47: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

"Du wirst es ihm sagen müssen", sagte ich zum elften Mal.
"Ich muss schon mal gar nichts!" Teresa verschränkte ihre Arme beleidigt vor der Brust.
"Nun...da es ihn aber auch etwas angeht und sowas ziemlich daneben gehen kann, wenn man es von anderen erfährt, würde ich ihm die ganze Situation erklären", unterstütze Flavia meine Aussage.
"Das ist mega peinlich! Das kann ich nicht machen!"
"Das hättest du dir vorher überlegen müssen. Jetzt hast du es in die Welt gesetzt und Adrianna wird das bestimmt Eliana erzählen und die dann Luca und der fragt dann Christian darüber aus."
"Genau. Also beeil dich lieber ihm das zu erklären, denn das macht schneller die Runde als ein Lauffeuer", nickte Flavia. Teresa seufzte tief und ließ den Kopf hängen. Wir waren in unserem Zimmer, da wir alle ein Kleid gefunden hatten und uns wegen Teresas Lüge über sie und Christian besprechen mussten.

"Was ist, wenn er mich danach hasst?", fragte sie kleinlaut. Flavia und ich sahen uns an und mussten anfangen zu lachen.
"Sorry, Tes, aber Christian ist ja wohl der letzte, der dich hassen würde...und dann noch für sowas!"
"Nein", lachte ich. "Er wird dich sicher nicht hassen, aber trotzdem ist es nicht schön, so etwas von anderen zu erfahren. Wenigstens kannst du dir eine Erklärung einfallen lassen."
"Aber was soll ich denn bitte sagen?! Hey Christian! Ich habe behauptet, dass wir zusammen sind, weil ich sauer auf Adrianna war, dass sie in die verliebt ist? - Nein. Nie im Leben kann ich sowas sagen!"
"Sag ihm einfach, dass du ihn sehr gern hast und dich das mit Adrianna wütend gemacht hat. Da ist dir das so rausgerutscht", schlug Flavia vor.
"Christian wird deswegen nicht sauer auf dich sein, dass glaube ich einfach nicht", fügte ich hinzu und umarmte Teresa. Weiter konnten wir auch nicht reden, da die Jungs nach einem Klopfen ins Zimmer kamen. Ich löste mich von Teresa und sah ihr mit einem bedeutsamen Blick in die Augen.

"Alles okay bei euch?", fragte Luca.
"Ach Luca! Gut, dass du hier bist! Ich wollte dir noch was zeigen!" Flavia ging zu Luca, der sichtlich verwirrt war und zog ihn mit sich aus dem Zimmer.
"Und ich will dir mein Kleid zeigen!", sagte ich zu Leo und zog auch ihn mit aus dem Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und betete, dass Teresa sich traute und nicht noch eine Lüge auftischte.

"Du willst mir doch gar nicht das Kleid zeigen, habe ich recht?", zog Leo eine Augenbraue hoch und ich schüttelte den Kopf. Zusammen gingen wir ins Zimmer der Jungs, wo wir auch schon Luca und Flavia vorfanden.
"Was ist los, Mädels?", fragte Luca und sah uns durchdringlich an. Ich sah zu Flavia und seufzte.
"Teresa hat gegenüber Adrianna behauptet, dass sie mit Christian zusammen ist." Die Jungs machten große Augen.
"WAS!?"
"Sie ist halt wirklich in ihn verschossen und als Adrianna gemeint hatte, wie toll sie Christian findet und mit ihm tanzen will auf dem Ball, da ist Teresa der Kragen geplatzt", erklärte Flavia in der Kurzfassung.
"Oh", meinte Luca. "Nun...ich glaube nicht, dass Christian das so schlimm finden würde. Er mag Teresa auch sehr gern."
"Verrückt. Ich habe doch auch nicht behauptet, dass ich mit Leo zusammen bin, damals als Leana und Co. über ihn geredet haben", fiel mir ein.
"Eher im Gegenteil. Du bist immer ausgerastet, als jemand behauptet hat, wir wären zusammen." Leo grinste und ich verdrehte die Augen.
"Das hat ja auch mega genervt! Ich habe dich zu dem Zeitpunkt halt nicht gemocht und jeder dachte du wärst mein Freund! Schrecklich!" Flavia und Luca mussten lachen.

Schon bald tauchten Teresa und Christian auf und wir sahen sie alle gespannt an. "Und?", fragte Flavia.
"Was und?" Christian schien verwirrt und mir kam die blöde Vermutung, dass Teresa ihm nichts erzählt hatte. Ich sah streng zu Teresa, doch diese mied meinen Blick. Ich sah zu Flavia und diese schlug sich leicht mit der flachen Hand an die Stirn.
"Worüber habt ihr bitte geredet?!" Ich sah fassungslos zu Teresa, doch diese sagte nichts.
"Ja...vielleicht sollten wir uns einen Plan für morgen ausdenken", warf Leo ein, um das Thema zu wechseln. Er kam zu mir rüber und drückte meine Hand. Ich seufzte und nickte schließlich.

"Leo hat recht. Lasst uns einen Plan entwickeln. Teresa, Flavia und ich sind als Gäste auf dem Ball. Ihr wahrscheinlich alle als Helfer."
"Ich werde wohl eh die meiste Zeit beim König sein", meinte Christian.
"Das ist gut. So hast du auch die Königin im Blick. Wir können uns um die Prinzessinnen und die anderen Gäste kümmern", sagte Flavia.
"Und James wird ja auch da sein, der kann uns auch gut helfen", fügte ich hinzu. Plötzlich stieß mir Flavia aufgeregt in die Seite und ich sah sie verwirrt an.
"Du kannst ja gar nicht tanzen!!!" Sie fing an zu lachen, wobei mein Gesichtsausdruck düster wurde. Es ist ja schon schlimm genug ein Kleid anzuziehen...aber dann noch Standarttänze drauf haben ist einfach zu viel verlangt.

"Ich tanze einfach nicht. Pech gehabt", zuckte ich mit den Schultern.
"Ich denke nicht, dass das den ganzen Abend funktionieren wird", meinte Teresa und schüttelte den Kopf.
"Du kannst doch tanzen, wo liegt das Problem?", fragte Leo und war verwirrt.
"Ja. Ich kann vielleicht Hip Hop tanzen und vielleicht auch noch Jazz oder Modern, aber ich kann doch keine Standarttänze! Ich trete allen dabei immer auf die Füße!" Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Leo musste leicht anfangen zu lachen und ging zu Luca. Diesem legte er einen Arm um die Schultern.
"Das hättest du früher sagen sollen! Unser lieber Luca hier ist Profi im Standarttanz! Er kann dir helfen!" Wir sahen alle erstaunt zu Luca.
"Der kann wirklich was richtig gut, außer sich bloß dumm zu stellen?", kommentierte Flavia und Luca sah sie empört an. Wir anderen konnten uns ein Lachen nur schwer verkneifen.

"Sicher, dass du es mit Alex probieren willst?", fragte Teresa. "Zieh dir lieber Sicherheitsschuhe an", flüsterte sie ihm zu, doch ich hörte es trotzdem.
"Dein Ernst!?" Ich sah sie fassungslos an, doch sie fing bloß leicht an zu lachen und entfernte sich wieder von Luca.
"Wir können es doch wenigstens versuchen. Notfalls musst du morgen einfach so tun, als hättest du dir den Knöchel verstaucht oder so." Er grinste und ich verdrehte die Augen. Die wollten mich doch alle verarschen.
"Es reicht ja Walzer", meinte ich. Wir begaben uns in den anderen Raum, damit wir mehr Platz hatten. Wir fingen einfach an, damit Luca sehen konnte, was genau bei mir das Problem war. Allerdings dauerte es nicht lange und er stoppte uns sofort.

"Hast du das Problem etwa schon herausgefunden?", fragte ich verwirrt und erstaunt zu gleich. Luca sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen vorwurfsvoll an.
"Das Problem ist ganz einfach: du!"
"Ich?!" Ich stemmte meine Hände in die Hüften.
"Ja! Du bist das Problem! Du lässt dich ganz einfach nicht führen!", warf er mir vor.
"Ja wieso denn auch? Ich kann ja wohl selbst tanzen!" Ich zog einen Schmollmund und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Aber Paartanz beruht nun einmal darauf, dass sich die Frau von dem Mann führen lässt!"
"Dafür muss mein Partner erstmal ein richtiger Mann sein." Luca atmete laut und sichtlich genervt aus.
"Lass es uns noch einmal versuchen. Dieses Mal lässt du MICH dich führen! Kapiert?" Er sah mich durchdringlich an und ich nickte gezwungenermaßen.

Wir starteten also wieder und ich versuchte es wirklich.
"Lass locker, Alex!", befiehl mir Luca.
"Ich versuche es doch! Das geht nicht so einfach!" Ich konzentrierte mich wirklich sehr darauf, auf Luca zu achten. Anscheinend funktionierte es nicht so ganz, wie ich es mir erhofft hatte. Luca stoppte wieder alles und sah mich kopfschüttelnd an.
"Du lässt dich einfach nicht führen, du bist zu selbsteingenommen!" Ich zuckte mit den Schultern und lächelte ihn entschuldigend an. Er seufzte verzweifelt und zwischen uns herrschte kurz Stille. Irgendwann sah er mich dann freudig an und schien eine Idee zu haben.
"Was ist?", fragte ich ihn, doch er lächelte bloß vielsagend, was mir ein wenig Angst einjagte.
"Ich habe die perfekte Idee! Warte kurz hier!" Er verschwand schnell aus dem Zimmer, nur um mit Leo kurz darauf wieder aufzutauchen. Ich sah beide verwirrt an. Am Ende blieb mein Blick dann an Luca hängen, der auf mich zukam und einen dunklen Schal in den Händen hielt.

"Du vertraust Leo doch, oder?" Ich sah ihn misstrauisch an, bevor ich langsam nickte.
"Natürlich tu ich das."
"Perfekt", meinte er und legte mir den Schal um die Augen und machte ihn fest.
"Hey! Luca was soll das!?" Ich wusste nicht einmal, was seine Idee war! Plötzlich merkte ich, wie jemand meine Hände in seine nahm und ich wusste sofort, dass das Leos Hände waren.
"Jungs, was habt ihr vor?" Misstrauisch fragte ich nach. Ich spürte, wie Leo sich meinem Ohr nährte.
"Vertrau mir einfach", flüsterte er und ich bekam eine Gänsehaut. War Luca überhaupt noch da?

Leo legte seine rechte Hand an meine Hüfte und die andere hob er, womit mein rechter Arm automatisch auch angehoben wurde. Meine linke Hand ruhte auf seiner rechten Schulter.
"Und jetzt musst du dich nur führen lassen. Du siehst nichts und hast keine Ahnung, wo du sonst hin sollst", sprach Luca. Somit war meine Frage von eben beantwortet.
"Aber-", wollte ich widersprechen, doch Leo küsste mich kurz. "Nicht fair", zischte ich und hörte Leo leise lachen. Er setzte sich in Bewegung und ich automatisch mit ihm. Zu Beginn hatte ich es wirklich noch schwer, mich einfach führen zu lassen.
"Alex! Jetzt hör endlich auf so stur zu sein und lass Leo dich führen!", schimpfte Luca. Ich kniff meine Augen unter dem Tuch zusammen und atmete tief durch. Ich stellte mir vor, wie Leo und ich uns gerade durch das Zimmer bewegten. Dabei dachte ich an das Zimmer und was alles dort drin stand. Jetzt hatte ich ein wenig Angst, irgendwo gegen zu knallen und vertraute Leo, dass er mich schon nicht gegen irgendetwas tanzen lassen würde. Ich versuchte einfach die Schritte einigermaßen hinzubekommen. Zwischendurch trat ich ihm noch auf den Fuß, allerdings war das nur noch sehr selten.

"Wow", hauchte Luca und schien mit sich zufrieden. Zumindest glaubte ich, dass er zufrieden war, schließlich sah ich nichts. "Endlich lässt sie sich führen! Halleluja!" Ich musste leicht lächeln und genoss die Nähe von Leo einfach. Uns fehlte einfach die Zeit zu zweit, vor allem bei der Mission war das sehr schwierig, fast unmöglich.
"Aber ich kann morgen doch nicht mit einem Tuch um die Augen tanzen und vertrauen tu ich ja jetzt Leo, aber ob ich das bei einem Fremden tun kann?", sprach ich meine Zweifel aus.
"Du schaffst das schon. Ich glaub an dich", meinte Leo und küsste meine Nasenspitze. "Notfalls muss ich eben einspringen." Ich musste lächeln. Er konnte so süß sein.

"Ich geh den anderen mal von meinem Erfolg berichten!" Ich hörte wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Luca war weg und ich endlich mit Leo alleine. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Unter diesem Schal wurde es allmählich echt warm.

"Machst du mir den Schal ab?", fragte ich und hob meinen Kopf.
"Meinst du, du lässt dich dann immer noch führen?" Er lachte leicht und ich kräuselte meine Nase.
"Weiß nicht, aber mir wird warm."
"Na gut, ausnahmsweise." Er ließ meinen Arm hinunter und fasste an meinen Hinterkopf, um den Knoten zu lösen.
"Wie nett du doch bist", sagte ich, als ich ihn endlich wieder ansehen konnte. In seine strahlend blauen Augen, in die ich mich so sehr verliebt hatte.
"Ich bin immer nett", meinte er uns drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
"Mh hm", machte ich und grinste, bevor ich meine Arme in seinem Nacken verschränkte und ihn küsste. Er hatte seine Hände an meine Wangen gelegt und sich etwas hinunter gebeugt. So verweilten wir eine Zeit lang, bis wir uns lösten.

"Vielleicht sollten wir wieder rüber gehen", flüsterte er und ich grummelte nur, was ihn etwas zum Lachen brachte. "Morgen ist der Ball und wir sollten uns lieber ausruhen."
"Erinnere mich nicht an das Grauen!", seufzte ich.
"Es ist doch nur ein Kleid. Nur ein Abend. Das wird schon."
"Du hast gut reden...du musst das Kleid ja auch nicht anziehen! Du kannst schön am Rande stehen und zusehen, wie blöd ich mich in diesem Ding bewege."
"Du siehst immer gut aus, selbst wenn du einen Kartoffelsack an hast." Er küsste meine Stirn und ich musste schmunzeln.
"Heißt das, ich soll morgen einen Kartoffelsack anziehen, anstatt das Ballkleid von Adrianna?" Bei dieser Vorstellung mussten wir beide Lachen.
"Es wäre wenigsten etwas Neues!", meinte er und ich schüttelte bloß lachend den Kopf.
"Na komm, wir gehen rüber. Du hast ja recht, wir sollten uns lieber etwas ausruhen." Das konnte morgen ja etwas werden...

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