69. Kapitel
Louis:
Harry taut immer mehr auf. Er trinkt ein Glas Weinschorle und unterhält sich mit Fizzy. Ich habe keine Ahnung, worum es geht, aber er lacht immer wieder. Ich sehe ihn an und merke nicht einmal, dass ich lächle. „Du magst ihn sehr, oder?" Ich sehe zu Mum. Sie hat sich einen Weißwein geholt. „Was?" – „Du schaust, als wärst du schwer verliebt." – „Schwer verliebt?", frage ich verwundert und merke, dass sie schmunzelt. „Ich habe dich noch nie jemanden so anschauen sehen. Er ist etwas Besonderes, oder nicht?" – „Er ist sehr besonders", gebe ich zu. Es ist mir nicht peinlich oder unangenehm. Ich finde es schön, dass Mum bemerkt, dass Harry nicht einfach irgendwer ist.
Er sieht zu mir. Unsere Blicke treffen sich und er lächelt kurz, ehe er sich wieder meiner Schwester zuwendet. „Wieso ist seine Mutter nicht hier?" Ich seufze leise. „Harry redet nicht so viel darüber", antworte ich ihr. „Ich habe nicht viel mitbekommen, nur dass sie ihm wohl ziemlich viel Druck macht. Er muss Leistung bringen, damit sie zufrieden ist. Ich habe einmal mitbekommen, dass er das Training aufgenommen und ihr geschickt hat, damit sie sieht, wie er springt." – „Das klingt nicht sehr liebevoll." – „Ich glaube, das ist es auch nicht", seufze ich. „Es ist auch keine Option, dass er keine Medaille bekommt. Und eigentlich kommt auch nur Gold in Frage", füge ich hinzu. Es ist nicht so, dass ich es ihm nicht gönnen würde, aber ich finde es kritisch, wie seine Mutter dazu steht.
„Und da ist sie nicht einmal hier?", fragt Mum perplex. Ich zucke mit den Schultern. „Ich würde es Harry wünschen, dass sie noch herkommt, aber er ist sich ziemlich sicher, dass das nicht passieren wird. Ursprünglich war auch nicht geplant, dass Gemma herkommt, soweit ich weiß. Sie hat es spontan entschlossen, als sie erfahren hat, dass ihre Mum nicht nach Paris reisen wird." Ich sehe wieder zu ihm. Sein Glas ist leer und ein Kellner nimmt es ihm ab. Ob wir heute wieder in einem Bett schlafen werden? Ich hoffe es, sehr. Ich will mich hinter ihn legen, einen Arm um seine Taille schließen und ihn an mich ziehen. Ich möchte meine Nase in seine Locken drücken und seinen Nacken und seinen Hals küssen.
Harry stellt sich zu uns. Fizzy geht zur Bar und holt sich noch etwas zu trinken. „Hey." Er sieht kurz zu meiner Mum, dann wieder zu mir. „Ich gehe mal eben zu Fizzy", sagt Mum und lächelt kurz. Ich weiß, dass sie das nur tut, um uns in Ruhe sprechen zu lassen. Ihr Glas ist noch halb voll. „Alles gut? Fühlst du dich wohl?" – „Deine Schwester ist sehr nett", nickt er. „Worüber habt ihr euch unterhalten?" – „Häkeln", antwortet er und spricht begeistert weiter. „Ich habe ihr von dem Cardigan erzählt, den ich schon fertig habe. Erinnerst du mich daran, dass ich ihr das Muster dafür schicke?" – „Ich kann es versuchen." Ich werde es absolut vergessen.
„Der Cardigan ist fertig?", bemerke ich dann. „Uhm... ja." Er weicht meinem Blick aus und ihm ist anzusehen, dass seine Gedanken sich überschlagen. „Hätte ich das nicht fragen sollen?" – „Ich weiß nicht... uhm... ich habe damit nicht gerechnet." – „Möchtest du lieber das Thema wechseln?" Er lächelt und entspannt sich wieder sichtlich. „Gerne. Nachher zu mir oder zu dir?", fragt er kokett. Überrascht sehe ich ihn an. Mit dieser Direktheit hätte ich nicht gerechnet. Ich mag es aber sehr. „Wie du es lieber hast." – „Dann gerne mal zu dir. Du kommst immer zu mir. Wir wollten das mal ausgleichen."
Es dauert ewig, bis wir gehen. Natürlich gefällt mir die Veranstaltung, aber ich bin müde und möchte duschen und vor allem möchte ich Harry für mich allein haben. Er hat Spaß und möchte noch nicht gehen. Ich lasse ihm alle Zeit, die er möchte. Ich bezweifle, dass er oft unter Menschen bei Veranstaltungen oder Partys war und sich dort wohl gefühlt hat. Heute tut er es und ich wäre es absolutes Arschloch, wenn ich ihn da wegholen würde. Ich lehne an der Bar und trinke einen Smoothie. Eigentlich hätte ich lieber ein Bier, aber mein Trainer würde mich köpfen. Das hier ist der Wettkampf, auf den ich mich mein ganzes Leben lang vorbereitet habe. Ich werde garantiert nicht jeden Abend trinken und mir damit meine Form kaputt machen.
„Du schaust ihn an." Ich sehe zur Seite. Spencer hat sich neben mich gestellt. „Und?" – „Hast du vor, ihm den Wettkampf kaputt zu machen?", fragt er mich geradeheraus. „Bitte was?" Spencer trinkt in Ruhe und gelassen seinen Wein. „Wie man so hört, vögelst du dich so durch." – „Wie man so hört?" Spencer interessiert es ganz offensichtlich gar nicht, was ich ihn gerade gefragt habe. „Ich finde es ziemlich unsportlich, dass du Harry derart ablenkst. Jeder hier hat hart gearbeitet, um es bis hierher zu schaffen." – „Moment, was willst du gerade von mir?" Er sieht mich an. „Dir sagen, dass du ein Arschloch bist, weil du ihn wohlmöglich seinen Sieg kosten wirst und dass ich dich persönlich fertig machen werde, wenn er deinetwegen versagt." – „Wieso sollte er versagen? Er ist sehr viel besser als du." – „Er bekommt Gold, ich bekomme Silber." – „Und da bist du dir sicher?"
Spencer verdreht die Augen. „Mir ist klar, dass er besser ist als ich. Natürlich hätte ich gerne Gold, aber nicht, wenn ich es nur deswegen schaffe, weil du ihn ablenkst." – „Wie sportlich von dir", antworte ich. Mein Tonfall trieft vor Sarkasmus. „Von wem hast du, dass ich mich hier angeblich durchvögeln würde?", will ich dann wissen. „Soll ich dir das sagen, damit du es noch schlimmer machst? Garantiert nicht." – „Du hast doch mit diese Scheiß angefangen." – „Und du hast nicht abgestritten, dass du etwas mit Harry hast", antwortet er mit. Scheiße.
Perplex sehe ich ihn an. „Was? Hast du geblufft?" – „Nein, das nicht, aber ich wollte tatsächlich wissen, ob du Harry um den Finger gewickelt hast." – „Ich habe nicht – was geht dich das eigentlich an?" – „Ich möchte, das England möglichst viele Medaillen nach Hause holt", antwortet er lediglich. „Und deswegen redest du mich von der Seite an und laberst so eine Scheiße?" – „Sei froh, dass es noch nicht zur Presse durchgedrungen ist." – „Drohst du mir etwa gerade? Du mieses Arschloch!" – „Habe ich dir überhaupt nicht gedroht, es war nur eine Feststellung. Das ist kein Grund mich einfach u beleidigen, oder? Das hat etwas mit Respekt zu tun." Spencer bleibt ein Arschloch.
Ich gehe wieder zur Harry. „Gehen wir?", fragt mich er mich direkt. „Gerne." Meine Familie und auch Gemma stimmen zu und wir verlassen die Location. Sie müssen zu einem anderen Gebäudekomplex und verabschieden sich. Dann sind Harry und ich allein. Wir sind nicht die einzigen im Aufzug, sonst hätte ich ihn hier schon geküsst. Jetzt muss ich mich damit zufrieden geben, so nah neben ihm zu sehen, dass ich sein Parfum riechen kann. Der Aufzug ist ziemlich voll, deswegen fällt es auch nicht auf, als wir auf der gleichen Etage aussteigen. Ich ziehe meine Schlüsselkarte und lasse ihm den Vortritt. Er stellt die Schuhe ordentlich weg. Ich habe meine da schon längst einfach zur Seite gekickt. „Uhm... möchtest du auch noch duschen?", fragt er mich, als ich mein Hemd öffne. „Ja, hatte ich vor", nicke ich und lege es über einen der beiden Stühle.
„Uhm... also..." – „Würdest du mit mir duschen gehen?", frage ich ihn und er lächelt. „Ja." – „Du weißt, dass du das einfach fragen kannst?" – „Ja, aber es ist komisch, es auszusprechen", erklärt er mir und zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es ist seltsam." – „Ungewohnt?" – „Ja, das passt besser als seltsam." Ich stelle mich ihm gegenüber und schiebe meine Finger zwischen seine. „Alternativ kannst du auch gerne meine Hand nehmen und mich mit ins Badezimmer ziehen, dann musst du nichts sagen." Er errötet und ich weiß, dass er sich das gerade bildlich vorstellt. „Vielleicht, bald", erwidert er nervös. „Komm." Ich öffne die Badezimmertür und führe ihn hinein. Ich stelle mich ihm wieder gegenüber und öffne mit Bedacht jeden einzelnen Kopf seines Hemds. Er bekommt eine Gänsehaut und seine Finger streichen über meine nackten Unterarme.
„Ich glaube, ich mag das hier", meint er, als er aus der Hose steigt und ich meine Finger unter seine Shorts klemme. „Es ist nicht so sexuell, weißt du? Es ist so ruhig und angenehm und entspannt." – „Du fühlst dich wohl?" Er nickt lächelnd und lässt zu, dass ich ihn ganz ausziehe. Ich weiß genau, was er meint. Die Stimmung ist nicht aufgeheizt und hektisch, im Gegenteil. Ich folge Harry unter die Dusche. Er schließt die Augen und ich lege meine Hände auf seine Hüfte. Ich sehe hinter ihm und küsse seinen Hals. Er seufzt leise auf. „Kuschelst du mich so gleich auch im Bett?" – „Von hinten?" – „Mhm. Ja." – „Natürlich." – „Gut." Er dreht sich zu mir um.
Harry küsst mich so süß und liebevoll, dass mein Herz für einen kurzen Augenblick vergisst, dass es noch eine andere Aufgabe hat, als ihn anzuhimmeln. Wir lassen uns Zeit, ich wasche ihm die Haare und er besteht darauf, dass er Spülung in meine Haare schmieren darf. Ich lasse ihn machen. Er lächelt zufrieden und vielleicht stelle ich wenig später tatsächlich fest, dass meine Haare weicher sind als sonst. Verwundert merke ich, dass er sich kein Shirt anzieht, bevor er ins Bett klettert. Er sieht mich abwartend an. Sollte ich ihn fragen, ob es wirklich für ihn in Ordnung ist, so zu schlafen? Ich entscheide, es nicht zu tun. Er weiß, was er tut. Ich lege mich zu ihm und ziehe ihn in meine Arme. Ich küsse ihn wieder und wieder, ich kann nicht anders. Er erwidert jeden einzelnen dieser Küsse und kuschelt sich an mich. Fuck, ich bin ihm so verfallen.
Irgendwann dreht er sich um. Ich rutsche zu ihm und lege meinen Arm um ihn. Er nimmt ihn sofort und drückt ihn gegen seine Brust. „Das ist toll." – „Finde ich auch", antworte ich und küsse seine Wange." – „Schlaf gut, Love." – „Du auch, Lou." Lou.
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Tja, da wird wohl einiges über Louis erzählt. Ob Harry davon wohl Wild bekommt?
Love, L
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