55. Kapitel
Louis:
Nialler: Er ist auf dem Dach. Ich warte unten am Aufzug.
„Komm mit." Gemma sieht mich verwundert an. „Ich weiß, wo er ist. Niall hat ihn gefunden." – „Niall ist auch hier?" – „Ja, aber er macht so Marketingkram", antworte ich ihr schulterzuckend. Wir gehen durch die Anlage. „Du und mein Bruder also." – „Anscheinend", schmunzle ich und zucke mit den Schultern. Gemma sieht mich skeptisch an. „Was ist?" – „Ich hätte nicht gedacht..." – „Was? Dass er auf Männer steht?" – „Dass du sein Typ wärst", korrigiert sie mich. „Offenbar schon", erwidere ich nur und schmunzle dabei ein bisschen. „Wusstest du dass er auf Männer steht?", frage ich sie dann.
Gemma zögert. „Ich dachte eigentlich, dass er Asexuell ist", gibt sie zu. „Er hat nie etwas mit irgendwem. Er war soweit ich weiß, nie verliebt oder so." Doch, das war er. Ich spreche es nicht aus, das steht mir nicht zu. Es ist an Harry, Gemma es zu erzählen. Oder auch nicht. Wen interessiert es schon, in wen Harry vor ein paar Jahren mal verknallt war. Das ist vollkommen irrelevant. Außerdem meinte er, der Typ würde ihn sowieso nicht beachten. Besser für ihn. Und für mich.
„Wann hat das mit euch beiden angefangen?", möchte sie wissen. „So richtig weiß ich das nicht", gebe ich zu und lasse die letzten Tage Revue passieren. „Am Anfang konnte ich ihn kaum einschätzen." Ich schmunzle. So kompliziert ist Harry nicht. Er entspricht nur nicht der Norm. „Und dann hat Cayla sich mit ihm angefreundet und dann... dann war er nicht mehr nervig. Im Gegenteil", meine ich. „Lass uns noch etwas zu Essen für ihn holen. Er war garantiert nicht in der Kantine", beschließe ich. „Genauso wenig, wie du", erinnert Gemma mich. Ich zucke mit den Schultern. „Ich hole eben etwas. Möchtest du auch?" – „Gerne. Fritten oder so." – „Wenn ich so etwas finde", stimme ich zu und verschwinde in der Kantine. Harry hat heute lange trainiert. Ich entscheide mich für ihn für einen Hähnchenburger und einem kleinen Salat dazu. Gemma nehme ich eine Portion Fritten mit und ich selbst nehme eine Bowle mit Reis. Ich habe alles schnell zusammen und kehre zu Gemma zurück. Verrückt wie klein die Welt ist. Gemma hat unter Niall gewohnt und Harry stellt sich als ihr Bruder heraus. Irre.
Am Aufzug angekommen, stehe ich, dass Niall und Cayla da schon stehen. Gemma kennt beide, Niall besser als Cayla. Meine beste Freundin sieht sie grinsend an. „Ich wusste, er kommt mir bekannt vor. Niall schweigt. „Ihr seht euch auch echt ähnlich", pflichte ich Cayla bei. Niall verdreht die Augen. „Idiot." – „Was?" – „Du bist ein Idiot", wiederholt er. „Was habe ich denn jetzt schon wieder getan?", will ich von ihm wissen. Im Moment streiten wir viel öfter als sonst. Mich nervt es, aber ich verstehe nicht, was er gegen mich hat. „Nichts. Nur dein Gehirn arbeitet echt schlecht", antwortet Niall mir trocken. „Arsch", antworte ich nur. Gemma schmunzelt. „Alles beim alten", grinst Cayla amüsiert und sieht zwischen uns hin und her.
„Niall und ich gehen jetzt Abendessen und ihr zwei werdet hoch zu Harry gehen. Der Arme ist bestimmt völlig durch den Wind", beschließt sie. Gemma seufzt. „Eigentlich sollte er wissen, dass es für mich kein Problem ist, dass er auf Männer steht. Niall verdreht die Augen. „Was?", frage ich sofort. „Findest du das irrelevant?" – „Das habe ich nicht gesagt." – „Du kennst das Gefühl, dich zu outen nicht. Schon gar nicht das erste Mal bei deiner Familie, du hast kein Recht dazu, das zu verurteilen." – „Darum geht es mir gar nicht, aber danke, dass du denkst, ich würde so etwas verurteilen", antwortet er. Jetzt ist er richtig angepisst. „Und was war dann?" – „Bist du schon einmal auf die Idee gekommen, dass ich es dir nicht sage, weil es dein Harry lieber tun sollte?", fragt er patzig. Perplex sehe ich ihn an. Was soll Harry mir denn sagen?
„Komm, wir gehen", bestimmt Cayla und zieht Niall in Richtung Kantine. Sie hat das richtige Gespür für so etwas. Wenn wir hier noch länger stehen bleiben würden, dann würden Niall und ich uns nur richtig streiten. Das will keiner von uns. Aber was kann ich dafür, wenn er nur Scheiße labert. Gemma drückt den Knopf zum Aufzug. „Hat er mit dir darüber gesprochen? Also, warum er sich nicht geoutet hat?" – „Mehr oder weniger. Ich denke nicht, dass an dir persönlich liegt." – „Mum wird nicht begeistert sein", sagt sie leise. „Dad ist es vermutlich egal, er wäre okay damit aber Mum... sie ist sehr kontrollierend, zumindest bei Harry." – „So etwas in der Art habe ich auch schon mitbekommen." Gemma nickt leicht. „Ich sollte nicht enttäuscht sein, dass er es mir nicht gesagt hat, oder?", fragt sie mich. Sofort schüttle ich den Kopf. „Rede einfach mit ihm. Er hat seine Gründe. Und sich zu outen ist am Anfang nie leicht." Die Aufzugtüren öffnen sich.
„Louis!", höre ich plötzlich. Verwundert drehe ich mich um. „Oliver, hi." – „Hast du eine Minute?", fragt der Sportler mich. Ich schaue zu Gemma. „Ich gehe einfach schon einmal vor, okay?" Ich nicke nur. Sie betritt den Aufzug und ich wende mich wieder Oliver zu.
„Wer ist das? Sie habe ich hier noch gar nicht gesehen." – „Eine... Bekannte. Eine Freundin", antworte ich ihm. Wieso ich nicht die Wahrheit gesagt habe, weiß ich nicht genau. Er nickt. Dann sieht er mich einen Moment an. „Kann ich dich etwas fragen?" – „Klar." Ich verstehe nicht recht, was er von mir möchte. „Das mit uns..." Scheiße. Fragend hebe ich die Augenbrauen. „Ich weiß, wir haben alle viel mit dem Training zu tun und so, aber vielleicht hast du die Tage noch einmal Zeit?" Er macht einen Schritt auf mich zu und berührt meinen Arm. Ich sehe auf seine Hand. Die gehört da nicht hin.
„Äh... ich glaube nicht." – „Gar nicht? War ich so schlecht?", fragt er und lacht dabei etwas. „Nein", antworte ich wahrheitsgemäß. Er war nicht schlecht. Er hat mich nicht völlig umgehauen, aber es war durchaus ziemlich gut. „Es hat mir gefallen, Oliver, aber –" – „Das klingt doch gut. Mir auch", unterbricht er mich und lächelt zufrieden. Er flirtet mit mir. Er flirtet ziemlich heftig mit mir. Ich hingegen stehe nur da und frage mich, wie ich ihn abservieren kann, ohne ein völliges Arschloch zu sein. Geht das überhaupt?
„Also heute Abend bei mir?", fragt er mich. „Sorry, ich kann nicht", schüttle ich den Kopf. Oliver mustert mich. Ich seufze. „Gar nicht mehr", stelle ich dann klar. Es wird so oder so unangenehm. Was soll ich es noch weiter hinauszögert. „Achso. Alles klar", versteht er und geht einen kleinen Schritt zurück. „Alles cool, es war ja nur Sex, nichts Ernstes." Ich nicke kurz. „Wir sehen uns." Ich will hier weg. Ich drehe mich zum Aufzug und drücke den Knopf. Es dauert ewig, bis ich oben ankomme.
Ich stoppe vor der Tür zur Dachterrasse. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Ich öffne die Tür und schaue mich um. Harry sitzt an der Seite auf einer der Bänke und sieht über die Anlage. Ich atme tief ein und wieder aus. „Hey", sage ich laut genug, dass er es hören kann. Er dreht sich nicht zu uns. Stattdessen sieht er auf den Boden vor sich. Gemma schüttelt leicht den Kopf. Sie sitzt neben ihm, dann stellt sie sich direkt vor Harry. Er schaut nicht zu ihr. „Steh auf", sagt sie bestimmend. Er zögert einen Moment, dann macht er es. Sofort zieht Gemma ihn in eine Umarmung. Man sieht, wie die Anspannung von ihm abfällt. Zumindest ein wenig. Ich höre nicht, was sie ihm sagt, aber ich kann es mir denken. Er nickt leicht, dann sagt er etwas. Gemma sieht zu mir. Sie scheint irritiert zu sein. Harry zuckt mit den Schultern. Ich wahre Abstand, um ihnen die Zeit zu lassen, die sie brauchen. Harry spielt mit der Wolle in seinen Händen und sieht Gemma an. Sie lächert aufmunternd und schaut dann zu mir.
Harrys Blick geht erst einen Moment später in meine Richtung. Ich lächle und halte die Tüte hoch. „Ich habe Abendessen mit." – „Uhm... okay?" Kurzerhand ziehe ich die neben den beiden stehende Bank vor die zwei. Gemma setzt sich Harry gegenüber und gibt mir damit die Möglichkeit, mich neben Harry zu setzen. „Hier. Ich hoffe das magst du, sonst kannst du meine Bowle haben." – „Hähnchenburger ist gut", lächelt er kurz und beißt ab. „Danke." Ich winke ab. „Schon okay."
Er sieht zu Gemma. Dann wieder zu mir. „Was ist? Ich weiß, dass ich Gemma kenne. Wir haben uns mal bei einer Party bei Niall kennengelernt. Das war... vor fünf Jahren?", fragen sehe ich sie an. Sie nickt. „Stimmt!", fällt es mir wieder ein. „Das war Nialls Silvesterparty, wo er nach der Hälfte der Zeit Amy abgeschleppt hat!", fällt es mir wieder ein. Ich sehe wieder zu Harry. Er presst die Lippen zusammen und sieht mich mit großen Augen an. Immer wieder weicht er meinem direkten Blick aus.
Nur einen Augenblick später wird mir eiskalt. Ich sehe zu Gemma. Dann wieder zu Harry. Was? Kann das sein? „Du... warst du auch da?" Er schweigt. Er streitet es nicht ab, das reicht als Antwort völlig. Gemma sagt dazu nichts. Harry sieht auf sein Abendessen. „Du warst da", stelle ich fest und sehe ihn perplex an. „Wieso hast du nichts gesagt? Seit wann weißt du, das wir uns schon einmal über den Weg gelaufen sind?" Er antwortet mir wieder nicht. „Harry? Rede mit mir, bitte." Er schweigt weiterhin. Er isst auch nicht weiter und er rutscht nervös auf der Bank hin und her.
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Here we go. Was meint ihr, wie wird Louis reagieren?
Love, L
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