25: Das Battle
"Wo ist das Geld?"
"Aber ich sagte doch bereits, dass ich meine Rente noch nicht erhalten habe!"
"Ach kommen Sie! Als ob Sie nicht genug angelegt hätten!"
Ich stand in der Hütte. In der Hütte im Wald. Vor mir am Tisch saß Viola Strozzi und vor ihr stand diese Frau. Sie schienen mich nicht bemerkt zu haben.
Jetzt betrat auch Franco Pasquarelli den Raum und ich war wohl wie unsichtbar, denn keiner bemerkte mich.
"Daniela, sie sind da."
"Lass sie rein! Ich will hören was sie für uns haben!"
Franco öffnete die Tür und ließ zwei Teenager hinein. Nina und Carlo?!
Vor Schreck fiel mir ein Teller aus der Hand, den ich plötzlich hatte. Nun war ich wohl nicht mehr so unsichtbar, denn ich wurde geschnappt und wieder auf einen Stuhl gefesselt. Es spielte sich alles so ab, wie damals in der Hütte. Na gut, fast alles. Ich wurde auf Toilette gelassen und in der Badewanne traf ich auf Roberta Federica Barone. Wieder kletterte ich aus dem Fenster, doch dieses Mal hatte ich eine riesig klaffende Wunde am Bauch. Blut floss wie aus Eimern an mir hinab und mir wurde schwindelig. Ich landete auf dem Boden und alles wurde schwarz. So schwarz, wie ich es noch nie erlebt hatte. Plötzlich sah ich am Horizont etwas. Ich sah Cartoon Figuren laufen und irgendwie war jede dritte oder vierte nackt.
Dann tauchten plötzlich nur Nina und Carlo auf und lachten. Sie lachten und gackerten wie zwei Verrückte. "Siehst du Carlo? Sie ist doch blöd!"
"Oh Nina! Diese dumme Alexandra kann doch gar nichts!"
"Sie hat noch nicht mal gemerkt, dass wir zusammen sind!"
Lachend fielen sie sich um den Hals und Nina küsste ihn kurz.
"Sie hat doch nur Augen für diesen Leonardo!"
"Und zu unserem Glück lenkt er sie so sehr ab, dass sie nur noch an ihn denken muss!"
"Leo! Zeig dich doch mal!", lachte Nina böse. Carlo zog an einem Seil, dass plötzlich in seinen Händen lag und ein gefesselter Leonardo stolperte zu ihnen.
"Ist er nicht schnuckelig?", fragte Nina und kniff ihm in die Wangen. "Ein so schöner Junge und Alex ist abgelenkt....ohne dass wir groß nachhelfen mussten!" Sie lachten und lachten und Leo erschien ganz klein.
Ich wollte fragen warum. Was sie taten. Warum sie ihn gefangen hatten. Doch aus meiner Kehle kam kein Ton. Ich war wie auf stumm gestellt und das amüsierte die Beiden noch mehr.
Sie fingen an Leo zu schubsen. Ich wollte ihnen sagen, sie sollen ihn in Ruhe lassen. Doch ich konnte einfach nicht. Sie lachten immer lauter und es tat schon in den Ohren weh.
Ich hielt mir die Ohren zu und schrie. "NEIN! LASST IHN DOCH IN RUHE! WARUM TUT IHR DAS?! WARUM?!"
"Auch unserer lieben Sofia können wir danken!"
"Stimmt. Sie sorgt für noch mehr Verwirrung in ihrem kleinen Oberstübchen!" Sie konnten es nicht lassen. Sie kamen immer näher und näher und ich schlug. Ich sah wie meine Arme und Beine nach ihnen traten und schlugen. Es fühlte sich so real an, als sie mich berührten.
Ich schlug um mich. "LASST MICH!"
"Maria! Hey! Beruhige dich doch!"
"Aua! Sie hat mich getreten!", hörte ich sagen und da ich die Stimmen kannte, wurde ich ruhiger. So ruhig, bis ich langsam die Augen öffnete. Ich sah in die Gesichter meiner Freundinnen, die mich besorgt musterten und atmete sehr schnell.
"Es wird ja immer schlimmer mit deinen Albträumen", meinte Leana, bessergesagt Sofia, besorgt.
Sie hatte recht und ich glaube sogar, ich weiß woran das lag. Schon als ich klein war hatte ich immer dann Albträume, wenn mich etwas beschäftigte und/oder ungeklärt war. Das war natürlich gerade der Fall. Roberta Federica Barone war verschwunden und wir hatten keine Ahnung was passiert sein könnte, diese Leute im Wald führten etwas im Schilde mit den armen Rentnern, Nina verhielt sich merkwürdig und von Carlo war ich ebenfalls nicht so überzeugt. Dazu kam noch diese Wette... Das einzige was ich schon geklärt hatte, war die Sache mit Leo. Wobei das auch nur irgendwie halb geklärt war. Wir haben uns zwar geküsst und gesagt, dass wir uns mögen, aber so richtig schlüssig war das ganze nun auch nicht.
"Ich gehe jetzt erst einmal duschen, dann gehen wir frühstücken und dann müssen wir in den Unterricht", sagte ich mit Entschlossenheit.
"Was das angeht bist du zu spät", meinte Luna.
"Hä?"
"Na ja, du sahst so fertig aus und hast so tief geschlafen, dass ich dich nicht wach bekommen habe. Deswegen habe ich Frau Dubania gesagt, dir ginge es nicht gut und du wärst noch so fest am schlafen, weil du die ganze Nacht wach gewesen wärst. Also hat sie nach dir geschaut, gemeint ich hätte recht und ich sollte dich schlafen lassen", erklärte Sofia.
"Da jetzt aber Pause ist, wir gleich aber das Hip Hop Battle haben, wollten wir gucken, ob es dir besser geht und du die Kraft hast mitzukommen und zu zu schauen", sagte Aurora.
"Frühstück haben wir dir sogar mitgebracht. Hier ein Brötchen mit Käse, einen O-Saft und eine Banane!" Francesca hielt mir das in Serviette eingewickelte Brötchen und die kleine Flasche Saft unter die Nase.
"Ihr seid die tollsten Freundinnen die man haben kann!" Lächelte ich glücklich. Sie erwiederten dies und ich stand endlich auf um mich fertig zu machen.
○●○
"Maria! Dir geht es doch besser, wie schön. Ein bisschen blass siehst du noch aus, vielleicht solltest du lieber nicht mitmachen." Der Sportlehrer von Bianca, Luna und Co kam auf mich zu. "Ja, ich hatte sowieso nur vor zu zu schauen. Aber können wir vorher noch Zeit zum aufwärmen und dehnen bekommen?", fragte ich nach.
"Aber sicher doch! Ich will nicht, dass jemand deswegen verletzt wird. Richtiges Aufwärmen ist das A und O eines guten Sportlers!" Er wendete sich allen zu und auch der Sportlehrer der anderen Klasse gesellte sich zu uns.
"Guten Morgen!" Alle sprachen ein monotones Guten Morgen und anschließend erklärte der eine den Plan.
Danach ging ich auf meine Mädels zu. "Also, Ladys! Seid ihr bereit?", fragte ich lächelnd.
"Aber klar!", sagten einige. Trotzdem sah ich bei vielen einen unsicheren Blick.
"Also gut, kommt her", sagte ich. Wir bildeten eine Kreis und hielten uns an den Schultern. "Was haben wir fast jeden Tag gemacht?"
"Geübt", antwortete Nina.
"Genau und ihr seid wirklich gut geworden, im Vergleich zum Anfang. Also will ich jetzt, dass ihr euer unsicheren Gesichtsausdruck wegsteckt und Spaß habt! Denkt nicht an die Folgen, falls ihr es nicht schafft, denkt daran, was passiert, wenn ihr gewinnt!" Langsam wurde ich immer geübter in Reden...so oft wie ich in letzter Zeit welche hielt...
"Was sind wir?", fing ich unseren Spruch an, den wir uns ausgedacht hatten.
"Die Besten!", riefen sie.
"Was werden wir?"
"Gewinnen!"
Ich lächelte verschmitzt, da mir der letzte Teil besonders gut gefiel. "Und wen werden wir fertig machen?"
"Die Jungs!", riefen nun alle. Wirklich alle und sie sahen glücklich aus. "So will ich euch sehen! Also denkt dran. Die Aufstellung machen wir, wie wir sie gestern besprochen haben. Denkt daran, macht euer Ding und schaut nicht auf die anderen, weil euch das nur verwirren wird. Ich denke, ich lass euch jetzt lieber, ihr wärmt euch noch auf und dehnt euch ordentlich und dann könnt ihr sie fertig machen!" Mit lautem Jubel lösten wir uns und die Mädels machten sich bereit, indem sie sich aufwärmten.
"Aufgepasst, Ladys und Gentlemen!", fing nun der andere Sportlehrer an, nachdem sich alle aufgewärmt hatten. "Ich hoffe ihr habt euch gut vorbereitet. Es ist nur eine Sportüberprüfung, jedoch wollen wir auch euere Teamfähigkeiten testen!"
"Dann stellt euch mal so gegenüber, dass jeder genug Platz hat", sagte nun der andere Sportlehrer wieder. Alle kamen in Bewegung und ich verfluchte diesen Albtraum, weil ich sonst hätte mitmachen können.
"Hey, Maria!", hörte ich von oben eine Jungenstimme rufen. Ich hatte eigentlich vor, diese zu ignorieren, doch leider drehte sich Lia schon um, also tat ich es ihr gleich. Mal wieder sahen Leo, Alessandro, Davide und Tom grinsend nach unten.
"Was macht ihr hier? Habt ihr keinen Unterricht?", fragte ich.
"Wir haben unsere Lehrerin ganz lieb gefragt und wir dürfen zuschauen", grinste Alessandro blöd.
"Machst du denn nicht mit?", wollte Tom wissen.
"Wieso? Sind doch andere Klassen, die ihre Prüfung in Sport haben. Ich war bloß für die Fitness zuständig", meinte ich und hob die Hände abwehrend.
"Ja...zuständig für die Fitness und die Blamage einiger Schüler", meinte Davide.
"Wieso denn das!?" Böse starrte ich ihn an.
"Na, wer hat denn diese Wette angenommen?", neckte Alessandro mich. Ich verdrehte bloß die Augen.
"Also, sei uns nicht böse, aber wir sind dafür, dass die Jungs gewinnen...diesen netten Anblick wollen wir uns ja nicht entgehen lassen", sagte Davide und grinste frech. Tom schnalzte bloß mit der Zunge und sah auch wissend zu mir runter. Ich zeigte ihnen den Mittelfinger.
"Also ich verbitte mir so etwas, Maria!", hörte ich plötzlich einen der Sportlehrer hinter mir sagen. Ich drehte mich ertappt um und lächelte entschuldigend.
"Tut mir sehr leid! Kommt nicht mehr vor!"
Ein letzter strenger Blick und er war auch wieder weg.
"Böses Mädchen", grinste Alessandro nur. Ich machte eine Handbewegung die so viel hieß wie: "Ach jetzt lasst mich doch endlich in Ruhe!" und sah wieder zu den anderen. Leonardo hatte dieses Mal gar keinen Kommentar abgegeben. Ungewöhnlich.
Plötzlich setzte Musik ein und ich konzentrierte mich auf die Bewegungen der Jungs. Sie waren gar nicht so schlecht. Sie tanzten zu irgendeinem Lied, was ich schon einmal gehört hatte, doch der Name kam mir nicht mehr in den Sinn. Ob sie wohl besser waren? Die Sportlehrer waren die "Schiedsrichter". Ich hoffte bloß, dass die Mädchen nicht zu nervös waren und sich wegen der Wette Gedanken machten...das machte sie doch nur nervöser!
Als die Jungen fertig waren klatschten die Zuschauer von oben, die Mädels teilweise und ich nur ganz langsam und leise. Ich sah Carlo, wie er sein bescheuertes Grinsen im Gesicht hatte. Ich hasste diesen Typen und er war mir nicht geheuer!
Nun setzte L.A.Love ein und die Mädchen fingen an sich zu bewegen und das gar nicht mal so schlecht. Ich war richtig stolz auf sie und ich wusste, dass ich bei sowas immer strenger war, aber ich war halt daran gewöhnt immer das Beste zu geben und das übertrug sich dann halt auf alles. Trotzdem tippte mein Zeigefinger an meiner Unterlippe.
Plötzlich hörte ich jemanden aufschreien und kurze Zeit später ein dumpfes Geräusch. Ich sah zu den Mädchen, die eigentlich so gut wie fertig waren und entdeckte jemanden am Boden. Schnell ging ich mit Lia zu ihr und sah, dass es Nina war. Sie jammerte und hielt sich den linken Knöchel.
"Aua...das tut so weh", maulte sie und ich sah sie nur genauer an. Schnell waren auch die Sportlehrer da und Nina meinte, sie wäre umgeknickt.
Zwei Mädchen halfen ihr hoch und brachten sie zu einer Bank. Ein Lehrer folgte ihnen und sah sich das genauer an, der andere blieb bei uns stehen und kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Das werden wir auf jeden Fall berücksichtigen, wenn wir das bewerten. Wir haben ja alles gefilmt und ihr wart ja eigentlich fertig, deswegen müsst ihr das auch nicht nochmal wiederholen."
"Und wer hat jetzt bitte gewonnen?", wollte einer der Jungs wissen.
"Man! Es hat sich gerade jemand verletzt! Und du denkst nur ans gewinnen oder verlieren?", fragte Luna genervt.
"Wieso? Daniele hat doch recht! Irgendeiner muss ja besser gewesen sein!", mischte sich nun Carlo ein. "Wenn dir das egal ist, dann können wir einfach als Gewinner festgelegt werden!"
"Ihr wart aber nicht besser", meinte ich und sah Carlo genervt an.
"Ach wirklich? Denk' ich schon!"
"Dann solltest du es lieber lassen zu denken, du Spatzenhirn! Kommt eh nichts gescheites bei rum!" Ich verschränkte meine Arme und stellte mich in die Mitte vor die Jungs, mit dem Rücken zu den Mädchen.
"Pass' lieber auf was du sagst, Ponti! Kleinen frechen Mädchen könnte doch so viel passieren!" Er stellte sich genau vor mich und wir starrten uns mit bösen Blicken an.
"Okay! Ganz ruhig!", meinte der Sportlehrer. "Wir haben zwar gesagt, es wird ein kleines Battle zwischen Jungs und Mädchen, doch es waren beide sehr gut."
"Ja, aber wer war denn nun der Bessere?"
"Wohl eher DIE Bessere", murmelte ich.
"Klappe!", zischte er.
"Selber!"
"Leute! Also, ich finde beide waren wirklich gut und mich freut es, dass ihr euch so gut vorbereitet habt, aber jetzt einen Sieger festzulegen....das kann und will ich nicht! Es ist Unentschieden! Gleichstand! Ganz einfach!"
"Ja ja...Unentschieden....das sagen immer alle, damit sie nicht in Schwierigkeiten kommen."
"Wie war das, Maria?", fragte der Sportlehrer streng.
"Ach, schon gut." Abwehrend hob ich die Hände.
"Gleichstand?! Mit DER?!"
"Ganz recht."
"Die hat nicht mal was zu melden! Sie saß doch nur am Rand!", regte sich Carlo auf.
"DIE hat auch einen Namen!", beschwerte ich mich.
"Juckt keinen!", keifte er mich an.
"Ich zeig dir gleich was juckt! Du blöder, hirnloser-"
"HÖRT JETZT DOCH ENDLICH MAL AUF DAMIT! Unentschieden ist doch die Beste Lösung! Keinen Gewinner und keinen Verlierer! Ich weiß gar nicht, warum ihr so verbissen seid!" Der Lehrer bekam fast einen Anfall.
"Wegen einer Wette", sagte einer der Jungs hinter Carlo. Wir starrten uns nämlich wieder nur böse an.
"Eine Wette?! Und um was ging es bitte?"
Ein Mädchen erklärte: "Der Verlierer muss durchs Internat laufen...nur in Unterwäsche." Empört schnaufte der Lehrer.
"Und wessen bescheuerte Idee war es?" Ich lächelte und zeigte auf Carlo.
"Seine!"
"Sie hat doch zugestimmt!", meinte er sofort.
Ich verzog mein Gesicht und schaute bedrückt. "Aber auch nur, weil er mich gezwungen hat!"
Die Jungen beschwerten sich, bis der Lehrer das stoppte.
"RUHE JETZT!" Er sah nicht überzeugt aus von meinem Schauspiel. "Na gut, also wenn das so ist, ist ein Unentschieden doch perfekt. Außerdem kannst du aufhören, Maria. Du scheinst mir eine der Letzten zu sein, die eine Wette eingeht, wenn man dich dazu zwingt. Und Carlo, für dich will ich nur hoffen, dass du nicht wieder auf solche Ideen kommst! Herr Gott nochmal! Wir hätten die Teams mischen sollen!" Verzweifelt und kopfschüttelnd ging der Lehrer zu Nina und seinem Kollegen. Zurück blieben wir und ich sah Carlo wieder böse an, so wie er mich.
"Du kleine, miese Kuh!", zischte er.
"Du unfairer, blöder Bock!", zischte ich zurück.
"Das wird dir noch Leid tun!"
"Dito!", meinte ich und keiner wollte den Blickkontakt zu erst abwenden.
Plötzlich flüsterte er, so dass nur ich es hören konnte: "Ich finde dein Geheimnis noch heraus."
"Ach wirklich?" Ich war genauso leise. "Dir werde ich auch noch auf die Schliche kommen."
So verharrten wir einen Moment lang, bis eine Trillerpfeife ertönte und ich regelrecht von den Mädels weggeschleppt wurde. Genauso bei Carlo, doch die bösen Blicke endeten nicht.
"Das wird ein Nachspiel haben", sagte ich.
"Dito", erwiderte er nur und grinste vielsagend und gemein.
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