Kapitel 24
Die Nacht hatten wir sehr schön verbracht. Wir waren bis spät in der Nacht gesessen und hatten gesungen, gelacht, getanzt und uns über das Leben ausgetauscht.
Ich hatte den anderen von meinen Träumen erzählt. Sie waren alle ziemlich erstaunt gewesen, wie sehr ein Mensch sich auf einen Traum konzentrieren konnte, damit er Wirklichkeit werden würde. Sie hatten mich gefragt, weshalb ich von zuhause weg wollte. Meine Antwort war ganz einfach gewesen, denn ich hatte ihnen einfach die Wahrheit gesagt. Ich hatte ihnen gesagt, dass ich keine Lust gehabt hätte, einen fremden Mann zu heiraten. Jemand, der mir vollkommen fremd war, den ich nur ein paar Mal gesehen hatte.
Während ich das gesagt hatte, konnte ich Thomas nicht in die Augen. Ich hatte Angst, es würde ihn zu sehr verletzen und er würde mich daraufhin hassen. Doch nichts dergleichen passierte, ganz im Gegenteil. Er sah mich an, lächelte und nahm mich ganz fest in den Arm.
Ich hatte ihnen auch erzählt, dass ich schon immer so eine Reise machen wollte. Und das stimmte. Ich wollte schon immer einmal nach Vegas, nach Florida, nach Miami, in die Karibik, nach Amsterdam oder London. Und mit dieser Reise, einem ordentlichen Budget und meinen Freunden und meinem Verlobten im Gepäck konnte ich mir diesen Wunsch nun vielleicht endlich erfüllen.
" Außerdem wollte ich schon immer am Strand heiraten."
Eigentlich wollte ich diesen Satz gar nicht sagen, er war mir einfach so rausgerutscht. Doch ich schämte mich nicht dafür, denn es war schon immer mein Traum gewesen schwanger, in einem weißen knielangen Kleid mit Blumen und einem Blumenkranz auf meinem Kopf zu heiraten. Meine Brautjungfern in blauen Kleidern, mit blauen Kränzen auf ihren Haaren. Ich wollte ein Blumenmädchen in einem blau-türkisen Kleid, einen Pfarrer und zwei Pferde - ein weißes und ein schwarzes - auf denen ich dann durch die Wellen und am Strand entlang reiten konnte, den Wind in den Haaren und den salzigen Geruch in der Nase. Und am wichtigsten: Ich wollte frei sein, ich durfte hin reiten, wo ich wollte. Das war für mich das wichtigste. Und dann wollte ich die Tritte von meinem Baby spüren und ich wollte meine Hand an meinen Bauch legen und den Sonnenuntergang beobachten. Und irgendwann wollte ich die Welt bereisen wie alte Leute es taten.
Nach New York, Spanien, Alaska, Amsterdam, Texas, Paris, London. Und nochmal Las Vegas. Ich konnte mir sogar vorstellen, ein paar Jahre in Vegas zu leben. Und dann wollte ich in die Karibik. Zu Piraten, zu Indianern. Ich wollte etwas über die Majas lernen, über die Kelten, über Piraten und Plünderer.
Ich wollte nach Ägypten tauchen, nach Madrid die Stadt besichtigen, nach Paris ein Dinner ganz oben am Eifelturm, in Rom im Colosseum ein Theater anschauen, in Texas Stiere reiten gehen, nach Amsterdam essen gehen, in Paris das Disneyland besichtigen.
Und egal ob ich dazwischen wieder nach Hause kommen würde, ich würde meine Reise sicher nicht beenden, bevor ich mir alle Wünsche erfüllt hatte.
Augenscheinlich fand mein Mund diesen Einfall so genial, dass es meine Pläne ausspuckte, bevor mein Hirn mit denken so richtig nach kam.
" Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, das ich eine Weltreise mache und mir dabei alle Städte ansehe, die ich mir ansehen will. Also hab ich mir vorgenommen, dass ich auf meiner Hochzeit Pferde haben werde, ein schwarzes für mich und ein weißes für Thomas, damit wir gleich danach über den Strand galoppieren können. Und ich will, dass meine Brautjungfern in hellblauen oder türkisen Kleidern neben mir stehen und dass sie - wie ich - einen Blumenkranz auf dem Kopf haben. Außerdem will ich ein weißes, knielanges Kleid."
Ich grinste fröhlich von einem Ohr zum anderen.
" Und außerdem hab ich geträumt, ich heirate schwanger." Hoppla. Dieser Satz hätte eigentlich nicht sein sollen. Schlagartig wurde ich rot uns senkte meinen Blick. Peinlich peinlich.
Allerdings würde er mich ja heiraten. Also muss er wohl oder übel damit leben, dass seine zukünftige Frau definitiv nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Oder auch gar keine, keine Ahnung was hier gerade besser passte. Auch vollkommen nebensächlich im Moment.
Doch er hatte mir nur leicht über mein Haar gestrichen, mir einen Kuss auf den Scheitel gedrückt und ganz leise vor sich hin gemurmelt. Was genau hab ich nicht verstanden, es hat sich aber verdächtig nach " Dieser Wunsch wird sicher auch noch in Erfüllung gehen " angehört.
Und so packten wir nach und nach alle Sachen zusammen und packten sie wieder ins Auto. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir wieder nach Vegas fahren würden, uns Essen und Bargeld holen würden und dann einfach der Straße entlang, die uns am besten gefiel. Allerdings hofften wir davor, dass wir eine ordentliche und große Landkarte von Amerika bekommen würden, damit wir nicht irgendwo landen würden und dann unglücklicherweise in der Wüste ins Gras beißen würden. Oder in den Sand.
Aber was sollte ich schon dazu sagen, jeder Mensch wollte doch einmal seinen Kopf in den Sand stecken wie es die Vogelsträuße immer machten. Es war warm, es war ein sehr natürliches Peeling für das Gesicht und obendrein sah man auch noch verdammt sexy aus, wenn der Arsch in der Luft und das Gesicht im Sand war. Damit könnte man doch glatt einen Modelvertrag ergattern. Zu 100%.
Die Stimmung war locker, wir waren alle gut drauf. Und das war deutlich zu spüren. Ich grinste mit Avery um die Wette, Thomas und Jake sangen uns ein Ständchen und Luke und Amalia trommelten auf allem herum, was ihnen so in den Weg kam. Zwischendurch erhoben alle ihre Stimmen für einen Satz, dann würde die Melodie von allen durch das Auto geträllert. Wir waren immer noch dort, wo wir übernachtet hatten, allerdings war die Aussicht so unglaublich schön, dass wir alle nicht anders konnten, als von einem Ohr zum anderen zu strahlen. Selbst als wir uns schon auf den Straße von Vegas befanden, wir unsere gute Laune von einem Ende der Stadt bis zum andere zu spüren. Leute auf den Gehsteigen grinsten uns zu, andere Autos hupten den Beat den wir trällerten mit, andere wiederum öffneten ihre Fenster und Dächer und sangen mit uns mit.
Zwischendurch hielten wir an einem Supermarkt, kauften uns drei Kühlboxen, einen Haufen zu essen und Getränke, einen Reiseführer und nahmen wahrscheinlich die ganze Süßwarenabteilung mit zur Kasse und dann in die Autos. Wir hörten nicht eine Sekunde auf, so zu grinsen und verbreiteten weiter fröhlich unsere gute Laune.
Wahrscheinlich hatten wir gerade eben eine ganze Stadt zum lachen oder schmunzeln gebracht.
Allerdings machte lachen fröhlich, war gesundheitsfördernd und lockerte mit Sicherheit alles was einen bedrückte. Zumindest für einen Moment. Und das war doch die Hauptsache. Ich wollte Leute an meiner Freude teil haben lassen, wollte sie zum lachen bringen. Und ich glaube, dass taten wir alle im Moment. Sogar die Frau hinter der Kasse, die uns noch beim reinkommen mit einem grimmigen Blick angesehen hatte, hatte jetzt ein Lächeln auf den Lippen und summte fröhlich die Musik mit, die gespielt wurde.
Wir klapperten noch ein paar Läden ab, kauften Kleidung und sonstige Dinge, die wir noch gebrauchen konnten. Wir hatten uns sogar einstimmig dafür entschieden, dass jeder ein Souvenir mitnehmen würde. So wanderten Schneekugeln, Trinkbecher und Flaschen, sowie ein Sparschwein und ein paar Spielchips aus dem Casino in unsere Taschen. Dies alles verstauten wir dann in den Autos, nahmen die Karte zu uns und fuhren los.
Einfach los. Denn das Schicksal hatte sicher ein paar wunderschöne Orte für uns. Und das Schicksal würde uns sicher irgendwo hin bringen. Auch wenn es vielleicht ein mieser Verräter war, es konnte auch Wunder hervor bringen. Und Wünsche erfüllen.
Denn das Schicksal mischt die Karten. Und wir spielen. Wie wir spielen und was wir daraus machen, entscheiden wir am Ende doch selbst.
- Du kannst dein Leben immer grob planen, aber die Feinheiten darin, zeichnet das Schicksal und der Zufall malt es bunt.-
1307 Wörter *-*
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