3: Idiot

Name: Maria Ponti
Alter: 15 Jahre
Geburtstag: 02.03.2001
Geburtsort: Rom, Italien
Schule: Picasso Grundschule, Galileo Galilei Gymnasium
Hobbys: lesen, Kampfsport, Musik hören, Hip Hop
Weitere Interessen: Pferde, geht gerne ins Kino, dunkelhaarige Jungs, mit Freundinnen stundenlang telefonieren, Haare machen, verreist gerne
Wichtige Informationen zur Person: Mutter Apothekerin, Vater Immobilienmarkler, keine Geschwister, keinen Freund, Großeltern leben in Venedig, hat einen Hund

Ich las mir diese Informationen noch ein letztes mal durch. Gestern hatte ich den Rest des Tages damit verbracht meine Sachen zu packen und meine Identität auswendig zu lernen. Ab heute war ich Maria Ponti. Zum Glück war Kampfsport eines meiner Hobbys, doch zu meinem Bedauern machte ich mir gerne die Haare und telefonierte angeblich gerne lange mit meinen Freundinnen. Sogar schminken sollte ich mich, meinte Herr Romano. Er war der Meinung, dass man mich so noch ein bisschen weniger erkennen würde. Aber nun gut, ich hatte mich also geschminkt -nur ein wenig Mascara benutzt- und meine dunkelblonden Haare zu einem normalen Zopf hochgebunden. In Notfällen konnte ich die Details der Identität eh ändern, schließlich konnte keiner etwas dagegen sagen.

Die Limousine hielt und mir wurde die Tür aufgemacht. An ein Internat war ich ja gewöhnt, nur dass man hier "normalen" Unterricht hatte und, zum Beispiel, keine Methoden lernte, wie man log.
In meinem Koffer hatte ich viele Klamotten, obwohl man hier auch Schuluniformen trug, wie mir gesagt wurde. In meiner Tasche hatte ich auch noch Ausrüstung dabei, falls es wirklich Ernst werden sollte und wir jemanden verfolgen müssten oder so. Ich hatte auch einen Ohrstöpsel dabei, damit ich in Kontakt mit meinen Freundinnen im Internat blieb. Herr Romano meinte, es wäre besser, wenn sie mit mir sprechen würden und regelmäßigen Bericht muss ich sowieso geben.

Ich zog also meinen Koffer hinter mir her in die große Eingangshalle meines neuen Internats. Es war Unterrichtszeit und keiner war zu sehen. So konnte ich ungestört zum Direktor gehen und mich anmelden. Er wusste natürlich auch nichts von meinem Spionagejob und dachte nur ich sei umgezogen. Ich war echt gespannt auf diese Mission. Endlich lohnte sich das ganze jahrelange Training!

Jetzt stand ich auch schon vor der Bürotür und klopfte. Ich musste mich ein wenig zurückhalten, hatte mich Herr Romano gewarnt. Ich sollte nicht zu vorlaut sein, schließlich war das ein sehr hoch angesehenes Internat und da die Lehrer auch nichts von unserem Versteckspiel wussten, sollte ich nicht riskieren von der Schule zu fliegen. Ein bisschen übertrieben meiner Meinung nach. Die Tür wurde mir geöffnet und ich wurde herein gebeten.

 "Zimmernummer 103. Hier ist der Schlüssel. Wenn Sie ihre Taschen abgestellt haben, dann können Sie schon in den Unterricht. Den Stundenplan haben Sie ja bereits. Ich wünsche Ihnen einen schönen Start, hier auf unserem Internat!", sagte der Direktor am Ende unseres Gesprächs und ich machte mich auf den Weg. Ziemlich formell der Typ.

Meine Tasche und meinen Koffer stellte ich also im Zimmer ab und ging runter, um in die Schule zu gelangen. Es war gerade Pause und ich suchte den Geschichtsraum. Auf dem Weg dorthin sahen mich ein paar Schüler neugierig an und andere ignorierten mich einfach. Gut so, Alexandra, nicht zu sehr auffallen.
Unauffällig sah ich mich um und beobachtete jeden einzelnen Schüler, schließlich musste ich herausfinden, wer von ihnen Leonardo war. Ich wusste nichts von ihm, und da alle hier eine Schuluniform hatten, machte es die ganze Sache auch nicht einfacher. Ich versuchte auf irgendwelche besonderen Hinweise zu achten. Auf irgendein Anzeichen für einen Undercover-Spion. Und dann hatte ich etwas entdeckt. Ich sah mir den Jungen genauer an. Er hatte dunkle Haare und helle Augen - seltene Kombination. Er stand an einer Wand gelehnt und sah auf sein Handy, was jedoch nur Tarnung war, denn in Wirklichkeit beobachtete er die Umgebung. Mir fiel ein, dass ich ja auch ein Handy bekommen hatte, damit es echter rüber kam. Aber egal, ich musste mich konzentrieren!

Ich ging an ihm vorbei und bemerkte, wie er mich ansah. Er war es. Ganz sicher.
Es waren zehn Minuten, bis der Unterricht wieder begann, allerdings ging ich trotzdem schon in den Geschichtsraum. Ich wusste, er würde mir gleich folgen. Und ich hatte recht. Nach nur wenigen Sekunden wurde die Tür zu gemacht und ich merkte wie jemand hinter mir stand. Ich drehte mich aber noch nicht um.

"Du bist Leonardo, stimmt's?", fragte ich und wartete auf eine Antwort.
"Wie hast du mich erkannt? Du kennst mich überhaupt nicht und ich hätte ein ganz normaler Schüler sein können."
"Genauso, wie du mich erkannt hast", drehte ich mich um. "Schließlich kennst du mich ja auch nicht und wusstest trotzdem, dass ich nicht von hier bin. Außerdem-" Ich ging auf ihn zu und drehte seinen rechten Unterarm so, dass seine Unterseite oben war und zeigte drauf. "Guckt hier ein Teil eines Tattoos hervor und Schüler dieser Schule besitzen normalerweise keine Tattoos, da diese nicht gern gesehen sind."
"Touché", sagte er nur und ich ließ seinen Arm los. Tja, unterschätze nie eine Spionin.

Ich sah auf meine Armbanduhr. Nur noch vier Minuten bis zum Unterricht. Ich ging zu meiner Tasche und räumte meine Sachen aus. Geschichte war ja schon mal nicht schlecht, so als Einstieg.
"Wie heißt eigentlich deine Identität?", fragte ich ihn, da ich ihn ja nicht mit Leonardo ansprechen sollte.
"Amadeo Galeotti. Und du?"
"Maria Ponti. Lass uns nachher in der Sporthalle treffen, da können wir ja in Ruhe reden und uns besprechen."
"Gut. Dann bis später." Er ging aus dem Raum. Wir waren also nicht in der selben Klasse, was gar nicht so schlecht war, denn so hatte man ein größeres Umfeld, um sich umzuhören. Es klingelte und circa 16 Schüler kamen herein und sahen mich leicht verwundert an, was mich aber nicht interessierte. Irgendwie musste ich mich über Roberta erkundigen, ohne dass es zu sehr auffiel. Na ja, erst mal sollten wir einen Plan besprechen, also Leonardo und ich.

Nach den beiden Geschichtsstunden und noch einer schrecklichen Doppelstunde Physik ging ich zur Sporthalle. Es war keiner hier, da jetzt alle beim Essen waren. Ich suchte die Boxecke auf und ohne mich umzuziehen fing ich an auf den Boxsack zu schlagen. Handschuhe hatte ich nicht dabei und gefunden hatte ich auch keine, also mussten heute mal meine Hände etwas mehr aushalten. Ich trat links und rechts in die Seite und benutzte dann meine Ellenbogen. Plötzlich tauchte jemand hinter dem Boxsack auf und hielt ihn fest. Ich erschrak.
"Bist du verrückt mich so zu erschrecken?!", fragte ich fassungslos. Natürlich war es Leonardo.
"Ich dachte du bist Spionin, da muss man doch immer auf der Hut sein", grinste er frech.
"Blödmann!", sagte ich genervt und schlug wieder auf den Boxsack ein. Nun konnte ich härter schlagen, da er ja festgehalten wurde.
"Du kannst ziemlich hart zuschlagen."
"Danke. Ich stelle mir einfach nur vor, du stündest hier vor mir", sagte ich trocken. Leonardo sah überrascht aus. Tja, er war mir halt nicht wirklich sympathisch.

"Also, du kennst unsere Mission?", fragte er mich plötzlich.
"Klar", sagte ich, hörte auf und machte meinen Zopf auf. Ich beugte mich nach vorne und schüttelte leicht meinen Kopf, bevor ich meine Haare fasste, mich aufrichtete und einen neuen Pferdeschwanz band.
"Gut. Wir müssen uns irgendwie unauffällig über sie erkundigen. Du könntest deine Mitbewohnerin zufällig darauf ansprechen oder so. Ich versuche es bei den Jungen, mit einer Anspielung auf die Nachrichten. Sehen tun wir uns sowieso immer in der Schule und wenn du unbedingt noch etwas wissen musst, dann kannst du mir ja schreiben. Ich geb' dir meine Nummer." Wie bitte? Ich hatte mich ja wohl verhört!
"Was meinst du denn bitte mit, wenn ich noch unbedingt was wissen muss? Du könntest doch genauso gut was von mir wissen wollen!", fragte ich empört. Wofür hielt er sich denn bitte?
"Ja, klar. Ich brauche von dir einen Tipp. Sicher!", sagte er sarkastisch. Ich fass' es nicht!
"Was willst du damit sagen, hm? Dass ich nicht gut genug bin?"
"Ach komm! Jeder weiß doch, dass Jungs die besseren Spione sind. Es gehört in die Rangordnung aller oder zumindest der meisten Lebewesen: Jungs sind stärker als Mädchen!"
"Stärker, vielleicht. Aber nie im Leben schlauer!"
"Du bist ziemlich frech und zickig. Weißt du das?"
"Und du bist ziemlich arrogant und dämlich. Weißt du das?", äffte ich ihn nach. Langsam wurde er auch sauer.
"Jetzt hör mal zu, ich habe diese Mission angenommen, weil ich meine Fähigkeiten endlich nutzen wollte. Das würde mir in der Zukunft schon einige Pluspunkte bringen, wenn ich das hier schaffe, also wirst du mir das hier nicht vermasseln, nur weil du dein Ego puschen willst!"
"Ich glaub, ich spinne! Ich will genauso wie du diese Mission erledigen und habe keine Lust, mit so einem egoistischen, arroganten Vollidioten zusammen zu arbeiten! Ich wusste sofort, dass es nicht funktionieren wird, mit jemandem von der anderen Organisation. Ich werde einen neuen Partner beantragen!" Ich war auch sauer. Wie kam er denn darauf, dass Mädchen schlechtere Spioninnen waren?! So ein Idiot!

"Na dann sieh mal zu, wie du deine Pluspunkte sammelst! Ich helfe dir ganz bestimmt nicht mehr! Ciao!", sagte ich zum Schluss und nahm wütend meine Tasche, um aus der Halle zu verschwinden. Das fing ja schon mal super an! Wieso hielten sich Jungs immer für die Tollsten und Besten? Wem wollten sie denn etwas beweisen? Wollten sie uns Mädchen beeindrucken oder eher sich selber etwas beweisen? Ich verstand es einfach nicht!

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