Annahme bei uns. Hier kannst du sie fortsetzen." Kurz darauf nuschelt sie noch: „Sofern Lucifer und Persica da mit spielen."
Nach der letzten Stufe lassen Leonie und Emiko ihre Blicke über den gewaltigen, aber leeren Platz streifen, auf dem die Treppe endet. Im Zentrum steht ein Brunnen mit einer Reiterstatue. Der Reiter hat auf seinem hohen Ross das Schwert in die Luft gestreckt und aus der Spitze kommt ein kleiner Wasserstrahl heraus. Rings herum um den Platz sind Häuserreihen in dessen unteren Etagen alle leere Schaufenster haben. Immer wieder sind auch mal größere, mal kleinere Lücken für Straßen und Gassen zwischen den Häusern. Einige Häuser besitzen statt Schaufenster Treppen, die zu den Bahngleisen unter ihnen führen. Die Meiste Aufmerksamkeit bekommt aber der ‚Himmel' über ihnen. Keine einzige Wolke ist zu sehen, genau so wie kein Windhauch zu spüren ist. Der Himmel wird von Bildschirmen imitiert, die wie eine riesige Kuppel um die gesamte Stadt herum aufgebaut wurden.
„Ihr blickt ja wie ich damals, als ich das erste mal diesen Himmel sah!" lacht Katie und stützt dabei die Hände in die Hüfte. „Willkommen im Underground, der Stadt einem Kilometer unter der Erde."

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