19: Jetzt hilft nur noch Glück!

Ich öffnete die Waschmaschine und holte drei große, nasse Laken heraus, um sie in einen Korb zu tun. Dann ging ich zu den Leinen. Ich war gerade dabei, eins davon wieder herauszunehmen und über eine Leine zu werfen, als mich jemand von hinten ansprach.
"Lass mich das machen. Geh du lieber nach oben und bezieh' das Bett des Königs und der Königin neu", sagte eine etwas ältere Frau und drückte mir einen Korb mit frisch zusammengefaltener Bettwäsche in die Hand. Ich sah verdattert auf den Korb in meinen Händen und dann zu der Frau.
"Wie oft wird dieses Bett eigentlich neu bezogen?", fragte ich nach.
"Alle zwei Tage und jetzt mach' schon! Danach kannst du auch Feierabend machen."
"Bin schon unterwegs!" Das war die perfekte Gelegenheit, sich mal ein wenig dort umzusehen, ohne dass es großartig jemand mitbekam.

Ich trat in das riesen Zimmer ein, indem ich gestern ja schon gewesen war. Nach dem Vorfall waren wir einfach alle an unsere Arbeit gegangen und wollten erst einmal nicht weiter nachforschen, doch jetzt ergab sich eine wundervolle Gelegenheit. Während ich zum Bett ging, ließ ich meinen Blick schweifen. Das Zimmer hatte einen großen, gold-glänzenden Kronleuchter von der Decke hängen. Es gab trotzdem vier Fenster, die alle dunkelblaue, mit Goldmuster verziehrte Vorhänge besaßen, die nach links und rechts zurückgezogen waren, damit die Sonne hinein schien. An der einen Wand stand ein großer, dunkler Schrank und daneben eine Kommode in dem selben dunklen Holz.
Ich stellten den Korb neben das Bett und fing langsam an, die Bezüge abzuziehen und auf den Boden zu werfen. Ich ließ mir Zeit, damit ich alles noch genauer beobachten konnte. Ich sah zu der Tür, hinter der sich das Bad befand. Ganz ehrlich? - Ich denke es war die Königin. Warum? - Das kann ich leider noch nicht sagen, aber ich habe da so ein Gefühl. Allerdings würde es mich schon interessieren, wie sie es geschafft hat...hat sie es alleine gemacht, oder hatte sie einen Komplizen? Andererseits macht das keinen Sinn, wenn es die Königin gewesen wäre, schließlich war sie auch wie wir und hat uns hier her geholt...warum sollte sie dann etwas böses tun? Hm...

Ich hob die eine Ecke der Matratze hoch, weil ich das Lacken abmachen wollte, da entdeckte ich etwas. Ich hievte die Ecke etwas höher und Griff nach dem kleinen Buch, das da lag. Außerdem sah ich, dass etwas unter dem Bett versteckt war, also ließ ich die Matratze wieder auf das Lattenrost fallen und kniete mich neben das Bett, um eine dunkelrote Box darunter hervorzuholen. Verwundert sah ich mir die beiden Dinge genauer an. Zu erst öffnete ich die Box und runzelte meine Stirn. Hier lagen sieben Dosen von Haarspray und Haarkur...aber was wollte sie damit und...warum versteckt sie die in einer Box unter ihrem Bett? Zumal waren alle leer!
Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf und machte den Deckel der Box wieder zu. Ich nahm mir das Büchlein und machte das Gummiband ab, um es zu öffnen. Was ich da sah, machte mich stutzig. Es war voller Zeichnungen und Skizzen...aber nicht von Tieren, oder Blumen oder Prominenten...nein...ich erkannte das Gesicht von Flavia, Eliana, Adrianna, Luca, Teresa, Leo, Mir, des Königs und noch einige andere, die ich nicht kannte. Ich wäre geschmeichelt, wenn neben meinem Bild nicht so etwas stehen würde wie starke Linke und kluges Köpfchen oder kann man leicht provoziere", denn das war creepy. Aber die Krönung war ja noch scheint das meiste Sagen zu haben; zu erst eliminieren! und Höhenangst beunruhigte mich ebenfalls.
Ich blätterte zu Eliana und laß mir die Notizen neben ihrem Bild durch. Dann sah ich mir auch noch ein paar der anderen an, aber der König interessierte mich gerade irgendwie am meisten. Was ich dann laß, schockierte mich. Dort stand tatsächlich: umbringen; morgens; Bad > rutscht aus und knallt mit Kopf an Wanne/Boden; als Unfall.

Sie war es also doch! Aber warum zur Hölle hatte sie so ein Buch und wollte uns alle eliminieren?! Ich musste das meinen Freunden zeigen, aber ich konnte das Buch doch jetzt nicht mitnehmen...das würde bestimmt auffallen. Allerdings kamen wir bestimmt nicht mehr so schnell an das Buch heran. Was sollte ich tun?
Egal, erst einmal muss ich das Bett beziehen und solange konnte ich ja überlegen.
Ich legte das Buch auf die Kommode und da mir warm geworden war, zog ich mir meine Strickjacke aus legte diese ebenfalls auf die Kommode. Dann beeile ich mich jetzt mal lieber, schließlich will ich Feierabend haben und die Neuigkeiten verbreiten.

○●○

"Leute! Leute! Leute!", sagte ich und rannte in unser Zimmer, das unser Treffpunkt geworden war, wie man erkennen konnte. Ich blieb schockiert stehen. "Was zur...? Was ist passiert?"
Sofort ging ich zu Teresa, der gerade die Hand von Flavia verbunden wurde. Sie hatte leicht verheulte Augen und schniefte zwischendurch leicht. Sie hob ihren Kopf und blickte mich an, als sie dann anfing zu erklären: "Nichts dramatisches, ich bin bloß mit dem Messer beim Schneiden vom Gemüse abgerutscht."
"Au..."
"Kannst du laut sagen! Sobald Flavia fertig ist muss ich mir schnell das Gesicht mit kaltem Wasser waschen, damit die Jungs nicht merken, dass ich geheult hab deswegen."
"Aber sonst ist alles in Ordnung?"
"Ja, keine Sorge, Alex. Ich war einfach nicht vorsichtig genug."
"So! Fertig!", meinte Flavia und betrachtete ihr Werk. Teresa stand auf und ging ins Bad, wie sie ja bereits angekündigt hatte, und Flavia wendete sich nun an mich. "Warum bist du so aufgeregt ins Zimmer gekommen?"
"Ihr glaubt gar nicht, was ich entdeckt habe!"
"Erzähl!", rief Teresa neugierig aus dem Bad. 
"Eigentlich wollte ich es euch allen gleichzeitig sagen...wo sind denn die Jungs?" Und schon klopfte es an der Tür. Schnell machte ich sie auf uns murmelte: "Wenn man vom Teufel spricht."
"Na ihr, gibt's was Neues?", fragte Luca in die Runde.
"Und wie! Also bewegt euren Arsch mal schneller ins Zimmer!", sagte Flavia. Sie hatte so eine besondere Art der Direktheit. Man hatte das Gefühl, man musste ihrem Befehl folgen, wenn sie ihn aussprach...
Okay nein, eigentlich war sie bloß sehr direkt.

Teresa kam auch aus dem Bad und ich begann zu erzählen: "Ihr glaub gar nicht, was ich unter dem Bett der Königin gefunden habe!"
"Was zur Hölle hast du unter dem Bett der Königin zu suchen?", fragte Luca verwirrt.
"Hör mir doch einfach mal zu!", verdrehte ich die Augen. "Als ich das Bett neu bezogen habe, habe ich eine Ecke der Matratze angehoben, um das Lacken einfacher drauf zu machen und da habe ich halt ein kleines Büchlein entdeckt und auch eine Kiste unter dem Bett. Also hab ich mir das Büchlein genommen und die Kiste unter dem Bett hervorgeholt-"
"Was war in der Kiste?", fragte Leo.
"Wenn ihr mich nicht ständig unterbrechen würdet, dann wüsstet ihr es jetzt!"
"Sag schon!", forderte Teresa neugierig. 
"Sieben Flaschen Haarspray und Haarkur." Die Blicke waren göttlich. Christian übernahm das Wort.
"Na ist doch klar!", meinte er und nun sahen wir ihn alle verstört an. "Wenn man Haarspray oder auch Haarkur zum sprühen benutzt und es dann auf dem Boden landet, dann sorgt es dafür, dass Fliesen total rutschig werden!"
"Und...woher weißt du sowas?", fragte Flavia sichtlich verwirrt. 
"Passiert meiner Schwester immer."
"Du hast 'ne Schwester?", fragte Teresa verblüfft. 
"Ehm...ja? Was ist daran so ungewöhnlich? Luca hat schließlich auch einen Bruder", lachte er leicht.  
"Echt jetzt?", fragte nun Flavia verblüfft. 
"Bei uns hat fast kaum jemand Geschwister, soweit ich weiß", überlegte ich. 
"Nun ja, kommt drauf an. Wenn du Spione als Eltern hast, dann ist es wahrscheinlicher, dass du Einzelkind bist. Schließlich können es sich die Guten nicht leisten öfter für längere Zeit auszufallen", meinte Leo.
"Klingt logisch", kommentierte Flavia. Langsam wurde es kühl, da ich nur ein T-Shirt anhatte. Ich griff zu der Strickacke, die um meine Hüften gebunden war. Meine Augen weiteten sich. Wo war meine Strickjacke!?

"Alles in Ordnung, Alex?", fragte Luca. Ich schüttelte stark meinen Kopf und mein Gesichtsausdruck verzweifelte leicht.
"Scheiße!", fluchte ich. "Ich habe meine Strickjacke im Zimmer der Königin vergessen!"
"Ja und? Ist ja nicht so schlimm, hast ja da das Bett gemacht. Geh einfach morgen hin und hol sie dir", zuckte Teresa mit den Schultern. Ich packte sie an den Schultern, starrte ihr verzweifelt in die Augen und schüttelte sie.
"Verstehst du denn nicht!? Ich habe die Strickjacke auf die Kommode geschmissen!! Darunter liegt noch das Büchlein, was ich gefunden und durchsucht habe!! Sie darf nicht wissen, dass ich das jetzt kenne!!" Ich ließ Teresa schwungvoll los, sodass sie nach hinten taumelte und ich raufte mir die Haare.

"Was stand denn überhaupt da drin?", fragte Luca beiläufig.
"Ihre geheimsten Notizen über uns alle! Sie hat uns spioniert! Infos beschafft, was weiß ich!! Aber neben unseren Bildern standen immer solche Dinge wie Stärken, Schwächen oder andere Gedanken, wen sie zu erst eliminieren will und so!" Meine Hände fuhren verzweifelt auf mein Gesicht. Ich hockte mich hin und schüttelte den Kopf aus voller Verzweiflung.
"Oh", kam nur von Luca.
"Wen will sie denn zu erst eliminieren?", fragte Flavia neugierig.
Ich schnaubte. "Na wen wohl!?"
"Ich tippe mal auf...öhm...dich?", sagte Leo vorsichtig.
"Ganz richtig! Und jetzt kann sie es wohl kaum abwarten!"
"Nimm's nicht so schwer", meinte Luca. Ich blickte ihn wütend an und zeigte ihm aus lauter Frust sogar meinen Mittelfinger.
"Was würdest du bitte sagen, wenn dich ständig alle eliminieren wollen!? Das ist echt anstrengend und einfach nur beschissen!"
"Wie viel Uhr ist es denn jetzt?", fragte Teresa.
"Ich glaube so viertel vor elf", sagte Christian. 
"Wenn du Glück hast, dann sind sie noch nicht im Zimmer", überlegte Flavia. 
"Kommst du mit, Leo? Dann sterbe ich wenigstens nicht alleine", bat ich ihn mit einem schiefen, schwachen Lächeln. Er seufzte, nickte schließlich aber.
"Was man nicht alles für seine Freundin tut!"
Schnell sprang ich auf und zog ihn aus der Tür hinaus. Jetzt ging es nur noch um ganz viel Glück.

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