77. Kapitel
Harry:
Mein Wecker reißt mich unsanft aus dem Schlaf. Ich seufze leise. „Bleib hier", murmelt Louis verschlafen und zieht mich enger an sich heran. Er liegt hinter mir und hat die Arme um mich geschlossen. Ich drehe mich zu ihm und sofort legt Louis sich auf den Rücken. Ich liege mehr oder weniger sofort auf ihm, denn er lässt mich einfach nicht los. „Lou..." – „Love", antwortet er mir nur. Ich mustere ihn schmunzelt. Er öffnet nicht einmal seine Augen. Sein Mund ist ein Stück geöffnet und ich bin sicher, wenn ich mich die nächsten Minuten nicht bewege, dann schläft er wieder ein. „Louis." – „5 Minuten." – „Ich muss gehen." – „Bullshit", widerspricht er nur. „Aber ich muss in mein Zimmer zurück. Meine Mum bemerkt es sonst."
Louis murmelt irgendetwas. Ich drücke seinen Kuss auf seine nackte Brust (denn an seine Lippen komme ich gerade nicht dran) und richte mich auf. Sofort habe ich das Bedürfnis, mich wieder zu ihm unter die warme Decke zu kuscheln. „Schlaf weiter, okay?" – „Mhm..." Ich lächle amüsiert, als ich sehe, wie er sich auf mein Kissen dreht und seine Nase hineindrückt. Himmel, er ist mein Freund. Ich ziehe mir meine Sachen über und sehe noch einmal zu ihm. Ich bin verrückt nach ihm. „Ich bin jetzt weg, Lou." – „Mhm." Er öffnet die Augen und setzt sich ein klein wenig auf. „Denk dran, du schaffst das, Love. Du kannst das." – „Danke, Lou." Ich beiße mir auf die Zunge.
Es dauert nicht einmal zwei Minuten von Louis' Zimmer zu meinem. Ich schließe die Tür und ziehe mich um. Ich hatte noch die Klamotten von gestern an. Gerade, als ich meine Schuhe wieder schließe, klopft es an der Tür. „Sekunde!", sage ich laut, stehe wieder auf und öffne. Es ist meine Mutter, natürlich ist sie das. „Guten Morgen, Mum", sage ich und lächle. „Schön zu sehen, dass du pünktlich bist. Gemma wartet unten." Ich folge ihr zum Aufzug. Meine Laune ist gut. Ich bin müde, aber nicht einmal das stört mich gerade sonderlich. Ich weiß, dass es besser wird, sobald ich gefrühstückt habe.
„Guten Morgen. Bereit für heute?", grinst sie. „Ja, bin ich tatsächlich", antworte ich und bin genau so erstaunt wie sie, als ich es ausspreche. Ich bin wirklich bereit für heute. Wir holen uns einen Smoothie. „Hast du mit Louis gesprochen?", fragt sie, als Mum am anderen Ende des Buffets ist. „Ja... uhm... gestern." Ich lächle schief. Gemma sieht mich einen Moment nur an. „Was ist?" – „Du kannst nach wie vor nicht gut verheimlichen, was du denkst", antwortet sie mir schmunzelnd. „Was denke ich denn?", will ich von ihr wissen. „Du warst heute Nacht bei ihm, oder?" – „Habe ich das auf der Stirn stehen, oder woher weißt du das?" – „Quasi. Und du bist ziemlich gut gelaunt." – „Wir hatten nicht... gestern war das nicht so!", widerspreche ich ihr sofort. Gemma lacht und schüttelt den Kopf. „Nein, so meinte ich das nicht und ich wollte das auch gar nicht wissen."
„Wieso sagst du dann sowas?", frage ich irritiert und schüttle den Kopf. „Ich war bei ihm okay?" Ich sehe mich prüfend nach Mum um. Sie steht noch weit genug weg. „Ich war müde und bin direkt zu ihm gegangen. Wir waren duschen und sind dann ins Bett gefallen." – „Du warst mit ihm duschen?", fragt sie überrascht. Ich lächle schief und nicke. „Er ist mit in die Dusche gekommen und hat meine Haare gewaschen und mir eine Kopfmassage gegeben", erzähle ich ihr. Ich dachte, es ist seltsam, so etwas auszusprechen, aber es fühlt sich richtig an. Ich möchte es gerne erzählen. Gemma freut sich für mich, das ist ihr anzusehen. „Er tut dir gut, oder?" – „Ich denke schon. Er...uhm... Ich mag ihn sehr. Ich fühle mich gut wenn er bei mir ist und ich bin selbstbewusster geworden, glaube ich." – „Das bist du allerdings", nickt Gemma.
„Wusstest du schon seit Silvester damals, dass er der Richtige für dich ist?" Ich presse die Lippen zusammen und zucke mit den Schultern. Ich schaue zur Seite und kann nicht verhindern, dass ich an Ibiza denke. Nein, man kann nicht sagen, dass ich es wusste. „Er ist mir aufgefallen", weiche ich aus. Er ist mir definitiv aufgefallen, schon vor zehn Jahren. Ist das dumm? „Ich glaube, du wusstest es." – „Was meinst du? Dass ich ihn wiedersehen werde?" – „Dass er gut für dich ist", antwortet sie mir.
Wir gehen zu Mum und setzen uns. Natürlich geht sie mit mir die Sprünge durch. Mich stört es nicht, ich will gewinnen. Gemma hält sich zurück, aber ich sehe ihr an, dass es okay für sie ist. Zwischenzeitig sieht sie auf ihr Handy. Mum mag es eigentlich nicht, wenn man beim Essen ans Handy geht, aber jetzt gerade sagt sie dazu nichts. Als wir zur Halle gehen, gibt sie mir ihr Handy.
Louis: Kannst du Harry viel Erfolg wünschen?
Gemma: Das hast du heute Morgen doch bestimmt schon getan :)
Louis: Was soll das heißen?
Gemma: Er hat erzählt, dass er heute Nacht bei dir war
Louis: Ich schätze mal, nur dir und nicht eurer Mutter?
Gemma: Nein, so dumm ist er nicht.
Louis: Kannst du es ihm trotzdem noch einmal sagen?
Gemma: Mache ich. Sitzt ihr wieder oben auf der Tribüne wie gestern?
Louis: Ich darf ja leider nicht zu ihm nach unten
Mehr steht da nicht. „Kann ich ihn anrufen?" – „Wo ist dein Handy?", fragt sie verwundert. „In meiner Trainingstasche", antworte ich. „Mum bemerkt das bestimmt." Gemma seufzt, nickt dann aber. „Danke", lächle ich glücklich und lasse ihr Handy in meiner Hosentasche verschwinden. Gerade, als wir in der Halle ankommen, sage ich schnell: „Ich gehe mal kurz auf die Toilette." Mum nickt nur und ich verschwinde mit schnellen Schritten. Sobald ich um die Ecke in den Flur abbiege, rufe ich Louis an. Er hebt nur wenige Sekunden später ab.
„Was gibt's?" – „Hi... uhm..." – „Love? Hey, alles gut bei dir?", fragt er und augenblicklich wird seine Stimme sanfter. „Ich habe mich davon geschlichen, Mum denkt, dass ich auf dem Klo bin", antworte ich ihm und lache ein bisschen. Ich stehe neben dem Waschbecken und lehne mich an die Wand. „Gemma hat mir deine Nachrichten gezeigt." – „Ich würde gerne bei dir unten stehen. Heute bin ich etwas früher da als gestern, versprochen." – „Musst du nicht trainieren?" – „Ich habe noch ein paar Tage, keine Sorge." – „Aber..." – „Nichts, aber. Ich möchte dich gerne unterstützen und werde zusehen." – „Danke, Lou." – „Nicht dafür", antwortet er mir und ich weiß, dass er schmunzelt.
„Du bist der beste, Harry. Lass dich durch die anderen nicht verunsichern, okay? Und wenn einer der Sprünge daneben geht, dann ist das halt so. Es werden doch sowieso nur die besten gewertet." – „Du hast gegoogelt, oder?", frage ich amüsiert. „Nein." – „Nicht?" – „Cayla hat gegoogelt", gibt er dann zu und ich grinse. „Wusstest du wirklich nicht, wie der Sport funktioniert? Du weißt, du hättest fragen können." – „Um ehrlich zu sein, dachte ich einfach, dass der beste Sprung gewinnt, nicht dass es mehrere Runden und so gibt." – „So kompliziert ist es nicht", erwidere ich und sehe kurz auf mein Handy. Zwei oder drei Minuten kann ich noch hierbleiben, bevor Mum misstrauisch wird.
„Love?" – „Mhm?" – „Glaubst du an dich?" – „Was?" – „Sei ehrlich, glaubst du, dass du das hier schaffst?", fragt er. Ich schweige einen Moment. Dann nicke ich (obwohl er es natürlich nicht sieht) und antworte: „Ja. Ich habe so lange dafür trainiert. Ich kann das." – „Ich liebe es, wenn du so selbstbewusst bist. Bitte mehr davon." Louis weiß vermutlich genau, dass ich jetzt erröte. Gleichzeitig grinse ich glücklich und mir ist es tatsächlich nicht unangenehm, dass er so etwas zu mir sagt. Meine Güte, vor zwei Wochen noch hätte ich da völlig anders drauf reagiert. „Mehr gibt es, sobald ich auf dem Brett stehe", antworte ich provokant. Es fühlt sich so leicht an, auf diese Art und Weise mit ihm zu sprechen. Wieso kann das nicht immer so sein? Dumme Frage, Harry. Du weißt, warum. „Und vergiss nicht, Spaß zu haben, ja? Genieß den Moment, bitte." – „Werde ich. Danke, Lou." – „Immer. Zur Not schmuggle ich mich auf zu dir in den abgesperrten Bereich", sagt er drohend.
Ich lache und schüttle den Kopf. „Nein, mach das nicht. Dann wirst du noch disqualifiziert oder so." – „Mhm, schön. Aber spätestens heute Nacht werde ich dich wieder küssen müssen." – „Müssen?" – „Ich bin sicher, sonst bekomme ich Entzugserscheinungen." – „Oh nein, das wäre aber nicht gut, wenn so etwas vor deinem Wettkampf passiert." – „Schön, dass du mich verstehst", erwidert er kokett und ich grinse glücklich. Entzugserscheinungen weil ich ihn nicht küsse. Herr Gott! „Ich schleiche mich später zu dir, ja?" – „Ich werde wach bleiben." – „Musst du nicht." – „Ich werde sowieso nicht schlafen können", antwortet er mir hingegen und klingt dabei, als wäre er sich in dieser Sache absolut sicher.
„Ich muss los", merke ich und seufze enttäuscht. „Ich weiß", sagt er etwas ruhiger. „Bis gleich, Love. Viel Spaß und viel Erfolg." – „Danke. Bis gleich." Ich lege auf und stecke das Handy wieder weg. Gemma und Mum stehen bei meinem Trainer. Ich stelle mich direkt neben Gemma. „Ah, da bist du ja, Harry", sagt Mum zufrieden. „Ab mit dir aufs Laufband. Du musst warm werden." Ich nicke und als sie sich für einen kurzen Moment umdreht, drücke ich Gemma heimlich ihr Handy in die Hand. „Danke", flüstere ich zeitgleich. „Kein Problem", antwortet sie genauso leise und stößt mich leicht mit der Schulter an. Dann gehe ich zum Laufband.
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Es geht mit dem letzten Wettkampf für Harry los. Was denkt ihr, was passieren wird? Und wird Harrys Mutter es bald merken, dass Harry und Louis was haben?
Love, L
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