81. Kapitel

Kommentare sind quasi meine Bezahlung hier, denkt dran, wenn ihr das Kapitel lest :)

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Louis:

„Ich habe nicht mit ihm geredet", seufze ich und trinke einen Schluck Tee. Cayla verdreht die Augen. „Idiot." – „Was? Hätte ich ihm sagen sollen, oute dich oder wir haben keine Zukunft?" – „Etwas netter könntet du es aber schon ausdrücken", wirft Lottie ein. „Danke für den Tipp, da bin ich nicht vorher drauf gekommen", antworte ich trocken. Als würde ich Harry das einfach so vor den Kopf knallen, so dumm bin ich nicht, auch wenn Lottie mir das offenbar zutraut.

„Schleicht er sich jetzt jeden Abend zu dir ins Zimmer?", fragt Lottie ungeniert weiter. „Mal schauen." – „Meinst du nicht, das fliegt irgendwann auf?" – „Du bist zu pessimistisch", erwidere ich, wohl wissend, dass Lottie nicht unrecht hat. Irgendwann wird es rauskommen, ich hoffe nur, dass es eher spät als früh ist. Was ist, wenn Harry sagt, er fliegt dort für ein Turnier hin? Nein, dumme Idee. Seine Mutter weiß garantiert, wann wo welche Wettkämpfe stattfinden. Und eigentlich ist er doch schon geoutet, oder? Immerhin saß ich halb nackt in seinem Bett. Ist es nicht offensichtlich, wieso ich dort war? Verdammt, das hätte ich ihn früher fragen sollen.

Ich nehme es mir vor, aber als Harry abends wieder zu mir ins Zimmer kommt, ist es vergessen. Viel wichtiger erscheint mir in diesem Moment, ihn zu kuscheln und zu küssen und ihn bei mir zu haben. Ich sehe ihm den Stress an. Ich weiß nicht, ob es an der Pressearbeit liegt, die er jetzt gerade hinter sich zu bringen hat oder an seiner Mutter, die ihn permanent beobachtet und ihm Anweisungen gibt. Er ist völlig fertig und sobald ich ihn in meine Arme ziehe, schläft er ein.

Der Tag meines Wettkampfs kommt und ich habe immer noch nicht mit ihm gesprochen. Verdammter Mist. Cayla klopft an meine Tür, als ich mich gerade anziehe. Ich öffne und sie lässt sich auf mein Bett fallen. „Gut geschlafen?" – „Harry war bei mir", antworte ich lächelnd. Scheiße, ich bin wirklich noch schlimmer als Niall. „Das könnte jetzt entweder bedeuten, dass du gar nicht geschlafen hast oder dass du besonders gut geschlafen hast." – „Beides", grinse ich und nehme mir ein Shirt aus dem Schrank. „Also hattet ihr Sex", stellt Cayla unbeeindruckt fest. „Ja", nicke ich. „Und dann haben wir geschlafen. Er ist vor einer Stunde gegangen." – „War es gut?" – „Was?" – „Der Sex." – „Wieso interessiert dich das?", frage ich skeptisch. Sie verdreht die Augen. „Du erzählst doch sonst auch, wenn du mit jemandem gevögelt hast." – „Geschlafen." – „Was?" – „Ich habe Harry nicht gevögelt, ich habe mit ihm geschlafen", korrigiere ich sie instinktiv. Sie sieht mich schmunzelnd an. „Was ist?" – „Der Kerl hat sich absolut um den Finger gewickelt." – „Halt die Klappe." – „Also?" – „Du nervst", antworte ich und nehme mir meine Schuhe.

„Es war schön. Und es war nicht das erste Mal, wenn du es genau wissen willst. Das war nachdem er gewonnen hat", erzähle ich ihr. „Es war... anders", gebe ich dann zu. „Es war viel besser als mit Oliver oder den anderen bisher. Ihn so zu sehen... keine Ahnung, es war nicht nur vögeln", versuche ich die richtigen Worte zu finden. „Ist doch schön", antwortet sie und steht auf. Ich nehme meine Sachen und wir verlassen mein Zimmer. Harry hat schon gefrühstückt. Sein Teller ist leer, als ich ihn entdecke. Fuck, ich will zu ihm und ihn umarmen und dann küssen. Ich glaube, ich werde vollkommen durchdrehen, wenn sich das hier in eine Fernbeziehung umwandelt. Meine Familie ist schon da und ich lasse mich auf einen der Stühle fallen. „Guten Morgen, bereit für heute?", fragt Mum gut gelaunt.

Natürlich bin ich aufgeregt. Wie könnte ich das nicht sein? „Ja. Ich kann das", antworte ich motiviert. In etwa zwei Stunden ist Startschuss. Mein Frühstück habe ich mir heute penibel genau ausgesucht. Ich habe so lange auf diesen Tag hingearbeitet, es ist surreal, dass es in wenigen Stunden alles schon wieder vorbei it.

Je näher der Startschuss rückt, desto nervöser werde ich. Die Tribünen sind aufgebaut, Start und Ziel ist an der gleichen Linie. Ich sehe mich um. Harry ist noch nicht hier. Er meinte, er würde kommen. Seine Mutter will nicht an der Strecke stehen, also haben sie hier Plätze. Große Bildschirme übertragen die Strecke und den Wettkampf, wenn wir nicht mehr in Sichtweite sind.

Meine Mum steht neben mir. „Er wird da sein." – „Und wenn nicht?" – „Dann weißt du, dass das seine Mutter schuld ist und nicht er. Er würde dich liebend gerne anfeuern." Ich weiß, dass sie recht hat. Ich kann allerdings auch meine Gedanken nicht abstellen. Ich muss mich auf mich konzentrieren, theoretisch weiß ich das, aber ich bekomme es nicht vollkommen hin. Mein Blick gleitet immer wieder suchend über die Ränge. Es sind nur noch fünf Minuten bis zum Start.

Vielleicht war es Instinkt, aber ich sehe noch einmal hin. In diesem Moment entdecke ich ihn. Er geht mit seiner Familie die Treppe hoch zu ihren Plätzen. Er ist hier. Lächelnd warte ich, bis er sitzt. Er sieht zu mir und lächelt kurz. Ich weiß, dass er nicht winken kann, aber sein Blick reich völlig aus. Jetzt kann es losgehen, jetzt bin ich wirklich bereit.

Sobald die Kanone ertönt, funktioniert mein Körper wie auf Autopilot. Meine Muskeln wissen von selbst, was sie zu tun haben, ohne dass ich groß darüber nachdenken muss. Der Start läuft gut, ich komme gut in den Wettkampf rein. Ich bin nicht direkt an erster Stelle, aber unter den ersten Zehn. Das heißt noch nicht viel, aber es gibt mir ein gutes Gefühl. Das kühle Wasser umhüllt meinen Körper, aber es ist so warm draußen, dass mich das nicht stört.

Triathlon ist kein Wettkampf, der sich in ein paar Minuten entscheidet. Über die gesamte Zeit muss man konstant konzentriert und ehrgeizig sein. Die Lücken zwischen den Sportlern werden größer und ich setze mich mit der vorderen Gruppe ab. Dann kommt der erste Wechsel. Da muss alles glatt laufen, sonst kostet es wertvolle Zeit. Es funktioniert. Jeder Handgriff sitzt. Ich springe aufs Rad und bringe Abstand zwischen die Sportler hinter mir und mich.

Die Strecke führt quer durch Paris. Es ist eine schöne Strecke an deiner Seine entlang. An der ganzen Strecke stehen Zuschauer feuern uns alle an. Autos mit Kameras fahren nebenher und übertragen den Wettkampf auf die Bildschirme an den Tribünen und in die Welt hinaus. Das war das Ziel, hier wollte ich immer hin.

Ich lege immer mehr Kilometer hinter mich. Die Ziellinie kommt immer näher. Schließlich beginnt die letzte Etappe. Laufen. Der letzte Abschnitt des Wettkampfs. Ich bin in den Top fünf. Das muss so bleiben. Kurz vor der Ziellinie ziehe ich mein Tempo an. Ich will es schaffen. Es sind nur wenige Meter, vielleicht zwanzig, bis alles entschieden ist. Fuck, ich schaffe es.

Ich überhole den Kanadier vor mir. Dritter Platz. Das bedeutet Medaille. Geschafft falle ich auf die nie und lege mich dann auf den Rücken. Ich habe es tatsächlich geschafft. Ich atme schwer und meine Muskeln brennen. Ich bin fix und fertig, aber dieses Gefühl, was sich gerade in mir breit macht, ist überwältigend. Dass ich nicht auf dem ersten Platz bin, interessiert mich herzlich wenig. Meine Leistung ist super und mehr, als ich erhofft habe. Mein Trainer kommt zu mir und zieht mich in die Arme. „Das war Klasse! Du warst wunderbar!", sagt er begeistert und beglückwünscht mich. Dann kommt meine Familie. Ich grinse glücklich, als auch sie mir gratulieren.

„Harry steht dort vorne", sagt Cayla leise und deutet zur Seite: Ich sehe zu ihm und frage ihn mit meinem Blick stumm, ob es in Ordnung ist, wenn ich zu ihm komme. Ich will ihn küssen, jetzt sofort. Er nickt und sieht sich um. Seine Mutter ist noch mit Gemma auf der Tribüne. Ich gehe sofort zu ihm. „Hey", lächelt er. „Glückwunsch zur Medaille." – „Du weißt nicht, was du sonst sagen sollst, oder?", bemerke ich. Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß, dass es kein Gold ist, Harry, aber ich bin sehr zufrieden mit mir", erwidere ich. Er nickt. „Ich habe gehofft, dass du das sagst. Ich fand dich wunderbar." – „Danke, Love."

„Ah, hier bist du." Natürlich musste seine Mutter sich jetzt zu ihm stellen. Sie sieht mich an. „Ich dachte das hätten wir geklärt", sagt sie mit kaltem, bestimmenden Ton zu ihm. „Ich... uhm... ich habe ihm gratuliert", antwortet er ihr. Ich muss mich zwingen, nicht die Augen zu verdrehen. Theoretisch stimmt es, aber das ist vermutlich nicht das, was seine Mutter meint. „Du weißt, dass alles andere ein Fehler wäre, oder Harry?" – „Ein Fehler, wieso?", platzt es aus mir heraus. Harry sieht mich mit großen Augen an. Fuck. „Wo wäre das Problem, wenn wir uns kennen?", spreche ich weiter. „Darf Harry keine Freunde haben, weil er sich sonst angeblich nicht genug auf den Sport konzentriert." – „Natürlich darf er Freunde haben!"

Ich sehe genau, dass die Stimmer seiner Mutter ihm durch Mark und Bein geht. Er tritt nervös auf der Stelle und sieht an mir vorbei. Sein Blick ist unruhig und wenn man ihn ließe, würde er vermutlich sofort das Weite suchen. „Harry weiß, was für ihn gut ist. Wir haben nicht umsonst Gold gewonnen", entgegnet sie und ihr Blick verrät genau, dass sie weiß, dass ich Bronze habe. „Wir? Wohl kaum", schnaube ich und schüttle den Kopf. „Ich bin mir sicher, ich habe nur Harry von dem Brett springen sehen." – „Was erlauben Sie sich?!" 

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Die Situation ist ganz schön prekär. Was wird Harry jetzt wohl tun? Oder rutscht Louis etwas raus, was er nicht sagen sollte? 

Love, L

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