Gespräch

Die graue Ausrüstung für den Stadtkampf liegt ihnen allen schwer auf den Knochen. In einem der zahlreich zerstörten Häuser hat der fünf Man Trupp, aus ZeroZeroFour, Leonie und drei weiteren erfahrenen Männern Schutz eine Pause eingelegt.
In der Decke des alten Wohnzimmers klafft ein Loch zum ersten Geschoss. Die Trümmer der Decke haben den hölzernen Esstisch begraben. Die drei Soldaten, die sie begleiten haben es sich drauf den Trümmern gemütlich gemacht und begonnen die kleinen Rationen auszupacken. Leonie hingegen hat ihre Waffe und ihren Rucksack gegen die alte gammelige Couch gelehnt und sich darauf gelegt.
An ihrem linken Arm klappt sie ihren Armschienencomputer, ASC, auf und beginnt ihre bisherigen Beobachtungen zu notieren, so wie es ihr Auftrag ist.
„Ist euch irgendetwas merkwürdiges aufgefallen oder so?" fragt Leonie vorsichtig die anderen drei. Lachend kommt von einem zurück: „Zerstörte Häuser, ausgebrannte Autos und Bombeneinschläge in den Straßen. Ziemlich alles wie es in der Deadzone zu sein hat." Ein anderer schlägt ihn auf den Helm. „Hohlbirne! Sie will wissen wegen ZeroZeroFour." Der Soldat wendet sich an Leonie. „ZeroZeroFour hat sich benommen wie immer. Deshalb ist sie wohl mal wieder alleine in einer der oberen Etagen des Hauses." meint dieser.
Überrascht schaut Leonie auf und blickt durch den Raum, kann ZeroZeroFour nirgends erblicken. „Macht sie das immer?" Die Soldaten nicken nur und widmen sich ihrer Mahlzeit.
Sie klappt ihren ASC wieder zu und steht von der Couch auf um zu ZeroZeroFour zu gehen.
Die Tapete des Flurs schält sich von alleine von der Wand ab, während das Holz des Schuhschrankes schon splittert. Das Treppenhaus hingegen hat schon kein Geländer mehr. Die Steintreppen haben allesamt auch schon größere Schläge abbekommen und beginnen leicht zu bröckeln.
Die Wohnungstür der dritten Etage wurde auch schon aus den Angeln gehoben. In dem Flur dahinter liegen die Bilder der ehemaligen Familie verblasst am Boden.
Leonie lässt die Blicke in die angrenzenden Räume schweifen, bis sie ZeroZeroFour in einem Kinderzimmer erblickt.
Die blaue Farbe an den Wänden ist schon verblasst. Ein paar Fetzen der Vorhänge hängen noch an einer Stange über den zerbrochenen Fenstern. Die Glasscherben haben sich in der Kiste aus alten Legosteinen und Dreck verteilt. Daneben steht der alte Kleiderschrank, dessen Türen sperrangelweit auf sind, aber keinerlei Kleidung mehr in sich hat. Der Spiegel an einer der Türen ist noch nicht zerbrochen, doch stark verdreckt. Auf der gegenüberliegenden Raumseite befindet sich das Bett, dessen Holzrahmen zusammengebrochen ist. Die Fendern in der Matratze blicken auch schon heraus. Einige dieser Federn werden von der AA-12 von ZeroZeroFour heruntergedrückt, andere von ihrem Rucksack.
ZeroZeroFour selber hat sich auf eine Stelle der Matratze gesetzt, wo keine der Fendern hervor kommt. In ihren grauen Handschuhen, die zur Ausrüstung gehören hält sie ein schwarzes Buch, auf dessen Buchrücken „Underground" steht. Ihre müden Augen springen von einer Zeile des Buches zur Nächsten. „Was willst du?" kommt es rau von ZeroZeroFour die ihre Augen nicht vom Buch abwendet.
Nicht überrascht, das sie Leonie bemerkt hat, antwortet die FRS: „Ich wollte schauen wie es dir geht?" „Gut. Das kannst du in deinen Bericht schreiben und wieder gehen." Leonie lehnt sich gegen den Türrahmen des Kinderzimmers und beobachtet ruhig ZeroZeroFour beim Lesen.
Nach einigen Minuten klappt sie ihr Buch stöhnend zu. „Was willst du noch! Du bist ja viel aufdringlicher als alle anderen vor dir!" Die von Augenringen umrahmten Blicke wenden sich wütend zu Leonie. „Wie viele waren den schon vor mir für dich zuständig?" „Wenn du dann Ruhe gibst: Vor dir sind schon acht krepiert. Kannst du jetzt wieder gehen?!"
Hartnäckig bleibt Leonie im Türrahmen stehen. „Hast du dabei General Black auch mit rein gezählt?"
„Lass meinen Vater aus dem Spiel!" faucht ZeroZeroFour und springt wütend auf.
Jetzt, wo ZeroZeroFour vor Leonie steht, fällt ihr wieder ihr Größenunterschied auf. Trotz das ZeroZeroFour offiziell sechzehn sein soll, ist sie einen halben Kopf kleiner als Leonie, die einen Meter siebzig ist.
„Mein Vater hat uns alle nicht so wie ihr behandelt." faucht ZeroZeroFour Leonie an. „Er hatte seine Befehle von der Regierung bekommen und hat gegen diese gehandelt damit es uns gut ging, wenn es sein musste! Für ihn waren wir keine Versuchskaninchen! Für ihn hatten wir alle eigene Namen und nicht eure scheiß Bezeichnungen!" Weiterhin wütend stapft ZeroZeroFour wieder zu dem Bett und nimmt das Buch wieder in die Hand. Leichte Ansätze von Tränen sind in ihren Augen zu erkennen, was Leonie sofort bemerkt. „Wenn ich fragen darf, welchen Namen hat er dir dann gegeben?"
„Wen ich irgendwie mitbekomme, das du dieses Gespräch in deinen Bericht rein schreibst, bringe ich dich eigenhändig um." kommt es von ZeroZeroFour, die ihre Traurigkeit versucht zu verstecken und das Buch wieder aufklappt.
Noch bevor Leonie sich wieder umdreht um sie in Ruhe zu lassen, liest sie sich die Buchbeschreibung auf der Rückseite des Buches durch. „Underground, Die Stadt im Untergrund. Emiko findet den Eingang zu dieser sagenumwobenen Stadt. Als sie aber wieder die Stadt verlassen will, findet sie sich immer wieder wo anders auf der Erde wieder. Ob sie jemals ihr Zuhause wiederfindet?"
Leonie blickt zwischen den Buchrücken und ZeroZeroFour hin und her und nuschelt leise den Namen des Hauptcharakters: „Emiko" Schlagartig schlägt ZeroZeroFour ihr Buch erneut zu und greift zu ihrer AA-12, die sie auf Leonie richtet und brüllt „Verpiss dich jetzt!" wobei ihr eine einsame Träne über die Wange läuft.

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