10: Die Wette
"Nina! Hallo! Na, wie geht's?"
Leana und die anderen Mädels waren echt eiskalt. Zu sechst gingen wir auf Leonardo und Nina zu und Francesca fing einfach an sie anzusprechen.
"Na, Nina, wolltest du Amadeo gerade erzählen wer du bist?", zwinkerte Leana böse.
Unauffällig wechselten Leonardo und ich einen Blick. Ich liebte seine eisblauen Augen...in meiner Familie hatten fast alle nur braune oder grüne Augen, deswegen waren solche eisblauen Augen einfach unglaublich interessant für mich.
Weiter lauschte ich dem Gespräch der Mädchen.
"Ach kommt, Mädels. Lasst uns in Ruhe", meinte Nina.
"Wieso denn? Wir tun doch nichts oder hast du etwa Angst, dass wir uns rächen wollen?", sprach Francesca wieder.
"Rächen? Warum solltet ihr euch an mir rächen wollen? Ich habe euch doch nichts getan", tat Nina scheinheilig. Also sie war echt gut im Lügen, das musste man ihr lassen.
"Ach komm, Nina. Tu nicht so. Du weißt ganz genau was du Aurora angetan hast!"
Leonardo sah mich fragend an und ich versuchte ihm mit einem Blick zu erklären, dass ich es ihm später erzählte.
"Also echt, es war ein Versehen. Das kann ich ja jetzt wohl auch nicht mehr rückgängig machen. Seid ihr immernoch nicht drüber weg?" Nina winkte ab und wendete sich dann mit einem Lächeln an mich. "Ich bin Nina. Du musst die Neue sein. Wie heißt du noch gleich?"
"Maria. Maria Ponti."
"Ah ja! Maria, genau. Wie ich sehe hast du dich mit denen da angefreundet." Sie zeigte auf Leana, Lia, Aurora, Luna und Francesca. "War vielleicht keine so gute Idee. Du siehst ja, was die jetzt für eine Show abziehen, nur weil sie eifersüchtig sind", sagte sie und fuhr sich durch die Haare.
"Eifersüchtig? Worauf sollten wir bei dir bitte eifersüchtig sein, du blöde Pute?", fragte Lia sauer. Die kleine Fee hatte ja auch eine böse Seite. Gefiel mir!
"Na ist doch klar", wandte sich Nina wieder an alle und stellte sich zwischen mich und Leonardo. "Mal abgesehen davon, dass ich mehr Persönlichkeit besitze als ihr alle zusammen..." Sie machte eine Pause und ich sah, wie sich die Mädchen stark zusammenreißen mussten um Nina nicht anzuspringen und ihr die Augen auszukratzen. "Ich verstehe mich mit Amadeo und das könnt ihr nicht ab, weil ihr gerne an meiner Stelle wärt." Sie legte ihre linke Hand an Leonardos Arm und mein Magen fing an unangenehm zu kribbeln. Tief ein- und ausatmen, Alex!
"Pf...das denkst aber auch nur du! Amadeo würde doch viel lieber etwas mit uns machen, als jemals etwas mit dir, du miese Schlange!", lachte Francesca auf. Die stritten sich doch nicht gerade wirklich um Leonardo?!
"Okay, okay. Mal ganz langsam! Eine Sache will ich hier mal klarstellen", sagte ich und stellte mich vor alle. Sie sahen mich neugierig an. "Du", ich zeigte auf Nina. "Findest ihn", ich zeigte auf Leonardo. "Anscheinend gut. Aber ihr", ich zeigte auf meine Mädels. "Findet ihn da", wieder Leonardo. "Auch gut. Nun streitet ihr euch gerade um IHN?" Nacheinander sah ich alle Mädchen an und sie nickten, als ob nichts dabei wäre.
"Seid ihr euch wirklich sicher? Ich meine...er ist der Arroganteste den ich je kennengelernt habe und, das soll was heißen, ich kenne EINIGE Jungs, da ich viel gereist bin. Also ich finde, er ist es überhaupt nicht Wert. Sucht euch lieber einen Schauspieler oder so, aber nicht den da!" Ich schüttelte meinen Kopf und sah alle mit einem Ich-weiß-wovon-ich-rede-Blick an. Doch innerlich war es komisch so schlecht über ihn zu reden.
Plötzlich fing Leonardo an leicht zu grinsen und die Mädchen sahen mich vielsagend an. Was war denn jetzt los?
Nina trat vor. "So ist das, ja?"
Jetzt trat Leana vor. "Glaubst du nicht eher, dass du ihn jetzt vor uns schlecht machen willst, damit DU freie Bahn hast?" Erschrocken sah ich sie an. Fingen die schon wieder damit an? Das Problem war, ich glaubte langsam wirklich, dass sie leider recht hatten...
"Also, drei Sachen. Erstens, wow, Glückwunsch! Ihr seid euch einig!
Zweitens, ihr liegt voll daneben! Ich stehe nicht auf solche Typen wie ihn. Außerdem habe ich schon einen Freund." Das passte jetzt zwar nicht zu meiner Identität und Leonardo wusste mit Sicherheit auch, dass ich log, doch ich musste das hier irgendwie beenden.
"Ach wirklich? Den hast du aber noch nie erwähnt", meinte Aurora.
Ich zuckte mit den Schultern. "Geht ja auch nicht jeden etwas an. Außerdem war ich nicht fertig. Drittens, ich hab dich heute beim Tanzen gar nicht gesehen Nina?"
"Ja, ich war beschäftigt. Das nächste mal. Ich finde es übrigens super, dass du uns hilfst!", sagte sie übertrieben glücklich und umarmte mich stürmisch. Sie war echt nicht schlecht im Lügen...außer sie sagte wirklich die Wahrheit...
"Alles klar", sagte ich und erwiederte die Umarmung widerwillig. Ich war nicht so der Knuddel-Typ und blieb lieber bei einem guten High-Five.
"Lasst uns jetzt bitte essen gehen oder wollt ihr euch noch weiter streiten? Das könnt ihr nämlich auch noch später oder morgen tun, doch wenn ich nichts zu essen kriege, dann werde ich noch zur Furie!", warf ich ein. Alle fingen an zu lachen und wir setzten endlich unseren Weg fort, doch wir trafen noch ein paar Jungs aus Leanas, Ninas, Francescas und Auroras Klasse. Am Tisch hielt ich mich aber zurück und aß in Ruhe mein Essen -Brathähnchen mit Salat- während ich den anderen zuhörte.
Ich hatte es mir so schön vorgestellt. Ich aß in Ruhe und die anderen redeten und ich konnte bloß zuhören, doch das wurde wohl nichts, denn ich wurde angesprochen (und ich hasste es beim Essen unterbrochen zu werden).
"Maria." Genervt sah ich Carlo an, der mir schräg gegenüber saß.
"Was ist?"
"Woho, da ist ja jemand schnell reizbar."
Wieso konnten meine Freundinnen nicht mit den Strebern befreundet sein? Die würden einen nicht immer so nerven, wie die, die besser aussehen und "cool" waren, oder besser gesagt sich dafür hielten.
"Sagst du jetzt mal, was du willst, oder was?" Ich bemühte mich nicht einmal nett zu klingen. Außerdem war das nicht so meine Art, einen auf nett zu tun, wenn ich nicht die kleinste Absicht hatte.
"Ach, nichts Wichtiges. Ich wollte nur fr-"
"Wenn es nicht wichtig ist, dann interessiert es mich nicht."
"Aber, aber. Ob es nun wichtig ist oder interessant, das sind ja wohl zwei verschiedene Dinge. Nun, wir haben gehört, du gibst unseren Mädels Nachhilfe im Tanzen?" Ich erstarrte. Was!? Woher wusste er das? Die Mädchen mussten das doch nicht auch noch 'rum erzälen und die Jungen damit neugierig machen.
Böse sah ich die sechs Mädchen an unserem Tisch an. "Wer hat geplaudert? Ihr müsst sowas doch für euch behalten! Sonst werden die doch nur noch neugieriger!", sagte ich jetzt fassungslos.
"Wir waren es nicht! Wirklich nicht. Bestimmt war es Martina oder so. Die quatscht doch immer mit jedem über alles", meinte Leana abwehrend.
"Ist ja auch egal. Was uns aber interessiert ist, warum du ihnen hilfst? Ich meine, du bist nicht in unseren Klassen", redete Carlo weiter.
"Was mich interessiert ist, warum du mich deswegen vom Essen abhälst? Außerdem, stört es dich?"
"Nein, aber gerade wirkst du nicht so, als würdest du anderen gerne helfen." Ich seufzte und sah zu meinen Freundinnen.
"Warum seid ihr nicht mit Marcello oder so befreundet? Streber haben nicht so eine große Klappe und sie nerven einen nicht so, weil sie mehr Verstand besitzen und jemanden in Ruhe essen lassen! Außerdem haben sie nicht so eine Angst von den Mädchen fertig gemacht zu werden."
"Wir haben keine Angst!", legte er sofort Protest ein.
"Ja klar, erzähl das deinem Teddybären, aber nicht mir."
"So? Vielleicht blockst du jetzt ja ab, weil DU in Wirklichkeit Angst hast, die Mädchen falsch zu trainieren und du nachher dran Schuld bist, dass sie gegen uns verloren haben." Ich ließ die Gabel sinken und starrte ihn an.
"Wie bitte?"
"Du hast mich schon verstanden."
Ich legte meine Gabel ab und sah Carlo mit einem bösen Blick an. "Wir haben auf keinen Fall Angst. Schließlich weiß ich, dass ich tanzen kann und die Mädchen werden euch sowas von weghauen!"
"Klar. Bescheiden bist du ja nicht gerade. Ich weiß, dass ich tanzen kann!", äffte er mich nach.
"Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir? Ich habe dir doch gar nichts getan!"
"Wetten, du trainierst jetzt nur die Mädchen und beim Tanzbattle schaust du dann nur zu, weil du ja nicht in unseren Klassen bist und dann einen auf Trainerin tust." War er wirklich so dumm?
"Ja, Carlo. Genau so ist es!" Die anderen mussten kichern.
"Du hast doch nur Angst!" Er konnte es einfach nicht lassen. Ich stand auf und stütze mich auf den Tisch. "Ich. Habe. Nie. Angst."
"Klar, man sagt viel, wenn der Tag lang ist. Aber wir können ja wetten."
Nun stellte er sich auch hin, doch er war fast einen Kopf größer als ich und deshalb streckte ich mich, so gut ich konnte zu ihm hoch.
"Gerne. Wetten, dass die Mädchen gegen euch Jungs sowas von gewinnen werden?"
"Wetten, dass ihr Mädchen von uns in Grund und Boden getanzt werdet?"
"Pf. Um was wetten wir?"
"Sagen wir mal, die Verlierer müssen in Unterwäsche durch den ganzen Park, inklusive dem Internatsgebäude rennen." Alle zogen scharf die Luft ein, denn nicht nur an unserem Tisch wurde uns aufmerksam zugehört, sondern auch an den Umliegenden hörten uns schaulustige Schüler zu.
"Nein, Maria! Bitte tu' das nicht! Was ist, wenn wir verlieren? Du weißt doch gar nicht, wie gut die Jungen sind!", hörte ich ein paar Mädchen sagen.
Ich sah Carlo weiterhin böse in die Augen und er grinste mich herausfordernd an. Ich hörte "Bitte, bitte tu das nicht!" oder "Vergiss ihn bitte, er labert immer so einen quatsch!". Konnte ich das riskieren? Noch waren sie gar nicht so gut, bis auf ein paar talentierte Mädels vielleicht.
"Na was ist? Hast du doch Schiss?", neckte er mich provokant.
Ich schlug in seine mir ausgestreckte Hand ein.
"Top, die Wette gilt. Wenn wir verlieren sollten, dann laufen wir nur in Unterwäsche durch den Park und das Internat."
"Oooh, wir freuen uns schon auf den Anblick. Stimmt's Jungs?" Es wurde gegrölt.
"Freu' dich mal nicht zu früh! Wir werden den schönen Anblick genießen!" Bei den Mädchen wurde auch gejubelt. Ich hoffte wirklich, dass ich da nicht zu viel von den Mädels erwartete. Ich musste die nächste Trainingsstunde schon auf morgen setzten, am besten drei Stunden lang!
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