31: Flavia und Racheaktionen

"Alex...wie...wie kann das sein?" Teresa schien fassungslos, doch sie war nicht die Einzige.
"Das ist gefälscht! Ihr kennt doch Marianna und ihren Clan! Ihr wisst doch, wie die drauf sind und das Video, was sie mir gezeigt hatten von Leo und Gaia, war ja auch gefälscht!", verteidigte ich mich. Ich sah endlich vom Bildschirm weg, doch ich traute mich nicht in ihre Augen zu sehen. 
"Da hast du natürlich recht. Sie wollen uns bestimmt bloß auseinander bringen", warf Christian ein.
"Mit allen Mitteln die sie besitzen", fügte Leo leise hinzu und er klang trotz allem etwas verletzt.
"War ja klar, dass sie mich nicht einfach so gehen lassen würden. Marianna ist so eine blöde Kuh! Ich könnte sie erwürgen!" Ich drehte mich von ihnen weg und schloss die Augen. Warum hatte ich ihn nicht abgewimmelt, als es mir so nah war? Dann hätten sie jetzt nicht so ein Video haben können!

"Dann hättest du dich aber auch wehren können, als er dir näher kam", sagte Eliana und ich hätte sie dafür am liebsten geköpft. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und atmete laut ein und aus.
"Ich glaube, du könntest jetzt mal deine verdammte Klappe halten, du dumme Kuh!", keifte Flavia.
"Genau! Schließlich war Alex gefesselt, du Genie! Wie sollte sie sich denn wehren?", unterstütze Teresa. Sie waren die Besten, doch auch sie kannten leider nicht die ganze Wahrheit. Trotzdem waren Fernando und Marianna so ziemlich die beschissensten Leute auf der Welt, weshalb ich spontan beschloss, Fernando einen Besuch abzustatten.

"Ich geh' das klären", schnaubte ich sauer und stapfte zur Tür. Bevor ich das Zimmer verließ, hielt mich jemand am Handgelenk fest und ich wusste sofort, wer es war. Er drehte mich herum und automatisch sah ich hoch. Direkt in seine Augen. So ein Mist. Ich sah, dass er verletzt war, doch er versuchte es nicht zu zeigen. Er wollte es nicht glauben und das fand ich wirklich sehr beneidenswert von ihm.
"Mach' keinen Scheiß", sagte er leise zu mir. Leicht hoben sich meine Mundwinkel.
"Keine Sorge, ich stelle nur etwas klar und...Flavia und Teresa werden mir eh Rückendeckung geben", meinte ich genauso leise und ruhig. Flavia und Teresa verstanden sofort und gingen bereits auf den Flur. Langsam ging ich rückwärts und Leo ließ meine Hand aus seiner gleiten. Ich konnte ihm einfach nicht sagen, was in mir vorging, als Fernando mich küssen wollte. Ich würde ihn bloß sehr verletzen und das konnte ich einfach nicht. Vielleicht später. Irgendwann.

"Also", sagte Flavia und klatschte einmal in ihre Hände, als wir ein wenig weiter vom Zimmer weg waren. "Suchen wir uns einen Baseballschläger? Oder nein! Wartet! Ich habe eine viel bessere Idee! Wir holen uns eine Pfanne aus der Küche, so eine wie Rapunzel hat!" Sie seufzte einmal. "Ich wollte ihr das schon immer nachmachen."
Ich sah die beiden an. "Also...ihr glaubt mir?" Teresa zog eine Augenbraue hoch und musterte mich von der Seite.
"Ja natürlich! Denkst du echt, wir würden einem Video von denen mehr glauben als unserer besten Freundin?"
"Aber Leo schien schon ein wenig verletzt, auch wenn ich nicht denke, dass er dem Video viel Glauben schenkt", warf Flavia ein.
"Ich weiß, ich hab das auch bemerkt... aber ganz ehrlich, ich glaub, ich wäre auch verletzt so etwas zu sehen", murmelte ich vor mich hin.
"Jedenfalls müssen wir es ihnen heimzahlen", kam es von Flavia. "Ich könnte ihm in der Nacht seine Haare abrasieren oder sein Gesicht mit einem wasserunlöslichen Stift bemalen..."
"So verlockend es auch ist, Flavia, wir müssen uns zurück halten. Wir brauchen einen genauen Plan, denn es kann nicht noch mehr aus den Fugen geraten", sagte ich.
"Wir müssten einen Gewinn daraus ziehen. Ich meine, wenn wir uns an ihm rächen würden, dann haben wir alleine nicht viel Macht, auch weil er seine ganzen Leute hier hat, versteht ihr? Sie werden es erfahren und wir wären dran, zumal sie viel mehr sind", fügte Teresa hinzu.
"Im Moment haben wir viel zu viele Leute gegen uns. Marianna und der Rest ihrer Organisation und die Königin kann uns wohl auch nicht leiden", meinte ich. Meine Freundinnen nickten zustimmend und wir verfielen ins Schweigen. Jeder ging seinen Gedanken nach und überlegte sich etwas. 

"Eine Gemeinsamkeit haben wir aber mit der anderen Seite", sagte Flavia auf einmal. "Wir wollen schließlich auch etwas über die Königin herausfinden."
"Das ist es!", ergriff ich das Wort. "Dieses Mal beschaffen wir uns die Informationen von ihnen!"
"Wie willst du das denn anstellen?", fragte mich Flavia.
"Fernando steht eh auf dich, also wirst du das weiterhin ausnutzen und noch einen drauf legen", grinste ich schelmisch. Teresa und Flavia sahen mich verdutzt an. Mein Grinsen wurde breiter.
"Alex! Nein! Aus! Hör sofort auf an so etwas zu denken!", grummelte Flavia wütend. Ich verdrehte meine Augen. Sie dachte eindeutig das Falsche.
"Meine Güte! Ich hab doch an was ganz anderes gedacht!" Ich schüttelte fassungslos den Kopf. "Du hast doch von diesem T-Typ geträumt."
"Ja...ich glaub er hieß Tavi...zumindest habe ich das Eliana so aufgetischt."
"Wunderbar, denn du musst ihn richtig eifersüchtig machen. Einmal um zu sehen, ob er wirklich auf dich steht und du musst ihm so den Kopf verdrehen, beziehungsweise will er dich dann so sehr, dass er alles versucht, um deine Gedanken an Tavi zu vergessen. Verstehst du? Man wird bekanntlich blind vor Liebe, also wenn du ihm schön den Kopf verdrehst, dann wird er wie ein Schoßhündchen sein. Das können wir uns dann zum Nutzen machen", beendete ich meine Idee.
"Und an was hast du da gedacht?", fragte Teresa stirnrunzelnd und noch etwas skeptisch nach.
"Folgendes", begann ich meine Erklärung und blieb stehen. "Flavia wird gleich zurück ins Zimmer zu ihm gehen. Du wirst ihn wecken, weil du einen komischen Traum hattest. Du wirst ihm einen vorweinen, weil...keine Ahnung...deine Eltern gestorben sind oder so, und irgendwie bringst du Tavi da noch mit rein, aber so, dass er eifersüchtig wird. Du musst Tavi als einen super lieben, sympathischen, hilfsbereiten Kerl darstellen und ein wenig für ihn schwärmen, also so tun, als wünschst du dir, er wäre echt und so bla bla, das schaffst du schon. Wenn er es dir dann abgekauft hat, dann sagst du würdest gerne an die frische Luft gehen oder so. Hauptsache ihr verlasst das Zimmer-"
"Das Zimmer hat aber einen riesen Balkon, da werden wir nicht nach draußen gehen müssen", warf Flavia ein.
"Dann überleg dir was anderes, hast genug Fantasie, da zweifle ich nicht dran. Also, wenn ihr dann raus seid, versuchst du ihn so lang wie möglich aufzuhalten, solange gehen Teresa und ich ins Zimmer und sehen uns ein wenig genauer um. Schließlich muss da einfach noch mehr sein, als nur diese Mappe, die du uns ja schon gezeigt hast."
"Klingt nicht schlecht", nickte Teresa und schien damit einverstanden. Bloß Flavia war nicht so davon überzeugt, denn ihr Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erkennen.

"Was ist denn, Flavia?", fragte ich. "Soll ich's noch mal langsam erklären?" Sie schüttelte bloß den Kopf und biss sich auf ihre Unterlippe, bis sie dann doch sprach.
"Na ja, ich bin nicht wirklich dazu geeignet jemanden zu verführen", gab sie zu.
"Dein Ernst? Du hast noch nie an dir gezweifelt! Jetzt ist es ein echt ungünstiger Zeitpunkt!", regte sich Teresa etwas auf.
"Ja, dann spiel du doch mal jemandem vor, du findest ihn gut, obwohl du ihn im Innern einfach nur hasst!" Teresa stöhnte genervt auf und ich sah Flavia leicht fassungslos an. Plötzlich aber hatte sie wohl eine Idee, denn sie blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und fing an zu grinsen. Sie hatte das selbe schlemische Grinsen, welches ich bis eben noch aufgesetzt hatte. Flavia trat näher an mich heran und legte ihre Hände auf meine beiden Schultern. Ihr Grinsen wurde größer und sie schien sehr glücklich, einen Ausweg für sich gefunden zu haben. Teresa beobachtete uns von der Seite und sie blickte abwechselnd von mir zu Flavia und wieder zurück. Sie hatte ihre Stirn gerunzelt und eine Augenbraue hochgezogen. Ihr Blick war skeptisch gegenüber Flavia und ein wenig mitfühlend bei mir. Trotzdem wusste ich, dass sie innerlich recht froh war, dass Flavia mich in ihre Idee eingebracht hatte und nicht sie.

"Flavia...was auch immer du für einen Plan in deinem Hirn zusammengepuzzelt hast...ich möchte ungern ein Hauptteil davon werden, vor allem weil ich Leo nicht wieder enttäuschen kann!", versuchte ich sie zur Vernunft zu bringen, damit sie einfach meinen Plan ausführte. Wenn sie doch nur einmal auf mich hören würde!
"Aber, aber! Nicht so schüchtern, Alex! Schließlich würde es Leo verstehen, denn es wäre im Sinne der Mission und da muss man nun mal Opfer bringen. Jeder muss sich einbringen und für dich wäre es jetzt die perfekte Gelegenheit!"
"Ich bringe mich doch genug ein! Jetzt kannst gerne du mal etwas übernehmen!", verteidigte ich mich. Sie schüttelte bloß den Kopf.
"Man kann nie genug tun, Alex!" Ich schnaubte. Es gefiel mir gar nicht, wie sie schon so sicher war, dass ich den Job übernehmen würde, anstatt sie selbst.
"Ich habe ein ungutes Gefühl dabei", murmelte Teresa neben uns und ich sah sie mit einem Blick an, der sie hoffentlich verstehen ließ, dass sie im Augenblick nicht wirklich hilfreich war. Meine beste Freundin zuckte bloß mit den Schultern und lächelte entschuldigen, was mir auch nicht sehr weiterhalf, denn Flavia hatte ihr schelmisches Grinsen nicht verloren. Im Gegenteil. Es wurde stetig ein kleines bisschen breiter, wie mir schien.

Als sie dann endlich ansetzte und begann ihren Plan ausführlichst zu erklären, blieb mir fast die Spuke weg. Ich hatte meine Augen leicht geweitet und sah sie entsetzt an. Wieso kam genau sie bloß immer auf solche Ideen?

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