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Alec
Als wir Zuhause ankommen, werden wir auch schon von meinen Eltern empfangen. „Was hat er gesagt? Ist es sehr schlimm?", fragt mich meine Mutter ängstlich, während mein Vater neben ihr steht. „Muss dein Arm jetzt amputiert werden?", kommt belustigt von Jace, welcher entspannt auf der Couch sitzt. „Es ist nur eine Infektion, die vergeht schon wieder.", tue ich das Ganze mit einer Handbewegung ab und will die Stufen wieder hinauf gehen. „Er darf den Arm nicht bewegen und es ist möglich, dass er Fieber bekommt und Antibiotika nehmen muss.", petzt Magnus, weshalb er einen genervten Blick meinerseits erntet.
„Das heißt, er kann auf keine Missionen?", bringt sich Izzy, welche von oben hinunterkommt, auch in das Gespräch ein. „Nein, bestimmt nicht.", schüttelt Magnus schnell den Kopf. Ich verdrehe meine Augen und setze meinen Weg nach oben fort. Ich schmeiße die Pistole, welche ich noch bei mir habe, aufs Bett und lasse mich rücklings daneben fallen. „Alexander?", höre ich wenig später eine verwirrte Stimme. „Was machst du? Warum hast du deiner Familie nichts erzählt? Und warum hast du ihnen nicht gesagt, dass wir bei einem anderen Arzt waren?", setzt er sich vorsichtig neben mich und auch mit einem Sicherheitsabstand zu der Waffe.
Ich drehe meinen Kopf zu ihm und sehe ihn emotionslos an. „Sie wären bestimmt sauer. Zumindest meine Eltern.", erkläre ich von plötzlicher Erschöpfung geprägt. Magnus sieht sich suchend um und bleibt an der Waffe neben mir hängen. „Willst du sie weggeben?", fragt er mich, was mich kurz die Stirn runzeln lässt. „Äh ... ja.", rappele ich mich auf und lege sie auf mein Nachtkästchen. Ich strampele die Schuhe von meinen Füßen und lege mich wieder in mein Bett. Meine Decke ziehe ich mir bis zum Kinn und schließe meine Augen. „Ist alles ok?", fragt mich Magnus besorgt und legt sich zu mir. Ich nicke leicht, während er seine Hand auf meine Stirn legt.
„Du bist schon ein wenig warm.", murmelt er nachdenklich und steht dann wieder auf, obwohl ich ihn gerade näher ziehen wollte. Enttäuscht schließe ich meine Augen wieder und spüre wenig später, wie jemand wieder in mein Zimmer kommt. Da ich schon leicht am wegdämmern bin, bekomme ich nicht mehr viel mit, bevor ich komplett in den Schlaf abdrifte.
Magnus
Als ich mit Maryse und einem Fieberthermometer wieder zurückkomme, schläft Alec bereits. Besorgt mustere ich ihn, während seine Mutter ihm Fieber misst. „Siebenunddreißig Komma fünf, aber es wird vermutlich noch steigen.", murmelt sie, als sie ihm durch die Haare fährt. Maryse ist eine tolle Mutter. „Vermutlich sollten wir ihn jetzt einmal schlafen lassen.", steht sie nach einer Weile auf und legt das Fieberthermometer neben die Waffe auf das Nachtkästchen. „Kommst du mit nach unten?", fragt sie mich, bevor sie das Zimmer verlässt. „Ja, ich komme gleich.", nicke ich leise.
Ich gehe noch einmal zu Alec und fahre ihm ebenfalls durch die wirren schwarzen Haare. Ich streiche ihm zart über die Wange und ersetze wenig später meine Finger durch meine Lippen. Zärtlich setze ich einen Schmetterlingskuss auf seine Schläfe. Kurz sehe ich ihn noch verträumt an, bevor ich ihm vorsichtig die unangenehme Jeans ausziehe. Eigentlich würde ich mich jetzt lieber zu ihm legen, doch ich weiß, dass ich das nicht sollte. Ich reiße mich zusammen und verlasse sein Zimmer, um nach unten zu den anderen zu stoßen.
Ein wenig unsicher setze ich mich neben Isabelle auf die Couch. Es ist schon ein wenig komisch, ohne Alec bei seiner Familie zu sein. „Hat sich Hodge eigentlich noch einmal gemeldet? Hat er schon eine Idee?", wendet sich Jace an seine Eltern, welche beide den Kopf schütteln. „Nein, wir haben nichts mehr von ihm gehört. Es ist ein ziemlich schwerer Fall. Asmodeus hat ein gutes Versteck und hinterlässt nirgends Spuren.", fährt sich Maryse erschöpft übers Gesicht.
Eine Idee drängt sich langsam in meinem Kopf auf, welche ich eigentlich sofort wieder wegschieben will. Doch dann überlege ich. Es würde dem FBI helfen, es würde den Lightwoods helfen und vor allem würde es Alec helfen. Ich denke kurz darüber nach und räuspere mich dann. „Was, wenn ... ich zu Asmodeus gehe, ihm vorspiele, dass ich mit ihm arbeiten will und euch dann sage, wo sein Versteck ist? Oder euch andere Informationen gebe?", äußere ich leicht unsicher meine Idee.
„Das können wir nicht von dir verlangen. Du hast überhaupt kein Training oder andere Kenntnisse.", schüttelt Maryse den Kopf. „Aber ich bin der einzige, dem er vertrauen wird.", gebe ich ein gutes Argument. „Wir kennen dich noch nicht so lange und ...", gibt Robert zweifelnd von sich. „Ich verstehe schon, ihr vertraut mir nicht, weil ich sein Sohn bin. Das ist verständlich, aber ich würde nie mit ihm zusammen arbeiten oder zu ihm zurück gehen. Ich liebe Alec und ich würde euch, geschweige denn ihm, niemals schaden.", versichere ich ihnen, auch wenn ich weiß, dass sie mir nicht glauben müssen.
„Ich vertraue dir.", meldet sich Izzy neben mir lächelnd. „Aber ich will nicht, dass du dort verletzt oder festgehalten wirst. Alleine schon, weil Alec dann wieder ein missmutiger nerviger Bruder wäre.", lacht sie leicht. „Alec wird das nicht gefallen.", mischt sich Jace leise ein. „Nein, aber er weiß, was zu tun ist und das hier ist wirklich wichtig.", stimmt Isabelle ihrem Bruder zu. Noch eine Weile reden wir darüber und entwerfen einen ungefähren Plan, auch wenn er nur eingesetzt wird, wenn Mr. Starkweather wirklich nichts anderes einfällt.
Um zirka acht gehe ich schließlich nach oben zu Alec. Als ich das Zimmer betrete, ist es stockdunkel. Er schläft noch, er muss wirklich erschöpft sein. Ich ziehe mich bis auf die Boxershorts leise aus und lege mich vorsichtig zu ihm. „Magnus.", flüstert Alec plötzlich leise und zieht mich zu ihm. „Wie geht es dir?", frage ich ihn besorgt und streiche ihm eine leicht verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn. „Bleib bei mir.", murmelt er und kuschelt sich an meine nackten Brust. „Natürlich.", drücke ich ihm einen leichten Kuss auf die Stirn und streiche ihm beruhigend über den Rücken.
Eine Weile liegen wir so da, bis sich plötzlich langsam die Tür öffnet und das Zimmer leicht erhellt wird. „Magnus? Wir haben gerade mit Hodge telefoniert und er hat gesagt, dass er mit dem Plan einverstanden wäre. Er will nur noch einmal mit dir sprechen.", informiert mich Izzy mit leiser Stimme, um Alec nicht zu wecken, welcher allerdings plötzlich aufschreckt. „Welcher Plan?", fragt er verwirrt. Ein leichter Schweißfilm zeichnet sich auf seiner Haut ab und auch seine Haare kleben feucht an seiner Stirn. „Alexander, leg dich wieder hin.", versuche ich ihn wieder zu mir zu ziehen, doch selbst, wenn er krank ist, ist er stärker als ich.
„Welcher Plan?", fragt er noch einmal ausdrucksstärker nach. „Alec ... wir können dir das erzählen, wenn es dir wieder gut geht und es sicher ist.", erwidert Izzy zweifelnd. „Nein. Nur weil ich mich einmal ausruhen wollte? Mir geht es gut.", versucht Alec aufzustehen, muss sich wegen einem Schwindelanfall allerdings wieder setzen. „Es ist ok, wenn es dir einmal nicht so gut geht. Du warst sowieso noch nie krank.", kniet sich seine Schwester vor ihn und legt ihm eine Hand an den heilen Oberarm.
„Weil ich keine Zeit dafür habe, Izzy. Also, was habt ihr geplant?", wendet er sich von seiner besorgt-aussehenden Schwester zu mir. „Wenn es für euren Boss ok ist, werde ich zu meinem Vater gehen, um euch Informationen, wie zum Beispiel seinem Standort, überbringen.", erzähle ich schließlich doch. Er wird nicht aufhören. „Was? Du willst zu Asmodeus? Das ist unglaublich gefährlich! W-was, wenn ..., wenn ...", sucht er nach Worten. „Alec, ich werde es machen. Es hilft euch. Wenn nicht sogar, es ist eure einzige Hoffnung.", rutsche ich näher zu ihm und lege ihm eine Hand auf den nackten Oberschenkel.
„Nein. Wir werden eine andere Möglichkeit finden. Izzy, sag doch was.", wendet er sich wieder verzweifelt seiner Schwester zu. „W-wir ... wir werden ... wir werden mich schicken. Ich werde sagen, dass ich für ihn arbeiten will ... oder irgendwie sowas.", versucht er hilflos einen anderen Plan zu schmieden, während sich dunkle Augenringe unter seinen Augen abzeichnet. Er sieht wirklich nicht gut aus. „Alec, es ist doch noch nicht einmal sicher. Beruhig dich wieder. Du sollst dich bestimmt nicht so aufregen, wenn du Fieber hast.", lege ich ihm eine Hand auf die Stirn. „Ich will aber nicht, dass du gehst. Dort kann ich dich nicht beschützen.", bleibt er standhaft. „Du musst mich doch nicht beschützen. Ich kann selbst auf mich aufpassen. Außerdem sprechen wir hier über meinen Vater, er tut mir doch nichts.", zucke ich die Schultern und versuche es glaubwürdig rüberzubringen. Vielleicht glaube ich es dann selbst. Außerdem sprechen wir hier über meinen Vater, er tut mir doch nichts.
„Ich würde mir nie verzeihen, würde dir etwas passieren.", legt Alec seine Hand an meine Wange und sieht mich eindringlich an. „Alec, du bist wach.", kommt plötzlich Maryse in sein Zimmer. „Und du willst Magnus zu unserem Feind schicken.", entfernt er seine Hand abrupt und mustert seine Mutter gereizt. „Das war seine Idee. Außerdem solltest du schlafen, wenn es dir nicht gut geht.", greift sie zu dem Fieberthermometer und schaltet es ein. Sie schiebt es ihm unter die Achsel, als wäre er ein kleines trotziges Kind, was ich momentan wirklich niedlich finde. „Ich muss mit Hodge sprechen.", will Alec sein Telefon, welches neben der Waffe am Nachtkästchen liegt, nehmen.
„Alec, jetzt krieg dich wieder ein.", hält Maryse ihn dabei auf. „Wir wollen doch auch nicht, dass mit Magnus irgendetwas passiert. Ich bin froh, dass du jemanden gefunden hast, der dich ebenfalls mag. Wir werden natürlich so bald, wie möglich Verstärkung zu ihm schicken. Du wirst nicht mit Hodge sprechen, bis du wieder vollkommen gesund bist. Und jetzt versuch wieder einzuschlafen.", wird Alecs Mutter streng. Das Fieberthermometer bricht die Stille mit einem leisen Piepsen. Als Alec es wieder hervorholt, rutsche ich näher, um zu sehen, was darauf steht. „Achtunddreißig Grad.", murmelt er erschrocken. „Schlaf jetzt.", fährt Maryse ihrem Sohn liebevoll über die Wange, bevor sie wieder verschwindet.
Ich nehme Alec das Thermometer ab und lege es wieder auf seinen vorherigen Platz. Ich lasse mich in die Polster fallen und ziehe ihn zu mir. „Ich kann nicht schlafen und ich will auch nicht.", trotzt mein erschöpfter Freund, als er sich zu mir kuschelt. Ich ziehe die warme Decke über unsere Körper und ignoriere seine Abwehr. „Es ist heiß.", beschwert er sich und schiebt die Decke wieder von sich. „Du solltest es aber ausschwitzen.", bedecke ich ihn wieder und lege ein Bein über ihn, damit er sich nicht mehr befreien kann.
„Ich liebe dich, Magnus.", gibt er schließlich auf und kuschelt sich wieder dicht zu mir. „Ich liebe dich auch, Alexander.", erwidere ich liebevoll lächelnd. „Und ich will nicht, dass du gehst.", hängt er traurig an. Ich streiche ihm zärtlich über den Rücken und hoffe, dass er bald wieder einschläft. „Ich werde immer bei dir sein.", flüstere ich, auch wenn ich denke, dass er es nicht mehr hört.
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