46. Kapitel

Harry:

Ich schaue auf mein Glas Wein. Es schmeckt sehr viel besser, als ich dachte. Ich schaue Louis an. Wie kam er auf die Idee diese Bilder von mir zu machen? Ich habe nicht unbedingt etwas dagegen, nur gerechnet habe ich damit absolut nicht. Unser Essen wird gebracht.

„Ich hoffe, es schmeckt dir", meint Louis und nimmt sein Besteck. Es sieht verdammt gut aus. „Bestimmt", antworte ich zuversichtlich und probiere. Es schmeckt unglaublich gut. Ich seufze auf und lehne mich nach hinten. Meine Güte, so gut habe ich lange nicht mehr gegessen. Ich öffne die Augen wieder und sehe direkt Louis an. „Alles okay?", frage ich zögerlich. Er hat mitten in seiner Bewegung gestoppt. Schmeckt es ihm nicht? „Äh, klar. Alles gut", sagt er schnell und winkt ab. „Es...ich möchte dir noch etwas sagen, bevor es zu Missverständnissen kommen." Fragend sehe ich ihn an.

„Niall denkt, dass ich mit Oliver unterwegs sei." – „Uhm... okay?" Louis spricht sofort weiter: „Ich meinte, ich wäre heute Abend verabredet und irgendwie war es dann plötzlich so, dass Niall denkt, ich hätte ein Date mit Oliver." – „Uhm..." – „Habe ich aber offensichtlich nicht. Cayla weiß es. Niall nicht." Ich wusste, dass ein kein Date ist. Wie kann es sein, dass ich mir trotzdem wünsche, es wäre eins? Ich presse die Lippen aufeinander. Nein, das hier ist kein Date, das hat Louis gerade sehr deutlich gemacht. Ein Date... das habe ich aber offensichtlich nicht. Ich nicke und esse weiter.

„Ich wollte nur, dass du das weißt, bevor Niall wieder etwas idiotisches sagt." – „Wieso lügst du ihn an?", möchte ich von ihm wissen. Verdutzt schaut Louis mir entgegen. Ich mag es nicht, wenn man lügt, das möchte ich noch nie. Louis lügt immer wieder. Erst bei der Verabredung vom Sprungturm zu springen und jetzt auch wieder. „Wenn du dich nicht mit mir treffen möchtest, dass..." – „Nein! Also doch, ich möchte mich mit dir treffen?" – „Aber? Wieso dürfen deine Freunde davon nichts wissen?" Ich trinke noch einen kleinen Schluck Wein und hoffe darauf, dass Louis tatsächlich eine Erklärung für dieses Verhalten hat. Vermutlich hat er das aber nicht. Mir würde zumindest kein nachvollziehbarer Grund einfallen.

„Ich... äh... scheiße." Er seufzt und schüttelt den Kopf. „Irgendwie ist das alles etwas komplizierter geworden, als ich dachte." – „Aha?" Louis flucht leise, dann sagt er: „Ich habe mit Niall über Amy gesprochen. Dabei habe ich ihn gefragt, wie es ist, in einer Beziehung zu sein. Ich war ewig nicht mehr mit jemandem zusammen. Daraus hat Niall geschlussfolgert, dass ich in Oliver verliebt sei und als du das Date vorgeschlagen hast, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Niall ist der festen Überzeugung, dass ich auf Oliver stehe." – „Zumindest hattest du... uhm..." – „Mit ihm Sex", beendet Louis meinen Satz und nickt. „Stimmt, aber das bedeutet nicht, dass ich in ihn verliebt bin."

„Und wieso sagst du Niall es nicht einfach?" Ich verstehe nach wie vor nicht so ganz, wieso er seinen besten Freund weiterhin anlügt. „Dann würde Niall nur denken, dass ich auf dich stehe, weil ich mit dir in Paris essen gehe." – „Er denkt... was? Ich?" Perplex sehe ich ihn an. Dann schüttle ich den Kopf. Louis schweigt einen Moment. Wir sitzen uns stumm gegenüber und essen einfach weiter.

„Soll ich es ihm sagen?", fragt mein Gegenüber mich nach einer Weile. „Uhm... das musst du entscheiden", weiche ich aus. „Du magst es nicht, dass ich ihn angelogen habe", stellt Louis dennoch fest. „Ich mag es grundsätzlich nicht zu lügen und... uhm..." Ich zögere. Ich atme tief durch und spreche dann weiter. Es bringt nichts, wenn ich ihm nicht sage, wieso es mich stört. „Es gibt mir das Gefühl, dass du nicht möchtet, dass Leute wissen, dass du mit mir unterwegs bist." – „Dass ich mit dir... oh Gott, nein!", stellt er sofort klar. „Nein, darum geht es wirklich nicht! Es war nur, dass ich befürchtet habe, es könnte dir unangenehm sein, wenn Niall dich morgen darauf anspricht, dass ich auf dich stehen würde." – „Oh... uhm... vermutlich stimmt das." Sehr wahrscheinlich stimmt das. Niall weiß ganz genau, dass ich mal in Louis verliebt war, das wäre grauenhaft, wenn er dieses Thema ansprechen würde.

Louis schaut auf die Uhr. „Wir müssen so langsam los, wenn wir den Eiffelturm glitzern sehen wollen." Er sieht sich um und winkt einen Kellner heran. „Wir würden gerne zahlen." Ich hole mein Portemonnaie heraus, Louis macht das gleiche. „Ich würde dich ja gerne einladen, aber das willst du nicht, oder?", fragt er geradeheraus. „Wieso willst du mich einladen?" Er zuckt mit den Schultern. „Einfach so." – „Einfach so?" – „Ja." Ich zögere. „Bist du sicher?" – „So teuer wird es nicht, Harry. Du hast du zwei Gläser Wein getrunken, keine ganze Flasche." Ich sehe auf meine Bankkarte. „Du kannst auch nein sagen", meint Louis einen Moment später. „Du hast dir gemerkt, dass ich auf einem ersten Date lieber selbst zahle?", bemerke ich erstaunt. „Natürlich", erwidert er, als wäre es vollkommen selbstverständlich.

Ich lächle ein bisschen. „Okay... uhm... wenn du möchtest. Es ist schließlich kein Date, also gilt diese Regel heute nicht, oder?" – „Äh... genau", stimmt er zu. Er zahlt und nimmt die Tüte mit den Büchern und den Souvenirs. „Es ist schön, dass du mitgekommen bist", höre ich mich auf einmal sagen. Louis sieht überrascht zu mir. Dann lächelt er. „Finde ich auch. Das hier ist sehr viel schöner als die Kantine." Ich schmunzle amüsiert und nicke. Allerdings ist es das. Louis hat den Weg zum Eiffelturm schon herausgesucht. Wir gehen zu den Treppen, von denen man das Wahrzeichen besonders gut sehen kann.

„Was hältst du davon, wenn wir das nach den Wettkämpfen wiederholen?", schlägt Louis auf einmal vor. „Dass wir essen gehen?" Er nickt. „Gerne", lächle ich. „Dann können ja auch deine Freunde mitkommen." – „Meine Freunde?" – „Uhm... ja?" Louis stockt, dann nickt er. „Sicher, meine Freunde." – „Uhm... oder nicht?" Habe ich etwas Falsches gesagt?

Louis zuckt mit den Schultern. „Doch, wenn sie das möchten und das für dich okay ist." – „Ich kann doch nicht von dir verlangen, dass du deinen Freunden sagst, dass wir allein essen gehen", erwidere ich verwirrt. Louis sieht mich an. Es ist... keine Ahnung, was es ist. Er soll das nicht machen. Ich möchte nicht, dass mir wieder warm wird, wenn er mich anschaut. Dieses Gefühl war zwar nicht vollkommen weg, aber es wurde weniger. Jetzt auf einmal ist es wieder stärker. Es ist so viel stärker. Scheiße.

Wir kommen am Eiffelturm an. Louis lehnt sich gegen die Steinmauer an den Treppen und sieht auf die Uhr. „Noch zehn Minuten." Nach und nach kommen immer mehr Menschen dazu. Ich schaue mich um. Einige Meter weiter steht ein Paar, dass sich küsst. Ich weiß, man starrt nicht, aber für einen Moment schaffe ich es nicht, wegzuschauen. Ich möchte auch vor dem Eiffelturm geküsst werden. Sie lösen sich voneinander und selbst auf diese Entfernung sieht man die Liebe in ihren Augen. Es ist schön zu sehen, wie glücklich diese Menschen scheinbar sind.

„Gefällt es dir hier?", fragt Louis mich auf einmal. Ich drehe mich zu ihm und nicke. „Ja. Uhm... es ist toll." Ich sehe zum Eiffelturm. Er ist ziemlich beeindruckend. „Darf ich raten?" – „Mhm?" – „Du fragst dich, wie es ist, hier wohl so geküsst zu werden?" – „Habe ich die beiden so angestarrt?", frage ich alarmiert. Louis schmunzelt und schüttelt den Kopf. „Nein, aber vermutlich passiert sowas auch in den Büchern, die du immer liest." Erwischt. „Irgendwann wird dich hier jemand küssen."

Ich schüttle den Kopf. „Lass es gut sein, okay?" – „Was?" – „So zu tun, als müsste ich nur warten. Ich warte schon so lange, Louis. Ich habe mich damit abgefunden." – „Dein Blick gerade hat etwas anderes gesagt", widerspricht er mich. „Außerdem sollte sich niemand damit abfinden, nicht vollkommen glücklich zu sein, das ist scheiße." – „Es noch schlimmer, ständig mitzubekommen, wie viel Glück andere haben, ohne selbst etwas davon abzubekommen", antworte ich ihm. Louis macht einen kleinen Schritt auf mich zu. Ich rieche sein Parfum und mein Herz klopft schneller. Ich sollte definitiv einen Schritt zurück machen. Mein Körper will nicht auf mich hören, ich bleibe einfach hier stehen.

„Es wird klappen." Ich lache ein bisschen, ein bitterer Unterton schwingt mit. „Ich möchte nicht suchen. Es klingt dumm, aber ich möchte, dass es einfach so passiert. Ich mag diese ganzen Apps und Portale nicht, aber wie wahrscheinlich ist es dann, dass mir jemand über wen Weg laufen wird, der mich nicht seltsam findet? Ich gehe nicht viel raus, bin nie viel unter Menschen oder so. Wo soll ich so jemanden also treffen?", frage ich ihn. Louis schweigt.

Er sieht zum Eiffelturm und dann auf die Uhr. „Möchtest du, dass ich gleich ein paar Fotos von dir mache?" – Noch mehr Fotos?" Er nickt. „Sie werden bestimmt schön." – „Uhm... sagst du mir, was ich machen muss?" Er lächelt. „Klar." Er zieht sein Handy aus der Tasche und geht einige Schritte zurück. „Stell dich an die Mauer." Ich komme seiner Anweisung nach. „Beweg dich gleich ein bisschen. Lächle einfach in die Kamera oder schau zum Eiffelturm." – „Bist du sicher?" – „Absolut", nickt er entschlossen. Es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, dass er gleich Fotos von mir machen wird. Der Gedanke daran, sie als Erinnerung an den heutigen Abend zu haben, ist jedoch sehr schön.

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Harry und Louis stehen am Eiffelturm. Was passiert da wohl noch?

Love, L 

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